Screensport am Donnerstag: HBL, NFL, WM2018-Quali

Moin. Ich bin heute Abend zur 7ten Sport-Konferenz des Deutschlandfunks eingeladen und werde im Rahmen der Podiumsdiskussion ein knapp zehnminütiges Interview-Intermezzo geben. Will sagen: die morgige Screensport-Ausgabe und das Listing wird aufgrund meines Köln-Aufenthaltes per Autopilot gereicht und daher nicht ganz taufrisch sein.

Sektion Leder

Thema der Diskussionsveranstaltung wird Erdrücken des deutschen Spitzensports durch die Fußballblase sein. Nach dem in den letzten Tagen Ruhe auf den Fußballplätzen war, kehrt der Fußball heute mit Freundschafts- und Playoff-Spielen zurück. Bis Mitte der nächste Woche spielen acht Teams in Hin- und Rückspielen die vier letzten europäischen WM-Startplätze aus.

Heute kommt es ab 20h45 zu den ersten zwei Spielen. Auf Nitro und DAZN überträgt man Kroatien – Griechenland und auf DAZN parallel Nordirland – Schweiz. Die Schweiz gewann in der Quali neun von zehn Spielen, musste sich aber über die Tordifferenz Portugal geschlagen geben – am Ende sprangen für die Schweiz 27 Punkte heraus – die fünftbeste Punkteausbeute der gesamten europäischen Quali überhaupt.

Im Kleingedruckten gibt es heute ab 18 Uhr ein U20-Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien auf EUROSPORT1 mit einem Kader von Frank Kramer, der reichlich mit Talenten aus Bundesliga und Eredivisie gesegnet ist.

HBL-Spieltag

Heute findet ab 19 Uhr der erste Teil des 12ten HBL-Spieltags statt, mit einem veritablen Spitzenspiel: #1 Füchse Berlin – #3 Flensburg-Handewitt. Flensburg hat eine Niederlage mehr als die Füchse auf dem Konto – noch.

Ebenfalls um 19 Uhr spielt der abstiegsbedrohte Tabellenvorletzte Gummersbach gegen Aufsteiger Hüttenberg, die einen Punkt mehr als die Gummersbacher haben. Zwei abstiegsbedrohte Teams und zwei recht frische Trainer.

Gummersbach zog zuletzt die Reißleine und feuerte nach dem Wochenende Trainer Dirk Beuchler. Vorerst übernimmt der U23-Trainer Deni Bahtjarevic auf Interimsbasis. Die Hessen aus Hüttenberg wiederum, haben vor knapp zwei Wochen ihren Trainer Aðalsteinn Eyjólfsson durch Emir Kurtagic ersetzen müssen, nachdem Eyjólfsson vom HC Erlangen abgeworben wurde.

Heute auch auf SKY unterwegs: der #8 THW Kiel in #13 Stuttgart und #4 Hannover in #14 Ludwigshafen.

NFC West-Duell und Lackmustest für Arizona

Das Thursday Night Game der NFL ist ein Divisionsduell aus der NFC West Arizona Cardinals – Seattle Seahawks. Hinter den dominierenden Eagles gibt es in der NFC gleich vier Teams mit sechs Siegen, u.a. die Rams aus der NFC West. Direkt dahinter nehmen die Seahawks mit fünf Siegen und einer bislang makellosen Divisionsbilanz (2-0), Kurs auf eine Wildcard.

Für Arizona ist mit einer Bilanz von 4-4 der Playoff-Zug mathematisch noch nicht abgefahren. Nach der 0:33-Demontage durch die Rams Ende Oktober, hatte man eine Bye-Week und konnte sich danach am diesjährigen NFC-Prügelknaben San Francisco austoben. Mit Seattle kommt nun der erste „richtige“ Gegner nach der Demontage und damit die eine veritable Standortverortung für die Cards. Es ist das erste Aufeinandertreffen in dieser Saison. Das „Rückspiel“ in Seattle ist am letzten Spieltag, Silvester, 22h25 deutscher Zeit.

Stuff happens

Am nächsten Samstag überträgt die ARD erstmals im Ersten das erste Spiel aus dem HBL-Deal mit SKY und Moderator Alexander Bommes ist ehrlich begeistert (Facebook). Bei allem Enthusiasmus, klingt aber auch wieder eine andere ARD-Sport-TV-Attitüde durch: „Am ARD-Wesen soll die Handball-/Sport-Welt genesen“ – die ARD als unverzichtbarer Partner für Sportarten, damit diese durch die Decke gehen. Daher gibt es eine kleine Replik zu Bommes von mir auf Facebook.

Einen Kollateralschaden hat die ARD-Ansetzung jetzt schon. Der Samstag-18-Uhr-Termin zwingt die Rhein-Neckar Löwen dazu, zuerst in Leipzig zu spielen und einen Tag später, um 19 Uhr, in der Champions League bei Barcelona.

Dem europäischen Handball-Verband EHF ist daraufhin die Hutschnur geplatzt und droht in einem Brandbrief, die Zahl der deutschen Teilnehmer in der CL (derzeit 2+1) ab der kommenden Spielzeit auf einen Startplatz zu reduzieren. Die EHF sieht sich durch den neuen vereinheitlichten Spielplan der HBL (Spiele i.d.R. Donnerstags und Sonntags) direkt attackiert.

Zeilensport

Politicos Michael Kruse hat ein langes und sehr intensives Stück über Johnstown in Pennsylvania geschrieben, eine der typischen armen, ehemaligen Bergbau-Städte am Rande der Appalachen, die vor einem Jahr zu großen Teilen Donald Trump gewählt haben. Ein Jahr später kehrt Kruse zurück und stellt fest, dass die Bewohner unverdrossen an Donald Trump festhalten.

[As] I compared this year’s answers to last year’s responses it seemed clear that the basis of people’s support had morphed. Johnstown voters do not intend to hold the president accountable for the nonnegotiable pledges he made to them. It’s not that the people who made Trump president have generously moved the goalposts for him. It’s that they have eliminated the goalposts altogether.

Trump versteht es weiterhin, die richtigen Trigger bei diesen Leuten auszulösen, wider aller Logik. Das lange Stück von Kruse geht auch auf die NFL und die Wahrnehmung des Hymnenstreits in diesen Bevölkerungskreisen ein. Kruse bringt aus Sicht der NFL keine gute Nachrichten mit – aber der Artikel gibt Einblick, wie die Leute ticken und lässt erahnen, warum sie so auf den NFL-Hymnenstreit anspringen.

Michael Kruse in Politico, „Johnstown Never Believed Trump Would Help. They Still Love Him Anyway.“

Wer sich für die Situation in den „Trump-Städten“ interessiert, sollte sich auch über Drogen-Probleme, der „Opioid Crisis“ informieren. Sowohl das Ausmaß der Drogenprobleme, als auch der Weg dorthin, unter massiver Verantwortung von Politik und Pharmakonzerne, sind schockierend (u.a. dieser Beitrag vom Deutschlandfunk gibt einen recht vollständigen Einblick).