Brooklyn Nets?
Ist diesen Tagen ist ein Vertrag über den Verkauf der New Jersey Nets ausgehandelt worden. Demnach wird die Franchise für 300Mio US$ an die Stadtentwicklung Bruce C.Ratner gehen.
Der Verkauf hat landesweites Interesse geweckt, weil Ratner den Plan hat, die Nets 2008 nach Brooklyn umziehen zu lassen, dem New-Yorker-Arbeiterklasse-Stadtteil, das zuletzt bis 1957 mit den Brooklyn Dodgers einen identitätsstiftenden Sportverein hatte, nicht unähnlich den “Ruhrpottlern” BVB oder Schalke.
1957 zogen sie nach 68 Jahren in Brooklyn um, inmitten ihrer dominantesten Phase, als sie binnen einer Dekade achtmal eines der beiden besten Teams in der Liga waren. Sie bekabbelten sich ein ums andere Mal mit ihren Erzfeind, den New York Yankees, von denen sie ein ums andere Mal besiegt wurden. Als sich die Stadt New York aber 1957 weigerte, den Dodgers für einen Stadion-Neubau ein adäquates Gelände zur Verfügung zu stellen, zog der Besitzer mit den Dodgers nach Los Angeles um, um den Baseball-Sport erstmals auch in Kalifornien zu popularisieren.
Die neue 19.000 Zuschauer fassende Halle der Nets, vom bekannten Architekten Frank Gehry entworfen, soll auf historischen Terrain entstehen, jenem Platz der den Dodgers 1957 verweigert wurde und Kernstück einer wirtschaftlichen und sozialen Wiederbelebung des heruntergekommenen Brooklyns sein.
Umso pikanter, weil die Nets derzeit eine Art “Unternehmens-Gemeinschaft” mit… dem Erzfeind der Dodgers, den Yankees eingegangen sind, aus dem sie nun im Zuge des Verkaufes wieder herausgelöst werden.
Umzüge sind für die Nets nichts neues. Seit 1967, mit dem Namen der “New Jersey Americans” in der ABA startend, sind sie fünfmal in den Staaten New York und New Jersey umhergezogen, gehören aber in Sachen Zuschauermenge immer zu den unpopulärsten Teams, abgesehen von einer kurzen Zeit in der Mitte der Siebziger Jahre, als “Dr. J” Julius Erving.
Wie wird die New Yorker Anhängerschar reagieren, die bislang eher den Knicks zugewandt waren? Werden die Brooklyner zu den Nets überwechseln? Jenen Nets die, ähnlich wie Leverkusen oder Wolfsburg, immer noch den Geruch des artifziellen Teams haben? Auf der anderen Seite spielen die Nets derzeit den attraktiveren und erfolreicheren Basketball. Hmm. Bis 2008 ist es aber noch lange hin, und die Knicks haben gerade durch Trades, Trainer- und GM-Wechsel plus Siegesserie einen neuen Schub erhalten.
Für die Nets stehen nun wieder schwere Zeiten bevor, denn bis 2008 sind sie in den Meadowsland von New Jersey ein Team auf Abruf und werden sich von den eigenen Fans der Illoyalität zeihen lassen müssen. Auch in Brooklyn selber gibt es von einigen Grassroots-Bewegungen Gegenwind, die durch den Neubau den Verlust von Arbeits- und Wohnplätzen sehen und eine “Yuppisierung” des Stadtteils befürchten.
Vielleicht bemüht man sich aber mit den Nets schneller nach New York zurückzukehren, in dem man bereits in der nächsten Saison ins “Nassau Colliseum” wechselt (Madison Square Garden ist durch die Knicks schon belegt).
Eine weitere Unbekannte: wieviel staatliche bzw. städtische Zuschüsse braucht man, und bekommt man. Nachdem die Stadt New York gerade dabei ist für die New Jersey Nets ein Stadion in West-Manhattan hochzuziehen, ist die Bereitschaft wieder Geld locker zu machen, nicht sehr ausgeprägt.
Ein anderer Kollateralschaden dürfte die New Jersey Devils betreffen. Nets und Devils alleine waren schon nicht genug um die “Continental Arena” zu füllen. Die Devils mit dem 21t-besten Zuschauerschnitt der NHL werden nicht reichen.
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