NFL: nach Week 9
Mannschaft aus Stahl
Die Schlagzeilen des Wochenendes und wohl auch der ganzen Woche, gehören den Pittsburgh Steelers, die sich binnen zwei Wochen vom Mitläufer-Team zum SuperBowl-Kandidaten emporgespielt haben.
Letzte Woche setzten sie der 21 Spiele währenden Siegesserie der New England Patriots (NFL-Rekord) mit 34:20 ein abruptes Ende und gestern fertigten sie das letzte ungeschlagene NFL-Team Philadelphia Eagles mit 27:3 ab.
Richtig beängstigend ist wie sich mit einem Schlag noch fehlende Puzzleteile bei den Steelers zu einem Ganzen gefügt haben. Dass die WRs Burress, Ward und Randel El zum besten WR-Trio der Liga gehören, erzähle ich seit 2-3 Jahren.
Das Problem des wurfgewaltigen aber mediokren QB Tommy Maddox, hat sich dank Verletzung in Luft aufgelöst. Ben Roethlisberger, erst dieses Jahr von den Steelers in der ersten Runde gedraftet, schlägt famos ein und sorgt allenthalben für verwundertes Augenreiben.
Zwar wurde er aufgrund der Maddoxschen Verletzung wesentlich eher ins kalte Wasser geschmissen als geplant, aber ihm kommt die Umsicht von Headcoach Bill Cowher zugute, der auch wg. Laufspiel auf eine gute Offenseline geachtet hat und Gameplans anfertigen lässt, die Roethlisberger nicht verheizen.
Er ist muss den Alleinunterhalter geben, denn die Steelers haben im Vorfelde auch bei den RunningBacks gut eingekauft. Phillys Duce Staley erfüllt alle Ansprüche die man an einen Franchise-Back stellt (700yds nach 7 Spielen) und RB-Oldie Bettis blüht als 3rd-Down-Mann auf und konnte gestern zudem nahtlos die Verletzung von Staley überdecken (33 Läufe, 149yds).
Die einst gefürchtete Defense der Steeelers holperte und stolperte sich durch die letzten Jahre, nicht zuletzt dank Schwächen im Backfield. Aber auch Def.Coord. Dick LeBeau läuft derzeit in Hochform auf. Auch wenn die Defense nicht so markant wie zu “Blitzburgh”-Zeiten spielt, unterm Strich stehen für Philly gerade mal 113 yds und für New England 248yds offensive Ausbeute. Noch Fragen, Hauser?
Mit den Leistungen der letzten zwei Wochen dürften sich die Steelers auf Platz 1 sämtlicher “PowerRankings” schieben. Die nahe Zukunft bringt mit Cleveland, Cincinatti, Washington und Jacksonville lösbare Aufgaben.
Headcoach aus Pappmaché
Das gestrige Spiel der St.Louis Rams gegen die New England Patriots zeigte kompakt den gesamten Glanz und Elend der Rams unter Headcoach Martz, komprimiert in zwei Episoden.
St.Louis Rams, das ist das Offensiv-Feuerwerk, dass diese Saison bei 11 von 12 ausgespielten 4th Downs einen neuen First-Down erzielt. Was für eine Hammerzahl ist das bitte?
Die Rams sind aber auch die Gurkentruppe, die sich gestern einen Touchdown einschenken haben lassen, wie ich es in dieser Form noch nicht einmal im Amateur-Football gesehen habe:
New England bringt bei einem 4th Down an Rams 20 den Kicker Vinatieri aufs Feld. Die Rams-Defense steht noch am Ball, zählt sich durch, als Vinatieri den Snap aufnimmt und hurtig zu einem WR jenseits der Hash-Marks wirft, der in die Endzone trabt. Das ist dann auch der Augenblick als die Rams-Spieler gerade gewahr werden, dass die sich 7 Punkte eingefangen haben.
Das darf nicht wahr! Im Football kann man nicht einen Snap aus dem lauen heraus machen, die Offense nimmt Aufstellung, der WideReceiver kommt von der Seitenlinie rein und bewegt sich in die Hash-Marks rein, der Center geht zum Ball. All das völlig unbemerkt von der Rams-Defense?! Wie krasss ist das? Was für eine Antizipation besitzt die Defense und der Rams-Coaching-Staff?
Es ist eine bezeichnende Episode für Mike Martz und die Rams, die sich nur um die groben Züge kümmern, aber nicht für Details und bodenständige Arbeit zu haben sind. Martz hat immer wieder Bolzen in Sachen Clock-Management, normaler Kick oder Squib Kick, normaler PAT oder doch 2Pt-Conv?
Der Rest
Der Bodensatz der NFL wird weiterhin von den einst ruhmreichen Schönspielern aus San Francisco und Miami gestellt. 1-7 bzw. 1-8.
Die AFC South stellt sich als momentan turbulenteste Division dar, in der alle vier Mannschaften mit einer Bilanz zwischen 5-3 und 3-5 noch Chancen zumindest auf Wildcards haben. Das mit Jacksonville die 4t-schwächste Offense Spitzenreiter ist, sagt viel über die Stärken der Jags aus. Die Titans haben den angedeuteten Generationswechsel offensichtlich überraschend schlecht verkraftet. Nur Platz 4. Highflyer Houston bekam gestern von den Broncos einen 13:31-Nasenstüber.
In der AFC West rücken nicht die Kansas City Chiefs oder die Raiders den Broncos auf die Pelle, sondern ausgerechnet die San Diego Chargers, bei denen sich Drew Brees plötzlich zu einem sehr akzeptablen QB entwickelt hat.
In der NFC East enttäuschen die Dallas Cowboys, die man unter Bill Parcells für einen sicheren Playoff-Kandidaten hielt, und die Redskins. Wundermann Joe Gibbs ist aber mit 3-5 noch im Wildcard-Rennen dabei.
In der NFC North ist alles eng dabei, sogar die seit Äonen farblosen Teams aus Chicago und Detroit.
Letztes Jahr noch Wunderkind, dieses Jahr mit 1-7 am Boden der NFC South: die Carolina Panthers mit einer kollabierten Offense, nicht zuletzt wg. der langwierigen Knieverletzung von RB Stephen Davis und dauerverletzen Foster.
Tampa Bay versucht sich gerade im Niemandsland zwischen Neuaufbau und Verhinderung vom Ärgsten. Der Umbruch zum neuen QB Chris Simms musste wg. Verletzung verschoben werden, Brad Johnson bleibt aber auf der Bank, Wandersmann Brian Griese gibt stattdessen den QB.
Die NFC West dümpelt im Mittelmaß herum. Die Seattle Seahawks gehen nicht in einen derart strammen Schritt voran, wie ich es eigentlich erwartet hatte (5-3). Und die Rams, na ja, wenn man es positiv ausdrücken will, sind die “launische Diva” der Division (4-4)
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