EM-Check: KICKER-Sonderheft
Wenige Tage vor der EM stellt es sich als überraschend schwierig heraus, noch an EM-Sonderhefte heranzukommen. Heute war nun der zweite Tag in Folge an der ich meinen Arbeitsweg abgeklappert habe. Ein “Kiosk” entpuppte sich als “Büdchen” das zwar bis 1h00 geöffnet hat, praktisch so etwas nahe dem Büro zu haben, aber das sich auf Tageszeitungen beschränkte.
Der zweite Kiosk hatte zwar 327 unterschiedliche Zigarettenmarken, aber alles was KICKER und SPORTBILD an Namen trug, war ausverkauft.
Der U-Bahn-Kiosk an der Hoheluftchaussee hat zwar die SportBILD, aber ich keine Lust mich zehn Minuten anzustellen.
Heute morgen wurde ich zumindest in Sachen Kicker fündig:
Für 4 Euro 60 bekommt man alles was man vom Kicker gewohnt, Langeweile inklusive. Mannschaftsphotos, zweiseitige Portraits zu jeder Mannschaft, deutsche Gruppe ausführlicher vorgestellt blabla. Diesmal ohne Stecktabelle, dafür mit -sic- Fingerfarben, mit denen sich unzählige Fußball-Fans vor dem Fernseher in Anfällen von Witzischkeit gegenseitig die primären Geschlechtsorgane anstreichen werden.
Das Ganze ist ungefähr so überraschend wie ein Sack Reis in China und kommt mit Esprit, Doppelbödigkeit und Ironie eines feuchten Toastbrots daher. Der KICKER bestätigt wieder einmal mehr seinen Ruf als verbeamteter Sachbearbeiter des deutschen Fußballs.
Sinnbild ist die graue KICKER-Eminenz, Chefredakteur Rainer Holzschuh, ein Nachname der schon allein in Bezug auf die deutsche Nationalmannschaft bissiger ist, als die 182 Seiten KICKER-Sonderheft. Wer seine Auftritte zum Beispiel aus “DSf Doppelpass” kennt, weiß: der Mann ist die personifizierte Profillosigkeit, dessen Jäckchen immer gen vox populi gehängt ist.
Rainer Holzschuh, und das sind dann die wirklich witzigen Momente im Heft, vorwortet. Und wie:
Es bleibt die Furcht des Auslands vor den deutschen Fußball-Tugenden und den deutschen Unzulänglichkeiten.
Vor dem nächsten großen Turnier, der WM im eigenen Land, wäre eine positive Willens-Erklärung, dargeboten in den (hoffentlich) bis zu sechs Spielen, eine gute Empfehlung 2006 der Fußball-Welt erst recht das Fürchten zu lehren.
“Tugenden”, “Unzulänglichkeiten”, “Willens-Erklärung”, “dargeboten”, “Empfehlung”.
Wie schön, dass die deutsche Sprache den Sportreportern ein kraftvolles und farbiges Vokabular in die Wiege gelegt hat…
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