Die Welt kickt wieder
Und das vor den Augen des zahlenden PREMIERE-Publikums. Fünf Spiele der europäischen WM-Quali plus drei Spiele aus Südamerika.
Die Europa-Qualifikation
20h00: 5/Moldawien – Schottland (im DSF)
20h00: 2/Dänemark – Türkei
20h30: 1/Niederlande – Finnland
21h00: 5/Italien – Weißrussland
21h00: 6/Polen – Wales
22h15: 3/Portugal – Russland
Italien/Gruppe 5
Drei Teams stehen heute im Mittelpunkt und kurioserweise zeigt PREMIERE nur Italien. Bei den Italienern (Gruppe 5) gab es nach der 0:1-Niederlage in Slowenien richtig was auf den Sack für Coach Marcello Lippi, dem vorgeworfen wird, noch kein Konzept etabliert zu haben. Auf der anderen Seite wäre es freundlich von der italienischen Öffentlichkeit zu akzeptieren, dass Slowenien auch nicht die ganz kleine Nummer in Europa ist. Erinnert sei an den spektakulär offensiven Auftritt bei der EM 2000 und die bisherigen Quali-Ergebnisse (3:0 Moldawien, 0:0 in Schottland) sind auch nicht die schlechtesten.
Italien heute also gegen Weißrussland, ein Gegner der immerhin auswärts ein 1:1 in Norwegen rausgeholt hat. Zudem Italien vor einheimischen Publikum… Eine Konstellation in der Italien nicht wirklich gut aussehen kann.
Schottland/Gruppe 5
In der gleichen Gruppe steht ein zweiter Coach im Mittelpunkt: der kleine Berti. Vogts steht mal wieder im Fadenkreuz von Medien und Experten. Da es der letzte Spieltag vor der “Winterpause” ist, ist der Zeitpunkt wie maßgeschneidert um einen Trainer zu feuern in in aller Ruhe einen Nachfolger zu schnitzen.
Dabei fällt es selbst den Schotten schwer konkrete Vorwürfe gegenüber Vogts zu äußern. Norwegen und Slowenien haben sich auch für die Italiener als größere brocken erwiesen. Schottland hat offensichtlich ein unheimlich kleines Spieler-Potential, Vogts muss auf unterklassige Spieler und notorische Bankdrücker zurückgreifen. Vogts ist, und das ehrt ihn, bewusst das Risiko eingegangen mit jungen, unerfahrenen Spielern an den Start zu gehen, in der Hoffnung dass diese heranreifen.
Allein, und da wird es für Vogts wirklich problematisch, eine positive Tendenz ist nicht zu erkennen. Und da kann ein Trainer noch so visionär sein und noch so viele Entschuldigungen haben, irgendwann wird er reif für den Abschuß sein. Und dann werden den langfristigen Visionen eines Vogts den kurzzeitigen Effekten eines Durchlauferhitzers wie Daum oder “Back-to-the-Basics”-Minimalists a la Rehhagel zum Opfer fallen. Heute wird für Vogts möglicherweise sogar ein Unentschieden in Moldawien zu wenig sein.
Frankreich/Gruppe 4
Die dritte Mannschaft im Fokus ist Frankreich in Gruppe 4. Das neuerliche Unentschieden zu Hause, diesmal gegen eine starke irische Mannschaft, hat die französische Öffentlichkeit stärker erschüttert als ich dachte. Der Franzose geht normalerweise recht lässig mit sportlichen Pleiten um. Dass aber nach nur vier Spielen bereits an Trainer Dominechs Stuhl gesägt wird, ist neu. Unter der Hand halten bereits Stars wie Pires und Henry als Kronzeugen gegen Dominechs mitunter als eigenartig empfundenen Teamführung.
Völlig ratlos sucht man nach der Offensive. Nach vier Spielen unter Dominech stehen nur zwei auf Faröer erzielte Treffer zu Buche. Und wenn man das Spiel gegen die Irländer gesehen hat: es fehlt den Franzosen bereits im Spielaufbau, wo sich alles zu sehr auf Pires konzentrierte. Vom mangelhaften Torabschluß kann kaum die Rede sein, denn es werden nur wenig Chancen erspielt. Allen voran Henry ist ein Schatten seiner selbst.
Heute spielt man auf Zypern und wenn die Zyprioten schon gegen die Faröer zuhause ein 2:2 zulassen, dann sollte unter normalen Umständen die Franzosen heute all ihren Frust freiballern können. Dafür spricht auch das Viera nach Sperre zurückkommt, der derzeit als Spiellenker-Alternative und Führungspersönlichkeit so wichtig wie noch nie ist.
Dass Dominechs Trainerstuhl gefährdet ist, halte ich nicht für wahrscheinlich. So schwer wie sich die Franzosen mit der Trainersuche getan haben, so finanziell klamm der Verband ist und so einflußreich der Verband der Fußballlehrer in Frankreich ist, wird Dominech die Winterpause im Amt überstehen.
Holland/Gruppe 1
Enge Spiele haben heute auch Holland und Portugal. Nach dem überraschenden Unentschieden in Mazedonien (Gruppe 1), steht Holland unter Druck. Der Tabellenzweite Finnland ist tabellarisch zum direkten Konkurrenten der Oranjes herangereift, hat aber in den bisherigen vier Spielen dreimal Fallobst vorgesetzt bekommen und in Rumänien prompt 1:2 verloren.
Portugal/Gruppe 3
Eimerweise Häme musste Portugal (Gruppe 3) über sich ergehen lassen, nach dem Unentschieden in Liechtenstein. Nun kommt mit Russland ein Team, dass man im Vorfelde als großen Konkurrenten um den Gruppensieg erwartet hätte. Die Russen sind derzeit nicht klar einzuordnen, möglicherweise aufgrund des anstehenden Endes der dortigen Fußball-Saison auch müde.
Dänemark, Türkei/Gruppe 2
Richtig spannend wird in Gruppe 2 Dänemark – Türkei. Die Gruppe ist trotz oder wegen des bisherigen, mauen Abschneidens von Griechenland sehr kompakt. Nach drei Spieltagen hat keiner mehr als 5 Punkte und das erwartete Trio Türkei, Griechenland und Dänemark wird von Ukraine und Georgien munter aufgemischt. Die Gruppe wird eng, jeder Punkt, ja möglicherweise jeder direkte Sieg gegen Mitkonkurrenten zählt. Gerade die Dänen haben für ihre Landsleute noch eine Rechnung zu begleichen, gab es doch im ersten Heimspiel nur ein Unentschieden gegen die Ukraine.
Die Türkei wiederum hat am Wochenende ein recht kreges 4:0 gegen Kasachstan geschossen und scheint wieder in alte Form zurückzukommen.
Die Südamerika-Qualifikation
22h15: Paraguay – Peru
1h00: Chile – Argentinien
2h45: Brasilien – Kolumbien
Bereits in der heutigen Nacht wurde die Rückrunde eröffnet und spielten Bolivien und Uruguay ein 0:0 unter sich aus.
Durch die Ergebnisse des letzten Spieltages ist die Tabelle zusammengeschoben worden, nur noch drei Punkte trennen den Tabellenletzten vom letzten Qualifikationsplatz in Südamerika. Zu verdanken ist dieses dem Sieg der Bolivianer in der Höhenluft der Anden gegen Peru und dem Umstand dass von den Mannschaften zwischen Platz 3 und 6 nur eine Mannschaft, Ecuador, gewonnen hat.
Von der einstigen Herrlichkeit Perus ist nicht mehr viel übrig geblieben. Eine Loslösung vom letzten Platz geht nur über ein Auswärtssieg gegen Paraguay, die sich inzwischen recht solide als dritte Kraft in Südamerika etabliert haben.
Chile hat den großen Nachbar Argentinien bei sich, D’Allessandro müsste nun wieder spielen können. Chile hält zwar den letzten Quali-Platz inne, besitzt aber einen Heimkomplex. Nur das erste der bisherigen vier Heimspiele konnte gewonnen werden, schoß zudem seit zwei Spielen kein Tor mehr. Argentinien ist durch das grandiose Debüt von Trainer Pekerman reichlich euphorisiert.
Wenn von “dritter Kraft” die Rede ist, dann dachte man früher an Kolumbien. Kolumbien torkelt sein Jahren den letzten Plätzen in den Südamerika-Gruppen entgegen, zeigt sich aber in den letzten Monaten erholt. Aus den letzten sechs Spielen nur eine Niederlage in Equador. Die Serie wird wohl in Brasilien reißen. Zuletzt haben es die Brasilianer zu Hause nie unter drei Toren gemacht.
Reaktionen