Andere Rennserien, andere Sitten
Die Formel 1 scheint in ihrer “polititischen” Diskussion rund um Regeln, Privat-Team, Hersteller und Reifen völlig erstarrt zu sein. Doch nicht nur die F1 kann mit haarsträubenden Statements aufwarten.
Nehmen wir eine der spannendsten und vermutlich auch die am besten vermarktete Rennserie der Welt, die NASCAR, die US-Tourenwagenmeisterschaft, so to speak.
Diese Serie lebt vorallen von ihrem Typen die aus dem “Bible Belt” kommt. Bodenständig, ehrlich, christlich und allzeit zum Fluchen bereit.
Just jenes fluchen sorgt aber, Kollateralschaden von der entsprungenen Superbowl-Jackson-Titte, für Unwohlsein bei der NASCAR-Organisation. Je massenkompatibler man wird, desto sauber muß das Image sein, “Scheiße”-sagen gehört nicht dazu.
Und so erging die Anweisung an die Fahrer, das Fluchen zu unterlassen. Nicht nur das Fluchen während Interviews (wofür es schon mal 10.000US$ für ein “shit” zu löhnen gilt), sondern auch fluchen während des Rennens in den Teamfunk hinein.
Die NASCAR-Organisatoren wissen nämlich, das bei den Oval-Rennen viele Leute im Stadionrund und im Infield einen “Scanner” mit sich führen, mit dem sie den Teamfunk abhören. Deshalb dürfen die NASCAR-Rennfahrer inzwischen nicht einmal in internen Funkgesprächen alles sagen was sie wollen… Noch wurde dirty talk im teamfunk nicht explizit verboten, aber die Fahrer wurden dringendst ermahnt auch dort saubere Sprache zu verwenden…
Der geneigte Formel-1-Fans bekommt jetzt noch einen mittleren Kreislaufkollaps, wenn er an die schmierige Ferrari-Show von 2002 denkt, bei dem man sich per ordre de Mufti die Siege zwischen Schumacher und Barichello zuschob.
Wie erst muß es ihm ergehen, wenn er von der Kampfansage Hondas liest, der in der MotoGP-Klasse dem “verlorenen Sohn” Valentino Rossi den Kampf ansagte und ankündigte quer durch alle drei Werkteams mit insgesamt sechs Fahrern Teamorder zu geben.
Weltmeister Rossi ist in der Winterpause überraschend von Honda abgesprungen und zu den nicht wikrlich konkurrenzfähigen Yamahas gewechselt. Wer Rossi kennt, weiß das es bei ihm weniger eine Geld-Geschichte, sondern eine Sache des Funs und der Motivation ist. Um Rossi herum, will Yamaha binnen kürzester Zeit eine Weltmeister-Maschine hochziehen.
Zwar wird im Allgemeinen der Hondaner Sete Gibernau als WM-Favorit gesehen, aber Rossis Erzfeind Max Biaggi wird auf seiner Honda mit dem Säbel zwischen den Zähnen Jagd auf Rossi machen.
Wem die F1 zu langweilig wird, sollte sich der Motorrad-WM zuwenden. Die kleinen, flinken Klassen, fahren meistens mit 3-4 Fahrer-Pulks an der Spitze in die letzte Runde und nirgends gibt man sich mehr die Kante als in der Königsklasse, der Moto GP.
Auch RTL weiß es zu schätzen und erhöht die Zahl der Übertragungen. Von der MotoGP werden alle 16 Saisonrennen übertragen. Dabei konnte man EUROSPORT Jürgen Fuchs als Co-Kommentator wegschnappen.
EUROSPORT darf weiterhin live und von allen Klassen übertragen. Zu Ron Ringuth gesellt sich Dirk Raudies als “Co”.
Erstes Rennen: Mitte April (16ter – 18ter) in Südafrika.
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