Bubbles hassen Bulldoggen – 5 Tage bis Selection Sunday
Was bisher geschah… und wovon hier überhaupt die Rede ist.
Championship Week
Summit League
(Kleine Conference mit Colleges aus 9 Staaten im mittleren Westen der USA, nannte sich bis Sommer 2007 Mid Continent Conference)
North Dakota State Bisons – Oakland Golden Grizzlies 66:64
Die Summit League gehört zu den kleinsten Conferences in der Div. I und deren bekanntestes Mitglied ist – wegen des Namens – Oral Roberts (“Oral Roberts? Ist das sowas wie Anal Johnson?“, immer wieder gern gebracht)
Zum Conference Tournament werden nur die besten acht Teams der 10er-Conference geschickt. Mit North Dakota State und Oakland trafen im Finale die #1 auf die #3 der regular season. Die #2 Oral Roberts schied überraschend bereits in der ersten Runde in Overtime gegen #7 South Dakota State aus.
Mit “Oakland” ist nicht “Oakland”, die Nachbarstadt von San Francisco gemeint, sondern “Oakland County” bei Rochester in Michigan. Kein sehr bekanntes College, aber hier machte immerhin “The Hoff” seinen Abschluß. Oakland fertigte South Dakota im Halbfinale deutlich mit 74:56 ab.
Der andere Finalist North Dakota State – beheimatet in dem, den Cineasten nicht unbekannten, Fargo – jazzt seit einigen Jahren seine Sportprogramme am College auf und ist seit Sommer 2007 in der Summit League. Im US-College Sport ist es usus beim Eintritt in eine neue Conference erst nach und nach die vollen Rechte zu bekommen und so durften North Dakota State Bison erst jetzt zum ersten Mal an den Playoffs teilnehmen.
Das Spiel kannte lange Zeit nur eine Richtung: nach anderthalb Minuten übernahm Oakland die Führung, konnte sie bis auf 14 Punkte ausbauen. Zur Halbzeit 43:33. In der zweiten Halbzeit konnte sich aber North Dakota State mit einigen Dreiern sukzessive heranrobben und machte hinten den eigenen Korb dicht. In den letzten neun Minuten des Spiels erzielte Oakland nur noch sage und schreibe vier Punkte!
Anderthalb Minuten vor Schluß übernahm North Dakota State mit einem Dreier zum 64:62 die Führung. Oaklands Benson versiebte zwei Freiwürfe. North Dakota States Woodside versuchte sich 44 Sekunden vor Schluß – warum auch immer – an einen Dreier, der mißlang. 11 Sekunden vor Schluß gelang Benson dann der Ausgleich. North Dakota States Woodside 3 Sekunden vor Schluß mit einem Jump Shot zum 66:64 und Oaklands Jones haut in der Schlußsekunde von irgendwo aus der Tiefe der Halle einen Dreier raus, der nur knapp hinten an den Ring schlug, fast reingegangen wäre. Woodside wird Zehntelsekunden später unter einem Haufen von Fans begraben.
Es war ein von beiden Mannschaften recht kopflos geführtes Spiel. North Dakota State hätte mit dem idiotischen Dreier am Schluß fast nochmal das Spiel aus der Hand gegeben, was einer Mannschaft mit vier Seniors in der Aufstellung nicht passieren darf. Beide Mannschaften strahlten zudem nur wenig Aggressivität aus. Insgesamt nur 16 Turnovers für beide Mannschaften.
Die Saison-Kennziffern für North Dakota State Bison sprechen nicht für ein Weiterkommen über die erste Runde hinaus: Bilanz von 5-5 gegen RPI-Top200-Teams. Strength of Schedule: 291, RPI 87. Gegen USC haben sie immerhin im Dezember nur mit 4 Punkten verloren, gegen Minnesota Ende November aber mit 14 Punkten. In den USA wird North Dakota State als #13- oder #14-Seed gehandelt.
Horizon League
(Kleine Conference mit 5 Bundesstaaten rund um die großen Seen)
#17 Butler Bulldogs – Cleveland State Vikings 54:57
Die Wiederauflage des letztjährigen Finals war eine exzellente Partie und zeigte zwei Mannschaften mit Potential. Das Spiel begann mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Butler – 2007 bis in die Sweet Sixteen gekommen – wird derzeit in den Polls an #17 geführt und dürfte mit ziemlicher Sicherheit auch per at-large bid in die March Madness kommen. #24 bei den RPIs, Auswärtssiege gegen Xavier, Davidson und UAB. Bilanz 2-1 gegen die RPI Top50, 6-2 gegen die Top75. Noch Fragen?
Bei Cleveland State (CSU) könnte man auch einige Gründe für ein at-large bid anführen: per RPI an #55 platziert, Sieg gegen Syracuse, zwei knappe Niederlagen gegen Butler in der regular season. Dem steht eine 10 Punkte-Niederlage gegen WVU und 15 Punkte gegen Washington sowie der mangelnde Wille sich schwere Gegner auszusuchen, entgegen. Mit anderen Worten: eher nein. Mit weiteren anderen Worten: CSU musste das Finale gewinnen, um das Ticket für die March Madness zu lösen.
Das Finale wurde intensiv geführt. Butler stand einst im Ruf eine Mannschaft zu sein, die nur Dreier werfen kann. Spätestens nach Ende der letzten Saison als vier Seniors und fünf der sechs besten Scorer abgingen, musste Coach Brad Stevens die Offense etwas anders ausrichten. Ja, Butler wirft immer noch viele Dreier. Nein, bis auf #54 Matt Howard hat Butler unterm Brett kaum was entgegen zu setzen – obwohl der kleine, bullige Freshman #1 Shelvin Mack wie ein Center, gefangen im Körper eines Guards, wirkt. Aber in der ersten Halbzeit hat Butler ein ums andere Mal CSU mit schnellem Spiel rund gemacht: immer in Bewegung, immer wieder in den Perimeter eingedrungen, immer wieder die Lücke gesucht und sich ruhig 25 Sekunden Zeit gelassen.
CSU wirkte statischer, in der Offense langsamer, aber mit mehr Physis in the paint. Zur Halbzeit 32:28 für Butler.
CSU stellte in der zweiten Halbzeit um und gewann damit das Spiel. In der Defense stieg man auf Zonendeckung um, verriegelte damit den Halbkreis und zwang Butler zum Werfen von Dreiern. Butler mit 4 von 19 bei den Dreiern. Das war der Genickbruch. Umgekehrt CSU: in der Offense suchten die Vikings verstärkt die Dreier. Mit Erfolg: 10 von 19, vorallem durch #11 Jackson und #5 Montgomery.
CSU gewann 57:54 und vielleicht hat es Butler am allerletzten Einsatz missen lassen, da sie fest mit ihrer Qualifikation per at-large bid rechnen. Butler zeigte längere Zeit ein feines, agiles Spiel und CSU verstand es zur Halbzeit an den Schrauben des Spieles zu drehen. Zwei intelligente Mannschaften.
Die Horizon League wird also aller Voraussicht mit zwei Teams vertreten seit und damit einem der Bubble-Teams den Platz wegnehmen.
Sun Belt Conference
(Kleine Conference mit 8 Bundesstaaten zwischen Colorado und Florida)
South Alabama Jaguars – Western Kentucky Hilltoppers 56:64
Western Kentucky – letztes Jahr bis in die Sweet Sixteen gekommen – ging als Favorit in diese Begegnung und wurde dem durch einen Schnellstart auch gerecht: 11:0-Führung nach vier Minuten. Die Führung pendelte sich in der ersten Halbzeit schnell auf über 10 Punkte ein und Western Kentucky tat kaum mehr als notwendig, dominierte vorallem die Rebounds. 35:25 die Halbzeit-Führung.
Western Kentucky schenkte dann eingangs der 2ten Halbzeit das Spiel ab und South Alabama konnte binnen 5 Minuten wieder in Führung gehen. Western Kentucky zeigte Reaktion und übernahm mit einem kleinen Schwung an Dreiern wieder die Kontrolle im Spiel, hielt die Jags auf 6-8 Punkten Abstand. Das Spiel wäre schon eher entschieden gewesen, wenn die Hilltoppers nicht so grottige Dreier geworfen hätten (8 von 23). Dominanz bei den Rebounds: 29:14 Rebounds für die Hilltoppers. South Alabama nur mit 5 offensiven Rebounds.
Die Hilltoppers werden als #13-Seed gehandelt, also ungefähr gleiche Gewichtsklasse wie Cleveland State.
Big South
Radford Highlanders – Virginia Military Keydets 108:94
Der Abonnementsmeister Winthrop Eagles (die vier letzten Titel, acht in den letzten zehn Jahren) hat diesmal eine schwache Saison gehabt und ist folgerichtig in der ersten Runde rausgeschmissen worden. Der Bruder von unser aller Liebling Stephen Curry, Seth Curry, ist mit Liberty Flames in der zweiten Runde klar an Virginia Military gescheitert.
Die beiden Top-Teams aus der Conference trafen im Finale aufeinander. Radford ist für mich ein unbeschriebenes Blatt. War erst zweimal in der March Madness (in den 90er Jahren). Radford wird als #15- oder #16-Seed gehandelt.
Atlantic Sun
East Tennessee State Buccaneers – Jacksonville Dolphins 85:68
Die letzten drei Jahre waren es die Belmont Bruins mit ihren Dreiern, die die Atlantic Sun in der March Madness vertreten haben. Die Bruins scheiterten im Halbfinale an den Bucs, die erstmals seit 2004 wieder in der March Madness sind – damals noch für die Southern Conference.
East Tennessee State wird als #14- bzw. #15-Seed gehandelt.
Ohio Valley Conference
Morehead State Eagles – Austin Peay Governors 67:65 2OT
Etwas überraschender Ausgang in Ohio Valley. Mit Morehead State gewinnt das Team, das als #4 in das Turnier gegangen ist, die Eagles. Seit 1984 nicht mehr in der March Madness gewesen. Wird als #16-Seed gehandelt.
Missouri Valley Conference
Illinois State Redbirds – Northern Iowa Panthers 57:60 OT
Nicht Drake, nicht Creighton, nicht Bradley und nicht die Southern Illinois Salukis. Zum ersten Mal seit 2006 sind es wieder die Northern Iowa Panthers, das zweitbeste Team der regular season. Sie gelten als #12- oder #12-Seed.
Die MVC bekommt immer wieder ein at-large bid zugeschanzt. Durch die Niederlage im Halbfinale gegen Illinois State hat sich Creighton tief in die Bubble Zone befördert. Einige sehen sie drin, noch mehr glauben, dass sie draußen sind. Im RPI-Ranking sind sie an #41, haben aber kein wirklich großes Kaliber besiegt: Dayton mit immerhin 18 Punkten dürfte die größte Nummer sein. 5-4 die Bilanz gegen die RPI-Top 75. Zudem sind die vier hochklassigsten Siege zuhause gemacht worden. Hmmm. Also ich glaube weniger dran…
West Coast Conference
#12 Gonzaga Bulldogs – St. Mary’s Gaels 83:58
Das wage ich jetzt zu prophezeihen: St. Mary’s Gaels werden am Selection Sunday potentiell für den meisten Diskussionsstoff sorgen. So wie St. Mary’s brutal von Gonzaga im WCC-Finale aus der Halle geprügelt wurde, gibt es erstmal nicht mehr sehr viele Argumente für die Gaels.
Die Gaels haben seit Februar gewackelt, als sie vier von fünf Spielen verloren. Schon damals wurde dies direkt auf die Verletzung vom australischen Ausnahme-Center Patrick Mills zurückgeführt, dessen Verletzung im Spiel gegen Gonzaga Ende Januar das Formtief der Gaels einleitete – damals war man in den Polls noch an #22 gerankt. Im Februar wurde von den Auguren immer wieder versichert: nein, trotz der Niederlagen hätten die Gaels noch alle Chancen, denn das NCAA-Komittee würde Rücksicht auf Verletzungen nehmen.
Mills kehrte nach vier Wochen Verletzung nun rechtzeitig zum WCC-Turnier zurück… und die Gaels verlieren mit 25 Punkten gegen Gonzaga. Das war es wohl.
Gonzaga, die Mannschaft aus den tiefsten Wäldern des Staates Washington, hat eine anständige Saison hingelegt und wird als #4- oder #5-Seed gehandelt.
Big East
Am Dienstag fand die erste Runde des Big East Tournaments statt, in der die Plätze #9 bis #16 um den Einzug in die 2te Runde spielten. Die #16 DePaul, 0-18 in der regular season der Big East, schlug dabei überraschend #10 Cincinnati 67:57 und spielt(e) am Mittwochabend gegen Providence.
Providence gilt als Bubble Team und hat das Problem, dass ein Sieg gegen DePaul aber ziemlich gar nichts bringt. Der Gegner ist zu schwach, als das ein Sieg einen positiven Ausschlag beim RPI bewirken würde – Providence müsste also mindestens zweimal gewinnen. Umgekehrt würde eine Niederlage gegen DePaul das Platzen der Bubble bedeuten. Viel Risikom aber kaum Gewinn.
Falls überhaupt jemand noch glaubte, dass #12 Georgetown noch Aktien in der March Madness hatte, kann nach der Niederlage 59:64 gegen #13 St. John’s das Thema nun endgültig ablegen.
#9 Notre Dame – #15 Rutgers 61:50 und #11 Seton Hall – #14 USF 68:54 im Rahmen der Erwartungen.
Morgen geht es dann mit dem Bloggen über die Mittwochsspiele weiter. Es steht die zweite Runde der Big East an. Big 12, Pac-10, A-10, C-USA und etliche andere Conference starten ihre Playoffs.
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