NFL Europe 2004 — Dem Ende ein Schritt näher

Update 13h05: Siehe Ende des Eintrages

Das erste April-Wochenende ist heuer ein ereignisreicher, u.a. mit dem Start der NFL Europe, den Final Four und der Baseball-Saison.

NFL Europe ist ein merkwürdiger Bastard der NFL. Einst unter den Namen “World League” hoch ambitioniert gestartet, musste es 1991 gestoppt werden, ehe es Jahre später als rein europäische Veranstaltung wieder startete.

Doch die Perspektiven sehen von Jahr zu Jahr düsterer aus. Einstige Football-Hochburgen wie London konnten mangels Zuschauerinteresse und verfehlter Franchisepolitik (die Stadionumzüge der Monarchs sind Legende) nicht gehalten werden.

Die NFLE hat immer größere Probleme neue Franchises erfolgreich zu stabilisieren. Barcelona konnte in diversen Anläufen letztendlich nicht mehr gerettet werden und wurde vor der Saison Köln geopfert. Amsterdam und Edinburgh stehen ebenso auf der Kippe wie auch Berlin, dass anscheinend über die 12.000 Zuschauer nicht hinauskommen kann und daher auch wackelt.

Mit dem Versprechen auch in Gelsenkirchen ein Team aufzubauen, droht die NFLE zur “NFLD” zu werden.

Fraglich ist, inwieweit so eine Liga für die NFL selber lukrativ bleibt. Die Liga hängt am Tropf der 32 Profiteams in den Staaten und die Teameigner sind nicht mehr gewillt dieses Kunstprodukt am Leben zu erhalten. In diesem Winter ist die NFLE nur knapp dem Tod von der Schippe gesprungen. Mit nur einer Stimme Mehrheit beschlossen die Teambesitzer in eine 2004-Saison zu gehen.

Sportlich hat das ganze mehr als fragwürdigen Wert. So richtig als Talentschuppen bei dem NFL-Bankdrücker Erfahrung sammeln konnten, konnte sich die NFLE nicht bewähren. Es gibt zwar immer wieder Vorzeigespieler wie Kurt Warner, aber die Quantität und Qualität ist unterm Strich wohl nicht epochal. Es gibt andere Möglichkeiten wie z.B. die Arena League oder die kanadische CFL. Zudem haben die Teams immer mehr die Neigung blutjunge Spieler zu verpflichten. Man scheint dem Trend des Basketballs zu folgen und bereits Leute aus der High School heraus zu verpflichten.

Warum also dann Leute elf Wochen nach Europa schicken?

Auch für den hiesigen Football-Konsumenten ist das ganze eher grenzwertig. Jedes Jahr bekommen Frankfurter, Kölner, Düsseldorfer und Berliner einen komplett neu zusammengewürfelten Haufen als “Hometeam” präsentiert. Als Identifikation dienen Vorzeige-Europäer, von denen aber selten wirklich einer jeden Spielzug auf dem Feld steht. Wenn es nicht eine per Regeln den Trainern auferlegte Verpflichtung gäbe die “Nationals” einzusetzen, sie würden gerne drauf verzichten.

Hinzukommt eine sehr kurze Vorbereitungszeit. Da das A und O im Football das “Eingespieltsein” ist, das Kennen der Laufwege, der Spielzugoptionen ist, ist die Qualität der NFLE noch nicht einmal auf oberen US-College-Niveau.

Die Medien-Resonanz wird immer schwächer und mit dem DSF zog sich auch der letzte Free-TV-Sender Deutschlands aus der NFLE zurück. Übrig bleiben nur noch 5-Minuten-Schnipsel in “Sport im Westen” im WDR. Und auch PREMIERE hat seine Übertragungen seit letztem Jahr reduziert und von zwei auf ein Spiel reduziert. I.d.R. samstags um 19h ein Live-Spiel. In den USA hat FOX sein Engagement ebenfalls zurückgefahren und steigt erst am 8ten Spieltag mit Aufzeichnungen ein.

Der Zustand der Team- und Liga-Websites spricht Bände.

Konsequenz: die NFLE ist inzwischen zur einer Regionalsportart verkümmert, die in Deutschland außerhalb den Spielorten Frankfurt, Berlin, Düsseldorf und Köln kaum jemanden mehr interessiert.

Die Saison 2004 scheint ein weiterer Schritt gen langsamen Tod der Liga zu sein.

[Update]: Die “SchwatzGelben“, Fan-Club von Borussia Dortmund berichten heute auf ihrer Website, dass 2005 neben einem Gelsenkirchner Team auch eine NFLE-Franchise in Dortmund etabliert werden könnte.

Der Artikel ist, es ist erster April, mit Vorsicht zu geniessen, aber zumindest glaubwürdig und detailliert geschrieben.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp