Screensport am Sonntag: Super Bowl, Fußball, BBL, Davis Cup
Spätestens wenn der NBA-, NHL- und College Basketball-Interessierte seinen Blick über das heutige Listing schweifen lässt, wird klar: heute ist Super Bowl-Abend und all US-Sport meidet diesen Termin wie die Pest und fackelt die Spiele schon Nachmittags (US-Zeit) ab.
Moin. Es ist Super Bowl: New England Patriots – Philadelphia Eagles. NBC dürfte es freuen zwei große TV-Märkte im Endspiel zu haben. Ansonsten ist das Aufeinandertreffen zwischen Eagles und Patriots nur wenig emotional aufgeladen. Die Ansetzung hinterlässt einen Hauch von Gleichgültigkeit.
Für Stimmung sorgen die Patriots und Tom Brady, in der Nacht frisch zum ältesten MVP ever gekürt worden (40 Jahre alt). Für Brady ist es der dritte MVP-Titel.
Die Patriots ziehen aufgrund ihrer sportlichen Ausnahmestellung (seit 2001 keine Saison unter .500, nur zweimal nicht Divisionssieger geworden und nicht an den Playoffs teilgenommen) den Hass auf sich. Dazu kommen zwei Affairchen rund um verbotene Filmaufnahmen des gegnerischen Trainings und mit nicht genügend Luftdruck aufgepumpte Bälle – ich wage die Behauptung, wenn es nicht die Patriots, sondern Cowboys gewesen wäre, hätte die Bestrafung in beiden Fällen anders ausgesehen.
Das färbt auch auf Quarterback Tom Brady ab. Eigentlich ein blasser, weil makelloser und bis zur Langeweile keimfreier Spieler. Und trotzdem ist es nun schick geworden, ihn „zu hassen“ und Artikel mit Clickbaiting-Headlines wie „7 Gründe, Tom Brady nicht zu mögen“ abzulaichen. Clickbait wirkt. Der Artikel befand sich eine Zeitlang an der Spitze der am meisten gelesenen (bzw. angeklickten) Artikel der Rheinischen Post.
Dass man dem Leser nicht gleich mit dem Holzhammer vorschreibt, was für Schlüsse er aus einen Artikel zu ziehen hat, demonstriert dagegen die Financial Times mit der Headline „Tom Brady, America’s ‘greatest’ footballer divides the crowd“ (Link, vielleicht Paywall). Aufhänger ist Bradys sehr frühe Unterstützung für Donald Trump (der auch sehr früh Support von Pats-Owner Kraft und Pats-Coach Belichick hatte) und seinen Wahlkampf. Wie Trumps Statements die NFL politisiert und instrumentalisiert haben, hat negativ auf Brady abgefärbt, trotz all seiner eher vorsichtigen Distanzierungsversuche. Keimfreiheit verpflichtet zur Vorsicht.
Was am Ende bleibt: der derzeit älteste Starting Quarterback der Liga, inzwischen dreifacher Liga-MVP und fünffacher Super Bowl-Gewinner, ist der vielleicht beste Quarterback, den die NFL je hatte. Egal ob er nach einem etwaigen Sieg heute zurücktritt oder wie angekündigt, noch ein paar Jahre dran hängt: wir sehen einer Legende bei der Arbeit zu. Und wer dabei nicht einen Hauch von Ehrfurcht spürt, sollte es vielleicht eher mit Stricken und Streichhölzer-Schnitzen statt Sport-TV versuchen oder gleich zum Doppelpass gehen.
Dritter bei der Wahl zum NFL-MVP wurde Philly-QB Carson Wentz – obwohl jener sich vier Spieltage vor Ende der regular season verletzte und von QB Nick Foles vertreten wird. Nach wackeligen Start kam Foles in den Playoffs gut in Schwung und legte zwei Spiele mit einem QB-Rating oberhalb der 100 und ohne eine Interception hin.
Eigentlich spricht alles für eine große Favoritenstellung der New England Patriots. Die Buchmacher sind aber vorsichtig und sehen die Pats nur 4–6 Punkte vorne. Und das obwohl die Eagles in ihren 85 Jahren NFL-Zugehörigkeit nur zweimal in den Super Bowl kamen und beide Male verloren – 1980 unterlag man den Raiders 10:17 und 2004 unterlag man den Patriots 21:24.
Die Statistik die mich diese Woche am meisten überrascht hat: obwohl die Patriots unter Belichick die NFL dominierten und in 16 Jahren siebenmal in den Super Bowl kamen und fünfmal den Super Bowl gewannen, so waren alle Super Bowl-Spiele der Patriots in dieser Zeit hauteng. 4 Punkte Unterschied nach Ablauf der regulären Spielzeit, waren schon das Höchste der Gefühle: 17:21 gegen die Giants 2012 und 28:24 gegen die Seahawks 2015. Alles andere waren 3-Punkt-Siege oder -Niederlagen oder, wie letztes Jahr, Over Time.
Super Bowl LII aus dem Stadion der Minnesota Vikings, heute mit Kick Off gegen 0h30–0h40. Die Nationalhymne wird von Pink gesungen. Die Halbzeitshow kommt von Justin Timberlake. Es wird über eine Hommage an den verstorbenen Prince und seiner grandiosen Half Time-Show von 2007 spekuliert – Prince war Minneapolis-St. Pauls bekanntester Export.
ProSieben MAXX startet mit der Countdown Show ab 20h15 und ProSieben (repeat: ProSieben, nicht SAT.1) beginnt ab 22h50. ran.de streamt ab 15h30 diverse Feature zum Super Bowl.
DAZN bietet Streams mit deutschen Kommentar (Günter Zapf) und US-Kommentar (keine Ahnung ob World Feed oder NBC-Original). Laut DAZN selber, beginnt die Übertragung ab 0h30. Auf spox.com wird aber ein Übertragungsbeginn ab 23h45 angekündigt.
Im NFL Network (via NFL Gamepass und DAZN) wird ab 14 Uhr (MEZ) eingegroovt. Ab 14 Uhr die besten Super Bowl-Commercials. Ab 15 Uhr bis 23h30 die Vorschau-Sendung.
Was sportliche Analysen angeht, bin ich diese Saison draußen und verweise auf das Material das Korsakoff bei den sidelinereporter.wordpress.com zusammengestellt hat: Preview der New England Patriots, Preview der Philadelphia Eagles, Preview zum Spiel, Notizen zum Spiel, Vorschau zum heutigen Tag und im Laufe des Abends auch ein Liveblogging.
In akustischer Form gibt es den Super Bowl-Preview-Podcast der Sofa-Quarterbacks bei Sportradio360 – knapp eine Stunde mit Andreas Renner, Günter Zapf und Christian Schimmel.
Und wenn sich die NFL-Saison 2017/18 und der Super Bowl 52 anders anfühlen als sonst, dann nicht nur wegen Trump und dem Hymnen-Protest und der Politisierung.
Sondern vor allem, weil die Zahl der Artikel, die die Langzeiteffekte des American Footballs an den Spielern in den Fokus rücken, steigt. Kein über vierzig Jahre alter Tom Brady kann den Raubbau übertünchen, den die NFL an ihrem „Spielermaterial“ betreibt.
„I’m the Wife of a Former N.F.L. Player. Football Destroyed His Mind. – He chose the sport, but he did not choose brain damage.“ (NY Times, 2.2.2018), „A Very Conflicted Football Fan’s Notes“ (NY Times, 3.2.2018).
Der Absturz, die Rettung und das Verschwinden des Jackie Wallace: „The search for Jackie Wallace“ (/via @nember)
Two weeks ago, the Patriots’ Rob Gronkowski took a brutal helmet-to-helmet blow and got knocked out. It was pure, unadulterated violence. If I had seen this hit 25 years ago, my living room would’ve erupted with animalistic joy.
But today, my family cheers, then winces when we see the replay. We try to ignore the shame boiling up inside, knowing what affect it could have on the player’s future. We say things like, “That’s a shame.” And keep watching.
aus: „A Very Conflicted Football Fan’s Notes“, NY Times, 3.2.2018
Sektion Leder
Schaut man sich in der Bundesliga die untere Tabellenhälfte an, haben an diesem Wochenende bislang von den neun Teams nur zwei verloren und vier einen Punkt per Unentschieden und ein Team per Sieg drei Punkte geholt.
Vor diesem Hintergrund treffen heute um 18 Uhr #17 Hamburger SV – #11 Hannover 96 aufeinander. Der HSV hat durch den Werder-Sieg inzwischen 4 Punkte Abstand auf Relegation & rettendes Ufer, während in den letzten Tagen sich nicht nur Bernd Hoffmann aufmachte, neuer Obermufti zu werden, sondern auch „Putschgerüchte“ aus dem Aufsichtsrat durchsickerten, die gerne Todt und Bruchhagen abgesetzt sähen. Dazu das obligatorische Interview mit KM Kühne, der wieder einmal die Transferpolitik scheiße fand – und das obwohl sich der HSV diesmal keinen 08/15-Brasilianer hat aufschwatzen lassen.
Das 15h30-Spiel ist #8 Augsburg – #6 Frankfurt. Gewinnt Frankfurt, ist die Eintracht mit 26 Toren aus 20 Spielen allen Ernstes Tabellenzweiter. Ja, nee, klar. Premiumprodukt Bundesliga.
Bei Augsburg gibt es Stress mit Daniel Opare, der gegen eine Verhaltenskodex verstossen und mehrfach den Verein belogen haben soll. Der FCA kündigte an, seinen Vertrag nicht mehr zu verlängern und ihn nicht mehr in Spielen einzusetzen – Opare habe die Option sich kurzfristig einen neuen Verein zu suchen. Opare soll angeblich am Montag unabgesprochen mit Schalke 04 und zuvor Leicester verhandelt haben.
In der Premier League stehen im Tabellenkeller West Brom mit 20 Punkte, vier Vereine mit 24 Punkten, zwei Vereine mit 26 Punkte und drei Vereine mit 27 Punkten. Ist voll, da unten. Heute ab 15h15: #15 Crystal Palace – #16 Newcastle mit 26 bzw 24 Punkten.
Das Schlagerspiel des Tages ist aber #3 Liverpool – #5 Tottenham ab 17h30 auf DAZN.
In La Liga gibt es um 16h15 die Neuauflage des Barcelona-Derbys, das Barça erst vor knapp zwei Wochen in der Copa del Rey für sich entscheiden konnte – allerdings unterlag man im Hinspiel bei Espanyol 0:1.
Um 20h45 #2 Atlético – #3 Valencia. Valencia irrlichtert weiter durch die 2018er-Spieltage mit vier Niederlagen aus den letzten sechs Spielen, u.a. einer 1:4-Klatsche von Real Madrid, aber einer nur 0:1-Niederlage unter der Woche in der Copa.
Was eint in der Serie A Inter und Roma? Der Tabellenvierte Inter mit dem gestrigen 1:1 gegen Crotone acht Spiele ohne Sieg und der Tabellenfünfte Roma sechs Spiele ohne Sieg. Hellas – Roma heute ab 15 Uhr auf DAZN.
Der Reigen der sechs 15 Uhr-Spiele enthält das SPORT1+-Spiel Juventus – Sassuolo und der AC Milan spielt bei Udinese. Alle Spiele auf DAZN. Ebenso wie das 20h45-Spiel des Tabellenletzten Benevento gegen #1 Napoli.
Schlagabtausch an der Spitze der Ligue 1 zwischen #4 Monaco – #3 Olympique Lyonnais ab 21 Uhr auf DAZN. #2 Marseille und #1 PSG haben bereits am Freitag bzw Samstag per Sieg vorgelegt.
Spitzenspiel in der argentinischen Primera Division #2 San Lorenzo – #1 Boca Juniors heute ab 23h15 auf Sportdigital, SPORT1+ und DAZN.
Sonstso
Mühsame Tage für Bamberg, mit anstrengenden Spielplan und zahlreichen Verletzten. Am Freitag noch EuroLeague gespielt (diesmal sogar gewonnen). Heute zum Spitzenspiel nach Berlin und nächste Woche das Spitzenspiel gegen Bayern. Immerhin kann Andrea Trinchieri schon wieder das Training leiten und salbungsvolle Worte in der Kabine sprechen – nur an die Seitenlinie darf er aufgrund seiner lädierten Schulter noch nicht.
ALBA kassierte am letzten Dienstag (oder war es Mittwoch?) das Aus im EuroCup durch eine verdaddelte Heimniederlage gegen Gran Canaria. ALBA – Bamberg heute ab 15 Uhr auf Telekom Sport. Das Parallelspiel, den Straßenfeger Jena – Braunschweig, gibt es auf SPORT1 zu sehen.
Um 17h30 wird zum Verfolgerduell eingeladen: #9 Frankfurt – #3 Ludwigsburg. Das sind zwar sechs Plätze Unterschied, aber in der Bilanz nur drei Spiele: 11–7 vs 13–4.
Letzter Spieltag der ersten Runde im Davis Cup. DAZN zeigt ab 11 Uhr wieder eine Konferenz der laufenden Paarungen.
Deutschland ist nach überzeugenden Zverev-Sieg mit 3:1 gegen Australien durch. Die Schweiz ließ sich von Kasachstan 0:3 abfiedeln und ist draußen. Auch weiter: Italien 3:1 gegen Japan und USA 3:0 in Serbien.
Ab 11 Uhr geht es weiter mit Spanien – Großbritannien (Ramos Vinolas – Norrie, Bautista-Agut – Broady). Ab 13 Uhr startet Frankreich – Niederlande (Mannarino – Haase, Gasquet – de Bakker), um 13h30 Belgien – Ungarn (Goffin – Fucsovics, Bemelmans – Baasz) und um 14 Uhr Kroatien – Kanada (Coric – Shapovalov, Galovic – Pospisil). Die Heimmannschaften liegen jeweils 2:1 vorne.
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