Pro Vadis?
Der von der UCI angedachte Nachfolger des Weltcups, die “ProTour” (siehe aas) stößt auf enorme Widerstände von Teams und Veranstalter.
Als Chef-Oppositionelle verstehen sich dabei besonders die Veranstalter der drei großen Rundfahrten Tour, Giro und Vuelta. O-Ton von gestern, bei France-Info: “Was wolln denn die? Wir sind die Tour und wir machen es seit hundert Jahren!“.
Zur Erinnerung: die ProTour möchte alle wichtigen Rennen unter einem Hut bringen, 26 insgesamt, im Gegensatz zum Weltcup auch die drei großen Rundfahrten. Die ProTour soll mit einem festen Stamm von 20 Teams stattfinden (alle Lizenzen sind vergeben, ursprünglich sollten es nur 18 sein) die jeweils aus einem Kader von 25-28 Fahrern bestehen sollen. Im Gegenzug überprüft die UCI die Liquidität der Teams und garantiert Einnahmen. Der Spitzenreiter im UCI-Ranking bekommt ein fast komplett weißes “Leader”-Trikots.
Die drei großen Rundfahrten, sie machen 11 der 26 ProTour-Rennen aus, wollen sich nun aber nicht der ProTour anschließen. Dabei kritisieren sie die Kommerzialisierung der ProTour, die den Sport in den Hintergrund drängt (es dürfte sich auf die gewöhnungsbedürftige Auswahl der ProTour-Rennen beziehen, die einige Klassiker zugunsten von rennen auf neuen Territorien nicht aufgenommen hat).
Sie kritisieren, dass die ProTour in den ersten vier Jahren eine geschlossene Veranstaltung ist. Sowohl die Temas als auch die ProTour-Rennen haben Lizenzen über jeweils vier Jahre bekommen. D.h. Teams die 2005 entstehen, können nicht vor 2009 an der ProTour teilnehmen, selbst wenn sie exzellenteste Fahrer einkaufen. Außerdem kritisiert sie die Zwitterposition der UCI, die mit der ProTour zum Veranstalter wird und damit nicht mehr eine unabhängige Kontrollposition einnehmen kann.
Auch die kleinen Veranstalter toben, mit identischen Aussagen. Klassiker wie die “Fleche Wallonne”, “Lüttich – Bastogne – Lüttich” oder “Paris – Tours” mit teilweise hundertjähriger Tradition, können ihren Ausschluss zu Gunsten einer “Polen-Rundfahrt” gar nicht fassen.
Kritisiert werden auch fehlende “ethische” Richtlinien, z.B. wie Doping-Sünder zu handhaben sind. Hier haben zwischen den drei großen Rundfahrten und der UCI fruchtbare Verhandlungen stattgefunden.
Was so nicht expressis verbis gesagt wird, aber die ProTour stellt auch eine “Enteignung” durch die kalte Küche da. Die ASO – Amaury Sport Organisation die die Rechte an der Tour de France besitzt, würde zum Lizenznehmer der UCI werden. Auch die Tour de France müsste, wie alle anderen Veranstalter eine Lizenz bezahlen. Im Falle der Tour betrug sie ursprünglich 308.000 EUR für 4 Jahre. Inzwischen verlangt die UCI Lizenzen gar für 12 Jahre.
Auch die Teams müssen schwer schlucken. Kelme oder AG2r wurden von der ProTour abgelehnt. Die Radsportnation Belgien ist nur mit zwei Mannschaften vertreten (Lotto, QuickStep) und damit genauso viel wie die Schweiz. Aus Deutschland sind Gerolsteiner und T-Mobile dabei.
Das erklärte Minimal-Ziel der ProTour-Opposition, ist die Verschiebung der ProTour auf 2006. UCI-Chef Verbruggen wird beschuldigt die ProTour übereilt an den Start zu bringen, weil er ab 2006 seine Position in der UCI verlässt.
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