Von Glieder und Tränen
Die Bilder des Tages kamen für mich aus Rostock. Nein, damit meine ich nicht die beiden Besoffenen, die angezogen über das Spielfeld flitzten (die Ossis haben halt keine Kultur).
Sondern der ach so coole Huub Stevens. Nach Spielschluß gab es freudig erregtes Ringelreihen mit Hochstirn-Hoeness und einem Dritten betreuer (Gehrke?), anschließend herzte er jeden Spieler einzelnd, während die Tränen nur so kullerten. Das war auf der nach obenen Pagelsdorf-Skala mindestens eine 9komma3.
Pagelsdorf stand wenigstens dazu, während Stevens auf der PK nach dem Spiel wieder anfing Journalisten zu verspeisen.
Das verstärkt mein Bild des “Mr. Huub und Dr. Stevens”, der Trainer mit den zwei Gesichtern. Es gab vor knapp zehn Tagen in irgendeiner Zeitung ein Portrait von Stevens. Kaum bekannt: Stevens ruft und schreibt desöfteren frisch entlassene Kollegen an und spendet Trost.
Irgendwie mag ich Stevens. Ein straighter Mann, keiner von dem man sich verarscht vorkommt, keiner mit linken Touren und kein Schwätzer (Halloooohoo Peteher Neuruhuherer??).
Und Toppmöller? Es ging. Das “ausgerechnet” Edi Gliederentes den Ausgleich macht, ist natürlich ein Schmunzelstück. Das Unentschieden geht auf die Kappe von Toppmöller, ist aber entschuldbar.
Toppmöller begann mit Hollerbach und Rahn auf der linken Seite. Ja, UND. Rahn für die Offensive einsetzen und jemand für die Absicherung hinten ranstellen. Schlicke als weiterer Turm in der Abwehr. Ansonsten eine konservative Aufstellung ohne große Experimente. Fast so, als müsse Toppmöller sich selber erstmal zurecht finden.
Der HSV hat nicht sonderlich kreativ, aber immerhin engagiert gespielt (um zwei Parade-Vokabeln der Sportjournalistik zu verwenden). Die zwei Tore-Führung war logische Konsequenz aus dem recht lendenlahmen Spiel der Knappen.
Toppmöller machte dann den Fehler Barbarez und Romeo auszuwechseln (ersteren allerdings verletzungsbedingt). Einer Mannschaft die im bisherigen Saisonverlauf nicht gerade durch Stabilität auffiel und nun langsam Selbstvertrauen gewann, wurde dadurch wieder durcheinandergewirbelt und durch Schalke in der Schlußviertelstunde an die Wand gespielt.
Wie nötig aber der Rausschmiß von Jara war, zeigten die eher positiven Reaktionen der Zuschauer. Barbarez wurde mit freundlichen Beifall verabschiedet und generell war die Unterstützung der Fans da. Fast als hätte man die Hoffnung das ein langer Alptraum nun zu Ende gehen würde.
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