Tour-Tag 11: Es geht bergab
[16h47] — Etappe 12: 197km in den Pyrenäen mit zwei Bergen der Kategorie 1 und einer Bergankunft. Nicht zu vergessen: diese horrende Hitze, die morgen anhalten soll (und eher Ullrich- als Armstrong-Wetter ist)
Die Etappe wird allerdings erst spät, gegen 15h, 15h30 interessant, wenn der Anstieg gen Col d’Aspin etwas steiler wird. Daher fangen die Übertragungen auch zur gewohnten Zeit, gegen 14h an.
Gefordert ist in erster Linie das Euskatel-Team, das “zuhause” ein Feuerwerk abbrennen sollte. Inwieweit andere Favoriten wie Hamilton oder Ullrich bereits Armstrong antesten, wage ich zu bezweifeln. Hamilton eher als Ullrich, der eher zur Passivität neigt.
Umgekehrt, sähe es Armstrong ähnlich, wenn er morgen nach dem Motto “Angriff ist die beste Verteidigung”, die Konkurrenz schockt. Die morgige Etappe ist berechenbar, da sie wirklich nur zwei Bergwertungen und die auch noch kompakt auf den letzten 30-40km hat, anders als bei reinen Bergetappen, wo niemand weiß, an welchem Berg der entscheidende Angriff geritten wird.
[16h40] — McEwen wusste was die Stunde geschlagen hat, und befand sich bei Zieleinfahrt im Windschatten von Zabel.
Zabel macht also von den 10Punkten Abstand nicht viel gut.
[16h34] — Moncoutié gewinnt die Etappe, die Reporter sind außer sich, feiern den dritten Etappen-Sieg eines französischen Fahrers, sprechen von der Renaissance des französischen Radsportes.
Flecha und Martinez folgen mit mehr als zwei Minuten Rückstand.
[16h27] — Moncoutié mit fast 1min Vorsprung. Das Peloton fährt so langsam , dass ich fast vom Stau sprechen möchte.
[16h26] — Eigentlich müsste man nun auch im Peloton das Tempo anziehen, weil die Sprinter-Mannschaften ein Interesse haben sollten, weitere Ausreißversuche auf dem gebirgigen Schlußstück zu vermeiden.
6km für Moncoutié.
[16h25] — Flecha läßt immer brav den orangenen Euskatel-Mann Martinez vorne fahren. Moncoutié nun mit 45sec.
[16h23] — Die beiden Spanier Flecha und Martinez können sich offensichtlich nicht das Schwarze unterm Fingernagel und beäugen sich mißtrauisch, aber fahren nicht miteinander. Moncoutié kann schnell 25Sekunden Vorsprung rausfahren. Nun 32sec.
[16h21] — Alle tippen auf Moncoutié als Sieger, dem “local guy” der hier jahrelang wohnte und nun das Tempo angezogen hat und Flecha und Martinez wegfahren konnte.
[16h18] — Das Schlußstück der heutigen Etappe, interessant für den Sprint hinter den Ausreißern, besitzt eine Bergkuppe 6km vor dem Ziel, dann Abfahrt und dann eine kurze Steigung.
Die Asureißer haben noch 10km vor sich. Erster Ausreißversuch.
[16h15] — Abstand 7min38.
Morgen die erste Etappe gen Pyrenäen und damit “Heimat” des orangenen Eskatel-Teams aus dem Baskenland. Der Sponsor soll im spanischen Rundfunk dazu aufgerufen haben, sich orangene T-Shirts zu holen, um die Pyrenäen komplett in Orange zu hüllen.
[16h13] — Abstand bei 7min52 bei Temperaturen von inzwischen 35Grad auf schmalen Landstraßen.
Die Asphalttemperatur übersteigt teilweise 50Grad und es wurden angeblich vor den Fahrern Lastwagen vorausgeschickt, die die Straße nässen und kühlen sollten.
[16h11] — Diskussionsgespräch bei FranceInter über das hohe Tempo der Tour, die auch heute sämtliche Zeitpläne sprengt. Da könne man natürlich skeptisch werden, wie das denn komme…
Einer der Kommentatoren wendet ein, dass man auch nicht die unterschiedliche Attitüde vergessen sollte. Heutzutage wird vom Start an angegriffen, heute z.B. wurde die erste Attacke bei Kilometer 2 gefahren, während früher es an der Tagesordnung war, die ersten zwei Stunden des Tages mit 30kmh dahinzurollen.
[16h09] — Wenn man aus der heutigen Etappe noch Spannung generieren will, dann aus dem Fernduell zwischen Zabel und McEwen. Zabel liegt nur noch 10 Punkte hinter McEwen, könnte heute also in Grün steigen.
[16h04] — Eine Dreiviertelstunde später ist das Rennen entschieden, die Etappe lauer als erwartet. Die drei Ausreißer haben ihren Vorsprung halten können, aktuell über 8min04 für Flecha, Moncoutie und Martinez, 20km vor dem Ziel.
Die Ausreißer haben nur bei den Berganstiegen ein bißchen Zeit verloren, aber sich schnell wieder zurückholen können.
Das Peloton wird immer noch angeführt von Brioche La Boulangère, aber es sieht nicht wirklich temporeich aus.
Eine Aufgabe: #131 Magnus Backstedt/Alessio und auch sonst sind trotz des nicht wirklich zügigen Tempos einige Fahrer hinten aus dem Peloton rausgefallen, namentlich McEwen.
[15h12] — Der Zeitabstand schmilzt weiter: 6min50. Es ist nicht das einzige was schmilzt, der Radioreporter von FranceInfo auf dem Motorrad warnt vor dem Asphaltbelag, der stellenweise anfängt in der Sonne zu weich zu werden.
Ich melde mich für eine Dreiviertelstunde ab.
[14h57] — Der Abstand wächst beim Anstieg auf 7min50. Aber das stellt alles kein Problem dar, da der beste der drei Ausreißer, Moncoutie, 18Minuten hinterm Gelben Trikot liegt.
[14h44] — Wenn ich richtig gerechnet habe, liegt der Schnitt der zweiten Rennstunde bei 41kmh, bei einfacherem Profil.
[14h41] — Das Peloton rollt nicht besonders gut, die Drecksarbeit bleibt heute wieder an Brioche La Boulangère hängen, die nicht über genügend “Respekt” oder “Autorität” besitzen, um das Peloton wirklich zu beschleunigen. Zumal man auch gerade den Verpflegungsbereich erreicht hat. Der Abstand vergrößert sich auf 7min35.
[14h34] — Der Vorsprung der Ausreißer Flecha, Martinez und Lokalmatador Moncoutie ist auf 6min50 angestiegen. Es geht jetzt auf den steilsten Berg des Tages rauf.
[14h22] — Weitere Auszüge aus dem Interview von Le Monde mit LeMond:
“Ich habe Michele Ferrari 1994 zufällig in San Diego in einem Radgeschäft getroffen, als ich mir ein Gerät anschaute, dass zur Kraftmessung und Überwachung des Leistungsstandes diente. Er fragte mich was das für ein Gerät sei. Er hatte nicht die Bohne Ahnung von Trainingsmethodik und physischer Vorbereitung. Sein Ding war die Wissenschaft der Blutkörperchen. Er ist es, der den Radsport für immer veränderte.”
“Ich habe 1990 die Tour gewonnen, mein Team “Z” die Mannschaftswertung. Ein Jahr später konnte nicht einer von uns noch dem Tempo des Pelotons folgen. Da gab es Fahrer die von heut’ auf morgen plötzlich andere aus dem Sattel fahren konnten. Ich war gut vorbereitet, gewann den Prolog vor Indurain, aber nach zwei Wochen war das Durchschnittstempo so hoch, dass wir schlichtweg nicht mehr folgen konnten. Wir wussten, alle wussten, dass es ein Problem mit EPO und anderen Substanzen gab”
“Die einzig legale Möglichkeit bei der Tour schneller zu fahren, ist die Kapazität zur Sauerstoffaufnahme zu Erhöhen. Zu meiner Zeit hatte ich den Bestwert im Feld. Heute wäre ich noch nicht mal unter den Top 50. Ich habe diese Dinge studiert und kann daher mit Gewißheit sagen, es gibt keine herkömmliche Trainingsmethode, mit der man diese Zahl derart steigern kann.”
[14h03] — Für Aufregung sorgt wieder Lance Armstrong, außerhalb der Strecke. Vor der Tour sind anläßlich eines Buches “LA Confidentielle” die Diskussionen um die “Sauberheit” von Lance Armstrong wieder aufgeflammt (siehe dazu auch allesaussersport).
Ein Kronzeuge im Buch gegen Armstrong ist der in Frankreich sehr beliebte Greg LeMond, der ein telefongespräch mit Armstrong gehabt haben soll, in dem dieser indirekt die Einnahme von EPO zugibt. Diese Passage im Buch war von LeMond bislang nie gerichtlich angegangen worden.
Greg LeMond äussert sich in der heutigen Ausgabe derZeitung Le Monde zu dem Thema.
LeMond glaube nicht, dass die bislang sauberen Dopingtests von Armstrong ein Beleg dafür ist, das er “clean” fährt. LeMond verweist darauf, dass auch ein David Millar nie positiv getestet wurde, inzwischen aber die Einnahme von EPO zugegeben hat.
Le problème avec Lance, c’est qu’on ne peut pas discuter avec lui. Pour lui, soit tu es un menteur, soit tu cherches à détruire le cyclisme […]
Moi, je dis seulement que je veux voir la vérité quand je regarde le Tour de France. Lance est prêt à faire n’importe quoi pour garder son secret […]
Il n’y a pas de miracle dans le vélo. Il y a toujours une explication […]
Übersetzt: “Man kann mit Lance nicht diskutieren. Entweder du bist ein Lügner oder du willst den Radsport zerstören. Ich sage nur, dass ich die Wahrheit sehen will, wenn ich die Tour anschaue. Lance ist bereit alles zu tun, um sein Geheimnis zu behalten.”
Bezüglich des Umstandes das Armstrong nach erfolgreich überstandener Krebserkrankung stärker den je ist: “Es gibt keine Wunder auf dem Fahrrad. Es gibt für alles Erklärungen.”
[14h00] — Nun haben es drei Leute geschafft etwas weiter auszureißen: 1min50 Vorsprung für #44 Flecha/Fassa, #37 Martinez/Euskatel und #97 Moncoutie/Cofidis. Kurz hinter der zweiten Bergwertung bei Kilometer 48 sind sie ausgerissen.
[13h53] — Interessantes Faktum im Laufe eines Interviews der Le Monde mit einem Sportarzt: 40% der französischen Fahrer bei der Tour besitzen eine ärztliche Bescheinigung wegen Asthma in Behandlung zu sein.
Die Behandlung von Asthma ist bei Radfahrern berüchtigt für die Maskierung von Doping.
[13h44] — Das Feld ist seit einer Stunde unterwegs, es ist die erwartet “nervöse” Etappe, geprägt von unzähligen Ausreißversuchen, obwohl das Peloton alles versucht um das Feld unter Kontrolle zu halten und die erste Rennstunde mit dem hohen Tempo von 47kmh runterfährt.
Es wird derzeit von Tag zu Tag wärmer, 25 Grad heute, leichter Wind, kein Wölkchen.
[9h04] — Die Süddeutsche Zeitung bringt in ihrer heutigen Ausgabe ein Interview mit Fillipo Simeoni, Radprofi bei Domina Vacanze und Kronzeuge im tialienischen Prozess gegen den “Doping-Doktor” Michele Ferrari, zu dem wiederum Lance Armstrong gute Kontakte unterhält.
Kernaussagen des Interviews:
- Er wird von Lance Armstrong und vom Feld geschnitten
- Simeoni hat bereits als Amateur EPO genommen, was problemlos zu bekommen war, da es jeder genommen hat.
- Er hat von Ferrari regelmäßig EPO genommen und war in der gesamten Radsport-Szene als “bester Fitmacher” bekannt.
- Armstrong nennt Simeoni einen Lügner, vermutet dass Simeoni wegen dem damit verbundenen Straferlaß sich zum Kronzeugen erklärt hat. Simeoni hat daraufhin in Italien eine Verleumndung-Klage eingelegt.
[8h46] — Nach dem freudetrunkenen Heimsieg gestern, fährt die Tour de France heute in Etappe 11 wieder vom Massif Central herunter.
Etappe 11 ist recht kurz (164km), besitzt keine wirklich augenfällige Schwierigkeiten, aber wie vor zwei Tagen, als die Ausreißer Landaluze und Simeoni auf den letzten Metern vom Feld niedergesprintet wurden, ist es eine Strecke die nicht einen Kilometer flach ist. Damit ist es eine Strecke für den gepflegten Ausreißer. Dieses Jahr agierte ja #66 Piil/CSC recht augenfällig, die üblichen Verdächtigen sind #69 Jens Voigt/CSC oder #154 Erik Dekker/Rabo.
Die Favoriten werden sich nach den gestrigen Anstrengungen wahrscheinlich nicht blicken lassen. Morgen geht es in die Pyrenäen, mit zwei üblen Bergen der 1ten Kategorie.
Der gestrige Tag sah zwei finstere Stürze: #16 Matthias Kessler/T-Mobile bekam eine Kurve nicht, fuhr in einen Straßengraben und dann gegen einen Pfosten. Nach einigen Minuten konnte er wieder aufstehen und weiterfahren. Er beendete die Etappe als Vorletzter. Und, wie bei einer Untersuchung im Krankenhaus festgestellt wurde, mit einer gebrochenen Rippe.
#56 Sébastien Hinault/Crédit ist beim Versuch einem Kollegen auszuweichen, gestürzt und in einen Straßengraben gerutscht. Er verlor kurz das Bewusstsein. Im Krankenhaus wurde der Bruch eines Rückenwirbels festgestellt, allerdings ohne dass es Komplikationen mit dem Nervensystem gegeben hätte.
Zwei weitere Fahrer sind gestern ausgestiegen: #173 Mirko Celestino/Saeco und #119 Angel Vicioso/Liberty
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