NFL Preview AFC North

Noch eine Division der AFC die immer enger zusammenrückt. Pittsburgh hat nur Details verändert, hat also immer noch Playoff-Kaliber, die Cleveland Browns haben letzte Saison einen überraschend großen Sprung nach vorne gemacht und sind auf gleicher Augenhöhe mit den Steelers. Während die Offensive bei den Ravens immer noch ein ungelöstes Problem darstellt, wurde die Defense noch einmal verstärkt und Verletzungen wie z.B. die von Ray Lewis auskuriert. Und schließlich verströmen die Bengals seit der Ankunft des gefeierten Heilandes Marvin Lewis in Cincinnati, völlig ungewohnten Optimismus.

Baltimore Ravens

Einst war Brian Billick als Offensiv-Guru geholt worden, doch unter seinem Regime wurden, unter Mithilfe von Marvin Lewis, die Ravens zu der dominierenden Defensiv-Mannschaft in der NFL, mit einem sehr aggressiven und physischen Stil.

Was aber die Offensive anging, so war das Ganze eher eine Lachnummer. Die Probleme in der Offensive fangen schon mit den QBs an. Nachdem man Saison für Saison lang für teures Geld auswärtige QBs verpflichtet hat, ist man nun bescheidener geworden und versucht Jungspunde aufzuziehen. QB Chris Redman scheint aber nicht das Talent zu sein, das man sich vor 2-3 Jahren erhoffte. Man ist mit der Geduld am Ende und so wird man Rookie QB Kyle Boller ins kalte Wasser werfen und als Starter die Saison beginnen lassen.

Wenn RB Jamal Lewis die in der Preseason gezeigte Form bestätigt, knüft er an seine ProBowl-Leistung von 2001 an, und dürfte den jungen QBs Entlastung bringen.

Dennoch bleibt das gewohnte Bild: wollen die Ravens im Konzert der Großen mitspielen, stehen und fallen sie mit ihrer Defense. Für die Abwehr hat man nicht nur viele Picks ausgegeben, sondern setzt auch auf die Genesung von LB Ray Lewis, der letzte Saison nur an fünf Spielen beteiligt war. Auf dem Papier hat Baltimore das beste LB-Quartett und eine exzellente Secondary.

Warum nicht. Man hat schon einmal mit diesem destruktiven Minimal-Konzept den Superbowl geholt.

Cincinnati Bengals

Die Bengals sind seit Jahren so etwas wie die Schande der NFL, gurken recht willenlos am Tabellenende der Division herum. Mit dem Defensive-Guru Marvin Lewis (Ex-WAS, Ex-BAL) gibt es nicht nur einen neuen, rar in der NFL gesäten schwarzen Headcoach, es kehrt auch Optimismus ein.

Marvin Lewis ist kein Dampfplauderer, sondern eher der nette Kumpel von nebenan, vergleichbar mit Tony Dungy. Trotzdem konnte er die Fans schnell durch Kompetenz, Sachlichkeit und Persönlichkeit überzeugen. Erstmals scheint auch das recht engstirnige Bengals-Management Zugeständnisse an den Coach zu machen.

Das Grundgerüst der Bengals ist RB Corey Dillon, einer der besten Läufer der Liga und WR Peter Warrick, der von drei weiteren, schnellen Receivern begleitet wird.

Fragezeichen stehen hinter der QB-Position. Jon Kitna war nirgends lange Zeit Starter. Carson Palmer, der diesjährige Top-Pick, wird noch für zu jung gehalten, um bereits verbrannt zu werden.

In der Defense wurde an breiter Front gewerkelt, statt auf Schwerpunkte zu setzen.

Die Bengals haben einen schweren Auftakt-Spielplan bekommen, müssen nach einer Partie gegen Denver, gegen drei 2002er-Playoof-Mannschaften spielen (OAK, PIT, CLE). Das kann das Team so zerreissen, dass 2003 bereits verloren ist. Wenn man sich aber gut hält, dann kann das Wunder fürs Ego bewirken.

Wenn Lewis aus den Bengals bereits in der ersten Saison eine positive Bilanz rausquetscht, ist er ein Wundermann. Schon mit sechs Siegen könnte er nach der ersten Saison mit diesem trümmerhaufen zufrieden sein.

Cleveland Browns

Der Leistungssprung der Browns nach der langen Zeit des Aufbaus und Siechtums unter Chris Palmer, kam für mich überraschend. Es fehlte nicht viel und man wäre in die zweite Playoff-Runde gesprungen.

Dennoch gibt es zahlreiche Baustellen im Team. Die Browns gewinnen mit dem Pass und sie verlieren mit dem Pass. Mit WR Kevin Johnson, Quincy Morgan, Andre Davis und Dennis Northcutt hat man gleich eine Phalanx an Wide-Receivern die den Divisionsrivalen viel Schmerz bereiten.

Bislang wurden Receiver aber eher ineffizient vom einstigen Top-Pick Tim Couch bedient. Mit QB Kelly Holcomb hat nun ein QB das Ruder übernommen, der besser den ganz langen Ball werfen kann.

Die Abwehr hat die Browns letzte Saison immer wieder böse mit reingerissen. Immerhin hatte sie eine Entschuldigung: sie war sehr jung. Jetzt hat sie ein Jahr mehr Erfahrung auf dem Buckel, einen neuen Coordinator bekommen (Dave Campo) und sollte entsprechend cleverer spielen. Dies gilt für die Penalties von denen man sich nicht nur viel zu viele zieht, sondern mitunter auch die bizarrsten Regelverstöße begeht. Und dies gilt für die Browns-Marotte in schöner Regelmäßigkeit im vierten Viertel Führungen aus der Hand zu geben.

Für die Browns bleibt zu hoffen, dass diese minimalen Änderungen und die gewonnene Erfahrung weiterhelfen, denn neue Spieler wurden nur wenige geholt. Wenn es dumm kommt, haben die Browns die schwächste Abwehr in der Division.

Pittsburgh Steelers

Pittsburgh stand einst für hart erarbeiteten Football, für physische Defense und Back-to-the-Basic-Offense die läuft, läuft und läuft.

Doch Coach Bill Cowher nimmt das was er bekommen kann und dieses ist seit zwei Jahren das beste WR-Trio der Liga. Der schnelle Antwaan Randle-El, der hünenhafte und physische Plaxico Burress, sowie der kleine, stämmige und wendige Hines Ward, der in allen Lagen Bälle fängt und Hits einstecken kann, wie kein zweiter. Folgerichtig wurde das Spiel der Steelers paßlastiger und man setzt nach der Entlassung von meinem perönlichen Favorite Kordell Stewart nun endgültig und unwiderufbar auf Tommy Maddox als QB, einem reinen Pocket-Passer.

Maddox sollte diese Saison vorsichtiger spielen, nachdem er im letzten Jahr nur vier INTs weniger als TDs geworfen hat. Es wird ihm durch eine ungewohnt schwache OL nicht leicht gemacht. Zudem gilt Maddox als verletzungsanfällig und Ersatzmann Charlie Batch ist nicht der große Reißer.

RB Jerome Bettis dürfte endgültig vom Starter zum Ergänzungsspieler für Amos Zereoue gewechselt sein.

Ausgerechnet der Glanzpunkt über Jahre hinweg, die Defense, ist zum Problemkind geworden. Nicht gegen den Lauf, wo man immer noch zu der ligabesten Abwehr zählt. Je länger der Pass, desto anfälliger die Defense (immer noch eine der wenigen 3-4-DEF). Die Problem sind gleich verteilt in der Coverage des Backfieldes, aber auch in dem sehr zahmen Pass-Rush. Kendrell Bell wird von der ILB-Position zum DE gezogen, wo er mit seiner Geschwindigkeit für einen schärferen Pass-Rush sorgen soll.

In der Coverage wurde man den in der letzten Saison eher enttäuschenden Lee Flowers los (DEN) und setzt auf Mike Logan und den Rookie Troy Polamalu.

Viel hat sich bei den Steelers nicht geändert, das Fundament war grundsolide, ebenso wie das Coaching von Cowher. Sorgen bereitet allerdings das Gefühl an einigen Stellen arg dünn besetzt zu sein. Gibt es keine Verletzungen, sind die Steelers für mich Divisions-Favorit.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp