Hopkins fällt De La Hoya mit Körpertreffer

Der lang erwartete Superfight zwischen zwei der besten Boxer des Jahrzehntes der mittleren Gewichtsklassen, Bernard Hopkins und Oscar De La Hoya, war ein von Taktik geprägter Kampf.

Verhaltener Beginn auf beiden Seiten, so verhalten, dass einige auf eher physische Kämpfe stehende Zuschauer anfingen zu buhen.

De La Hoya wirkt wie jemand der effizient boxen wollte und daher nur punktuell Können und Kraft in den Ring warf. Hopkins, bekannt als Spätstarter, schien sich die Sache angucken zu wollen und nur langsam in den Kampf einzugrooven. Erst mit zunehmender Rundenzahl wurden die Handbremsen etwas gelöst und es ging offensiver zu Werke.

Hopkins eher auf Schlagwirkung bedacht, De La Hoya eher auf Aktion und gutes Aussehen bei den Punkterichtern. Der Kampf war eng und keiner der Kombattanten konnte sich über den Stand auf den Punktezetteln sicher sein.

Die Entscheidung fiel in der 9ten Runde, aus dem Nichts heraus, als Hopkins einen verdeckten Schlag auf die rechte Körperhälfte von De La Hoya setzte und der Mexikaner mit 3-4 Sekunden Verspätung vor Schmerzen zu Boden sank, auf allen Vieren kroch aber partout vor Schmerz nicht aufstehen konnte. Was genau Hopkins da getroffen hat, Rippe, Niere, Leber, war nicht zu ersehen. De La Hoya brauchte 1-2 Minuten um sich nach überwundenen Schmerz und Ärger wieder aufzustehen

Beide waren nach dem Kampf im Umgang miteinander sehr freundlich, De La Hoya akzeptierte die Niederlage.

Wer sich allein aus deutschen Medien informiert, ist mal wieder aufgeschmissen. Der Sportinformationsdienst blubbert aufgeregt vom Karriereende De La Hoyas. Damit dürfte der SID weltweit ziemlich alleine stehen. Tatsächlich hat De La Hoya sein Karriereende nicht angekündigt, sondern hält sich alle Optionen offen. Bernard Hopkins will einen Kampf mit Roy Jones Jr. Sollte dieses nicht gelingen, Herr Jones ist ja mitunter etwas eigen bei der Gegnerwahl, so wäre ein Rematch mit De La Hoya für alle Beteiligten die lukrativste Option. Das der 31jährige De La Hoya, eine der finanziell attraktivsten Assets auf dem Box-Markt außerhalb des Schwergewichtes, seine Popularität nicht weiter melken wird, erscheint mir unwahrscheinlich. Am ehesten dürfte an ihn nagen, dass er nun nach Niederlagen gegen Trinidad und 2x Mosley zum vierten Mal einen ganz großen Kampf verloren hat.

Der Name Felix Sturm wurde nicht erwähnt.

Man kann froh sein, dass der Kampf so ausgefallen ist, wie er ausgefallen ist, denn ein Sieg von De La Hoya hätte wohlmöglich einen unappettitlichen Vorwurf nach vorne gespült: Wie erst kurz vor dem Kampf bekannt wurde, wurde Hoyas linke Hand unter der Woche beim Versuch Bandagen aufzuschneiden, aufgeschlitzt. Sinistre Gerüchte ranken sich um die Vermutung das De La Hoya mit Schmerzmitteln behandelt wurde, bzw. dass die Geschichte mit den Schmerzmitteln dazu dienen könnte, andere Substanzen zu verdecken. Als Hopkins wenige Stunden vor dem Kampf von Larry Merchand, dem HBO-Reporter befragt wurde, war jener völlig überrascht und sichtlich überfordert mit der Kommentierung.

Andere Kämpfe

Zwei Federgewichts-WM-Titel gab es bei Juan Manuel Marquez gegen Orlando Salido. In einem öden, weil von Salido zu passiv geführten Kampf, gewann Marquez auf allen drei Punktezettel mit 6-8 Runden Unterschied.

Kofi Jantuah sorgte für das Highlight des Abends, als er beim Kampf um den WBC Int. Light Middleweight-Titel den De La Hoya-Schützling Marco Antonio Rubio nach 33 Sekunden aber derart präzise auf die Kinnspitze traf, dass der Mexikaner KO nach hinten kippte. Jantuah gilt damit als potentieller Herausforderer von Winky Wright oder Daniel Santos.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Erst mal: Danke für den Tipp! Ich hätte von dem Kampf bestimmt nie erfahren; in deutschen Medien wurde er ja weitestgehend totgeschwiegen.

    Ich bin allerdings irgendwann in der 4. Runde eingeschlafen und erst zur Entscheidung wieder aufgewacht, als die Stimme des Reporters verdächtig laut wurde. Eingeschlafen bin ich aus zwei Gründen:

    1. Mir war der Kampf zu taktisch. Ich stehe nicht nur auf physisches Boxen, aber auf mehr als eine echte Aktion pro Minute.

    2. Warum kündigt nicht einmal Premiere den Beginn des Hauptkampfes im Programm an? Da heißt es dann immer nur “ab 3:00 Uhr live”. Dass es nicht um 3 Uhr losgehen würde, war ja klar. (Warum eigentlich?) Als der Wecker um 4 klingelte, begann gerade ein auf 12 Runden angesetzter Vorkampf. Wieder hingelegt, Wecker auf 5 gestellt. Da begann immerhin die Vorberichterstattung zum Hauptkampf, u.a. mit dem Interview mit Hopkins zur Schnittverletzungs/Doping-Frage. Anschließend durfte man sich dann aber nochmal eine Viertelstunde lang eine statische Tafel angucken, auf der stand, dass als nächstes der Hauptkampf kommt. Wirklich los ging’s dann so gegen 5:30. Da war ich dann aber schon so müde, dass ich einfach die Augen nicht aufhalten konnte. Angesichts der Werbefreiheit könnte Premiere doch problemlos sagen, dass der Hauptkampf für 5:30 MESZ angesetzt ist und bitte nur die Hardcore-Boxfans um 3 Uhr aufstehen sollten. Oder nicht?

    Viele Grüße,
    SurfGuard

  3. re: langweiliger kampf
    vergleichbar mit dem fußball: kann es ein spannendes 0:0 geben? der kampf lebte davon, dass ich den eindruck hatte, hopkins würde nicht von anfang an all seine trümpfe ausspielen. hopkins ist ein spätstarter, de la hoya hat in schlußrunden seine schwierigkeiten (stichwort: mosley). wie würde also hopkins reagieren, wie würde de la hoya auf einen stärkeren “b-hop” reagieren etc…

    ich habe es nun einige male beim football erlebt: ich bin ein alter sack geworden, der die spiele um 3h nachts nicht mehr mit dem gleichen genuß sehen kann, wie ein aufgezeichnetes tape zu “normalen” zeiten. daher zeichne ich mir nachtsspiele meistens auf (und PREMIERE bietet i.d.R. am sonntag um 11 immer eine whl des hauptkampfes).

    2: PREMIERE und die sendezeit
    wenn man die zeit des hauptkampfes erfahren will, sollte man bei dem übertragenden “muttersender”, in diesem fall HBO vorbeischauen. ich weiß es nicht für diesen kampf, aber ich kann mich an andere kämpfe erinnern, wo der hauptkampf extra mit gesonderten sendezeit ausgewiesen war.

    generell finden die hauptkämpfe nur seltenst vor 5h statt.

    was erschwerend dazu kam: ich glaube nicht dass der beginn 5h30 so eingeplant war, denn die sendung sollte ursprünglich bis 6h gehen. ich denke die veranstaltung hat sich “irgendwo” eine halbe stunde verspätung eingefangen (vermutlich beim marquez-kampf).

    was weitere kämpfe auf PREMIERE angeht: gerade wurde in las vegas morales – barrera II bestätigt, ende november auch auf PREMIERE.

    nächsten samstag/sonntag 4h roy jones – glengoffe johnson