Motorsport-Wochenende 2
Das eigentliche Highlight ist aber heut, um 18h, Vorberichte ab 17h15, die Indy 500, DER Rennsportklassiker, die 88te Austragung. Man muss schon ein massiv fehlbekappter, alternder Rennsportler sein, um, wie “Striezel” Stuck, ernsthaft den artifiziellen GP von Europa ernsthaft dem legendären “Brickyard” zu bevorzugen.
Kommentatoren der PREMIERE-Übertragungen werden übrigens Jacques Schulz, dessen Indy500-Euphorie leider seine Expertise übertrifft, ergänzt mit Manfred Jahnke, der auf EUROSPORT jahrelang Co-Kommentator bei den CART-Rennen war, und bei dem es sich in Sachen Expertise und Euphorie genau umgekehrt verhält. Und beide werden vermutlich labern, was das Zeug hält.
Indianapolis 500 2004
Die Indy500 verlieren derzeit Jahr um Jahr an ihrem Renommée, angekratzt von nun fast ein Jahrzehnt andauernden Streit in der US-amerikanischen Open-Wheel-Szene, die dann in die Abspaltung der IRL (Indy-Racing-League) rund um Indy-Besitzer Tony George, von der etablierten CART-Serie führte.
Die IRL hat inzwischen geschafft, was keiner für möglich hielt und mittlerweile sich nicht nur etabliert, sondern die CART-Serie an die Wand gedrückt, an den Rand des Konkurz getrieben.
Viele, viele CART-Heroen findet man nun in der IRL und damit auch mit festen Plätzen bei den Indy500 wieder, dem Open-Wheel-Rennsport-Ereignis dem in den USA noch einige Aufmerksamkeit geschenkt wird, während der Rest gegen die NASCAR abstinkt. Keiner in den USA kennt IRL- oder CART-Fahrer.
Trotzdem: Indy500 könnte zum ersten Mal seit Jahrzehnten nicht ausverkauft sein. Trotzdem werden immer noch mehr als eine Viertelmillion Zuschauer es zur größten Ein-Tages-Sport-Veranstaltung machen.
Die Fernsehquoten werden aber nur noch halb so hoch sein, wie noch vor neun Jahren, im letzten Jahr vor der CART/IRL-Trennung.
Und die Qualifikation, die bei Indy traditionell eine Woche vorher, am “Bump day“, interessiert kaum noch, da Indy genügend Schwierigkeiten hat überhaupt 33 Fahrzeuge für das Starterfeld aufzutreiben.
Das Rennen
Eine wichtige Rolle könnte das Wetter spielen. Das Wetter ist instabil, jederzeit können Niederschläge und Gewitter niedergehen (Regenwahrscheinlichkeit: 60%). Da Ovalrennen prinzipiell nicht bei feuchter Fahrbahn stattfinden, könnte es heute ein sehr viel längerer Abend werden, als es die auf ursprünlich dreieinhalb Stunden angesetzte Veranstaltung zu werden versprach.
Möglicherweise wird das Rennen auf Montag, 19h deutscher Zeit verschoben.
Das Fahrerfeld
Das Fahrerfeld gilt, trotz zahlreicher Abstinenzen aus der CART, als das beste und ausgeglichenste seit Jahren.
(3 Fahrzeuge pro Startreihe)
Die Startaufstellung
1/ Buddy Rice [Nr.15] – Einziger US-Amerikaner in den ersten zwei Startreihen. Unauffäliger “Mit-Fahrer”. Ersatzmann für verletzten Kenny Brack. Fährt für Rahal/Letterman.
2/ Dan Wheldon [26] – Derzeit viel gehypter Brite, den Jenson Button schon als zukünftigen F1-Fahrer sieht. Derzeit Führender der IRL-Serie. Team Green, inzwischen von Andretti geführt.
3/ Dario Franchitti [27] – Schotte, bekannt aus der DTM. Ebenfalls Team Green.
4/ Bruno Junqueira [36] – Derzeit bester CART-Fahrer. Premiere für Newman-Haas-Team bei Indy, seit dem Split 1995.
5/ Tony Kanaan [11] – Mit schöner Regelmäßigkeit vorne dabei. Besitzt Honda-Power.
6/ Adrian Fernandez [5] – Teambesitzer, es heißt dass ihm das Führen des Teams zuviel Konzentration kostet um ein wirklich guter Spitzenfahrer zu sein
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8/ Helio Castroneves [3] – “Spiderman”, weil er bei Siegen immer auf die Zäune klettert. Zweifacher Indy-Sieger (2001, 2002, 2003 zweiter). Fährt für Penske.
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10/ Tomas Scheckter [4] – Ungestümer Sohn von F1-Legende Jody Scheckter
11/ Sam Hornish Jr [6] – Blutjunger (24 Jahre), aber erstaunlich kluger und kopflastiger Fahrer. Leidet unter dem Image nur Punktesammler (zweifacher IRL-Meister), aber kein Fahrer für “große” Siege zu sein. Gilt trotzdem als größte US-amerikanische Open-Wheel-Hoffnung. Fährt auch für Penske.
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13/ Scott Dixon [1] – Ein Siegfahrer ohnes gleichen, forciert manchmal zuviel, kostete 2003 möglicherweise den Sieg in Indy.
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17/ Al Unser Jr [20] – Yep, er fährt doch noch. Wahrscheinlich um seine Alimente und Schulden zahlen zu können. Hat bei Großereignissen seit Jahren das Pech an den Fersen heften. Zweifacher Indy-Sieger, aber seine besten Zeiten sind seit mehr als 10 Jahren vorbei.
18/ Robby Gordon [70] – Zum vierten Mal nimmt er die unglaubliche Anstrengung auf sich, erstmal die Indy 500 zu fahren, setzt sich dann in den Flieger und fährt dann 600 Meilen bei den NASCAR.
19/ Sarah Fisher [39] – Wg. fehlendem Chromosom immer noch eine Besonderheit im Fahrerfeld. Fährt zwar konstant und nicht schlecht mit, aber jede ihrer Aktion wird kritisch unter dem Aspekt “Frau am Steuer” beäugt und insbesondere die zahlreichen Latinos und Südstaaten-Machos sind sehr schnell mit Vorurteilen an der Hand, wenn Fisher in einem Rennunfall verwickelt wird.
20/ Scott Sharp [8]
21/ A.J. Foyt IV [14] – Setzt eine der so zahlreichen US-Rennsportfamilien fort, ohne an die Erfolge seines Großvaters anknüpfen zu können.
22/ Larry Foyt [41] – Genau. Ein Cousin.
23/ Bryan Herta [7] – Inzwischen lendenlahmer Fahrer, unvergessenes Opfer vom Corkscrew-Manöver Zanardis
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28/ Buddy Lazier [91] – Letzter US-amerikanischer Indy500-Sieger (1996). Gerade noch so ins Feld gerutscht.
Die Taktik
Super-Speedway-Rennen haben ihre eigene Dynamik. Es ist nicht wesentlich permament vorne zu sein. Wichtig ist es nur “vorne mit dabei zu sein”. Und wenn das Rennen sich mit vielen Gelb-Phasen entwickelt, so kann es durchaussein, das man dank gegenläufiger Strategien, phasenweise 1-2 Runden Rückstand auf die Spitze haben kann, um dann am Ende doch noch mitmischen zu können.
Genau das wird das “Essential” sein: Überrundungen zu vermeiden.
Dieses Jahr werden neue 3,0Liter-Motoren in den Boliden sein. Diese Motoren sollen noch empfindlicher reagieren, wenn man das Momentum verliert. Das heißt es profitieren diejenigen die schnell durch das Fahrerfeld pflügen können und zügig Überrundungen absolvieren. Möglicherweise Vorteil für gefürchtete Fahrer mit Ellenbogen wie z.B. Scheckter.
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