Screensport am Freitag
Moin. Es ist ein Freitag ohne Bundesliga und Zweiter Liga. Beide haben sich zum vorletzten Spieltag auf ihren Samstags- bzw. Sonntagsplatz verkrümelt. Von den großen europäischen Ligen ist heute nur die Premier League mit gleich zwei Freitagsspielen unterwegs – die Ansetzungen erklären sich aus dem Schwung an Nachholspielen in der nächsten Woche.
Bevor am nächsten Montag Chelsea und Watford gegeneinander spielen, spielen sie heute getrennt. Watford bei Everton ab 20h45 und live auf DAZN Chelsea ab 21 Uhr bei West Brom. Ein Sieg würde Chelsea vorzeitig den Meistertitel bescheren.
Sektion heißkalt
Bei der Eishockey-WM kommen für Deutschland mit Dänemark, Italien und Lettland drei Gegner bei denen man Punkte holen muss, um sich für das Viertelfinale zu qualifizieren. Dänemark – Deutschland heute ab 20h15 auf SPORT1 und DAZN. Leon Draisaitl, von den ausgeschiedenen Edmonton Oilers, ist unterwegs nach Deutschland. Ob er bereits morgen gegen Italien eingesetzt werden kann, ist unklar.
Die Conference-Semi-Finals der NHL sind eingetütet. Heute beginnt das Finale um die Meisterschaft im Westen. Ab 3 Uhr Anaheim Ducks – Nashville Predators (DAZN | NHL TV live, SPORT1 US als Aufzeichnung ab morgen 9h35).
Grundsätzlich würde ich sagen: wer sich in sieben Spielen gegen diese Edmonton Oilers und davor in einer ebenfalls harten Serie gegen die Flames durchsetzt, für den sollte es kein Problem sein, in den Stanley Cup einzuziehen.
Die Ducks haben rund um Getzlaf und Kesler/Silferberg zwei höllisch gute Top-Angriffsreihen, die auch mental stark genug sind, um in engen Spielen nicht die Nerven zu verlieren und zurückzuschlagen. Bei Getzlaf reden wir über einen potentiellen Playoff-MVP.
Die Offense ist variantenreich und kann ebenso Konter gut ausspielen, wie sie auch mit Schüssen von der Blue Line und viel Verkehr vor dem Torwart arbeiten kann.
Nashville gehen in Angriffen diese Dimensionen ab. Es wird viel mit langen Pässen gearbeitet und offensivstarke Verteidiger, die sich stark in das Angriffsspiel einschalten können und daher den Gegner länger in ihrem Drittel festnageln können.
Aber die Stärke der Predators liegt eher in der Defensive und das Herunterziehen des Gegners auf ihr Niveau. Und das was an Schüssen durchkommt, wird von Pekka Rinne, dem besten Goalie in den Playoffs, gehalten. Aber verglichen mit den Chicago Blackhawks und den St. Louis Blues, werden die Ducks heute ein ganz anderes Niveau darstellen.
Sonstso
Heute und morgen werden im europäischen Klub-Rugby die Europapokal-Finals ausgetragen. Heute ab 21 Uhr Gloucester Rugby – Stade Français aus dem schottischen Murrayfield in Edinburgh (DAZN). Mit Stade Français ist das schwächste Team der Viertelfinal-Qualifikation bis ins Finale gekommen.
Morgen um 18 Uhr gibt es dann das große europäische Finale im European Champions Cup mit Clermont Auvergne gegen die Saracens aus London (auch DAZN) – ebenfalls aus dem Murrayfield.
Die Formel 1 fährt an diesem Wochenende in Barcelona. Heute gibt es dazu die beiden Trainingsläufe um 10 Uhr und 14 Uhr.
Screensport Zwo
CL/EL – Was seit einer Woche in französischen Medien gerüchtelt wird, schlug gestern nach der offiziellen Bekanntgabe noch einmal wie eine Bombe ein: die kompletten Champions League- und Europa League-Übertragungsrechte wandern von Sommer 2018 bis Sommer 2021 von den beiden Pay-TV-Sendern Canal+ und BeIN Sports (CL) bzw M6 und BeIN Sports (EL) zur IPTV-/Stream-Plattform SFR Sports.
Die Vergabe zog sich so hin (2 Monate nach Vergabe in UK), weil anscheinend mehrere Bieterrunden notwendig waren. Während der Preis für das Europa League-Paket kaum gestiegen ist (von 25 Mio Euro/Saison auf 35 Mio Euro/Saison), ist der CL-Preis förmlich explodiert. Zahlte Canal+ bislang für das Topspiel des Spieltages 50 Mio Euro/Saison und legte BeIN Sports für alle anderen Spiele 90 Mio Euro hin, zahlt jetzt SFR sage und schreibe 315 Mio Euro pro Saison.
Der Grund für den hohen Geldbetrag dürfte nicht nur in einem Wettbieten mit den anderen TV-Sendern liegen, sondern auch in einer Kompensation für die fehlende Reichweite von SFR. SFR ist lt. L’Équipe, gemessen an der Zuschauerreichweite, noch quasi non-existent, mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 0,1% zwischen September 2016 und Februar 2017. Zum Vergleich: Canal+ liegt bei 0,6% und BeIN Sports bei 0,4%. Diesen Reichweitenverlust für Ligen und Sponsoren dürfte SFR in seinem Angebot eingepreist haben (* BTW: macht auch deutlich, warum für DAZN die CL finanziell nicht alleine zu stemmen ist…).
Die CL- und EL-Übertragungen wandern damit nicht nur komplett ins Pay-TV ab (wo die CL in Frankreich eh schon war…), sondern auch komplett ins Netz ab. Wer in Frankreich CL oder EL sehen will, braucht IPTV (das es nur über SFR gibt) oder eine App von SFR Sports.
Dies hat inzwischen auch zu Kritik bei französischen Verbraucherschutzverbänden geführt, die befürchten, dass ländliche Gebiete die nicht von SFR mit IPTV versorgt werden und mit ihrer schwachen Internetanbindung keine oder nur teurere Optionen zum weiteren Fußballgucken bekommen – und das bei lt. Verbraucherschutzverbänden schlechterer Bildqualität (na ja, diskutabel…).
SFR Sports wird von der CL dienstags und mittwochs jeweils acht Spiele live zeigen und acht Spiele zeitversetzt. In der EL will man etwas mehr als 100 Spiele der 205 Spiele einer EL-Saison live zeigen. Eine Sublizenzierung ist nicht geplant. Das Finale wird unverschlüsselt gezeigt – unklar ob auf dem eigenen Kanal oder woanders.
SFR begann als Mobilfunkanbieter und wurde 2014/15 von Canal+-Mutter Vivendi an Altice verkauft. Altice ist ein Firmenkonglomerat von Patrick Drahi, das seit seiner Gründung 2001 Telekommunikationsunternehmen auf der ganzen Welt aufkauft. Die Aggressivität der Zukäufe hat mit der Übernahme von SFR 2014/15 zugenommen. Kurze Zeit später wurden weitere franz. TV- und Zeitungs-Unternehmen aufgekauft.
Mit dem Wegschnappen der Premier League-Rechte von Canal+ im November 2015 für über 100 Mio Euro/Saison debütierte Altice erstmals mit einem lauten Knall in die französische Sportrechte-Landschaft. Altice begann das Mobilfunk-Unternehmen SFR neu zu strukturieren und in der SFR Group die Verlage (Libération, L’Express), TV- und Radio-Stationen (BFM TV, i24, RMC) und der Sport (SFR Sport) einzugliedern.
Für Canal+ und BeIN Sports ist es eine herbe Niederlage. Nicht nur wegen des Verlustes der Übertragungsrechte. Mit SFR gibt es einen dritten Player der auf dem eh überhitzten französischen Sportrechte-Markt das Wettbieten befeuert. Und dies zu einer Zeit, wo die TV-Sender Canal+ und BeIN Sports mit dem Wandel der TV-Landschaft hin zu einer Streamlandschaft zu kämpfen haben. Gerade erst hat Canal+ mit Müh‘ und Not seine Formel 1-Rechte verlängern können, trotz aggressiver Offerten von SFR.
BeIN Sports schreibt weiterhin tiefrote Zahlen und lebt eigentlich nur von seinem umfangreichen Sportangebot zum Kampfpreis. Der Verlust der CL- und EL-Rechte dürfte dort besonders massiv einschlagen.
Das Geschäftsmodell von SFR wird mit dem von BT verglichen: der Sport soll einen Telekommunikationskonzern Kunden zuführen, die alle Dienstleistungen in einem Paket kaufen: den Internetanschluss, den Kabelanschluss, den Mobilfunkvertrag und das Stream-Abo. Das Sport-Abo kostet für Nicht-SFR-Kunden 10,– Euro/Monat.
DAZN – Neun Monate nach Launch hat es DAZN geschafft, eine Programmvorschau in seiner React-App unterzubringen (im Web unter dazn.com/de-DE/schedule).
Sie reicht 14 Tage weit, aber jeder der den Spaß hat, die Daten von DAZN in ein TV-Listing einzupflegen, weiß, dass 14 Tage bei der derzeitigen Datenqualität sinnlos sind.
Nur drei Beispiele aus dieser Woche: das WTA-Turnier in Madrid ist letzten Samstag gestartet. In den DAZN-Daten waren bis zum Sonntagmorgen gerade einmal nur die Übertragungen bis Dienstag eingepflegt, während SKY vom ATP-Turnier schon alle Sendetermine bis zum Finale drin hatte.
Anderes Beispiel: World Rallycross. Sendetage und Übertragungstermine stehen seit Äonen fest. Eine Woche im Voraus sind die Übertragungen auch im ProSieben FUN-Programm herauszulesen. Nur DAZN hat bis zum gestrigen Donnerstag gebraucht, um die Übertragung am Sonntag einzupflegen. Und prompt mit falscher Startzeit: 13 statt 14 Uhr, obwohl der 14 Uhr-Termin der WRX-Regeltermin ist. Und es sind keine Einzelfälle.
Die Rugby Sevens aus Paris morgen und am Sonntag? Erst im Laufe des gestrigen Tages ins Programm gekippt. Im Laufe des Donnerstags wurden dafür aus dem Sonntagsprogramm rausgenommen: Basketball aus Spanien, Heimspiel des FC Porto und alle beiden geplanten MLB-Übertragungen.
Bei der MLB werden inzwischen Woche für Woche so viele Spiele gestrichen, dass ich Zweifel hege, dass DAZN auf 600 Übertragungen pro Saison kommen wird. Die MLB-Saison dauert 7 Monate mal vier Wochen = 28 Wochen. „Über“ 600 Übertragungen auf 28 Wochen verteilt, bedeuten 21,4 Übertragungen pro Woche. Ein Blick auf das MLB-Archiv bei DAZN der letzten sieben Tage: elf Übertragungen. In den sieben Tagen zuvor: zehn Übertragungen. Es scheint sich derzeit eingewisses Delta zwischen Ankündigung und Übertragungsrhythmus auf zu tun.
P.S. Aus Zeitgründen muss die Kolumne „Read – Listen – View“ entfallen.
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