Nicht zu national
Den ganzen Spommer schwelt eine Diskussion zwischen den nationalen Fußball-Verbänden, der FIFA und den Vereinen mit mitunter merkwürdigen Aussagen. Dabei geht es im Kern um die Feststellung dass die Top-Spieler zu müde sind, oder die Top-Player den Clubs zu häufig fehlen würden.
- Bei der EM sollen nahezu alle Stars weit unter ihrem Niveau bei den Club-Mannschaften gespielt haben (ich halte dagegen: deren Nationalmannschaften haben schwach gespielt. Siehe Spanien, Frankreich)
- Spieler kehren wg. EM verspätet aus dem Urlaub zurück
- Spieler bekommen kein Urlaub wg. Copa America, kehrten verspätet zurück
- Spieler fehlen in der Vorbereitung oder zum Start der Liga, weil sie für Olympia spielen (Ronaldo, Heinze, Santa Cruz etc…) (natürlich wusste Ferguson vorher, was für Probleme er sich mit Ronaldo und Heinze einhandelt…)
Die Nationaltrainer schlagen in eine ähnliche Kerbe, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen: sie bekämen die Spieler nicht hinreichend lange vor den Spielen zusammen, bzw. könnten kaum vernünftige Trainingslager abhalten.
Die Mediziner warnen vor einem Verschleiß der Spieler, Arsene Wenger führt die Verletzung von vier Schlüsselspieler bei Arsenal auf die zu harten Spielfelder in Portugal zurück.
Die Clubs schließlich, stellen sich auf den Standpunkt: die Spieler bezahlen wir, also müssen wir auch über sie verfügen.
Ich halte es für Krokodilstränen der Vereine. Jeder Verein kennt lange im Voraus die Spielpläne und hat es in seiner Hand Kader und Training entsprechend zu gestalten. Wer Nationalspieler einkauft, kann sich schlecht beschweren, dass diese in der Nationalmannschaft spielen. Wenn ich dusche, ist es zangsläufig, dass ich naß werde…
Die Argumentation mit dem Geld zieht nicht, da umgekehrt auch die Vereine vom Image von Nationalspieler profitieren. Was wäre ein Ronaldo ohne die Auftritte in der Seleçao? Man braucht sich nur die Einschaltquoten von WM und EM weltweit anzuschauen um zu ahnen wer die ganzen Fan-Artikel-Abkäufe generiert. Nicht weil Ballack bei den zwei weltweit übertragenen Bayern-Championsleague-Auftritten so glamourös spielt… Nicht umsonst pflegt nach solchen Turnieren der Transfermarkt-Rummel erst recht loszulegen. Die Transfersumme wandert dann in die Tasche des Vereins.
Völlig bizarr wird es, wenn man seine Blicke über den europäischen Fußball des Jahres 2004 streifen läßt. Dieser Transfer-Sommer ist nicht nur durch den einen oder anderen spektakulären Transfer geprägt gewesen. Nahezu alle europäischen Top-Teams haben ihren Kader “verschlankt”. Nahezu alle streben unisono eine Kadergröße von knapp über zwanzig an (Bayern: 21, Chelsea hat seinen Kader fast halbiert). Dabei hieß es noch vor 3-4Jahren, dass der Kader wegen der Belastung durch die Ausweitung der Championsleague auf knapp unter Dreißig vergrößert werden müsste.
Angeblich wären solch große Kader nicht mehr vernünftig trainierbar. M.E. mehr ein Problem der Struktur als der grundsätzlichen Machbarkeit. Welcher Trainer möchte seine Wichtigkeit dadurch entwerten, indem er Arbeit wegdelegiert? Nein, das Problem ist ein anderes: ein finanzielles. Man ist nicht mehr gewillt sich teures Mittelklasse-Personal zu halten, dass letztendlich als Füllmaterial im Kader dient, um durchrotieren zu können.
Der Kader wird also nicht den sportlichen oder medizinischen Anforderungen angepasst, sondern dem Budget. Eine Verletzungsserie und der Club gerät in Turbulenzen. Bor.Dortmund, Liverpool…
Der Erfolg in einer Saison scheint damit noch mehr einem Ritt auf der Rasierklinge zu gleichen.
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