Last Minute Kicker
Eine Frage des Abwägens: das Bayern-Freundschaftsspiel im DSF sehen (aus Chicago: Bayern – ManU) oder die dBox mit zur Freundin schleppen und Copa-America-Finale schauen?
Das UIcup-Gekicke zeigt welch erbärmlichen Kick es in der derzeitigen Phase der Vorbereitungen zu sehen gibt, daher war gestern abend Argentinien – Brasilien angesagt, Finale der Lateinamerika-Meisterschaften Copa America.
Es war ein elendiges Spiel. Nur die argentinische B-Elf mühte sich, mit recht spärlichen Mitteln, in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Bei den Brasilianer muss man gar von C-Elf sprechen, die da 88Minuten Arbeitsverweigerung betrieb.
Entsprechend lau war die Stimmung im peruanischen Stadion. Verglichen mit dem Spektakel vor Wochen bei der EM, war das sportlich und atmosphärisch eine Trauerveranstaltung.
Die Argentiniern konnten Esprit für keine fünf Cents zusammenkratzen, immer wieder wurde versucht den Ball durch die Mitte in den Strafraum reinzutragen, obwohl die Gelb-Blauen schamlos ihre alte Schwäche zeigten und bei hohen Bällen in Panik und Hektik ausbrachen und Torwart Julio Cesar umherirrte.
Argentiniens 1:0 konnte wahrscheinlich gar nicht anders als durch Elfmeter fallen: Kily Gonzalez in der 20Minute, ein kleines Geschenk des Schiris, da der gefoulte Argentinier doch arge Umwege laufen musste, ehe er über das gestreckte brasilianische Abwehrbein zusmmensacken konnte.
Das Brasilien aus dem nichts heraus in der 45ten Minute den Ausgleich erzielte (Luisao), war schlicht und ergreifend frech.
Das Spiel plätscherte in der 2ten Halbzeit noch öder vor sich hin. Die Einwechslung des muskellädierten D’Alessandro in der Schlußviertelstunde brachte wesentlich mehr Schwung und vorallem Hirn ins Spiel. Er wurde sofort gesucht und gefunden, wurde zur Zentrale im Spiel. Meine Fresse, man darf gar nicht dran denken: so jemand wie D’Alessandro in Wolfsburg bei einem Gerets spielen zu lassen… Heute Spielmacher Argentiniens, morgen niedersächsische Tiefebene.
Cesar Delgado brachte dann in der 87ten Minute Argentinien mit 2:1 vorne. Ohne Frage völlig verdient.
Danach brach die elende Zeitschinderei bei den Leuten aus der Pampas aus: jedes bein wurde genommen um sich minutenlang auf dem Boden zu wälzen, alleine drei Minuten lang gab es eine Sequenz aus Einwürfen, Freistößen, Einwürfen und Einwürfen, die sich komplett auf 6 Quadrameter brasilianischen Grund bei der Eckfahne abspielte.
Das völlig Verrückte: ich habe noch nie eine derart lethargisch spielende Mannschaft gesehen, die in den Schlußminuten eines Finales mit einem Tor hinten liegt, wie Brasilien gestern. Da wird in aller Seelenruhe der Ball für den Freistoß zurechtgerollt, statt das Ding aus 80m nach vorne in den Strafraum zu dreschen, wird 2-3mal quer gespielt.
Was soll man sagen: in der 93ten Minute erzielte Adriano den Ausgleichstreffer: 2:2. Adriano mit seinem 7ten Treffer des Turniers der Torschützenkönig.
Danach drohte das Spiel aus den Fugen zu gleiten, die Spieler wollten sich gegenseitig an die Kehle, allen voran Edu (die Arsenal-Schule des gepfleglten Ausrasters scheint abzufärben), D’Allesandro und Ayala, und der Schiedsrichter musste die Polizei aufs Feld bitten um die Mannschaften wieder zu trennen.
Anders als in der nördlichen Hemisphäre gewohnt, gab es bei Unentschieden keine Verlängerung, sondern gleich das Elfmeterschießen.
Ich fand es kurios das Argentiniens Trainer Bielsa D’Alessandro als ersten schießen ließ und den etatmäßigen Stammschützen Gonzalez, der bereits in Halbzeit eins verwandeln konnte, erst an dritter Stelle kommen ließ. Und der argentinische Torhüter Abbondanzieri führte auf der Linie ein merkwürdiges Theater auf, bei dem er permanent eine Torwartecke freigab, als der Schütze noch 3 Meter vom Ball weg war…
Resultat: Argentinien verschoß die ersten zwei Elfer, konnte es nicht mehr aufholen, Brasilien mit 4:2 i.E. Meister der Copa America. Sogar mit der C-Elf. Aber in was für einem miesen Spiel…
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