Kein Sport mehr

“Blog Maverick” Mark Cuban, im Nebenberuf Teambesitzer der Dallas Mavericks hat das Thema seit längerem eingekreist (siehe “NBA and Olympics“) und nun abgedrückt:

In “What business is the NBA in?” stellt er die Blaupause für den Sportkommerz vor. US-Profisport ist kein “Sport” mehr, sondern Entertainment-Business. Die Konkurrenz sind Kinos, Fernsehen, Bücher (alter Kultur-Optimist!) und Restaurants.

Anything not branded NBA is the enemy, its the competition for our customers attention. It has to be the mission of the NBA to make sure that watching or seeing in person an NBA game is the the answer to “what do you want to do tonight ?” […]

The purists fail to realize that an NBA game is one of the few places where people from every walk of life, every part of the corporate ladder, and every age group get to sit side by side and make friends and have a common interest. Where grandma, grandpa, mom and dad and the kids have a common bond. Where, they as a family, get to jump up and down, stand up and clap and scream at the top of their lungs for their team and against the bad guys. […]

Dies ist zwar knallhart gegen jedweden Sportsgeist aber letztendlich die Richtung in der sich jede der großen Sportarten hinwegt und in den Gehirnwindungen eines Uli Hoeneß vor sich geht.

Diese “Cuban-Blaupause” im Sinn, ist es interessant darüber nachzudenken, wie Fußball oder Formel-1 sich im Vergleich machen.

Halt wieder ein interressanter Brocken den Cuban da der Meute hingeschmissen hat.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Hm. Ich weiß gar nicht, ob der Ansatz “Sport steht in direkter Konkurrenz zu Kino und Essen gehen” so falsch ist bzw. gegen jeden Sportsgeist spricht.

    Sport IST Unterhaltung, sonst würde man ihn doch nicht gucken. Dass es den Spielern selbst wahrscheinlich ziemlich egal ist, ob sich Familien auf den Rängen amüsieren oder knallharte Basketball-Experten, ist klar. Aber der sportliche Kampf auf dem Platz steht doch in keinem Widerspruch zum Amusement des Publikums.

    Ich persönlich fand die E-Mail, die Cuban überhaupt erst zu seinem Blog-Eintrag verleitet hat, sehr rührend. Ist doch schön zu wissen, dass Leute eine gute Zeit bei einer Sportveranstaltung haben. Und Cuban ist es sicherlich lieber, als wenn sie diese gute Zeit im Kino haben. Insofern gebe ich seiner These recht, dass die Konkurrenz zur NBA nicht nur in anderen Sportarten zu sehen ist, sondern im gesamten Unterhaltungsangebot.

  3. die frage ist, inwieweit ist ein sport willens, sich des “kommerz” wegens (vulgo: um besser gegen die entertainment-industrie anzustinken) bereit, kompromisse einzugehen? wann verändern diese kompromisse den sport so sehr, dass er nicht wiederzuerkennen ist?

    in wieweit steht die unterhaltung konträr zum “ethos” des sportes (= gesundheit, = ehre, = respekt gg. dem gegner)?

    beispiel tour de france. ist eine tour-de-france heute ohne doping überhaupt zu bewältigen?

    beispiel baseball. führt die anerkennung von solchen gedopten homerun-hitter-tieren wie McGuire und Bonds nicht dazu, das bereits kids in der high-school oder im college muskelaufbau-präparate zu sich nehmen?

    wird daddy auch dann über das baseball-entertainment so glücklich sein, wenn sein sohn mit dreißig an herzversagen krepiert ist, weil er im college gedopt hat?

    wenn footballer wie terrell owens oder joe horn ihre touchdowns inzwischen hollywood-reif inszenieren, ist es “unterhaltsam”, aber nicht sehr sportlich. der gegner wird gedemütigt. wenn das kid es am nächsten tag auf dems chulhof das gleiche versucht, bekommt es ein paar aufs maul.

    natürlich: je mehr die sportler verdienen, desto eher spielen sie in der liga der unterhaltungsindustrie. 4-6mio EUR gehalt von ballack sind nicht in relation zu seinen fußballerischen leistungen zu sehen, sondern in relation zu seinen trikot-verkäufen und image.

    hoeneß (oder rummenigge?) meinte vor 2wochen, dass er inzwischen eines besseren belehrt wurde. er hielt den beckham-deal von real madrid für völlig überteuert. inzwischen stellt es sich heraus, das real unterm strich durch erhöhte fanartikel-verkäufe, freundschaftsspiele und sponsoring, wg. beckham einen gewinn gemacht hat.

    der profi-sport zehrt aber von seinen wurzeln im “ehrlichen” sport. weil für seine fans durch nachahmen der aktionen, nachvollziehbar bleibt. und weil das spieler-material aus dem schul-/amateursport kommt.

    und an dem punkt unterscheide ich mich von mark cuban, der hier anscheinend eine strikte trennung sieht.

    cuban sagt: das produkt ist NBA und die spieler sollten nicht zu olympia gehen, da sie damit das produkt NBA schwächen (durch verletzungen und fehlender vorbereitung) und ein konkurrenzprodukt fördern.

    ich sage: cuban kann drehen und wenden wie es will, die größte aufmerksamkeit bekommt basketball hierzulande nicht durch titelgewinn der mavs und dirk nowitzki, sondern durch EM-, WM- und olympia-turniere. und nur hier werden potentielle NBA-fans gebacken. nicht auf PREMIERE und nicht in der AA-Arena gegen memphis.

  4. Ich glaube nicht, dass Sportler (und damit auch ihre Fans bzw Nachwuchssportler) dopen, um besseres Entertainment zu liefern. Sie dopen, um bessere Leistungen zu erreichen. Und soweit ich das beurteilen kann, kommt es, um mal bei deinem Beispiel vom Baseball-Daddy zu bleiben, im College bzw in der High School erstmal auf Leistung an und nicht auf hunderttausende Zuschauer.

    Ich sehe allerdings auch, dass die Zuschauer später im Profisport nicht ganz schuldlos sind. Würden sie nicht ständig mehr fordern (höher, schneller, weiter), wären die Sportler vielleicht nicht “gezwungen”, zu illegalen Mitteln zu greifen, um eben die geforderten Leistungen liefern zu können. Denn eine Sportart, die sich nicht mehr weiterentwickelt, weil sie den menschlichen Körper ausgereizt hat, wird sicherlich Zuschauer verlieren. Und damit Werbegelder und Sponsoren. Womit sich der Kreis schließt und ich mich gerade selbst ad absurdum geführt habe.

    (Ich schick den Kommentar trotzdem ab. Lösch ihn, wenn du willst :-)

  5. re: “soweit ich das beurteilen kann, kommt es, um mal bei deinem Beispiel vom Baseball-Daddy zu bleiben, im College bzw in der High School erstmal auf Leistung an und nicht auf hunderttausende Zuschauer.”

    falsch.

    der denkfehler: doping geht vom athleten aus.

    zumindest bei den college-athleten gehe ich aus, dass ein starker antrieb für das doping vom college kommt. entweder vom trainer-stab selber, oder aus einer art “gruppenzwang” heraus.

    motivation für colleges ihre schützlinge vollzupumpen, gibt hinreichend viele.

    wir reden hier nicht über klassischen hochschulsport, sondern über die vorstufe des US-profisports.

    wir reden hier bereits über playoffs, einschaltquoten, TV-einnahmen. wir reden über colleges, deren image sich nicht aus der qualität der fakultät ableitet, sondern aus den rankings im college-basketball oder -football.

    wenn man sich anschaut was für sauereien in den colleges verübt werden, oder was für verfehlungen der studenten verschwiegen werden, alles nur weil es sich z.B. um schlüsselspieler handelt, der ahnt dass college-sport sich in ein schweinisches system verwandelt haben.

    das erschreckende an der entwicklung der letzten jahre: es macht nicht mehr halt an den colleges. die einschaltquoten von ESPN der final-spiele im high-school-baseball sind enorm gewesen. um immer mehr high-school-basketball-spieler wird ein riesenhype gemacht.

    von einem LeBron James wurden diverse high-school-basketball-spiele landesweit übertragen. james hatte etliche verträge in der tasche, so dass er gar nicht erst ins college zu gehen brauchte.

    mark cuban hat zweifelsohne recht. aber solange er nicht willens ist, klare abgrenzungen zu setzen, plöcke einzuhauhen um den profi-sport mit all seiner problematik vom rest des sportes abzugrenzen, mag ich seine meinung nicht übernehmen.