Mark Williams verlässt SKY, Nachfolger: Brian Sullivan [Edit]

Ein Tweet von DWDL machte mich auf die teils überraschende, teils nicht überraschende Meldung aufmerksam. Nun also doch: der CEO von SKY Deutschland Mark Williams verlässt nach nur 14 Monaten den Führungsposten und wird gemäß der Pressemitteilung von SKY Deutschland durch jemanden von BSkyB ersetzt: Brian Sullivan, 47 Jahre alt, ein in Deutschland unbeschriebenes Blatt. Williams tritt am 31.3.2010 ab, Sullivan schaut sich den neuen Posten bereits ab 1.1.2010 an.

Seit knapp zehn Tagen mehrten sich die Gerüchte um einen vorzeitigen Abgang von Mark Williams, zuerst in einer Vorabmeldung des SPIEGELs am 21.11. Hintergrund soll laut SPIEGEL eine Mischung aus enttäuschenden Geschäftszahlen und der Job in Deutschland gewesen sein, wo er sich nicht wohl gefühlt hat.

Was die enttäuschenden Geschäftszahlen angeht, so wird auch von der SKY-Geschäftsführung zugegeben, dass man insbesondere im Kundenhandling hinter den Erwartungen blieb und schiebt die Schuld größtenteils auf Softwareprobleme bei der Implementierung eines neuen CRM-Systems, die u.a. dazu geführt haben, dass mehrere zehntausend Kunden sehr lange auf ihre Smartcard warten mussten.

An dem Punkt wird sein Nachfolger Brian Sullivan interessant, der kein kreativer Macher zu sein scheint, sondern wie Williams eher von der Seite der Produktentwicklung und Kundenmanagement kommt (The Marketing Profile: Brian Sullivan). Seit Ende 2006 bei BSkyB Managing Director der Customer Group, hat er sich dort vorrangig um die Kundenpflege und Produktpolitik gekümmert und z.B. Sky+ entwickelt, ein personal video recorder: ein Festplattenrekorder mit Decoder, bei dem der Rekorder nachts automatisch Filme oder Serien aufzeichnet, um sie dann in einer Art “Video on Demand” dem Kunden anbieten zu können. Diese Verbindung zum britischen Sky+ ist nicht uninteressant, da Mark Williams im Conference Call eine Einführung eines ähnlichen System zum Ende des 1ten Quartals 2010 andeutete – just in dem Moment wo er den Stab übergibt.

Auf der Negativseite von Sullivan steht, dass mit ihm einmal mehr ein Mann vorsteht, der keine Kenntnisse aus erster Hand über den hiesigen Markt hat, etwas was intern wohl auch als problematisch gilt – die Marktposition des Free-TVs und der Kabelnetzbetreiber soll unterschätzt worden sein.

[Edit] Ebenfalls nicht positiv sollte sich auswirken, dass Mark Williams Dead Man Walking ist, über dessen Schreibtisch immer noch viele Entscheidungen abgenickt werden müssen. Neben den Quartalszahlen ein weiterer Umstand der von SKY auf absehbare Zeit eher weniger inhaltliche Innovationen erwarten.[/Edit]

Der Abgang von Mark Williams ist eine hochgradige Peinlichkeit für SKY Deutschland, denn in den letzten 10 Tagen hat man einen vorzeitigen Abgang von Williams, der einen Vertrag bis Ende 2010 hat, zweimal dementiert (“Wir treten dem Eindruck entgegen, dass er seine Sachen packt.[1]). Ein solcher Abgang der nur drei Wochen nach schwachen Quartalszahlen vermeldet wird, lässt im Nachhinein die Quartalszahlen noch Stück schlechter aussehen.

Deswegen wird ein Teil von Brian Sullivans Job auch sein, für gute Stimmung intern und extern zu sorgen. Die Stimmung ist nicht nur bei Analysten und Anlegern mau, sondern auch intern nicht prickelnd. An dem was Klaus Boldt in einem wüsten Manager-Magazin-Artikel im Sommer als “Hegemonialstil” bezeichnet, ist ein Körnchen Wahrheit: es geht ein Riß durch die Belegschaft und die neuen Angestellten die der italienisch-angelsächsischen Connection zugerechnet werden, werden teilweise von der alten, deutschen Belegschaft angefeindet. Jemand aus dem Umfeld von SKY Deutschland hat es mir gegenüber vor einigen Tagen als [Edit]latente Fremdenfeindlichkeit[/Edit] beschrieben.

Dass der Williams-Nachfolger nun wieder nicht aus SKY-eigenen Kreisen kommt, sondern aus BSkyB-Kreisen, dürfte die innerbetrieblichen Befindlichkeiten erstmal nicht entschärfen.

Andere…

Deizidiert positiver sieht und erklärt den Wechsel RealityCheck, der eine in sich stimmige Argumentation vorlegt: “Die Sky Spätnachrichten, mit Brian Sullivan

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. interessant wird sein, ob Williams wieder zur NewsCorp zurückkehren darf,daran wird man sehen wie sein Engagement bewertet wird.
    bin gespannt, wie der Aktienkurs morgen reagiert.
    Auf jeden Fall verliert Sky dadurch wertvolle Monate, Williams ist doch jetzt schon ein lame duck.

  3. Die Spekulationen um die “persönlichen Gründe” werden natürlich bleiben, aber – seien wir doch mal ehrlich – die wären nur zu verhindern gewesen, wenn Williams erst nach dem Break Even oder nach absolut fantastischen Quartalszahlen gegangen wäre. Und beides hätte erfordert, dass er mindestens fast ein weiteres Jahr auf seinem Sessel hätte bleiben müssen.

    Insofern halte ich auch gerade die Formulierung als Anzeichen dafür, dass es tatsächlich die Entfernung von seiner Familie ist. Denn warum den “Sündenbock” ungeschoren vom Acker lassen, wenn man doch etwas Wut der Analysten auf ihm abladen hätte können?

  4. @wegberg:

    Auf jeden Fall verliert Sky dadurch wertvolle Monate, Williams ist doch jetzt schon ein lame duck.

    Da Sullivan schon in wenigen Wochen auf seinem Sessel sitzt, sehe ich das nicht so.

  5. Für mich ist Mark Williams nur ein Bauernopfer. Ein Bauernopfer einer Strategie, die ohne Banken nicht läuft. Wenn die Banken morgen die Kredite auf fällig stellen, macht der Laden noch vor dem Ende der Hinrunde zu. Vielleicht auch deshalb ist es seitens Sky besser, einfach ein neues Gesicht zu verbrennen.

    Es ist offensichtlich wohin die Reise gehen wird. Die DFL wird es demnächst über den beantragten DFL-Kanal mit Premiere-Moderatoren/Kommentatoren geben, den restlichen Filetstücke werden auf Sat-/Kabelanbieter verteilt.

    Es sind IMO die letzten Zuckungen von Sky/Premiere.

  6. In dem verlinkten Artikel zum Nachfolger steht, dass er bei BskyB verbilligte Abos abgeschafft hat.
    Ich bin gespannt, ob er dies auch durchhält,Williams ist ja nach kurzer Zeit schon eingeknickt.

  7. Folgendes bitte nicht allzu Ernst nehmen:

    Var1:
    Gratuliere sky! Riesen PR-Nummer, dadurch wird das Weihnachtsgeschäft nochmal angeschoben. “Every PR is good PR” ;-)

    Var2:
    Das mühevolle Geschwätz um den steigenden ARPU hat auch beim Letzten noch Bauchschmerzen vom Lachen verursacht. Denn zum Einen wird es durch das “Euro 199,- HD-Weihnachts-Paket” eh vollkommen konterkariert. Zum Anderen, was bringt es mir, daß der Umsatz pro Kunde um 2% steigt, mir aber die Kunden in Strömen weglaufen, so daß durch den Gesamtumsatz nicht mal die Fixkosten gedeckt werden. Nun lassen die Bauchschmerzen nach und es wurden Konsequenzen gezogen…

    Var3:
    Natürlich! Die geliebte Familie, das unkuschelige Deutschland, nichts wie “Heim”. Da ist es kuschelig, die Leistungen werden gewürdigt und es gibt keine Dauernörgler und Besserwisser. Der großherzige Onkel Murdoch (nebenbei: sechs Kinder aus drei Ehen) hat dafür natürlich großes Verständnis. Dies wird man spätestens bei der nächsten Karriere-Station von Mark sehen.

  8. Meine Güte; wird jetzt schon wieder alles besser?

  9. Was ich mich die ganze Zeit frage: Können die das aktienrechtlich überhaupt machen? Ich meine innerhalb von 10 Tagen den Weggang erst dementieren und dann verkünden?!?

    Unabhängig davon halte ich den Abgesang auf Sky für deutlich verfrüht. Es war klar, dass die das auf die italienische Art versuchen würden: “Buy through, höhere ARPU, etc.” Ich glaube nicht, dass man schon sagen kann, dass das gescheitert ist.

  10. @radjam:

    Was soll den jetzt noch helfen?

    Man hat alles versucht. Buy through, Billigmodell. Alles gescheitert. Man kann es mit verfehlter Firmenpolitik beschreiben. Das gleiche betrifft GM. Man hat die Produkte (Optimierung von Senderechte außerhalb des deutschen Fußballs, 100 Mio € insgesamt zum Fenster rausgeblasen, usw.) am (Bestand)Kunden vorbei entwickelt und fährt damit nun schön Richtung Sendeende.

  11. 201.000 Bruttoneukunden halte ich nicht für gescheitert. Ein sehr hoher Churn, zum Teil wegen Altlasten (Flex, Billig- und Rabattabos), ist ein Problem.

    Ich hab’ den – rein subjektiven, auf Beobachtungen in Freundes- und Bekanntenkreis und Einzelhandel beruhenden – Eindruck, dass das Weihnachtsgeschäft nicht zuletzt wegen des Starterpacks gut läuft.

    Insgesamt gefällt mir die Hektik bei diesem Thema nicht. Als ob das Geschäft innerhalb eines halben Jahres vollkommen vom Kopf auf die Füße gestellt werden könnte. Der ganze Businessplan sieht doch vor, dass man erst im vierten Quartal 2010 den Break Even erreicht.

    Jetzt sich mit der Fälligkeit der – übrigens langfristigen – Kredite zu beschäftigen, erscheint mir doch sehr spekulativ.

    Im übrigen: Man sollte wegen Detailproblemen, die etwa nur eine kleine Zielgruppe betreffen – und mehr sind diverse Randrechte im Sportprogramm nunmal nicht, so realistisch muss man sein – nicht das ganze Konzept verurteilen. Nur zur Verdeutlichung, nochmal die Zahlen aus den vergangenen Tagen – Sky90 holt 200.000 Zuschauer, die BBL schaffte früher im DSF bei weitaus mehr potentiellen Zuschauern nicht mal 3/4 davon! Wieso soll man da in der jetzigen Situation groß investieren? Wenn der Sender ‘ne schwarze Null schreibt, schon. Vorher? Nur Fußball. Und da kann man drüber klagen, Fakt ist, dass allein wegen des Bayern-Spiels nächsten Dienstag mit Sicherheit mehr Leute abonnieren werden als es NBA, NASCAR, La Liga, Serie A zusammen könnten.
    Über alles andere, wie man solche Senderechte vielleicht doch den Leuten näher bringt, kann man reden, wenn es dem Sender finanziell besser geht.

    Was Buy Through angeht, so ist es zum Teil eine Frage der Gewöhnung. Zum anderen gibt es Produktstudien (eine war u.a. in der hier schon oft verlinkten Accenture-Präsentation von Sky Italia erwähnt), dass der tatsächliche Kaufimpuls, der USP nicht ein einzelnes, herausragendes Premiumrecht, sondern die große, vielseitige Auswahl ist. Und hier setzt das Basispaket an.

  12. Nee, ich glaube nicht dass die 200.000 in den Erwartungen liegen. Immerhin sah man sich gezwungen, die angepeilten 3-3,4 Mio Ende 2010 auf 2,8-3,0 zu reduzieren.

    Offiziell soll das durch über den Erwartungen liegenden ARPU kompensiert werden können – aber angesichts der bisherigen Verteilung (es gab bislang schon recht viele Abonnenten mit Komplettpaketen) UND des geplant voranschreitenden Abbaus von Billig-Abos, kann ich mir nicht vorstellen, dass die ARPU-Zahlen sich über den Erwartungen entwickelt haben.

    Ich denke eher, dass der ARPU kaschieren soll, dass man hinter den Kulissen die unter den Erwartungen liegenden Abozahlen mit Sparmaßnahmen kompensiert.

  13. Natürlich liegt es unter den Erwartungen. Aber “gescheitert” halte ich für deutlich zu hart. “Gescheitert” wäre es, wenn man über Wachstum im 20.000er Bereich reden würde. Da muss man sich nur mal die Kundenentwicklung seit der arena-Geschichte anschauen. Das nenne ich “gescheitert”! Auch ohne Buy-Through, mit Billigabos.
    Man muss immer bedenken, erstens ist die Flexabwicklung da noch drin, dann ist man netto auch bei knapp über 90.000 Laufzeitkunden, zweitens holt man trotz buy-through so viele Neuabos.

    Das Ziel von fast 150.000 Nettoneukunden pro Quartal war von Anfang an sehr sportlich. Wir reden hier davon, dass der Break Even sich im schlimmsten Fall um ein, zwei Quartale hätte verschieben können, selbst wenn man nicht an die Kostenstruktur – sofern Deine Annahme stimmt – rangeht.

  14. Nein, wir reden von der Untergrabung der Glaubwürdigkeit. Wir reden ja nicht nur einfach von einigen Kennzahlen, sondern einem Umfeld und Netzwerk, dass dazu geschaffen worden ist, um diese Kennzahlen zu erreichen: Relaunch, Marketingkampagne, neue Preis/Paketstrukturen.

    (In diesem Sinne ist auch der Abgang von Williams, inkl. der dadurch extrem unsoverän aussehenden Dementis ebenfalls ein Angriff auf die Glaubwürdigkeit + Solidität)

    An dem Punkt an dem im ersten Quartal dieses neuen Umfelds die Zahlen unter Soll bleiben, muss hinterfragt werden, wie es denn mit den Quartalen zwei bis sechs bis Ende 2010 aussieht. Warum sollte es in den anderen Quartalen besser aussehen, inkl. dem schwachen ersten und zweiten Quartal eines Geschäftsjahres. Hat SKY überhaupt den Spielraum bei den Banken, um den Break Even um zwei Quartale nach hinten zu schieben?

  15. Zitat Sky Pressemitteilung: “Brian Sullivan (47) leitet derzeit bei BSkyB alle mit Kundenbeziehung in Zusammenhang stehenden Bereiche. Mit einem Team aus mehr als 10.000 Mitarbeitern verantwortet er Kundenakquisition und -bindung, Produktstrategie und -entwicklung, Kunden- und Außendienst sowie Marktforschung.”

    Team aus mehr als 10.000 Mitarbeitern?? Wow.

  16. @Thor: damit müssen die Drückerkolonnen gemeint sein.

  17. Darf ich mal nachfragen, warum das Heimweh der Herrn Williams jetzt so plötzlich aufgetreten ist. Hat er seinen Vertrag nicht erst im September verlängert?
    Dann verstehe ich ebenfalls nicht, wie jemand, der aus moderaten Verlusten Riesenverluste gemacht hat, das Fundament für künftige Erfolge gelegt haben soll.

  18. @sunny21k
    Ich habe keine Ahnung was noch helfen soll :-)

    Ich will nur darauf hinaus, dass es einen Unterschied zwischen “liegt unter den Erwartungen” und “ist gescheitert” gibt.
    Das Modell war in Italien nachweislich sehr erfolgreich.Ich weiß nicht, wie lange es da bis zum Turnauround gedauert hat, aber meiner Einschätzung nach reicht das erfolgreiche Beispiel Italien und der zumindest positive, wenn auch unter Erwartung liegende Trend aus, um die Banken eine Weile bei Laune zu halten.

    Allerdings war ich auch davon überzeugt, dass Sky Williams nicht in die Wüste schicken kann, wenn sie kurz zuvor ein offizielles Dementi abgeben. (Aktienrecht und so…)

  19. Im Prinzip ist es egal, wer den Laden führt, so lange die Person kompetenter als ein Batterie-Hase ist. Die einzige Hoffnung für Sky besteht darin, die Gläubiger so lange bei Laune zu halten, bis sich die hiesigen Free-TV-Größen selbst im Pay-TV versenkt haben.

    In meinen Augen besteht allerdings ein grobes Missverhältnis zwischen Skys aktuell verfügbaren Finanzmitteln, den eingegangenen Verpflichtungen und dem Zeitpunkt des Harakiri der RTL-Gruppe und P7S1.