TV-Sport vor Weihnachten 2003
Zum vorweihnachtlichen TV-Sport-Programm des Wochenendes. Zehn kleine Top-Päckchen habe ich mitgebracht, wollen wir Sie alle nacheinander auspacken:
Vielleicht wird jemand ein kleines Box-Päckchen vermissen. Aber Danell Nicholson ordne ich als eher schwachen Gegner ein, der Wladimir Klitschko nicht wirklich vor Probleme stellen sollte. Klar, es kann immer anders kommen, siehe CorrieSanders, aber dies und die Tatsache dass das ZDF wieder der Broadcaster ist, treiben mich in die offenen Arme einer konkurrierenden Sportveranstaltung, ehe ich in Versuchung gerade den Fernseher ob der Jubilare a la Marco Schreyl zu zerstrümmern.
Päckchen 10
NFL: Oakland Raiders – Green Bay Packers, Mo/Di 3h00, PREMIERE live
Kommentatoren: Günter Zapf/ABC Al Michaels + John Madden
Okay, es ist eigentlich alte Gewohnheit von mir, alle NFL-Spiele irgendwie reinzunehmen. Das dieses Spiel am vorletzten NFL-Spieltag nicht völlig bedeutungslos ist, ist dem Umstand zu verdanken, dass die Packers im Fernduell mit den Vikings ums Einzug in die Playoffs stehen. Wenn die Vikings gewinnen und die Packers verlieren, ist der Zug für die Käseköpfe abgefahren.
Der Sieg der Raiders letzten Sonntag gegen Baltimore, deutet an, dass die Kalifornier sich nicht einfach willenlos abschlachten lassen wollen.
Hauptaugenmerk für mich, wird die Passing-Offense der Packers sein. Der Lauf mit Ahman Green ist abgehakt, der klappt einfach wie am Schnürchen. Aber Brett Favre scheint sich immer mehr als Problem herauszukristallisieren, egal ob angeschlagen oder nicht, er produziert zuviele Ballverluste. Und wie unter der Woche angekündigt wurde, er wird auch 2004 weiter produzieren, nicht in Rente gehen.
Päckchen 9
NHL: Philadelphia Flyers – New York Islanders, Sa. 19h05, PREMIERE Live
Die Wertigkeit der NHL geht in den fünftausend Spielen und dreitausend mittelmäßigen Mannschaften einfach unter und packe ich nur der “Sortenvielfalt” wegen auf die Liste.
Die Flyers gelten derzeit als eines der Top-3-Teams in der NHL und treffen auf eine der Enttäuschungen der Saison, die Islanders, die langsam anfangen müssen, eine Serie hinzulegen, um Chancen auf die Playoffs zu wahren. Ein Ansatz für die Islanders könnte die nun schon 5 Spiele währende Heimschwäche der Flyers sein. Die Flyers fangen sich schnelle Rückstände an und wirken dann verunsichert, ausgehend von nervösen Goalies.
Zu dumm dass die New Yorker selber zu den auswärtsschwächsten Teams der Liga gehören.
Päckchen 8
Premiere League: Tottenham – ManU, So. 17h, PREMIERE live
Kommentator: Wolff Fuss
Der Heiland! Der Heiland! … ist eigentlich auch der Hauptgrund weswegen dieses Spiel es in meine Topten geschafft haben, denn allzuviel Chancen sehe ich für die Spurs nicht, ein packendes Spiel zu produzieren.
Tottenham dümpelt mit halb so vielen Punkten wie ManU im Mittelfeld der Liga herum. man darf gespannt sein, ob das Londoner Publikum speziell auf Rio Ferdinand reagiert, der von Ferguson trotz drohender Doping-Sperre bis mindestens Mitte Januar alleine schon aus Trotz eingesetzt wird.
Tottenham ist nicht wirklich in Form um den Meisterschaftszweiten zu schlagen. Vier der letzten fünf Spiele wurden verloren. Weiterhin muss auf Christian Ziege verzichtet werden, der gerade bei der Regeneration sich wieder eine Verletzung zugezogen hat.
ManU hat also allen Grund die Partie auf die eher leichtere Schulter zu nehmen und Ferguson wird vermutlich munter durchrotieren lassen.
Päckchen 7
NFL: Philadelphia Eagles – San Francisco 49ers, So. 22h10, PREMIERE live
Kommentatoren: Günter Zapf/FOX Joe Buck + Troy Aikman + Cris Collinsworth
Nicht wirklich eine packende Partie, aber immer noch das interssanteste was auf der 16h-Schiene am Sonntag zu haben war. Die Eagles haben einen Playoff-Platz sicher. Ein Sieg (oder eine Niederlage der Cowboys) reicht aus, um die Division zu gewinnen und in der ersten Playoff-Runde spielfrei zu bleiben.
Die Eagles sind mein SuperBowl-Tipp für die NFC. Das Monday-Night-Game gegen Miami (immerhin mit mehr als 10.000 Fans aus Philadelphia angereist, eine absolute Rarität im US-Profisport!) hat man eiskalt runtergespielt. Das sah sehr souverän aus, auch wenn die Abwehr “Tag der offenen Tür” hatte. Genau dieses kann der Hebel für die 49ers gegen die seit 9 Spielen unbesiegten Eagles sein, die durchaus bei Highscoring-Games mithalten können. Es wird interessant sein zu beobachten ob die Eagles-Abwehr sowohl bei Läufen als auch Pässen die “Schotten” dicht hält. Die 49ers können da ein echter Prüfstein sein.
Päckchen 6
NBA: Dallas Mavericks – LA Clippers, Sa/So 2h30, PREMIERE live
Kommentatoren: Markus Krawinkel/FOXsportsworld
Die Mavs machen momentan einen wackeligen Eindruck. Auf einem Zwei-Spiele-Auswärtstrip hat man sich, allerdings durchweg knappe, Niederlagen eingefangen und musste in der Division San Antonio, Minnesota und Denver vorbeiziehen lassen. Gegen die Clippers setzte es, allerdings in L.A., vor zehn Tagen eine 99:100-Niederlage. Sehr viele weitere Ausrutscher darf man sich vorerst nicht erlauben, denn bis zum Tabellenletzten der Division, Utah, hat man nur anderthalb Siege Vorsprung.
Die mäßige Saisonbilanz der Mavericks unterstreicht den Eindruck der bisherigen Spiele: man ist nicht in Top-Form. In der lokalen Presse sucht und findet man den Schuldigen im angeschlagenen Knöchel von Dirk Nowitzki im speziellen und der Verletztensituation im allgemeinen. Es sind derzeit nur zehn Spieler überhaupt “an Bord”. Finley und Bradley, potentielle Starter, sind immer noch verletzt.
Es ist unklar ob Nowitzki spielen wird, es gibt Überlegeungen im Trainerstab der Mavs, Nowitzki einige Spiele pausieren zu lassen um die Knöchel-Verstauchung auszukurieren. Nowitzkis Verletzung raubt ihm die nötige Konstanz. Eine Pause käme den Mavs ungelegen, da derzeit auch Antoine Walker in Sachen Punkteausbeute derzeit eine Auszeit nimmt. Mit Najera, Best und Delk hat man drei Ergänzungsspieler die gerade eine Formkrise durchmachen.
Gewohntes Bild bei den Clippers, die mal wieder am unteren Ende der Tabelle vor sich hindümpeln, aber diesmal nicht soweit entfernt von .500 sind. Interessant bei den Clippers ist deren gute Verteidigung gegen 3-Punkte-Würfe, eine der Mavs-Offense-Waffen
Päckchen 5
Premiere League: ManCity – Leeds, Mo. 21h, PREMIERE live
Diese Partie habe ich vorallen wegen der teilnehmenden Spielern als interessant eingestuft.
Das Team von ManchesterCity ist kein unbekanntes: Kevin Keegan als Trainer, einstiger Nationalcoach Seaman, Ex-Bayer Michael Tarnat, von einer Verletzung zurückkehrend, Ex-Leverkusener Claudio Reyna, der Bankdrücker von Real, Steve McManaman. Und trotzdem: mehr als ein Mitläufer-Team ist dabei nicht herausgesprungen und die acht sieglosen Spielen lassen auch Keegans Stuhl wackeln.
In der Tabelle scheinen beide Mannschaften Welten zu trennen, aber es sind eigentlich nur vier Punkte und nach launigen Unentschieden gegen Chelsea und einem Sieg gegen Fulham, hat der einstige ambitionierte und völlig blanke Tabellenletzte Leeds nun wieder Mut geschöpft und will die Tabelle von hinten aufrollen.
Player to watch: ManCitys rekonvaleszenter Tarnat und, der Ästhetik wegen, Nicolas Anelka sowie Leeds Mark Viduka, dessen Hassliebe mit den Fans und Club-Verantwortlichen von neuem entflammt ist.
Päckchen 4
NFL: St.Louis Rams – Cincinnati Bengals, So. 19h, PREMIERE live + unverschlüsselt
Kommentatoren: Andreas Renner/CBS Kevin Harlan + Randy Cross
Die vermutlich zweit-interessanteste NFL-Partie läuft als erstes Sonntags-Spiel und besitzt einige Auswirkungen auf das Playoff-Szenario der AFC und NFC. Gewinnt Cincy und verliert Baltimore, sind die Bengals in den Playoffs. Gewinnen die bereits für die Playoffs qualifizierten Rams, sind die Rams in der ersten Playoff-Woche spielfrei. Man befindet sich in einem Fernduell mit den Eagles um den Top-Spot der NFC.
Es gibt wahrscheinlich, neben den Packers, kein Team, für dass der Heimvorteil entscheidender in den Playoffs ist, als die Rams. Deren auf Schnelligkeit und tänzelnden Wide-Receivern ausgelegtes Spiel setzt vollkommen auf den Kunstrasenbelag des Domes in St.Louis. Heimbilanz: 7-0, Auswärts: 4-3.
Die Defense der Bengals könnte den Rams eine harte Nuss zum Beißen geben. Aber ich fürchte just der Bodenbelag wird den Rams in dieser Partie einen nicht wettzumachenden Vorteil geben.
Eine klitzeklitzekleine Chance gäbe es noch: die Rams sind anfällig für Ballverluste, insbesondere Marc Bulger wirft viele Interceptions und macht viele Fumbles. Wenn die Bengals solche Ballverluste provozieren, kann man der Offense den Garaus machen und selber von guter Feldposition starten. Allerdings steht Coach Marv Lewis eher in der Tradition der Dungy-Defenses der Colts oder Buccs, d.h. nicht sehr viele Blitze, dafür mit Schnelligkeit operieren. Der Quarterback wird eher selten angegangen. Also eigentlich: Cincy hat nicht wirklich eine Chance. Aber hey, das ist die NFL und wir schreiben das Jahr 2003…
Päckchen 3
Seria A: Lazio – Inter, So. 20h30, PREMIERE live
Spitzenduell in der Seria A: Tabellen-Fünfter gegen die Nummer Vier, wobei die drei Punkte Abstand von Lazio auf Inter, für die Römer einen Sieg auf heimischen Terrain
dringlicher erscheinen lassen als vice versa.
Päckchen 2
NFL: Minnesota Vikings – Kansas City Chiefs, Sa. 23h15, PREMIERE Live
Kommentatoren: Andreas Renner/CBS Greg Gumbel + Phil Simms + Armen Keteyian
Leider überträgt PREMIERE nur eines der drei NFL-Spiele des Samstags, aber dafür immerhin das beste. Interconference ist angesagt. Die Chiefs (12 Siege) stehen in der AFC in einem Fernduell mit New England (12 Siege) und Indianapolis (11 Siege) um den besten Playoff-Platz und Heimvorteil quer durch die diversen Playoff-Runden. Entscheidender als ein eigener Sieg, wäre eine Niederlage der Colts, die diese entgültig aus dem Rennen um den Heimvorteil in den Divisional Playoffs werfen würde.
Die Vikings (8 Siege) stehen im Duell gegen die Packers (8 Siege). Ein Sieg und eine Niederlage der Packers am Montag bringt die Quali. Bei einer Niederlage und Sieg von Green Bay, wird alles hoch kompliziert, weil plötzlich auch Dallas und Seattle in Konkurrenz stehen.
Kansas lässt dieses Jahr in Sachen Offense nichts anbrennen, hat die meisten Punkte in der Liga erzielt, während Minnesota in der zweiten Saisonhälfte sich nach einem 6-0-Start als sehr inkonstant erwies. Seitdem: 2-6.
Mehr zum Spiel später, im Laufe des Samstages.
Das Super-Päckchen: Nummer 1
Premiere League: Fulham – Chelsea, Sa. 16h, PREMIERE live
Ein Top-Duell in der Premiere-League zwischen zwei ungleiche Mannschaften. Es geht ein Riss durch die Premiere-League-Tabelle, der die drei Meisterschaftsanwärter vom gemeinen Pöbel trennt. Jenseits der Scheide grüsst Chelsea als Tabellendritter, diesseits führt Fulham, 11 Punkte hinter Chelsea liegend, die Verfolger an. Beide in West-London beheimateten Mannschaften kommen von Niederlagen: Fulham hat sich in Leeds eine knappe Niederlage eingefangen, während “Spartak” Chelsea gar drei Spiele (Cup mitgezählt) sieglos geblieben ist.
Einereseits lieg Fulhams letzter Sieg über Chelsea nun sage und schreibe 26 Jahre zurück, andererseits scheinen die Voraussetzungen günstig zu sein, da Chelsea weiterhin ohne Veron und Petit, also kreativem Mittelfeld, auskommen muss, Hasselbaink, Stürmer, ist gesperrt und auch hinter Mekelele steht ein Fragezeichen.
Chelsea kauft weiterhin alles was nicht rechtzeitig auf die Bäume kommt. Angeblich sollen Angebote an Ronaldo, Juves Trezeguet und Parmas Adriano gemacht worden.
Fulham ist eine in Deutschland recht unbekannte Mannschaft, sollte aber unlängst mit der Kohle von Al Fayed und Coach Jean Tigana zu einem Spitzenteam hochgepusht werden, was mißlang. Tigana wurde gefeuert und der Scheich und seine Gelder ziehen sich nun langsam zurück. Fulham wurde eher als Abstiegskandidat gehandelt. Aus deutscher Sicht ist der blutjunge Abwehrspieler Moritz Volz interessant, der just bei der U20-WM fehlte, weil er ein Stammplatz hatte. Ein Stürmer macht derzeit von sich reden: der Franzose Louis Saha, 10 Tore in 16 Spielen, soll ein fettes Angebot von ManU bekommen haben.
Reaktionen
PREMIERE äußert sich inzwischen, dass man die im Programmheft noch abgedruckte 2te NFL-Samstags-Partie aus “rechtlichen” Gründen nicht übertragen konnte.
Wieso es immer wieder bei PREMIERE und den US-Profisportarten zu solchen “Mißverständnissen” kommt, bleibt mir ein Rätsel. Man sollte meinen, dass man dieses früh genug klären können sollte.