Heute geht es los: Die Möchtegerns
Und dann gibt es den Reigen von Bundesliga-Klubs, die heuer viel Geld investiert haben und wo verschämt von Championsleague oder gar UEFA-Cup gesprochen wird. Man setzt alles auf eine Karte: binnen ein oder zwei Jahre an die Honigtöpfe der europäischen Wettbewerbe kommen.
Das Beispiel Borussia Dortmund taugt anscheinend zur Abschreckung nichts. Schalke legt förmlich eine Kopie des BVB-Modells hin, mit einer komplexen Verschachtelung von Kapitalfirmen, Immobilien und Bilanzierungstechniken. Ansage Rudi Assauer: Ziel ist UEFA-Cup-Platz. Unausgesprochen: wenn Heynckes das nicht gebacken bekommt, wird sein Vertrag nicht verlängert. Sportlich? Siehe das gestern geschriebene: Problemzone kreatives Mittelfeld.
Täusche ich mich, oder hatte der HSV nicht vorletzte Saison noch Lizenzauflagen bekommen? Und nun, wo die finanziellen Rücklagen durch den Rechteverkauf an die UFA/SportFive durch einige teure Käufe, AOL-Arena und zwei schlechte Jahre aufgebraucht sein sollten, wird wieder mit Geld gewedelt, als ob es kein Morgen gibt: Van Buyten, Mpenza und Lauth. Toppmöller konnte sich ein Team nach seinem Gusto zusammenstellen. Und, so deutet es das UIcup-Aus an: fliegt damit erst mal auf die Nase, die träge Gesamterscheinung hat auch unter einem halben Jahr Toppmöller nicht verändert. Wenn es Toppmöller gelingt, beim HSV noch einmal das Ruder umzuwerfen, halte ich ihn für einen ganz großen. Wiedervorlage zur Winterpause.
Bei allem finanziellen Kleckertum, am unangenehmsten sind die Vereine in denen ein großer Sponsor Druck macht und den Klub vor sich hertreibt. Damit kommen wir zu dem ebenfalls UICup-ramponierten Wolfsburg. Binnen der 12 Monate gab es 13 Abgänge und 14 Zugänge für insgesamt 15Mio EUR Ausgaben, inkl. dem Highlight D’Alessandro.
Wolfsburg setzt weiterhin auf Ausländer und auf einen argentinischen Kern (Quiroga, Ahumada sind dazu gekommen). Ähnlich wie in Kaiserslautern, Gerets es nun mit einer kleinen Vielvölker-Mannschaft zu tun. Ähnlich wie in Kaiserslautern handelt es sich um eine spielstarke Mannschaft. Anders als in Kaiserslautern, wirkt der bodenständige Gerets in dem ambitionierten und künstlich aufgeputscht wirkenden Umfeld… deplaziert. Die Ehe Gerets-Wolfsburg schreit nach vorzeitiger Scheidung. Wiedervorlage zur Winterpause.
Bei Mönchengladbach fühlt man sich an die Zeiten eines Manager Rüssmann erinnert, der mit dem Credo “Wer gewinnen will, muss investieren” und offener Brieftasche umhergereist ist. Rüssmanns Amtszeit prägten zwei Visionen: die Ära Effenberg — der verlorene Sohn wurde aus Italien heimgeholt — und ein neues Stadion.
Letzteres ist nun realisiert und man hat die Mannschaft aufgerüstet. An Transfersummen fielen für Kampa, Fukal, Neuville, Ramovic, Van Kerckhoven, Broich und Ziege nicht viel an (EUR 850.000,–), aber deren Gehälter dürften nicht unwesentlich sein. Gladbach kopiert dabei die Taktik zahlreicher “Mittelfeld-Klubs” anderer Ligen, vorallem in England, wo man abgetakelte Stars der großen Klubs eine zweite Heimat gibt.
Gladbach ist eines der interessanteren Experimente, da Holger Fach als ein Trainer mit ausgefeiltem Taktik-Know-How gilt und Gladbach nun mit alten, erfahrenen Spielern aufgerüstet hat.
Als Rüssmann das Stadionprojekt vorantrieb, scheiterte er. Finanziell zu wackelig, zumal Rüssmann schnell einen Schuldenberg anhäufte. Binnen 6,7 Jahre wurden nicht nur die Schulden abgetragen, sondern auch entsprechende Investoren gefunden, die dann die Arena hochzogen. Erschreckend schnell.
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