Screensport am Mittwoch: Fußball-Derbys, Volleyball-Bundesliga

Moin. Es ist Derby-Spieltag im europäischen Fußball. Um 20h45 aus der Premier League Arsenal – Chelsea (DAZN) und aus der Coppa Italia Juventus – Torino (Laola1.tv | DAZN), gefolgt von Benfica – Sporting ab 22h30 (Sportdigital | DAZN).

Arsenal riskiert in England von der Spitzengruppe abgehängt zu werden, mit zwei bis fünf Punkten Abstand auf den Tabellenfünften (je nach Ausgang des morgigen Nachholspiels von Tottenham)

In Italien geht es im letzten Viertelfinale um den Einzug ins Halbfinale gegen Atalanta (gestern 2:1-Sieger gegen Napoli). In der Liga gewann Juventus das Spiel Ende September mit 4:0.

Das Spiel Benfica – Sporting ist in der Liga NOS am vorletzten Hinrunden-Spieltag das Spiel #3 gegen #2. Sporting ist punktgleich mit Tabellenführer Porto und Benfica liegt 3 Punkte dahinter. Benfica und Sporting spielten bereits gegen Porto und trennten sich jeweils 0:0.


Spitzenspiel in der Volleyball-Bundesliga bei den Männern und auf SPORT1: #2 United Volleys Rhein-Main gegen #1 VfB Friedrichshafen ab 19 Uhr (auch sportdeutschland.tv). Beide Teams liegen nur einen Punkt auseinander, aber aufgrund der Nachholspiele für Friedrichshafen, stellt die Bilanz das korrektere Bild dar: 7–0 für Friedrichshafen und 7–2 für Rhein-Main. Rhein-Main muss eher aufpassen, dass von hinten nicht auch noch Berlin kommt (6–2).

AMA, Teil 5

Manuel fragt: „Mal unabhängig vom Sportgeschehen und deiner Vorliebe für bestimmte Sportarten: welcher deutsche TV-Sender (Plattform) hat denn für dich 2017 die beste redaktionelle Arbeit gemacht, wenn man sich Kommentar und Rahmenberichte anschaut?

Das erste was mir einfällt, ist natürlich der Newcomer der Saison, die Eurosport-Übertragung des Bundesliga-Freitagsspiel. Mit Jan Henkel und Matthias Sammer und der einstündigen Vorberichte (plus Halbzeit plus Nachberichte) hat man alles richtig gemacht. Der Kontrast zu SKY wird umso schärfer, weil SKY mit seinem neuen Sendekonzept am Samstag, die Bundesligavorberichte noch einmal um einige Meter tiefer gelegt hat. Es gibt halt etwas, was du nicht einkaufen, oder am Reißbrett entwickeln kannst: die Chemie der Protagonisten untereinander.

Wo SKY inzwischen nur noch die unter der Woche vom Boulevard vorgebenen Themen wiederkäut, belässt es Henkel bei Fragen von vornehmlich sportlicher Relevanz. Nicht zu unterschätzen ist auch Jan Henkels Rolle in der „Lenkung“ von Matthias Sammer, die in mehr als im Fragebrocken-Zuwerfen besteht.

Einen Experten derart von der Kette losgelassen wie Matthias Sammer, derart mit Empathie ein Spiel analysierend, hat Fußball-Deutschland zuletzt 2008 im ZDF mit Jürgen Klopp gehabt. Selbst zu seinen SKY-Zeiten habe ich einen Matthias Sammer nicht mit so viel Verve (Lothat M: „mit viel Onkaschmon und Herzblutt“) gesehen.

Dabei kommt Eurosport auch das kleine Studio zugute, bei dem ein Sammer Raum genug hat, um wild mit seinen Armen zu gestikulieren und seinen ganzen Körper sprechen zu lassen, aber auf der anderen Seite klein genug, um nicht irgendwo im großen Raum verloren zu wirken. Man vergleiche Sammers Körpersprache bei den Analysen mit den drei scheintoten, weinroten Experten im SKY‘schen Samstagstudio, die mehr eine Ausgeburt der Corporate Identity-Abteilung geworden zu sein scheinen, als eine Sportredaktion, die sich drei Menschen mit Expertise ausgesucht haben.

Apropos Fußball. Ich finde vieles im Gesamtprojekt DAZN immer noch nicht rund. Aber bei der Fußballberichterstattung haben sie frischen Wind rein gebracht. Sie haben sich nicht nur auf altbekannte (und teilweise wenig erquickliche) Namen aus dem bekannten Ismaninger Dunstkreis verlassen, sondern auch viel junges Blut reingenommen, dass sich mehr als wacker hält. Dazu bei Top-Spielen der 5-10minütige Vorlauf mit Moderator und Experte aus dem Off – das sind so kleine, nicht allzu teure Kniffe, auf die ich seit einigen Jahren bei den etablierten Sportsendern gewartet habe.

Bei DAZN finde ich das durchschnittliche Niveau der Kommentatoren, angesichts der Quantität die ausgestrahlt wird, überraschend gut (besser als zu SPORT1+-Hochzeiten). Props auch dafür, dass viele Kommentatoren eine „Liga-Heimat“ haben und man in den einzelnen Ligen immer wieder die gleichen bekannten Stimmen hört. Ich würde mir aber wünschen, dass DAZN bei den Experten noch einmal aufrüstet. Nicht jeder in Bayern beheimateter Fußballer erreicht das Niveau von Ralph Gunesch.

Spannend finde ich derzeit auch Telekom Sport. Obwohl die Basketballabteilung sich bereits in seiner dritten Saison befindet, habe ich seit einigen Monaten das Gefühl, das hinter den Kulissen verstärkt an Details geschraubt wird – auch wenn diese noch nicht in jedem Spiel und bei jedem Kommentator zu bemerken sind.

Einer meiner Hauptkritikpunkte, u.a. an der BBL-Berichterstattung, ist das Zerfallen einer Liga in 18 einzelne Klubs und dem Fehlen eines Liga-Gesamtbildes. In der Fußball-Bundesliga lässt du den Namen „Hannover 96“ fallen, und jeder hat sofort eine grobe Vorstellung des Klubs, egal ob richtig oder falsch. In der BBL lässt du den Namen „MBC“ fallen, und dann? Dann passiert außerhalb Mitteldeutschlands recht wenig.

Bei der Telekom haben sie sich in den letzten Monaten einiger Details angenommen. Die Kommentatoren geben verstärkt Hinweise auf Parallelspiele. Ab und zu sind Inserts mit den Ergebnissen frisch beendeter BBL-Spiele zu sehen. Ein Michael Körner, der kurz vor Spielende darauf hinweist, das auf einer Paralleloption ein spannendes BBL-Spiel in die Schlussphase geht. Es gibt Übertragungen, wo sich Moderator und Kommentator nach dem Spiel hinstellen und noch einmal über das Spiel und das Gesamtbild der Liga sprechen, statt nur monoton Ergebnisse des Spieltags runterzurattern. Das geht alles in die richtige Richtung, müsste aber noch konsequenter umgesetzt werden – halte ich sogar für noch wichtiger, als das Anbieten eines Podcasts, das inzwischen irgendwo außerhalb der Telekom-Plattform liegt, weil die Telekom seine eigene Basketball-Website letzten Sommer aufgab.

Frisch entdeckt habe ich auch die Spielzusammenfassungen der BBL. Lange Zeit hielt ich Basketball für eine Sportart, deren Spiele sich nicht in fünf Minuten zusammenfassen lassen – tatsächlich sind aber die BBL-Zusammenfassungen von Telekom Sport recht brauchbar im Vermitteln eines Bildes, wie sich die beiden Teams in einem Spiel geschlagen haben.

Meine Person des Jahres 2017 kommt fast folgerichtig von Telekom Sport. Stefan Koch. Koch ist 2017 sportübergreifend mein Lieblingskommentator geworden. Der ehemalige Trainer (Frankfurt, Karlsruhe, Gießen, Artland, Würzburg) hat es geschafft, einerseits immer souveräner zu kommentieren, andererseits aber ein gewisses Maß an Ungelenkheit und „The Mad Professor“ beizubehalten, und damit ein einzigartiges Profil im deutschen Sport-TV.

Zwei Kommentatorensprüche haben sich mir 2017 ins Gedächtnis eingebrannt. Stefan Koch am 5ten September bei der Basketball-EM Deutschland Italien: „Jetzt kommt der italienische Drei-Punkte-Engel und ich hoffe es gibt einen deutschen Himmelspförtner, der ihm die Harfe wegnimmt“ und Stefan Koch bei einem EuroLeague-Spiel Bamberg – Barcelona, während eines riesigen Bamberger Comebacks: „Hätte ich das gewusst, hätte ich in der Halbzeit anders aufgeschlagen, als mit der kleinen Fanta“.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp