Matz analysiert den HSV
Dieter Matz, Abendblatt-Sportreporter mit der Weitsicht eines feuchten Toastbrotes (legendär sein Meisterschaftsgeschwafel nach dem Ligacup letztes Jahr), analysiert zum Zeitpunkt wo der HSV ganz unten ist, die Schwächen des HSV: “Neun Gründe für die Krise”
1/ Die Abwehrschwächen
Matz wirft die Verkäufe und Abgänge von Hollerbach, Ujfalusi, Fukal und Hoogma vor. Was Matz nicht sagt: die Abwehr spielt genauso beschissen wie seit Jahren. Es ist keine Verschlechterung eingetreten und der HSV hat sich diese Saison auch nicht Tonnen von Gegentore eingefangen. Fukal als Hoffnungsträger für die Abwehr zu benennen, ist ein schlechter Witz. Hoogma und Hollerbach stehen altermäßig am Ende ihrer Karriere. Verjüngung tat not.
2/ Die Einkäufe
Matz wird dem HSV vor, Qualität statt Quantität eingekauft zu haben (“Der HSV hat also erst zwei Neuzugänge eingebaut, aber fünf Stammspieler verloren. Eine Milchmädchen-Rechnung“). Dabei ist seit Jahren das Abendblatt ganz vorne dabei, wenn es um die Vorwürfe geht, der HSV würde nur Mittelmaß kaufen. Die Beurteilung der Einkaufspolitik des HSVs davon abhängig zu machen, dass sich eine deutsche Sturmhoffnung (Lauth) nun gerade verletzt hat, ist ein Witz.
3/ Der Ärger um Barbarez
Matz geht auf die Kapitäns-Kontroverse ein. Auch witzlos. Barbarez ist 10 Monate im Jahr wegen irgendwas angepisst. Und wenn es nicht wegen der verlorenen Kapitänsbinde wäre, dann wäre es der falsche WC-Stein im Urinal.
4/ Die Verletzten
Matz-Vorwurf: “dünner Kader”. Durchzählen hätte ausgereicht: 24 Stück, das ist Bundesliga-Schnitt. Das Problem ist eher ein anderes: die Ersatzspieler fallen qualitativ schnell ab. Nachvollziehbar, wenn ein Drittel des Kaders 23Jahre und jünger ist.
5/ Das System
Matz: Das Wechseln von Dreier zur Viererkette verunsichert. Siehe das zur Abwehr Gesagte: “it’s not the abwehr, stupid‘”
6/ Die mangelnde Klasse
Matz: “Die Verantwortlichen haben sich erhofft, dass Spieler wie Wicky, Schlicke, Kling und Jarolim in dieser Saison den Durchbruch schaffen. Worauf diese Hoffnungen begründet waren, ließen sie offen. Warum sollten diese Spieler plötzlich eine Leistungsexplosion haben? Das war blauäugig.”
Wie jetzt? Hätte der HSV also doch Qualität statt Quantität kaufen sollen? Das Phänomen der unbegründeten Leistungsexplosion ist kein Neues. Jarolim hat z.B. superbe Leistungen in Nürnberg gebracht. Und Wicky spielt derzeit überdurchschnittlich. Zumindest für HSV-Verhältnisse.
7/ Keine Klasse auf der Bank
Okay, zum dritten Mal wird das Argument vorgebracht. Nun mal wieder in der Variante Qualität statt Quantität…
8/ Die Stimmung im Team
Da ist was dran. Aber: die Stimmung ist seit Äonen nicht gut gewesen und selbst als man unter dem Kuschel-Trainer Jara agierte, spielte man zwei Jahre lang einen grottoiden Kick.
9/ Der Trainer
Matz: “Klaus Toppmöller ist ein Bauchmensch, er trägt sein Herz auf der Zunge. Deswegen hat er schon einige Dinge über Spieler gesagt, die er später zwar bedauert, die der Spieler aber nicht vergessen hat.”
Okay, das ist an anderer Stelle bereits durchgekaut worden. Ich bin mir nicht sicher ob es ausschlaggebend ist. Was mich eher beunruhigt, ist das Gefühl dass Toppmöller bereits sein ganzes Repertoire abgefeuert hat und nun am Ende seines Lateins ist.
Jetzt noch zwei Niederlagen und er wird angesichts des bereits jetzt stattfindenden Medien-Beschusses nicht mehr zu halten sein. Der HSv spielt nicht schlechter als die letzten Jahre. Nur steht er erstmals auf einem verdient schlechten Platz statt sich wie-auch-immer im Mittelfeld durchzulavieren.
Am Samstag empfängt man Aufsteiger Nürnberg wo man sich nur blamieren kann und danach geht es nach Stuttgart. Der Countdown gegen Toppmöller läuft.
Reaktionen
Moin nach hamburg!
1.) Matz: Klaus Toppmöller sei ein Bauchmensch, der sein Herz auf der Zunge trüge… na, das stelle ich mir jetzt zunächst mal bildlich vor!
2.) Ich bin verwundert, warum allesaussersport sich so intensiv mit den Niederungen der Sportjournalie und der Bundesliga beschäftigt. ;-)
3.) Der HSV hat über Jahre hinweg Konzepte verfolgt, die durchweg misslangen, mal abgesehen von der für alle Beteiligten überraschenden Teilnahme an der Champions-League. Vom Präsidium über den Vorstand bis zum letzten Spieler des Lizenz-Kaders ist der HSV ein lebloser Club. Keine Stimmung, kein Mumm, kein Spaß, gar nix!
Btw: … mein 8jähriger Sohn wollte einmal ein Autogramm haben, er wurde einfach so stehengelassen von den Herrn Lizenzspielerndes HSV. Ganz großer Sport!
Viva St. Pauli
re: “Ich bin verwundert, warum allesaussersport sich so intensiv mit den Niederungen der Sportjournalie und der Bundesliga”
weil sie leichte ziele bieten und damit für das morgendliche schreiben bestens geeignet sind.
re: “3/”
richtig. was bei einer analyse des HSVs selten erwähnt wird, sind die scheintoten die man seit jahren im vorstand und als führungspersönlichkeiten hat.
bestenfalls hatte man mit klein und netzer leute die ihren job machten und einen sicheren auftritt hatten.
aber danach? entweder man hatte aalglatte management-typen (hoffmann), bösewichte (krohn, huhnke, hackmann) oder völlig überforderte naivlinge (seeler).
gravesen und pagelsdorf waren die letzten typen.
seitdem wird die “vision HSV” wie ein BWL-objekt verwaltet.
ich hatte hoffnungen gehabt das dietmar beiersdorfer frischen widn reinbringt, sozusagen “modell klinsmann”, aber nach 1-2jahre seines wirkens muss man immer noch konstatieren, dass er nicht souverän und mit autorität auftritt und immer noch viel herumlaviert.
@dogfood: … und von der den Ansprüchen Bundesliga überforderten Führungsriege ist sehr selten die Rede.
Beierdorfer ist kein “Typ” der was bewegt, der schwimmt nur mit. Warum verlängert der HSV den Vertrag mit einem erfolglosen Sportchef? Toppi ist nach 2 Spielen fast fällig.
Das alles ist chaotisch… der Fisch und der Kopf und der Gestank…
Da ist etwas wahres dran…