Vorsicht! Schießende Tanten!
Die Darstellung von Sport bei Olympia hat m.E. viel mit “Dignity”, mit Würde zu tun. Dies ist kein NullAchtFuffzehn-Weltcup, sondern OLYMPIA! Bitte atmen sie jetzt historische Luft und Pathos ein!
Dann rücken auch Randsportarten in den Vordergrund. Nicht nur Randsportarten die allenfalls vormittags auf EUROSPORT gezeigt werden, sondern richtige Randsportarten, die noch nicht mal das schaffen.
Zum Beispiel Schießen.
Der neugierige Betrachter schaut in die Schützenhalle rein und sieht…
Einige IKEA-Tisch, Resopal-Hocker und Beistelltische auf denen 8 Athleten Köfferchen abgestellt haben. Teilweise liegen Handtücher drüber. Bei anderen scheinen Pappkartons neben ihren Tischen zu stehen.
Die Schieß-Athleten tragen durch die Bank weg Ballonseide. Nur Ashumova aus irgendwelchen Ex-sowjetischen Latifundien, hat feinstes Zwirn angezogen, irgendein ockerfarbenes Kunstfaser-Erzeugnis das bauchlängs kleine Rüschen besitzt. Profan und sachlich die Schweizerin: die hagere Gestalt ist in ein ärmelloses Shirt gepackt, dazu ein Pokerschirm auf dem Kopf.
Der Kampf mit der Luftpistole war überaus spannend, da das Feld eng zusammen war und mit jedem Schuß durcheinanderpurzelte. Obige Ashumova bekam bei den letzten Schüßen die Flatter und musste die Weltmeisterin, die 19jährige Olena Kostewitsch vorbeilassen, die als 6te oder 8te aus dem Vorkampf gestartet ist und Schuß um Schuß raufkletterte.
Kostewitsch, Ukrainerin, hat ein völlig verbiestertes, eiskaltes Gesicht, bar jeder Zuckung oder menschliches Leben, geht zum Lachen in den Keller. Doch als sie das Stechen schließlich gewann und Gold holte, da verwandelte sich ihr Gesicht Jekyll & Hyde-mäßig in ein nett aussehendes, junges Mädchen, das zuhause Conny-Hefte sammelt und Pferdeposter hängen hat. Aber wehe, man gibt ihr eine Waffe…
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