Nach der Tour, ist vor der Tour
Im Grunde genommen ist während der Tour alles gesagt worden, was man jetzt als resümee zusammenziehen könnte. Die sportliche Leistung des Lance Armstrongs wird im geiste mit Sternchen versehen sein, sein Verhalten gegen Ende der Tour war schlichtweg indiskutabel.
Aus deutscher Sicht ereifern sich die Medien heute über den Streit im T-Mobile-Team, bei dem Teamchef Walter Godefroot Salven gegen Jan Ullrich, seiner Vorbereitung und seinem Betreuer Pevenage abgefeuert hat. Zudem ließ er durchblicken, dass er am liebsten Klöden als Nummer Eins inthronisiert hätte, wenn ihn sein Sponsor, die Telekom nicht daran gehindert hätte.
Allgemein wird dieses als Machtprobe von Godefroot verstanden, der Ullrich oder Pevenage loswerden will.
Vergessen wird aber der alte Spruch “Angriff ist die beste Verteidigung” und die Möglichkeit das Godefroot mit seinen markigen Sprüchen von eigenem Versagen ablenken könnte. Wo war denn die Mannschaft in den Bergen? Wo war es beim Mannschaftszeitfahren? Wieso können Fahrer, sobald sie beim Team sind, nicht mehr an ihre alten Leistungen anknüpfen? Siehe Beloki, siehe der jetzt wieder aufgeblühte Totschnig.
Die Tour war kurzweiliger als ich es befürchtete. Armstrong griff früher an, als ich es erwartete und der junge Voeckler hielt grandios gegen.
Aber ich bleibe dabei: die Nicht-Reaktion des Pelotons auf die Strafaktion Armstrong gegen Simeoni, hat mir die Achtung vor dem Sport genommen.
War was? Ach ja. Am Wochenende sagte der ehemalige Mannschaftsarzt von US Postal, Prentice Steffen, er wäre 1997 vor Ankunft von Lance Armstrong im Team, entlassen worden, als er sich weigerte Dopingmittel Tyler Hamilton und Marty Jemison zu verabreichen. (L’Équipe)
Tour de France 2004 Sieger: LancE POstal
Reaktionen
Die Süddeutsche beschreibt in der Montagsausgabe einige Details über die Bestrafung von Simeoni, wie er vom Feld geschnitten wurde und vom Wagen mit den Sportlichen Leitern an/ausgelacht wurde.
Insbesondere T-Mobile-FahrerNardello soll sich später Simeoni nochmals zur Brust genommen und wüst beschimpft haben.
Schlimmstensdalls erntete Armstrong Ignoranz: “der muss wohl ein großes Problem mit diesem Italiener haben” (Jan Ullrich), “normale sportliche Aktion” (Godefroot).
Das ging bishin zu den Medien. Das ZDF das am Freitag und Samstag reportierte, berichtete lt. SZ in 270 Sendeminuten gerade einmal 2 Minuten von diesem Vorfall und spielte ihn als amüsante Episode herunter. Lt. ZDF hat man es “nicht als zentralen Aspekt der Etappe” gesehen. Weswegen “mit einem Augenzwinkern” darauf eingegangen wurde.
Anders als EUROSPORT, die mit Interviews von Armstrong, Simeoni und Nardello nachlegten.