Nach dem Samstag
Bayern-Lande gegen Niedersachen 7:0. Die beiden niedersächsichen Top-Teams verstanden es nicht ihre Tabellenpositionen und den aufgebauschten Ruf zu verteidigen. Kein Wunder wenn diese Mannschaften auch in Zukunft noch eine ganze Zeit lang “unterm Radar” bleiben werden.
Für mich das insgeheime Spitzenspiel des Tages war Hertha gegen Werder. Tja, so kann man sich täuschen. Es war einer der grottigsten Kicks dieser Saison, schlichtweg unerträglich. Spannung kam erst auf, als Charisteas, der mit seinen weit aufgerissenen Augen immer noch so aussieht wie ein Reh im Scheinwerferlicht, Sekunden bevor es überfahren wird. Madlung mit dem Ausgleich in der Nachspielzeit. Von Hause aus ein blutjunger und hünenhafter Abwehrspieler, sprang er hier sieben bis zehn Köpfe höher als alles andere im Strafraum. Impressive.
Der neue gelb-blaue Ball? War da. Hat offensichtlich nicht wirklich geholfen (wurde übrigens 2h vorher bereits in der Premiere-League eingeführt). Das Gelb verblasst und sieht aus der Ferne wie Weiß aus.
Bei den Flutlicht-Spielen von Hertha fällt mir auf, wie stark die Zuschauerränge im Schatten sind. Mir ist das noch in keinem anderen Stadion derart aufgefallen. Die Zuschauertribünen wirken wie ausgeblendet.
Die saftigsten Spiele fanden gestern im Westen statt. Bei Bochum – Lautern bin ich immer schnell weggezappt, weil Tom Bender bei mir nach 1-2 Sätzen für allergene Reaktionen sorgt. Aber trotzdem bekam man massenweise Torwartparaden und ähnliches zu sehen (Herr Wiese, haben Sie sich ein Doppelkinn angefressen?).
Kurt Jara, der Charlie Brown unter den Bundesligatrainern, ist inzwischen endgültig zum Spielball des Schicksals geworden. Auch der letztwöchige Sieg hat die Spekulationen nicht wirklich verstummen lassen. Präsident Jäggi ließ sich zwar zu einer Aussage hinreißen, dass zur Winterpause Pro und Contra abgewägt werden, ließ aber deutlich durchblicken, das es kein Freibrief für Jara ist, bis Weihnachten 6,7 Spiele zu verlieren…
PREMIERE kolportiert, dass bereits letzte Woche Werner Lorant Gewehr bei Fuß stand, den Vertrag des FCK in den Händen haltend, ehe der späte Siegtreffer Jäggi das Papier wieder in die Schublade legen ließ.
Vorsicht Holzauge. Dem cleveren Jäggi traue ich zu, dass er Lorant nur als Drohmittel für die Profis benützt: entweder wird sich unter “Zuckerbrot” Jara zusammengerissen oder es kommt “Peitsche” Lorant.
Das andere fabulöse Spiel des Tages war Bielefeld – BVB. Bielefeld warf in der ersten Halbzeit alles nach vorne, nach dem Führungstreffer (glücklich, weil durch Ausrutscher von Bergdölmo bedingt) wurden massenweise Konter gefahren.
Nach der Halbzeit war die Arminia stehend KO und kämpfte bis auch das letzte Blutkörperchen seine Restbestände Sauerstoff aufgab. Ich liebe diesen verzweifelten Fußball.
Das Spiel zeigte auch wieder die Unordnung des BVBs. Es gelang ihnen nicht Linie ins Spiel reinzubringen. Bezeichnend für de Unordnung ist Koller gewesen, der nach hinten oder auf die Seite ausrückte, eher in die Rolle des Vorbereiters.
Der BVB in der 97ten Minute oder so, mit der Großchance zum Ausgleich, als Brzenska aus drei Metern aus spitzen Winkel übers frei Tor hämmerte. Aber ich glaube nicht, dass man einem blutjungen Verteidiger Vorwürfe machen sollte, wenn in der Nachspielzeit seine Nerven auf ungewohntem Terrain versagen. Die Probleme sind woanders.
Mainz – Gladbach. Im Grunde genommen ist dieses eine neue Situation für Dick Advocaat. Er spielt zum ersten Mal in einer richtigen Liga. In Schottland und Holland spielt zuviel Fallobst mit, dort kann man sich auf einige wenige “richtige” Spiele konzentrieren.
Man darf gespannt sein, wie die Kommunikation mit den Spielern funktioniert. In den PREMIERE-Interviews schwadronierte er jedenfalls recht sinnfrei auf die Fragen drauflos.
Die Spieler die vors Mikro gezerrt wurden, Christian Ziege und Jeff Strasser, benahmen sich wie bei einem neuen Klassenlehrer. Lieb und mit Kullerblick. Es fehlte nicht mehr viel und die Spieler hätten vor laufender Kamera auch noch das Fleißheftchen rausgeholt und um Einträge gebeten.
Heute HSV – Schalke und Stuttgart – Rostock. Ersteres dürfte die wohl interessantere Partie sein, Stichwort “Neue Besen kehren gut“, wird im Vorfeld wohl viel über die beiden neuen und noch niederlagenlosen Trainer gesprochen werden.
Die interessantere Perspektive dürfte des HSVs sein. Vorne steht ein Mpenza dem beim Gedanken an seine Schalker Zeit, namentlich an Assauer, der Kamm so gewaltig schwillt, dass Doll ihn unter der Woche mehrmals beruhigen musste. Möglicherweise werden wir heute die eine oder andere Blutgrätsche mehr sehen.
Und schließlich erwartet die neu formiert HSV-Abwehr um Van Buyten und Boulahrouz nach der letzten Herausforderung Klasnic/Klose nun das nicht minder agile Gespann Sand und/oder Asamoah und/oder Ailton. Wenn die Abwehr das auch noch besteht, dann ist es Doll fabulöserweise gelungen, binnen kürzester Zeit aus dem HSV-Schwachpunkt (17 Gegentore in 7 Spielen) eine Festung zu machen (1 Gegentreffer in den letzten 3 Spielen).
Reaktionen
respekt:”Kurt Jara, der Charlie Brown unter den Bundesligatrainern…” war gut!!
aber nun zu hsv vs s04: mein fussball kollege (schalke fan), bzw. seine bessere hälfte, lud mich zu suppe und zwiebelfleisch ein, währendessen (mangels premiere) nur der videotext lief. naja, was soll ich sagen, tiefe tristesse bis ca. uhr 18.04. (ausgleich schalke)!!! wir liessen zwiebelfleisch nun zwiebelfleisch sein und sind in meine darunter liegende wohnung gerannt, um premiere und gleichdarauf sogar die schalker führung zu sehen!!! ich glaube schalke spielt nun doch um den titel mit! hopefuly!!!!!!
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Das Wort ‘mental’ gab es in meiner aktiven Zeit als Fußballer gar nicht. Es gab nur eine Zahnpasta, die so hieß. (Rudi Assauer) http://www.gebing.com/