Screensport am Freitag
Moin. Und ohne weitere Umschweife zu Screensport, denn meine textlichen Ergüsse sind schon wieder eher umfangreich…
1. Giro d‘Israel.
Eingeladen. Mit Hilfe privater Gelder und Förderung des israelischen Tourismusministerium wurden der Start und zwei Etappen des 101ten Giros zur Austragung in Israel eingekauft. Heute startet man mit einem Einzelzeitfahren in Jerusalem (don‘t call it „West Jerusalem“…), morgen mit einer 167km langen Etappe zwischen Haifa und Tel Aviv und am Sonntag von Beersheba nach Eilat (229km).
Aufgeladen. Es dürfte kaum eine Stadt politisch aufgeladener sein, als Jerusalem, Streitpunkt zwischen Israelis und Palästinenser. Auch wenn die Giro-Verantwortlichen dies nicht hören wollen, ist ein von einem israelischen Ministerium eingekaufter Start in Jerusalem auch ein eingekauftes politisches Signal – umso mehr da zusätzlich in vermutlich zehn Tagen die USA offiziell ihre israelische Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem umziehen werden. Entsprechend groß sind die Sicherheitsmaßnahmen rund um den Giro.
Abgeladen. Erschwerend kommt für die Teams die logistische Herausforderung hinzu, das Material zusammenzustellen, so dass nicht nur in Israel gestartet, sondern nach einem Ruhetag am Montag, ab Dienstag auf Sizilien weiter gefahren werden kann. Es ist der erste Start einer der großen drei Radrundfahrten außerhalb Europas.
Die aus Israel stammenden Geldern ermöglichten auch die Vergabe einer Wild Card an das Radsportteam „Israel Cycling Academy“ – eine positivere Nachricht als die Mitfahrt von Christopher Froome. Der Leader vom Team Sky startet zum ersten Mal seit 2010 beim Giro und unternimmt wieder den Versuch Giro und Tour zu gewinnen – steht allerdings unter dem Schatten von auffälligen Werten eines Asthma-Medikaments, entdeckt bei Dopingkontrollen der Vuelta von 2017. Deswegen versuchen etliche Menschen aus dem Radsport derzeit Abstand zu Froome und der tickenden Dopingbefund-Zeitbombe zu gewinnen.
Eurosport 1 und der Eurosport-Player übertragen alle Giro-Etappen live. Heute geht es ab 12h45 los. Übertragungsstart morgen und übermorgen ist 16 Uhr bzw 15 Uhr. Danach starten die Übertragungen überwiegend um 13h15. Der Eurosport-Player bietet einen Bonus-Feed, der auf den Livebildern drauf bleibt, während EURO1 in der Werbung ist.
2. Sektion Leder
Der Kopf des Trainers ist letzten Samstag gerollt, nach dem Sevilla mit dem 7ten Liga-Spiel in Folge ohne Sieg, so gut wie den Anschluss auf die europäische Plätze verloren hat. Vincenzo Montella, erst Ende November von Milan gefeuert, hat es nun Ende April ein zweites Mal in dieser Saison erwischt. Der langjährige Sevilla-Trainer Joaquin Caparros (2000–2005) übernimmt interimsweise bis Saisonende, bevor er ins Management des Klubs aufsteigt.
Keine Reisekosten für den Trainer. Weil Sevilla in den verbleibenden vier Ligaspielen nur in Sevilla spielt (3 Heimspiele, ein „Auswärtsspiel“ beim Lokalrivalen), will Caparros kein Geld annehmen. Bei seiner Präsentation griff er in die gute alte Werner-Lorant-Schule und sprach von „werden alles geben“, „werden Blut spucken“ und „ich möchte erst in sein Gesicht blicken, bevor ich entscheide ob ihn ihn aufstelle“.
Heute ab 21 Uhr also Sevillas Flying Rasenmäher gegen #10 Real Sociedad auf DAZN. Auch Real Sociedad, nur zwei Punkte hinter, hat noch einige ganz wenige Konstellationen für einen etwaigen Europapokal-Platz in der Hand.
Jahrestag. Heute auf den Tag vor 27 Jahren, besiegelten die „Krokos“ von Nîmes Olympique durch ein 0:0 gegen GFC Ajaccio den Aufstieg in die Ligue 1. Der Ligue 1-Spaß währte nur zwei Spielzeiten. Was folgte, waren Fahrstuhlfahrereien zwischen der zweiten und dritten Liga mit insgesamt drei Abstiegen und drei Aufstiegen.
Heute, nach exakt 27 Jahren, treffen Nîmes und der GFC Ajaccio wieder aufeinander. Und wenn GFC nicht mit 8:0 oder so gewinnt, ist Nîmes nach Abpfiff direkt in die Ligue 1 aufgestiegen und der GFC muss über die Aufstiegsplayoffs gehen.
DAZN überträgt ab 20h45 das Spiel im mit 18.300 Zuschauer ausverkauften Stade des Costières.
3. Eis, Baby.
Zu dem Spektakel der NHL-Playoffs gesellt sich ab heute die Eishockey-WM, die im kleinen, kuscheligen Dänemark ausgetragen wird, mit Arenen in Kopenhagen und 300km von Kopenhagen entfernt, in Herning und einem Fassungsvermögen von 12.000 bzw 12.500 Zuschauern.
TV: Alle Spiele werden von DAZN gestreamt. Dazu werden etliche Spiele auf SPORT1 im Free-TV und nicht ganz so etliche Spiele auf SPORT1+ übertragen – teilweise in Konferenz.
Modus: Es gibt zwei Gruppen.
- Gruppe B mit Deutschland, spielt in Herning: Kanada, Finnland, USA, Deutschland, Norwegen, Lettland, Dänemark und Südkorea.
- Gruppe A spielt in der Hauptstadt: Russland, Schweden, Tschechien, Schweiz, Weißrussland, Slowakei, Frankreich, Österreich.
Jeder spielt in den Gruppen gegen Jeden. Die beiden Tabellenletzten werden in heiße Laktritz getunkt und steigen ab, so lange sie nicht Slowakei heißen (Gastgeber 2019). Die besten vier Teams jeder Gruppe steigen in die Playoffs auf, wo überkreuz gespielt wird: A1 gegen B4, A2 gegen B3 etc…
Hürden und Latten. Mit dem Olympiafinale hat das DEB-Team die Latte hoch gehängt. Die Erwartungen haben nur begrenzt eingepreist, dass den anderen Teams im Gegensatz zu Olympia, NHL-Profis zur Verfügung stehen – für Deutschland immerhin Dennis Seidenberg, Leon Draisaitl und Korbinian Holzer. Zum Auftakt steht aber ein Match an, bei dem du nicht gut aussehen kannst: heute ab 20h15 Deutschland gegen Gastgeber Dänemark. Bei der letzten WM gewann Dänemark 3:2 in OT.
Auftaktleckerbissen. Wenn Turnierauftakt, dann so: USA – Kanada, ab 16h15 auf SPORT1 und DAZN.
NHL: Nach dem 4:1-Sieg in Boston, liegt Tampa Bay vor Spiel 4 einen Break vorne. Beim Serienstand von 2–1 für Tampa Bay, geht es heute ab 1 Uhr in Spiel 4 Boston – Tampa Bay (SPORT1 US | DAZN). Damit die Bruins ihre volle Physis gegen Tampa Bay entfalten können, müssten die Bolts stehen bleiben und sich erwischen lassen, Boston sich durch das Forechecking in weniger Puckverluste treiben lassen und nicht so viele Strafen kassieren.
Tampa Bays erste Reihe in Spiel 3 mit +2. Bruins erste Reihe mit Marchand, Bergeron und Pastrnak nur mit sechs Torschüssen, 1 Punkten, aber, Marchand sei Dank, 12 Strafminuten.
Im Westen ist die Serie Vegas – San Jose ausgeglichen. Es gab für beide Mannschaften je einen Heim- und Auswärtssieg, inkl. eines Heim-Shutouts. Vor Spiel 5 (ab 4 Uhr) steht die Serie bei 2–2. In Spiel 4 glänzte San Jose mit einem tiefen Roster. Sieben der zwölf Forwards holten sich einen Punkt ab.
4. Sonstso.
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MotoGP: Start des Europaauftakts der MotoGP in Jerez. Heute gibt es die beiden freien Trainingssessions (ab 9 Uhr und 13h10) jeweils nur im Eurosport-Player. Hauptaufgabe für die Fahrer heute: den neu verlegten Asphalt in Jerez testen. Erste Tendenz: Grip ohne Ende.
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Basketball: vor den Playoffs ist für Ludwigsburg vor den Playoffs. Die Riesen werden verspätet in die BBL-Playoffs einsteigen, da sie ab heute in den Final Four der Basketball-Champions League spielen.
In Athen spielt heute ab 17h30 Ludwigsburg – Monaco und ab 20h30 AEK Athen – Murcia (beide Spiele DAZN). Ludwigsburgs Gegner und Tabellenführer in Frankreich, Monaco, hat in der kompletten CL-Saison nur zwei Spiele verloren.
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Leichtathletik: Beginn der Diamond League-Saison im Leichtathletik-Mekka von Doha. Dankenswerterweise hat man auf den 33ten Bundesliga-Spieltag gewartet und kann daher hierzulande von der Bundesliga ungestört, ausgestrahlt werden: EURO2 Xtra ab 18 Uhr. Der Austragungsmodus des vorigen Jahres, wurde unverändert übernommen.
5. Stuff Happens.
Formel 2 im TV. Bei der Diskussion um die Formel 1-TV-Rechte und dem noch nicht erfolgten Start des Formel 1-Stream-Angebots geht völlig unter, dass die Formel 1 Rahmenrennen besitzt – die von RTL nicht gezeigt werden.
Man wird aber doch nicht auf F1 TV angewiesen sein. Die Formel 2 wird ab Barcelona Unterschlupf bei SPORT1+ finden, die an Rennwochenenden jeweils beide Läufe übertragen werden.
Rugby-Europa ist weiterhin im Wartezustand. Die Umstände aus dem unsäglichen Rugby Europe Championship-Spiel und WM-Qualifikation Belgien – Spanien (18:10) von Mitte März sind immer noch nicht aufgearbeitet. Zur Erinnerung die beiden Probleme:
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Der Schiedsrichter war ein Rumäne, obwohl Rumänien bei einer Niederlage Spaniens für die WM qualifiziert wäre. Eine Beschwerde Spaniens vor dem Spiel, wurde vom europäischen Verband abgewiesen. Der Vorsitzende des europäischen Verbandes: der Rumäne Octavian Morariu.
Während des Spiels sollen die Schiedsrichterentscheidungen so einseitig wie befürchtet ausgefallen sein. Fünf spanische Spieler die nach dem Spiel austickten und den Schiedsrichter bedrängten, wurden inzwischen vom europäischen Verband suspendiert.
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Noch komplizierter: später fiel auf, dass Belgien und Rumänien während des diesjährigen Rugby Europe-Championship-Turniers nicht-spielberechtigte Spieler einsetzen (ein Tongalese, der für Rumänien und ein Franzose, der für Belgien spielten).
Zuletzt hatte der Einsatz eines nicht-spielberechtigten Spielers beim ozeanischen Verband zum Ausschluss von Tahiti aus der WM-Qualifikation bedeutet. Für Rumänien und Belgien?
Der Schwebezustand in Europa hat Fragen und Ärger im gesamten Weltrugby aufgestaut.
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Europa. das zweitklassige Portugal wartet auf seinen Gegner in der Aufstiegsrelegation. Sportlich wäre Tabellenletzter Deutschland eigentlich dran, aber wenn der Vorletzte Belgien nicht-spielberechtigte Spieler einsetzte…?
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Europa. Kuriosum: Portugal wartet auch auf seinen Gegner für die europäisch/ozeanische WM-Qualifikation, die eigentlich im Mai mit Hin- und Rückspiel ausgetragen werden sollte. Sportlich wäre es Spanien… oder doch Rumänien? Oder Russland?
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Ozeanien. Am anderen Ende der Welt, wartet Samoa auf den Sieger von Portugal gegen… Spanien, Rumänien oder Russland. Denn in Hin- und Rückspiel wird zwischen Europa un Ozeanien ein WM-Platz ausgespielt. Ursprünglich waren die Playoff-Spiele für Juni angesetzt.
Werden diese Spiele auf Juli verschoben, fallen die Spiele aus dem Zeitfenster heraus, zu dem Klubs verpflichtet sind, Profispieler für Nationalmannschaften abzustellen – eine immense Schwächung für Samoa.
Viele spekulieren auf einen mächtig faulen Kompromiss, einem Wiederholungsspiel Belgien – Spanien. Damit würde Rugby Europe aber kaum einen Verband zufriedenstellen.
Oktoberfest-7‘s vor einem strategischen Ausfall. Der Versuch ein Rugby Sevens-Turnier von internationalen Format in Deutschland zu etablieren, steht vor einem „strategisch akzeptierten“ Rückschlag. Am Montag gaben die Turnier-Organisatoren auf Facebook eine längere Erklärung ab.
Quintessenz: die Oktoberfest 7‘s bewerben sich derzeit als neuer Standort für die höchste Rugby Sevens-Turnierreihe, den Sevens World Series für den Zeitraum 2019–2022. Die dazu nötigen Investitionen erlauben es aber den Investoren nicht, 2018 stattfinden zu lassen. Man bemüht sich zwar noch, eine 2018er-Finanzierung auf die Beine zu stellen, aber der Fokus liegt auf die Bewerbung und auf 2019. Die Entscheidung über die Austragung des 2018er-Turniers soll Ende Mai fallen.
Die Entscheidung ob München neuer Standort bei der Sevens World Series wird, soll im Juli fallen. TotalRugby.de führt als Konkurrent vor allem den Olympiasieger und die fanatischen Fidschi-Inseln auf, die aber geographisch am Popo der Welt liegen und selbst per Flieger kaum zu erreichen seien. Mitbewerber Russland soll angeblich wegen eines bereits schwer gefloppten Sevens-Turnier, nur mit der heißen Zange angefasst werden.
Mehr Football-Streams. Die deutsche American Football-Liga GFL besitzt einen Ableger „German Football Fernsehen Produktions- und Vertriebsgenossenschaft e. G.“, dessen Aufsichtsrat turnusgemäß am 1ten Mai tagte. Die Pressemitteilung gibt einen Ausblick auf die Pläne für 2018. So wird eine engere Kooperation mit SPORT1 eingegangen, die über die Versendung des German Bowls 2018, hinausgeht. Ab August wird es ein wöchentliches TV-Magazin auf SPORT1 geben und GFL-News sollen bei sport1.de und in der SPORT1-App eine eigene Rubrik bekommen.
Grundsätzlich versucht die GFL den Streambereich auszubauen und bereitet mehrere Optionen vor. Die Video- und Audio-Streams werden derzeit unter live.gfl.info gesammelt. Es wurden auch Vorbereitungen für ein Streaming über livestream.com durchgeführt und als Pay-Dienstleister cleeng.com ausgewählt, um irgendwann in ferner Zukunft Einzelspiele oder Pakete als Pay-Streams anzubieten. Aber natürlich besitzt auch SPORT1 mit tv.sport1.de eine Streamplattform, die man zum Erzielen höherer Reichweite nutzen könnte.
Text goes TV. Mit Peter King verlässt nach 29 Jahren einer der bekanntesten NFL-Journalisten das sinkende Sports Illustrated -Schiff . Er heuert bei NBC an. (Pressemitteilung)
MLB goes London und wird 2019 am 29ten und 30ten Juni zwei Spiele zwischen den Boston Red Sox und NY Yankees in London (Olympia-Stadion) austragen.
6. Fundstücke.
- Zuschauerschnitt Pro14: Screenshot aus der Wikipedia, nach Ablauf der achtmonatigen regular season der transkontinentalen Pro14-Rugby-Liga – anscheinend auch mit Zuschauerschnitten von unter 5.000 finanzierbar…
- YouTube-Video von Vox: „Why sports sound better in your living room – Audio engineers are the unsung heroes of the live sports broadcast.“ /via @catenaccio
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