NBA-Finals: Das häßliche Entlein
Gestern abend habe ich zuerst Spiel 1 der Finals im Schnelldurchgang und heute nacht dann Spiel 2 gesehen.
Spiel 1: Lakers – Detroit 75:87
Eine völlig überraschende Niederlage des haushohen Favoriten Lakers. Die Niederlage ist um so bitterer, da die Finals nach einem anderen Modus als die Playoffs ausgetragen werden. H-H-A-A-A-H-H ist die Abfolge der Spiele, d.h. Spiel 3 bis fünf finden non-stop in Detroit statt. Dieser Sieg der Pistons gibt den ihnen bereits die Möglichkeit bis Spiel 5 allein duch Heimsiege alles klar zu machen. Die Lakers haben also nur bis Spiel 5 Zeit, den Re-Break zu schaffen.
Spiel 1 war recht unansehnlich, durch zahlreiche Unterbrechungen kam kein Spielfluß auf. Und genau das war der Vorteil der Pistons. Das Team spielt den “Stinker“, dass seine Stärke dann hat, wenn es ihnen gelingt das andere Team auf ihr Niveau runterzudrücken.
Und die Lakers haben es mit sich machen lassen. Das Spiel der Lakers ruhte ausschließlich auf den Schultern von Bryant und O’Neal, die für 60 der 75 Punkte sorgten, während sich die restlichen 15 Punkte auf 5 weitere Spieler verteilten.
Es war wieder das häßliche Gesicht der Lakers, wo Bryant durch seine Egoismen Restbestände an Mannschaftsspiel pulverisiert.
Spiel 2: Lakers – Detroit 99:91 OT
Das oben Gesagte läßt sich zu Spiel 2 wiederholen. Ein Spiel das mehr von der inneren Schönheit lebte.
Es gab einige Unterschiede zu Spiel 1. Die Manierismen von Bryant waren nicht ganz so ausgeprägt, aber das Spiel ruhte immer noch auf Bryants und Shaqs Schultern: 62 der 99 Punkte von den beiden. Enttäuschend eine Totalausfälle insbesondere in der Defense. Fisher, mit Knieverletzung angeschlagen, und Malone haben viel zu viel zugelassen.
Die Abhängigkeit von den großen Lakers-Zwei fällt um so stärker auf, weil bei den Pistons wieder vier Spieler zweistellig punkteten.
Die zweite Grundmelodie der Serie könnte ein Trainerduell sein. So ähnlich war es bereits vor 2-3 Jahren, als Phil Jackson heimlich und versteckt den kleinen Iverson-Klon Lu züchtete, der tagein, tagaus nichts anderes trainierte als Iverson-Moves und sich sogar die gleiche Rasta-Frisur verpasste. Mit einem Mal, aus dem Nichts, zog Jackson dann in den Finals der Lakers gegen Larry Browns 76ers, den Lu aus dem Hut.
Die Pistons spielten wieder Stinker und brachten im dritten Viertel das Spiel der Lakers völlig zum Erliegen und konnten Dutzende von Punkten in Serie machen und gar auf 9 Punkte davonziehen.
Das Spiel stand Mitte des vierten Viertels auf Messers Schneide, die Lakers noch zirka 6 Punkte hinten, als Shaq sein fünftes Foul bekommt. Da stellt Jackson die Mannschaft um und liess um Bryant herum “klein” spielen: Fisher, Rush, Walton.
Und diese zweite Garnitur durchbrach die Pistons Dominanz. Ein 3er von Fisher brachte die Lakers auf Tuchfühlung.
Die letzte Minute, die Lakers drei Punkte hinten. Die Pistons können nicht punkten, die Lakers kommen zehn Sekunden vor Ende an den Ball, nehmen eine Auszeit. Ein Dreier muss her, Fisher und Bryant sind auf dem Feld. Fisher mit 2 von 4 Dreiern, Bryant mit 0 von 4.
Bryant kommt an den Ball, Bryant dribbelt um den Kreis herum, findet keinen freien Wurf, die Zeit läuft aus, macht einen Haken, kann seinen Spieler abschütteln und wirft, 2,1 Sekunde vor Ende des Spiels: UND TRIFFT! Unglaublich, der Ball rutscht in den Korb, nichts als Reuse. Unbeschreiblich. Der Mann wirft von hinten nichts als Backsteine und zwei Sekunde vor dem Ende legt er aber so etwas von ästhetischen Dreier hin, den Genickbruch der Pistons hat man bis nach Hamburg gehört. In der Verlängerung wurde mit den Pistons der Boden aufgewischt.
Dieses Ende war Pathos wie ihn nur der Sport liefern kann. Das sind die Würfe die ganze Serien entscheiden und von denen Väter ihren Kindern erzählen werden.
Spiel 3 in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, 3h00, dann mit dem ersten Spiel in Detroit.
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