Was gewesen sein war und wird
Der gestrige Abend stand im Zeichen der Championsleague und da dann wieder im Zeichen der beiden “Hattrick-Scorer” Makaay und Wayne Rooney.
Vorallem letzteren dürften die Schlagzeilen gehören, war er doch seit der EM verletzt, stand im Mittelpunkt eines Wettbietens zwischen Newcastle und ManU und spielte gestern zum allerersten Mal für seinen neuen Club, gegen Christoph Daums Fenerbahce.
Rooney im Alter von 52 Jahren –
sieht aus wie mein linker Hoden
Man mag von ihm halten, was man will, aber zum Club-Einstand und zur Championsleague-Premiere mal eben drei Tore rauszuhauen ist schon ein ziemlich fettes Pfund.
Da werden einige noch ziemlich kotzen, auch teamintern. Nistelrooy muss mit ansehen, wie da jemand Kalif anstelle des Kalifen wird. Louis Saha war gegen Ende des letzten Jahres der heißeste Stürmer auf der britischen Insel, ging zu ManU, schlug gut ein und darf sich als französischer Nationalspieler forart auf ManU-Einsätze in den letzten fünf Spielminuten freuen. Alan Smith wurde im Mai für viel Geld von Leeds geholt und ist mit 24 Jahren eine der großen englischen Sturmhoffnungen … gewesen, muss einem sechs Jahren jüngeren Landsmann Platz machen.
In diesem Monat fand ein Kongreß der UEFA statt, in der die versammelte europäische Nationaltrainergilde sich mit Auswertungen der Erkenntnisse der EM in Portugal befasst. Großes Thema war die Problematik von früh hochgejubelten Stars (Rooney mit 17, Raul, Beckham, Ch.Ronaldo) die in die Marketingmaschinerie geraten, im Club von Wettbewerb zu Wettbewerb eilen, Nationalmannschaftseinsätze absolvieren, um dann im Alter von 27 oder 30 ausgebrannt ihren Rücktritt von der Nationalmannschaft zu erklären. Als warnende Beispiele wurden Beckham, Zidane und Raul genannt. Das eine der Stars noch bis ins hohe Alter von 35, 37 Jahren auf allen Hochzeiten tanzt, wird zur einer Ausnahmeerscheinung. Darunter soll, nach Ansicht der UEFA-Trainer, das Niveau der Nationalmannschafts-Wettbewerbe leiden. Auf ein Wort: hat jemand eine schlechte, müde EM gesehen? ich nicht.
Rooney befindet sich nun im medialen und sportlichen Durchlauferhitzer und ManU wird seine Präsenz eher steigern als mildern.
Wie anders Roy Makaay, unaufgeregt bis zur blanken Langweiligkeit. Wenn Herr von und zu Taxis gestern das richtige Kärtchen mit den Zahlen rausgezogen hat, hat Makaay in der Championsleague von den letzten 12 Bayern-Toren zehn Stück erzielt!
Und das Ajax mit 4:0 abgefiedelt wurde, freut mich dann auch, da bin ich dann doch zu sehr nachtragend, Herr Koeman. Remember 1988?
4:0 hört sich zwar gut an, aber es war nicht die Gala-Vorstellung von der schon zur Halbzeit gesalbeit wurde. Irgendwie fielen zwei Tore und nach dem 0:2 knickte Ajax einfach weg.
Ziemlich unerträglich war diesmal das Halbzeit-Gesabbel auf PREMIERE. PREMIERE-Weltmann Nickles hatte diesmal wieder PREMIERE-Experten Beckenbauer bei sich und, Tusch, den anerkannten Fußball-Experten Edmund Stoiber. Alle drei redeten sich und die Bayern-Leistung in einen Rausch, dass ich hoffte dass keiner danach sich noch ans Auto-Steuer setzen musste.
Das widerwärtige Geschleime fand seinen Höhepunkt als Nickles und Stoiber sich gegenseitig verbal die Bälle zuwarfen. PREMIERE bestätigte am Nachmittag, dass man in München bleiben würde, nicht nach Berlin oder Köln ziehen würde. Entsprechend würdigten beiden den duften Medienstandort München und kraulten sich gegenseitig die Eier. Im Hintergrund fehlte noch eine BlueScreen mit reinkopierten Sternenhimmel und man hätte sich in eine der Schwulen-Erotik-Sendungen vom Beate-Uhse-Kanal geglaubt.
Bayer spielte in Kiev… na ja … nicht schlecht, aber Kiev war zu packen gewesen. Zu harmlos in den Angriffen, aber bei liess sich reindrücken und machte dann hinten zu viele Bolzen. A propos Bolzen: wie lange darf eigentlich Jörg Butt noch im Tor stehen? Alleine das eine Gegentor (zum 4:2? 3:2?) als der Ball fast vom Toraus zwischen der Linie und Butt ins Tor geschoben wird, hätte mich als Trainer wutentbrannt sofort den Torwart auswechseln lassen.
Real – AS Roma, von mir gestern mittag noch als “Not gegen Elend” gewürdigt, war genau das: Not gegen Elend. Unglaublich. Real fängt sich früh zwei Tore ein. Noch unglaublicher: man dreht das Ding und gewinnt 4:2. Beides Deppenmannschaften.
Jemanden dem ich ein schweres jahr prophezeihe, ist dem Trainer von Liverpool Benitez. Das kann doch kein Reds mit ansehen, wie passiv ‘Pool sich seinem Schicksal in Piräus ergab. Nach der Endphase Houillier setzt sich nun die Ära des langweiligen Sicherheitsfußballes in Liverpool fort. Langfristig hat genau das Houilliers Kredit bei den Fans aufgebraucht. Mal sehen wie groß die Geduld mit Benitez ist. Solange genügend Punkte auf der Haben-Seite stehen…
Als Vorspeise gab es gestern einen zumindest in der 2ten Halbzeit mit Vehemenz geführten Kick in Hannover: Nachholspiel gegen Arminia. Als Besonderheit konnte PREMIERE-Kommentator Matthias Stach, der für EUROSPORT Tennis kommentiert, den 96er-Fan Nicolas Kiefer als Co-Kommentator begrüßen.
Das war nicht immer intellektuell hochstehende Kost, nicht immer inhaltsreich, aber Kiefers innige Begeisterung für Fußball im Allgemeinen und für Hannover 96 im Besonderen kam sehr gut rüber und war genau die richtige Ergänzung für eine Bundesliga-Partie die sonst unter “Unwesentlich” binnen Minuten nach Abpfiff wieder vergeßen worden wäre. Damit hat Kiefer nach seinem Olympia-Doppel einen weiteren Stein bei mir im Brett.
Schließen wir mit PREMIERE ab. Der geneigte Zuseher musste nicht nur die Devotheiten von Nickles und Stoiber über sich ergehen lassen. Für die Vollbunken unter uns, die noch nicht über einen der zehntausendfach ausgestrahlten Trailer gestolpert sind, gab es während der gesamten Championsleague-Übertragung den Hinweis auf den Klitschko-Kampf im Pay-per-View. Und zwar permanent, dreizeilig unterhalb der Senderkennung eingeblendet.
Mit der Dringlichkeit mit der PREMIERE uns das um die Ohren haut, ist leider davon auszugehen, dass die guten Box-Kämpfe in absehbarer Zeit komplett ins PPV abwandern werden. Das Konzept ist beim Wrestling bereits aufgegangen.
Reaktionen
Bzgl. schlimm und Nickles und so. Ich fand auch die Kommentatoren schlimm, also natürlich den Herrn Fritz von und zu, den ich ja überhaupt nicht abkann als Kommentator. Aber leider war die Alternative auf Sat.1 leider keine, denn Jörg Wontorra ist auch nicht besser. Pest oder Cholera, das war die Wahl, die man hatte.
Ich kann mit Fritze ganz gut leben. Für mich ist das ein Relikt aus vergangenen Zeiten und ich akzeptiere ihn als Kommentator alter Schule. Einer der glaubwürdig mitfiebert. Das ist wie Kuhlenkampf oder Frankenfeld-gucken. Kuhlenkampf meinte einst, dass es sich für Fernsehleute so gehöre, mit Anzug und Krawatte im Fernsehen auftzutreten, schließlich sei man Gast in den Wohnzimmern der Fernsehzuschauer. Thurn & Taxis ist die fleischgewordene Sportreporter-Umsetzung dieses Kuhlenkampf’schen Mottos. Das hat was.
Vielleicht sollte man FvT&T-Spiele generell nur in Schwarzweiß ausstrahlen.
Und gegen Huberty und Rudi Michel ist FvT&T sowieso ein Reporter-Gott.
Auch wenn seine Schreckensrufe wie “Haben Sie das gesehen, verehrte Zuschauer?” im Medium Fernsehen eine unfreiwillige Komik haben.