Konstante Bundesliga
Die Botschaften waren mitunter vollmundig. Aus München vernahm man nach der Hinrunde ein Bayern-“Wir haben gelernt”. Hoeneß deutete Änderungen in der Größenordnung quasi einer Kulturrevolution gleich an. Bei Hertha sollte alles besser zusammenmayern. Schalke strebt mit seinen Neueinkäufen ganz anderen Dimensionen entgegen. Beim 1FC Köln versucht man eine gut getimte Entlassung mit entsprechenden Stadion-Ausbau-Meilensteinen zu verknüpfen und so etwas wie Euphorie zu entfachen.
Andere wiederum machen einfach weiter. War was?
Beim BVB versucht man mit “Alles-geht-seinen-Gang”-Geiere Normalität vorzutäuschen. Werder will seinen Lauf beibehalten, Stuttgart mit frischer Kraft die schwächelnde Schlußphase der Hinrunde überwinden. Während Leverkusen mit der Unauffälligkeit eines U-Bootes mit den Dickschiffen an der Tabellenspitze mithalten will.
Ja, und was war denn nun?
Es ging weiter, als hätte es die Winterpause nicht gegeben.
Von neuer bayrischer Herrlichkeit keine Spur zu sehen. 11 wadenbeißende Frankfurter reichten trotz ungünstigster Bedingungen (0:1-Rückstand nach 25 Sekunden) aus, um die Bayern in hinrundlichen Starre-Zustand zurückfallen zu sehen. Ottmar Hitzfeld lief mit einem Gesichtsausdruck herum, aus dem aus allen Poren Freund Magengeschwür herauslachte. Als hätte es vier Wochen Training nicht gegeben. Das war so scary, dass Uli Hoeneß sich wahrscheinlich sofort nach Spielende hingesetzt hat und Finanzpläne für etwaiges Nicht-Erreichen der Championsleague ausgearbeitet hat.
Frankfurt kann dagegen Hoffnung schöpfen. Dieses fußballerische Nichts hat gegen “Le Meister” einen Punkt geholt. Man sollte meinen, das sollte reichen um at least drei Bundesligisten hinter sich zu lassen.
Werder und Stuttgart knüpften an ihre besseren Tage der Hinrunde an. Wobei auf dem zweiten Blick Stuttgart-Rostock die interessantere Partie gewesen ist. Bin ich der Einzige, der allmählich auf Stuttgart ein spielerisches Problem zurollen sieht? Die erfrischende, quirlige Naivität der letzten Saison, wich einer verblüffenden Kälte und Professionalität, die solange Spaß machte anzuschauen, so lange es noch neu war und das Schlagen von Mannschaften wie Bayern und ManU für Ahhh-und-Ohh sorgte.
Irgendwann sind Kredit und Sympathiebonus aber aufgebraucht und man möchte Spektakel sehen. Insbesondere wenn eine Mannschaft wie Rostock den Beton anrührt, ist kühles Auseinandernehmen zur Erlangung eines 1:0, bzw. 2:0-Sieges nur mäßig unterhaltsam. Noch ist es okay, nicht zuletzt dank des wahnsinnigen Hlebs , aber da tickt eine Zeitbombe und wenn der VfB weiterhin bei den Fans in Sachen Sympathien vor Bayern bleiben wollen, muss sich im Hinblick auf nächste Saison da etwas tun.
Bei Rostock verblüffte mich die Mauer-Taktik, nachdem Juri Schlünz seit Amtsantritt einen wunderbaren quicken Kick spielen ließ. Eine Folge der 0:3-Klatsche gegen Werder? To be continued…
Werder hat grandios aufgespielt. Die Gute-Laune-Bären der Liga, Ailton wird zum Mythos, die Standing-Ovations für kleines, dickes Ailton gänsehaut-erzeugend. Und irgendwie möchte man Mannschaften mit einem solchen Strahl gerne Meister werden sehen.
Zu Hertha dürfte in den letzten 24h alles geschrieben worden sein, was es zu sagen gilt. Nächste Woche ein Sonntags-Spiel gegen den VfB dürfte nicht wirklich eine freudvole Aussicht sein. Wenn Mayer Hertha heil aus dieser Geschichte bringt, ist er für mich Trainer des Jahres (neben Magath)
Neben Hertha dürften die Jungs aus den großen Traditionsvereinen im Ruhrpott, BVB und Schalke die Sorgenkinder sein.
Ich will für Schalke schwer hoffen, dass Heynckes derzeit nur das Fundament für die Zukunft legt und beizeiten noch mehr kommt, weil der Auftritt von Schalke beim BVB war, trotz des Sieges, e-l-e-n-d-i-g. Die Schere zwischen Auftritt auf dem Feld (das gezeigte war Passivität in Reinkultur) und Außendarstellung geht immer weiter auseinander. Die Einkäufe für die nächste Saison schüren die Erwartung. Da wird Heynckes noch einige Scheitel mehr drauflegen müssen, damit mehr als nur herausgewürgter Sieg gegen einen scheintoten Gegner herausspringt.
Der Auftritt des BVBs war indiskutabel. Sicherlich lassen sich alle Schwächen des Borussen-Auftritts gegen Schalke in inidividuelle Fehler aufdröseln. Aber unterm Strich bleibt die Masse der “unforced errors”, nicht zuletzt auch von namhaften Nationalspielern, die es so nicht geben darf.
Borussia konnte sich derzeit im oberen Tabellen-Drittel halten, weil zahlreiche Mannschaften (Wolfsburg, 1860) inkonstant spielen. Wenn aber Borussia so weiterspielt und die Mannschaften aus dem Tabellenende mit der Angst im Nacken anfangen Sieges-Serien hinzulegen, dann sind die zehn Punkte Abstand zu den Abstiegsplätzen ganz schnell weggeschmolzen.
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