Screensport am Mittwoch
Moin. Die gestrige abendliche Sportsendung im Deutschlandfunk „Sport am Feiertag“ beschäftigte sich mit dem Schwerpunkt Sport und Fernsehrechte (aktuelle Einstiegsseite). Irgendwo mittendrin gibt es auch ein Interview mit mir. Hier die komplette Sendung zum Nachhören, hier die Kurzfassung des Interviews in Schrift.
Übrigens: sowohl die 19h-Sportsendung vom Wochenende/Feiertag, die zehnminütige Sportzusammenfassung um 22h50 („Sport Aktuell“) als auch das halbstündige wöchentliche Interview am Sonntagabend, gibt es als Podcast – teilweise sogar mit einzelnen Beiträgen als Podcast-Item.
1. Sweep?
Ungeschlagen, aber geschlagen? In der Volleyball-Bundesliga der Männer bewegte sich der VfB Friedrichshafen geschmeidig durch die Hauptrunde. 20 Spiele, 20 Siege, 9 Sätze abgegeben. Durch die Playoffs bewegte sich das Team vom Bodensee nicht minder reibungsfrei: Viertelfinale per Sweep ohne einen Satz abzugeben. Halbfinale per Sweep und einen Satz abgegeben.
Und im Finale? Heute steht ab 20 Uhr Spiel 3 der Best of Five-Final-Serie VfB Friedrichshafen – Berlin Volleys (sportdeutschland.tv) an und Friedrichshafen steht vor dem Aus. Vor einer Woche verlor man 1:3 gegen Berlin. Am Wochenende verlor man in Berlin 2:3. Heute riskiert man selber „ge-sweept“ zu werden. Es wäre eine Parallele zum letzten Jahr, als man in der Hauptrunde 19 von 20 Spielen gewann, sich ins Finale durch-sweepte, aber Berlin sich das Finale mit 2–1-Spielen holte.
2. Champions League.
Wackelkandidat mit 5:2-Vorsprung. Musst du als Team auch erst fertig bringen: im Hinspiel ein 5:2 vorlegen und trotzdem alles andere als sicher sein, ob du damit bei der „3:0“-Roma bestehen kannst. Heute Abend ab 20h45 AS Roma – Liverpool. Vielfach wird auf die Unterschiede der Roma im Vergleich zum Barça-Comeback hingewiesen. Die Roma wurde zwar in Barcelona 1:4 abgefiedelt, war aber nicht die schlechtere, sondern unglücklichere Mannschaft. In Liverpool hat sich aber die Mannschaft zumindest von der 20ten bis 70ten Minute von den Reds an die Wand spielen lassen.
Die Burgunderroten: In der Roma-Offensive spricht alles für eine Rückkehr von Schick in die Startelf, nach dem im Hinspiel Cengiz Under floppte und ausgewechselt wurde. Bei der Roma wird aus dem zentralen Mittelfeld Strootman fehlen und Diego Perotti. Unklar ist der Status von Defrel.
Die Roten: Bei Liverpool wird die Verletztenliste länger. Zu Can, Lallana und Matip gesellt sich nun Oxlade-Chamberlain. Moreno könnte eventuell zurückkehren. Wird Liverpool die römische Verteidigung auch in Rom knacken können? In dieser Saison gab es zuhause bei der Roma noch keine Gegentreffer durch Chelsea, Atlético, Qarabağ, Schachtjor Donezk und Barcelona.
In Liverpool herrscht, nach dem vor dem Hinspiel zwei Roma-Fans einen Reds-Fan verprügelten und schwer verletzt liegen ließen (Sean Cox schwebt weiterhin in Lebensgefahr), Nervosität auf das, was Liverpool-Fans in Rom von den örtlichen Ultras erwartet.
3. Stuff Happens.
Abopreise, die Aua machen. Es gibt zwei Nachteile von Listenpreise, die zwar offiziell kommuniziert werden, aber nur selten wirklich verlangt werden.
- Wenn die Listenpreise erhöht werden, ist der Schock bei den Kunden um so größer, weil sie die Preiserhöhung mit den niedrigeren Angebotspreisen statt den alten Listenpreisen vergleichen.
- „Doch, wir verlangen jetzt ernsthaft nur noch die Listenpreise!“ erzeugt bei den Kunden nur noch Lachanfälle, wie zuletzt vor 2–3 Jahren, als SKY den Rabattpreisen abschwor und bestimmte Bonuskanäle nur Vollzahlern zur Verfügung stellte … nur um sechs Monate später den Rückwärtsgang einzulegen und die Bonuskanäle auch Rabattkunden zur Verfügung stellte.
SKY soll heute seine Preise ändern. Siehe tv-angebote.de und die erste Message im community.sky.de-Thread – Quelle sollen Händlerpreislisten sein. Die Sky.de-Homepage ist heute Morgen (7h30) down … anscheinend werden die neuen Preise gerade eingepflegt. Die Kurzfasssung: die Listenpreise sind je nach Kombination mal billiger und mal teurer geworden. Kunden der bis zuletzt laufenden Rabattaktionen, sollten aber erst einmal die Schmerztabletten holen.
Das neue alte Prinzip:
- Basispaket: Man abonniert eines der vier Pakete Entertainment, Cinema, Sport oder Bundesliga und zahlt dafür einen Basis-Preis (z.B. Bundesliga 40 Euro, Sport 30 Euro).
- Zusatzpaket: Für jedes weitere Paket muss jeweils ein Aufpreis gezahlt werden: Bundesliga: 20 Euro, Sport 10 Euro, Cinema 15 Euro, Entertainment 5 Euro.
- Zusatzzusatzpaket: Die gute Nachricht: Farbfernsehen ist bereits im normalen Paketpreis inkludiert. Die schlechte Nachricht: auch im Jahre 2018 ist HD (inkl. Ultra-HD) bei SKY eine kostenpflichtige Zusatzoption: 10 Euro, bitte.
Beispiel: Bundesliga (Basispreis: 40€) plus Sport (Zusatzpreis: 10€) plus HD (10€) macht: 60 Euro pro Monat. Wer in der Vergleichsmatrix von tv-angebote.de nachschaut, erkennt eine Preissenkung von 1 Euro gegenüber den alten Preisen – zumindest für Vollpreiszahler. Für durchschnittliche Rabattkunden ist das mal eine schlanke Preissteigerung zwischen 70 und 100% (und ohne Cinema und Entertainment). Da dürfte in den kommenden Monaten, viel, viel Gegenwind auf SKY zukommen, oder?
Zeitzünder: Das neue vorgestellte Preismodell wird sich erst mit Zeitverzögerung bemerkbar machen und den Schluderern, die die Anzeigen nur überfliegen, nicht auffallen. Denn in den ersten 12 Monaten zahlen Neukunden (oder das, woraus die Sky-Call Center einfach zu Neukunden machen…) nur den halben Preis (Bundesliga + Sport + HD = 30 Euro/Monat). Ab dem 13ten Monat wird der volle Preis fällig. Neu: Neuverträge werden nur noch eine Laufzeit von 24 Monaten haben. 12-Monats-Verträge sollen nicht mehr angeboten werden.
Kostenexplosion. Auf der einen Seite sind bei SKY die Rechtepreise (Bundesliga, CL) explodiert, die auch nicht dadurch aufgefangen werden, das man auf finanzielle Petitessen wie die nonexklusive Formel 1 verzichtet (ist man bei SKY am Ende sogar froh, nicht auch noch ein exklusives F1-Rechtepaket stemmen zu müssen?)
Im letzten Quartal wurden alleine rund um die Bundesliga 211 Mio Euro Mehraufwände in die Quartalszahlen eingepreist. Dazu kommt ab Sommer die Champions League, für die man, abzüglich der von DAZN an SKY gezahlten Summe, knapp über 100 Mio Euro/Saison überweist. Unterm Strich sind die Zahlen bei Sky Deutschland aktuell wieder rot.
Grau ist die Theorie und Papier ist geduldig. Es ist nachvollziehbar, das SKY versucht die Einnahmen aus den Abos zu erhöhen. Aber das Entscheidende sind nicht die Listenpreise, die man sich so zurecht legen kann, dass dabei sogar ein Preisrückgang dabei herausspringt.
Entscheidend wird, ob SKY Deutschland seine Rabattkunden verstärkt in Richtung Listenpreise bringen kann. SKY und PREMIERE haben in den letzten Jahrzehnten ihre Abonnenten versaut. Jeder Abonnent wusste, dass es nach der alljährlichen Kündigung nur eine Frage der Zeit war, bis das 30-Euro-all-inklusive-Rückholangebot kam.
Chicken Game. Nur die wenigsten Abonnenten dürften an einer konsequenten Durchsetzung der neuen Preise glauben und stattdessen auf ein Einknicken von Sky und Rückholangebote warten. So wird das Chicken Game starten. Gelingt SKY der Kraftakt die Kunden auf die gute Seite der Preisliste herüber zu holen, oder hat Carsten Schmidt noch einige Quartale mit rückläufigen Abozahlen vor sich oder knickt man ein, packt wieder Rückholangebote aus und wird den Börsianern wieder die Story von notwendiger Kundengewinnung auf Kosten des Umsatz verkaufen?
Bonus: Gerne und häufig gebracht: der Vergleich mit DAZN. 10 Euro pro Monat, keine Mindestvertragslaufzeit, aber dafür im Sport-TV-Schlaraffenland. Aber es ist ein unfairer Vergleich, denn beide Plattformen, DAZN und SKY, befinden sich in unterschiedliche Phasen ihrer Businessmodelle. Verkürzt gesagt: während SKY sich mühen muss, schwarze Zahlen zu schreiben, setzt DAZN der Skalierungseffekte willen, weiter auf Kundengewinnung um jeden Preis. Nach schwarze Zahlen wird auf Jahre hinaus, nicht gefragt.
Aber der böse Effekt für SKY bleibt: DAZN versaut einerseits die Preise für Sportrechte, anderseits auch die Preise bei Endkunden. Die Sublizenzierung der CL-Rechte von SKY an DAZN ist daher ein zweischneidiges Schwert.
Treffen wegen Sinnlosigkeit verschoben. Die Serie A hat die Sinnlosigkeit eines Ligatreffens vor der Gerichtsentscheidung in Sachen TV-Rechte-Vergabe eingesehen und das ursprünglich auf Morgen Nachmittag gelegte Treffen, nun auf Montag verschoben.
F1 goes Twitter. Der öffentliche Start des Streamangebots F1 TV für das erste F1-Rennen in Europa ist noch nicht bestätigt. Aber Twitter und die Formel 1 kooperieren in Sachen Streaming der offiziellen F1-Post-Race-Show „F1 Live Show“ mit Will Buxton. Streamstart auf dem Account @f1 wird jeweils nach der Podiums-Zeremonie sein.
Ligue 1-Nachschlag. Einem Le Monde-Artikel, der mir erst jetzt über den Weg gelaufen ist, entnehme ich weitere Details zur Ligue 1-Ausschreibung. Darüber hinaus ist die Ausschreibung des Ligaverbands auch öffentlich (PDF).
- SFR/Altice: die mutmaßliche Nicht-Teilnahme am Bieter-Verfahren durch SFR/Altice schien schon vor dem Interview des Journal de Dimance am Wochenende, bekannt gewesen zu sein.
- Sublizenzierung: in Reaktion auf die mutmaßlich maue Marktsituation hat der Ligaverband die Livespiel-Pakete explizit zur Sublizenzierung freigegeben.
- Pakete: es gibt sieben Pakete. Die Pakete 1–5 sind mit Live-Spielen (unterschiedliche Zeit-Slots) und unterschiedlichen Magazin- oder Highlights-Slots versehen.
Die Pakete 2+3 besitzen die Besonderheit, das Anstosszeit und Picks getrennt sind. Z.B. kann Paket 2 entscheiden, welchen seiner beiden Picks auf welche seiner beiden Anstosszeiten Fr 21h und Sa 17h, verteilt werden.
Paket 6 umfasst die On-Demand-Rechte für Highlights und Paket 7 die bei französischen Nachrichtensender sehr populären täglichen Ligue 1-Magazine. - Anstosszeiten I: der Artikel präzisiert die angedachten Ligue 1-Anstosszeiten. Freitag 21h, Samstag 17h und 21h, Sonntag 13h, vier Spiele um 15h, ein Spiel um 17h und ein Spiel um 21h. “Englische Wochen” werden komplett mittwochs ausgespielt, mit je fünf Spielen um 19h und 21h
- Anstosszeiten II: die Ligue 2 spielt statt freitags, nun am Samstag um 15h, acht Spiele um 19 Uhr (nur als Konferenz produziert) und am Montag um 20h45. Englische Wochen werden komplett Dienstags um 20 Uhr ausgespielt.
- Deadlines: Angebote für die erste Bieter-Runde über die ersten drei Pakete, müssen bis zum 28ten Mai beim Ligaverband eingetroffen sein. In Abhängigkeit der Vergabe der Pakete 2+3, kann sich die genaue Verteilung der Picks durch eine zusätzliche Versteigerung der Picks noch ändern. Sollte der angestrebte Mindestpreis für die drei Pakete nicht erreicht werden, wird die Vergabe für einige Monate auf Eis gelegt und die Pakete neu zugeschnitten.
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