Screensport am Donnerstag

Nach zwei Champions League-Halbfinal-Hinspielen die eher schaumgebremsten Offensivgeist boten, kommt heute die Europa League dran. Beide Halbfinals finden, wie schon die Viertelfinals, parallel um 21h05 statt. Es wird aus TV-Sender-Sicht interessant sein, wie groß der „Klopp-Faktor“ ist: wieviel zieht ohne deutsche Beteiligung, ein Liverpool-Match im Free-TV.

Liverpool heute beim spanischen Tabellenvierten Villarreal und Schachtjor Donezk spielt gegen den spanischen Tabellensiebten Sevilla. „Drohen“ spanische Endspieltage mit Real – Atlético und Villareal – Sevilla?

Liverpool hat wieder Personalprobleme an den Hacken, mit Sakho der durch seine positive Dopingprobe auf Eis gelegt ist und den verletzten Origi und Can. Christian Benteke kommt gerade frisch von einer Verletzungspause zurück.

Weiteren Fußball gibt es heute mit einem Doubleheader aus der russischen Premjer Liga. Fünf Spieltage vor Schluss gibt es oben einen Zweikampf zwischen FK Rostov (51 Punkte) und ZSKA (50). Knapp dahinter mit je 46 Punkte: FK Krasnodar, Zenit und Lok.

Heute spielt um 16 Uhr ZSKA bei Ural Swerdlowsk – sportdigital überträgt. Um 18h30 spielt #4 Zenit gegen das abstiegsbedrohte Kuban Krasnodar „irgendwo“.

US-Sport

Es geht heute weiter mit den Playoffs in NBA und NHL und die deutschen Plattformen teilen sich die Rechte feinsäuberlich auf. Spox zeigt ab 2 Uhr die NBA mit Spiel 6 der Serie Boston – Atlanta.

SPORT1 US zeigt dagegen ab 2 Uhr Spiel 1 der vielleicht am heißesten erwarteten NHL Conference-Semis: Washington Capitals – Pittsburgh Penguins, eine auf dem Papier eher offensivlastige Serie.

Auf der einen Seite die Washington Capitals, die nach der regular season das Team mit den meisten Punkten und zweitmeisten Toren gewesen sind und auf der anderen Seite die Pittsburgh Penguins, die seit Februar einen Lauf haben und vielleicht als Team mit dem stärksten Momentum in die Playoffs reingegangen sind.

Was hat uns die erste Playoff-Runde über die beiden Teams gesagt? Bei den Caps ist zwar die Dominanz der regular season nicht mehr da. Man hatte Probleme mit einem sehr zeckigen Gegner, die Flyers. Aber auf der anderen Seite war ich angenehm von der Defense überrascht. Washington ist in den Playoffs in der Ära Ovechkin noch nie so komplett gewesen, wie diese Saison.

Die Pens hatten mit den Rangers überraschend wenig Probleme und schlugen sie in fünf Spiele. Aber im Quervergleich waren sie auch ein wesentlich leichterer Happen als die Flyers mit ihrer Streetfighter-Mentalität. Ich bin mir daher nicht sicher, wie stabil die Pens wirklich sind.

Nichts neues in Sachen Marc-André Fleury: er ist aufgrund der Folgen einer Gehirnerschütterung weiterhin day-to-day und ggf. wird Matt Murray weiter im Tor stehen.

Im US-Sport geht aber heute alles steil in Sachen NFL-Draft, also dieser dreitägigen Veranstaltung, bei der die NFL-Teams in sieben Runden nacheinander jeweils ein College- oder sonstiges Football-Talent auswählen.

Aus großer Höhe betrachtet, wird diese Draft allgemein als guter Jahrgang für die Defense und speziell für die Secondary betrachtet.

Aufgrund zweier sehr großer Trades sind aber zwei Quarterbacks in den Fokus gerückt, die vermutlich als Pick #1 und #2 weg gehen.

Mit diesen Trades haben sich die Los Angeles Rams und die Philadelphia Eagles an #1 und #2 der Draft-Reihenfolge positioniert.

• LA gab dazu an die Tennessee Titans für 2016 einen 1st, zwei 2nd und einen 3rd Rd-Pick und für 2017 einen 1st und 3rd-Rd-Pick ab.
• LA bekam dafür von den Titans für 2016 den #1-Pick, einen 4th und einen 6th Rd-Pick.

Von den Rams, die in der Tat einen QB-Bedarf haben, wird erwartet, dass sie QB Jared Goff an #1 picken, von Mike Mayock als QB vom Typus Matt Ryan und Joe Flacco beschrieben, also dicker Wurfarm. Goff wäre für die Rams, passend zum Umzug nach L.A., ein „local guy“, der in Kalifornien geboren und aufgewachsen ist und von der University of California kommt.

Der zweite große Trade wurde zwischen Philadelphia und Cleveland abgemacht.

• Philly bekam von Cleveland 2016 den #2-Pick und für 2017 einen 4th oder 5th-Rd-Pick.
• Philly gab dafür an Cleveland für 2016 den #8-Pick, einen 3rd und einen 4th-Rd-Pick und für 2017 einen 1st und 2nd Rd-Pick.

Philly zahlt also einen massiven Preis, um auf #2 sich vermutlich den QB Carson Wentz zu holen. Der Trade ist bei den Fans sehr umstritten, weil großes Mißtrauen gegenüber dem Potential von Wentz aufgekommen ist. Wentz, der von einer kleinen Uni, North Dakota State, kommt, gilt lt. Mayock eher als Game Manager der Geschmacksrichtung Andrew Luck und es darf bezweifelt werden, dass er schon so weit ist, gleich im September an den Start zu gehen.

Mit Sam Bradford und Chase Daniel hat Philadelphia zwei hochdotierte QBs, die in der Lage wären, Wentz Zeit zum Anlernen zu geben. Bradford ist aber über den Trade, der mittelfristig seiner Starterposition so hochgradig verärgert, dass er die Eagles um Freigabe für einen Trade bat. Sein Backup Chase Daniel, von den Chiefs kommend, hat zwar einen fetten Vertrag bekommen (12 Mio US$ diese Saison garantiert), hat aber in sieben Jahren NFL gerade einmal 77 Pässe geworfen.

Profiteur des Eagles-Wunsches nach einem QB, sind die Browns, die sich damit mal wieder zahlreiche Picks angelacht haben, um den nächsten Neubeginn zu starten. 12 Picks haben die Browns alleine dieses Jahr in der Draft. In den letzten vier Jahren hatten die Browns dreimal jeweils zwei 1st-Rd-Picks. Und man hat ja gesehen, wie weit dass die Browns gebracht hat…

Der Trade mit Philly wirft auch ein interessantes Licht auf die Browns-QB-Situation. Da gab es Handlungsbedarf, aber der Trade macht deutlich, das man inzwischen diesen Bedarf durch die Verpflichtung von RGIII aus Washington gedeckt sieht. Damit gehen die Browns wieder Risiko ein: sie vertrauen nach dem Flop Johnny Manziel wieder auf einen „Showman“-QB, der zudem eine sehr problematische Knie-Situation hinter sich hat und sich bislang als nur mäßig lernfähig erwiesen hat – im Gegensatz zum ein Jahr früher gedrafteten Cam Newton.

Vier Monate nach Ende der NFL-Saison zeigt sich in Deutschland ein weiterer Effekt aus der massiven NFL-Berichterstattung von P7S1: das mediale Interesse an der Draft ist so groß wie noch nie – und war es bereits bevor bekannt wurde, dass auch ein deutscher Spieler, Moritz Böhringer, gute Chancen hat, gepickt zu werden – tendenziell allerdings eher am Samstag, in den Runden vier bis sieben (Tip in der NFL-Draft-Vorschau: Runde 4 oder 5). Böhringer ist ein Wide Receiver der Schwäbisch Hall Unicorns, der bei den Athletiktests derart überzeugt hat, dass er trotz fehlender College Football-Praxis in die Draft aufgenommen wurde.

Schon vor der Böhringer-Geschichte wurde bekannt das ProSieben MAXX nach dem Erfolg der NFL-Saison, auch den ersten Tag der Draft live übertragen würde. Heute ab 1h45 geht es mit dem gewohnten NFL-Team minus Frank Buschmann, los.

Zweiter NFL-Rechtehalter ist Perform bzw. spox.com. Als offizielle NFL Deutschland-Seite haben auch sie viel in Content auf der Website investiert und werden den Livestream der deutschen Podcaster „Der Draft“ übernehmen. Den Stream soll es bei Spox.com, aber auch bei youtube.com, dort auch On-Demand, geben. Ich vermute der DraftCast wird eher ohne Live-Bilder aus Chicago auskommen und mehr Google-Hangout-Feeling aufkommen lassen, aber Roman John und Christian Schimmel beschäftigen sich quasi das ganze Jahr mit der Draft. Von Spox stösst auch Adrian Franke dazu und morgen und am Samstag, wenn man ebenfalls über den ganzen Draft-Tag hinweg sendet, wird auch Nicolas Martin (GFL-TV, Sofa-QBs) dabei sein.

Selbstredend gibt es auch „das Original“ vom NFL Network im kostenpflichtigen NFL Gamepass mit zirka sieben Dutzend Analysten, Experten und Reportern. Die Vorberichterstattung beginnt hier um… 19 Uhr MESZ.

Unterdessen hat das ZDF Auslandsjournal in der gestrigen Ausgabe das lange schwelende Thema „Hirnschäden im American Football“ in einen siebenminütigen Beitrag aufgegriffen. Das Thema hat in den letzten vier Wochen wieder mehr an Aktualität gewonnen, durch weitere Untersuchungen wie weit verbreitet Folgeschäden des Football-Spiels bei ehemaligen NFL-Spielern sind, anhängige Gerichtsverfahren und Teileingeständnisse der NFL, dass die Untersuchungsergebnisse valide sind. Die LA Times betitelt entsprechend ein Kommentarstück: „Another NFL draft, another crop of young brains to irreparably damage“.

Die eindrücklichste Schilderung der Folgen der zahlreichen Mikro-Traumata die Football-Spieler (und NHL- und Rugby-Spieler) leiden, ist immer noch das 2012 erschienene, zweiteilige Portrait von Jill Lieber Steeg über einen der besten Linebacker der NFL, Junior Seau, der sich drei Jahre nach Karriereende mit einem Brustschuss selber umbrachte.

• „Junior Seau: Song of sorrow“
• „Junior Seau: Bitter endgame“