Screensport Zwo: Sky, Telekom, Olympia, College Football, Porsche
Quartalszahlen von Sky
Die Sky plc. hat die Jahresabschlusszahlen in einer Pressemitteilung (PDF) veröffentlicht.
Die Mitteilung fasst zusammen: unterm Strich 10% mehr Umsatz trotz „Gegenwind“ (Werbemarkt UK und Ausgabebereitschaft der Konsumenten) und gute Gewinne in Deutschland/Österreich und Italien.
In Deutschland/Österreich kamen im vierten Quartal 61.000 neue Kunden hinzu. Gestern twitterte Sky Deutschland dann, dass man inzwischen die 5-Mio-Marke übersprungen habe.
Die Kündigungsrate liegt in Deutschland mit 12,6% (12 Monate rollierend) recht hoch – die letzten Jahre lag man eher bei 9–10%. In der Mitteilung wird dies mit einem Wechsel weg von 24-Monats-Verträgen und der verringerten Herausgabe von Rabatten für kündigungsbereite Kunden begründet. In der zweiten Jahreshälfte wollte man den ARPU nach vorne bringen. Sky sieht es als Erfolg, dass bei diesen Kunden, die ursprünglich kündigen wollten, dann aber sich breitschlagen ließen, der Umsatz um drei Euro pro Monat gewachsen sei (im Vergleich zu Kunden der gleichen Kategorie in der ersten Jahreshälfte).
Ich stehe der Sky‘schen Story von den verringerten Rabattaktionen eher skeptisch gegenüber – der ganze Telekom Sport/Sky Sport Kompakt-Deal hat IMHO für Sky vor allem den Mehrwert, an mehr Kundendaten heranzukommen. Und diese Klientel wird man nach einem 10 Euro-Abo, nur mit weiteren Rabattaktionen ködern.
Im Ausblick werden 25% mehr Investitionen in Original-Produktionen und für Sky 1 in Deutschland/Österreich erwähnt und der Rollout der neuen Receiver-Generation „Sky Q“ in Deutschland/Österreich und Italien. Mit der „Sky Soundbox“ wird man ein Produkt auf dem Markt bringen, dass mit den Sky Q- und Sky+-Receivern und Fernsehern zusammenarbeiten soll und anscheinend auf den „Sonos“-Markt für gehobene Audio-Ansprüche beim Fernseher, abzielt.
Überraschenderweise wird auch der Start einer Stream-Plattform („OTT-Service“) in Spanien erwähnt. Nicht erwähnt wird hingegen der Start einer Stream-Plattform in der Schweiz, obwohl man sich dort in einer bestehenden Plattform eingekauft hat und in den Medien auch über die Verwertung bestehender Sky-Sportrechte in der Schweiz über ein Sky Sport Schweiz-Angebot spekuliert wurde.
Sky sieht auch in Großbritannien Wachstumspotential mit sage und schreibe vier Millionen Sport-Fans, die noch kein Sky Sport-Paket abonniert haben – eines der Motive die Sportsender umstrukturiert und stärker entlang einzelner Ligen und Sportarten aufgestellt zu haben.
Telekom und Sky Sport Kompakt
Mit Verlaub: es ist kein gutes Produkt, wenn man eine Pressemitteilung erst dreimal durchlesen muss, bis man in Ansätzen versteht, was da eigentlich auf den Markt gekommen ist.
Sky hat ein kleines Bündel geschnürt. Das nennt sich „Sky Sport Kompakt“ und beinhaltet alle HBL-Spiele, die Samstags-Konferenz der Bundesliga und die Dienstags- und Mittwochs-Konferenzen der Champions League.
Dieses Paket lässt sich nur für Telekom-Kunden erwerben. Dazu hat die Telekom eine schicke Matrix entworfen. Entertain-Kunden zahlen für Sky Sport Kompakt und(!) dem Telekom Sport-Paket (BBL/EuroLeague, DEL und Dritte Liga/Frauenbundesliga) 10 Euro/Monat und Mobil-/Festnetzkunden 15 Euro/Monat.
Komplizierter wird es für diejenigen die kein Telekom Sport-Abo haben. Mir ist es schlichtweg nicht klar, wie diese sehr heterogene Gruppe aus Bestandskunden, Neukunden, Mobilfunk-Kunden und IPTV-Kunden sich in Zukunft in den Telekom Sport-Preismodellen einsortieren wird – und die FAQ und Kundencenter-Seiten der Telekom sind nur wenig hilfreich.
Was hat die Telekom und was hat Sky von dem Deal?
Die Telekom positioniert sich nun als Pay-TV-Betreiber. Als man vor einigen Jahren mit dem Kauf der BBL-Rechte begann, war dies noch eine Geschichte, die über die Marketingabteilung lief und sich nicht über Abos refinanzieren konnte. Dafür pragte überall das Telekom so prominent in den TV-Bildern, dass man zwischenzeitlich vergaß, dass es sich um die „Beko-BBL“ handelte, und nicht die „Telekom-BBL“.
Mit dem Paket für 10 Euro/15 Euro und der Zusammenfassung der Sportaktivitäten unter dem Portal „Telekom Sport“, gibt es nun einen deutlichen Push zur kräftigeren Vermarktung der eingekauften Sportrechte (was allmählich bzgl. der Staatsnähe der Telekom und diesbezüglicher medienrechtlicher Einschränkungen allmählich nicht uninterressant wird).
Problematisch halte ich aber dabei die Verzahnung mit der Marke von „Sky“ in dem „Sky Sport Kompakt“-Paket. In der Pressemitteilung verschwimmen die Grenzen zwischen diesen beiden Marken und die Verständlichkeit, wer eigentlich was und in welchem Umfang beisteuert und wie (linearer Kanal?), halte ich für eine schlimme Produktmanager-Leistung.
Aus SKY-Sicht hat der Deal zwei Vorteile. Zum einen dürfte die Telekom einiges an Euro zahlen, um ein büschen Bundesliga nahe der Telekom Sport-Marke platzieren zu können. Wie sehr SKY inzwischen auf die Moneten achtet, machte zuletzt der Champions League-Deal mit DAZN klar. Man steht zwar in einem klaren Konkurrenzverhältnis zu DAZN, aber wenn der Konkurrent 80 Mio Euro zu einem 190 Mio Euro-Rechtepaket beisteuert, dann kennt der Kaufmann keine Feinde mehr.
Der zweite Vorteil für Sky ist dem Kleingedruckten der Telekom Sport-AGBs zu entnehmen. Beim Abo-Abschluss für „Sky Sport Kompakt“ ist die Telekom nur Mittler. Die Kundendaten werden von der Telekom an Sky weitergereicht, die anschließend den Kunden freischalten. Siehe oben, die Geschäftszahlen von Sky. Wie hieß es da zu Sky UK? Geschätzt vier Millionen Sport-Fans ohne Sky Sport-Abo? Mit diesem Deal bekommt Sky Deutschland Kundendaten von Sportfans frei Haus. Und da sich das Telekom Sport-Abo nicht ohne „Sky Sport Kompakt“ buchen lässt, handelt es sich um Kunden die an minimum zwei unterschiedlichen Sportligen Interesse haben, vulgo: Sport-Fans.
Die Gefahr die ich aber aus Sky-Sicht bei dem Deal sehe, ist ein potentielles Imageproblem. Das Paket liest sich attraktiver als es ist. Von der Fußball-Bundesliga werden nur fünf von neun Spielen zu sehen sein (die Samstag 15h30-Konferenz). Sollte jemand die Informationen nur flüchtig lesen und dem Irrglaube verfallen, er würde alles Bundesliga und alles Champions League abonniert haben, ist es ein vergrätzter Kunde statt zukünftiger Sky-Abonnent.
ARD, ZDF, Discovery/Eurosport, Olympia
Lt. Süddeutscher Zeitung stehen ARD und ZDF kurz vor Abschluss eines sehr umfangreichen Sublizenzierungsdeals mit Discovery/Eurosport für die Olympischen Winterspiele 2018. Die SZ bezeichnet den Abschluss des Deals als „sehr sicher“.
In die Sache sei u.a. deswegen Bewegung gekommen, weil Discovery bei den Planungen gemerkt habe, dass die Discovery-Sender (Eurosport, DMAX, TLC) über eine zu geringe Reichweiten verfügen, um auch nur annähernd eine Refinanzierung in Sichtweite zu haben. ARD und ZDF sehen sich nach zuletzt verlorenen Sportrechten unter Druck, was liefern zu müssen, um nicht endgültig von anderen Sendern und Streamanbietern in Sachen Sport überrollt zu werden.
In gewisser Weise sind diese Verhandlungen auch ein Indikator für die Freitags-Bundesliga-Spiele von Eurosport. Eine reine Ausstrahlung nur als Stream über den Eurosport-Player dürfte nicht die angestrebte Lösung sein. Die Uhr tickt weiter für Eurosport: noch drei Wochen bis zum Eröffnungsspieltag und dem Finden einer TV-Lösung.
Porsche, Le Mans
Die Umstrukturierungen der Sportaktivitäten deutscher Automobil-Konzerne gehen weiter. Gestern vormittag kündigte Porsche an, sich aus der LMP1-Klasse der Langstrecken-WM und damit den 24 Stunden von Le Mans zurückzuziehen.
Stattdessen wird auch Porsche zur Formel E gehen und nach Audi, BMW und Mercedes der vierte deutsche Automobil-Konzern für diese, mit Verlaub, Micky-Maus-Rennserie mit „Fan-Boost“ sein.
Die LMP1-Klasse der WEC hat sich damit quasi überflüssig gemacht. Es gibt mit Toyota nur noch ein Werksteam.
SPORT1, College Football
SPORT1, die Free-TV-Variante, wird am Auftaktspieltag der College Football-Saison (2ten September) ein 18 Uhr-Spiel live auf SPORT1 übertragen. Zudem heißt es „Im Saisonverlauf sind zudem weitere Übertragungen im Free-TV auf SPORT1 geplant“. Eine ähnliche Formulierung wurde auch einst für MLB-Spiele verwendet, dem aber IMHO bislang nach der ersten Übertragung noch keine weiteren gefolgt sind.
Reaktionen