Screensport 2015 – zwischen Putzerfische und Big Player (3)

Mit dem heutigen dritten Teil wird die Jahresabschlussbilanz und der Ausblick auf die (elektronische) Sportmedien-Landschaft 2015/2016 von RealityCheck und mir abgeschlossen. Heute geht es u.a. um SPORT1, Eurosport und ProSiebenSat.1.


SPORT1 – Einzelgänger oder auf Partnersuche?

Frage: Was wird SPORT1/Constantin Medien? Zermalmt zwischen den großen Konzernen und Rechteinhabern auf dem Sportrechtemarkt, oder kleiner beweglicher Player, der sich immer wieder neu definiert? Was werden sie 2016 machen?
Spannende Frage. Was macht Dieter Hahn? Will er es noch mal wissen? Es sieht so aus. Dieter Hahn hat seine letzten zwei Niederlagen, die Kirch-Pleite und das noch vor dem Start verglühte Sirius-Projekt, noch nicht abgehakt und will nicht mit einem schlechten Gefühl auf’s Altenteil.

Ich habe das starke Gefühl, dass Constantin – noch mehr als Perform – DER Player Nr. 1 in der DFL-Ausschreibung neben Sky sein wird. Finanziell gut ausgestattet durch die Kirch-Erben, gute (unerwartete) Geschäftsentwicklung, etablierter Player, bereits vorhandene Sender, gute Erfahrungen bei der DFL. Zudem mit Plazamedia entsprechende Produktionsstätten.

Und das ist das große Thema: Constantin muss Plazamedia von Sky emanzipieren, nach dem mit viel Getöse gescheiterten Verkauf an Sky würde es mich extremst überraschen, wenn der Produktionsauftrag [von Sky an Plazamedia] nochmals verlängert würde.

Frage: Wie sehr hängt Constantin Medien noch am Sportbereich?
Ein kurzer Blick auf die Zahlen zeigt, dass zwar der Filmbereich Umsatzbringer Nr. 1 ist. Sport ist aber nicht bloß Beiboot, sondern machte 2014 30% des Umsatzes aus. Das ist und bleibt relevant. Man steht und fällt nicht hiermit, aber abstoßen wird man ihn meiner Meinung nach nie und nimmer. Was vor ein paar Monaten noch anders ausgesehen mag, aber hier gab es eine strategische Richtungsänderung. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Dieter Hahn hier von einem Revival träumt, das neben einem Premium-Sportsender inkl. Bundesliga auch ein Serien- und Filmangebot im Pay-TV beinhalten könnte.
Das kann man so sehen, aber der Diskussion willen spiele ich mal Advocat Diaboli: die höheren Gewinne des Sportsegmentes resultieren nicht aus höheren Einnahmen, sondern gesunkenen Ausgaben. Ich habe mir zufällig zwei Quartalsberichte rausgepickt: Q3 2015 vs Q3 2013 und die Zahlen scheinen mich zu bestätigen:
Umsatzerlöse der ersten drei Quartale im Jahr des Sportsegments: 2013: 104,7 Mio EUR, 2015: 105,5 Mio EUR.
Aufwendungen für das Sportsegment: 2013: 114,9 Mio EUR, 2015: 107,6 Mio EUR.

Ich weiß nicht ob dieser “Beleg” Zufall ist, aber subjektiv betrachtet, hat man auch beim sichtbaren Produkt das Gefühl, dass z.B. bei den Moderatoren und Kommentatoren manch großer Name weggegangen ist und man auf manches TV-Recht verzichtet hat (um das Premium-Recht Europa League zu kaufen).

Wenn die gute Geschäftsentwicklung Kostensparmassnahmen zu verdanken ist, wird irgendwann an dieser Front Schluss sein und damit wäre nach oben kein Spielraum für weitere Ergebnisverbesserungen.

Für Constantin Medien könnten in dieser Situation dann zwei Strategien angedacht sein. Wie von dir geschildert: Dieter Hahn versucht mit den Geldern aus dem Kirch-Prozess und Einkauf von Premium-Rechten aus SPORT1 und Constantin ein Premium-Pay-TV zu machen.

Oder Constantin Medien kommt zum Schluss, dass im Sportsegment nicht mehr viel Musik drin ist, hübscht noch ein bisschen die Braut auf und verkauft dann.

Aber das sind nur Gedankenspiele von mir, wo ich noch keine Präferenz sehe, in welche Richtung es gehen wird. Vielleicht gibt es nach der Bundesliga-TV-Rechte-Vergabe und dem Start der Perform-OTT-Plattform mehr Indizien über die Reise von SPORT1.

Ich denke, dass die Beteiligungsstruktur von Constantin die Antwort – zumindest kurzfristig – gibt. Hahn bzw. KF15 ist größter Einzelaktionär. Und ich denke, die wollen nicht bloß Kasse machen.

Der kleine Big Player

Frage: „The odd man out“ ist EUROSPORT, die eigentlich Konkurrenten zu jedermann, aber auch niemanden sind. Zwar wurden einige große, sehr große Rechte gekauft, aber trotzdem wird nur selten über sie diskutiert?
Eurosport wächst organisch. Dadurch verursachen sie nicht so viel Lärm wie z.B. Perform. Der Kauf der IOC-Rechte war natürlich ein Hammer, vor allem für ARD und ZDF. Ehemals ganz klar der EBU zuzurechnen, hat Eurosport unter der Führung von Discovery nun die Axt an die Grundfesten des Sport-Selbstverständnis des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland angelegt.

Dennoch ist es natürlich ein Event, was nur alle zwei Jahre für wenige Wochen stattfindet. Es fehlt das regelmäßige, nationale Recht von Relevanz. Wie wäre es mit der 2. Liga?

Frage: Was ist die nächste Stufe die EUROSPORT auf dem deutschen Markt zünden sollte?
Ganz klar: Man braucht eine nationale Liga von Relevanz. HBL, DEL, BBL, 2. Liga im Fußball. Oder gar die 1. Liga? Dennoch ist die Frage, wo will Eurosport überhaupt hin? Mit SPORT1 oder mit Sky mitstinken? Für letzteres ist es meiner Meinung nach noch zu früh – zudem ich glaube, dass Discovery mit dieser derzeitiger Rolle gar nicht so unzufrieden ist.
Zweite Liga oder kleines Bundesliga-Paket waren auch mein Tipp – vor allem weil Eurosport ein brauchbarer Kompromisskandidat wäre. Die DFL könnte endlich einen zweiten Player für die TV-Rechte vorweisen und SKY hat ein ganz okayes Verhältnis zu Eurosport – damit könnte SKY eher leben, als mit einem Bundesliga-Paket an Perform oder SPORT1.

Was Eurosport abgeht, sind die Sendergesichter. Wieviele “Marken” hat Eurosport als Kommentatoren, die außerhalb der Freaks funktionieren? Heinrich & Thiele, Hagemann, Stach und dann fängt die Luft schon an dünn zu werden.

Wie kein anderer Sender, wird Eurosport über die Inhalte, besser: über die eingekauften Rechte definiert, aber nicht über eine Machart. Jo, irgendwie paneuropäisch und dann mit dem Mats Wilander in fünfundzwanzig Sprachen simultan-übersetzt und so. Aber gleichzeitig wirkt der Sender auch etwas heimatlos. Und wenn das TV-Recht woanders landet, dann zieht die Karawane weiter.

Das hat in der aktuellen deutschen Sportlandschaft durchaus seinen Charme. Aber mit dem Einkauf der Olympiarechte – ja, sogar schon mit dem Einkauf der FA-Cup-Rechte, wirkt es für mich auch etwas zu leichtgewichtig. Ich finde diese spezielle Situation von Eurosport ziemlich spannend, und irgendwann will ich mich noch einmal an einem ruhigen Nachmittag ins Café setzen und darüber sinnieren, was man zur Profilschärfung von Eurosport so alles anstellen könnte.

ProSiebenSat.1 und die Beiboote

Frage: Bei P7S1 ist der große Bäng in Form vom einst angekündigten “ran+” ausgeblieben. Stattdessen wurden und werden viele kleine Beiboote ausgesetzt: man investiert in die NFL, hat ein neues Kampfsportangebot, übernimmt von SportDeutschland.tv, kauft eine Handvoll EM-Spielen. Was könnten die nächsten Steps von P7S1 sein?
Bereinigung. So, wie man derzeit aufgestellt ist, verschenkt man Potential. Aber für Mehrmarkenstrategie ist ProSiebenSat1 ja bekannt. RTL hat RTL. ProSiebenSat1 hat Sat 1, ProSieben, Kabel 1, ran, Sixx. Habe ich was vergessen? Bestimmt. Ach ja, Maxdome. War es das?

Warum lässt man nicht alles unter der ran-Flagge segeln? Besonders die Internetstrategie hat Optimierungspotential.

Im TV warte ich auf die UFC – nach allem was man hört DER Grund, warum die UFC sich für ProSiebenSat1 entschieden hat, obwohl man derzeit nur das eigene Streamangebot durch ein fremdes Streamangebot ersetzt hat.

Die UFC erhielt angeblich die Versprechung, kurzfristig ins Free-TV genommen zu werden. Man hatte ja auch die Option einer reinen, aber sicheren Pay-TV-/PPV-Verwertung. ProSieben Maxx bietet sich dafür ja an. Die Entscheider für den deutschen Markt sehen eine Free-TV-Präsenz als absolutes Muss an.

Doch offenbar will man es sich auch bei ProSiebenSat1 nicht ohne Not mit der BLM verscherzen und wartet die Entscheidung der Gerichte ab.

Kannst du näheres zu der Gerichtsentscheidung sagen? Zeitplan und Inhalt?
Das Bundesverwaltungsgericht hat letztinstanzlich entschieden, dass Zuffa, die Muttergesellschaft der UFC, klagebefugt gegen den Bescheid der BLM ist, der SPORT1 die Ausstrahlung untersagte. Dies hatte die BLM in Abrede gestellt und die Auffassung vertreten, dass nur SPORT1 (die hieran aufgrund ihres Verhältnisses zur BLM kein gesteigertes Interesse hatten) hiergegen hätte klagen können.

Das Bundesverwaltungsgericht hat – laienhaft ausgedrückt – ausgeführt, dass die UFC so dermaßen von diesem Bescheid in ihrer Berufsausübung tangiert sei, dass sie auch selbst hiergegen klagen können müsse.

In der Hauptsache hat das Verwaltungsgericht München zuletzt diesen Verbots-Bescheid gekippt, weil es sich bei MMA vermutlich doch um Sport mit Regeln handele und eine schwere Jugendgefährdung nicht erkennbar sei. Hiergegen will und wird die BLM vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof vorgehen. Ich wäre überrascht, wenn es kurzfristig hier eine Entscheidung gäbe. Zudem würde die BLM mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine negative Entscheidung auch vor dem Bundesverwaltungsgericht angreifen.

Abgeschlossen wird der Rechtsstreit daher meiner Meinung nach auf keinen Fall 2016, mit Glück 2017.

Frage: Fast drei Jahre sind nun ins Land gegangen, seit P7S1 die Kooperation mit dem Deutschen Tennis Bund eingegangen sind und die WTA-Rechte bzw Davis Cup-Rechte geholt haben. Wo stehen wir, wie ist die Kooperation zu bewerten? Tut sich da noch was?
Ich glaube: Nein. Ich habe diese Kooperation als Vorgriff auf eine Expansion im Sportbereich gesehen. Die Ausstrahlungen auf Sat 1 Gold waren dann leider unterdurchschnittlich erfolgreich. Im Hauptprogramm hat man sich nicht wirklich um Tennis bemüht, da fehlten mir auch ein paar redaktionelle Unterstützungen.

Warum lädt man z.B. nicht Tennis-Spieler(innen) regelmäßig ins Sat 1 Frühstücksfernsehen ein?

Von WTA bekommt man gar nichts mit, fliegt komplett unter dem Radar.

Irgendwie scheinen sich beide Tennisverbände in Deutschland zu verzocken.

Das Frauen-Tennis mit durchaus interessanten deutschen Spielerinnen, landet bei einem Medienkonzern, dessen Ambitionen nach einem Jahr eingeschlafen sind.

Das Männer-Tennis landet vielleicht beim größten deutschen Pay-TV-Anbieter, der aber nur noch begrenzt lange von der Präsenz von Federer und Nadal profitieren kann und kaum Aussicht auf relevante deutsche Spieler hat.

Wie wird 2016?

Frage: Gibt es irgendeinen Big Player mit dessen Eintritt in den deutschen Markt zu rechnen ist? Wird ein möglicher Red Bull-Kanal-Launch 2016 von größerer Relevanz sein?
Servus TV siecht vor sich hin, deshalb fehlt mir die Fantasie hierzu. Großer Player? Ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass Al Jazeera mit BeIN Sports noch kommt. Frage ist nur, wann. Wobei es auffällig ist, dass man ausgerechnet in den drei Sky-Märkten nicht aktiv ist.

Aber 2016 ist wohl dafür zu früh.

Ich glaube ein neuer großer Player kommt nur im zeitlichen Zusammenhang mit der Bundesliga-Ausschreibung aus den Büschen. Also nächstes Frühjahr oder erst in 3 bis 4 Jahren.

Neben BeIN Sports sollte man auch Telekommunikationsunternehmen auf dem Radar haben, Stichwort Vodafone/Kabel Deutschland und Liberty Global/UnityMedia.

Liberty hängt ja bei Discovery drin, also Eurosport. Und dann gibt es ja noch die Gerüchte, dass Vodafone und Unitymedia einen weiteren Anlauf zur Fusion des deutschen Kabelgeschäfts starten.
Frage: Rechnest du mit Überraschungen bei der Bundesliga-Ausschreibung? Wie wahrscheinlich ist eine „No Single Buyer Rule” und wie würde sie die Konstellation verändern?
Die “No Single Buyer Rule” ist eine Maßnahme, um einen vermutet übermächtigten Marktteilnehmer einzubremsen. Ist Sky in Deutschland dieser Marktteilnehmer? Die letzte Ausschreibung sagt ja, alle anderen Ausschreibungen sagen nein. Diese Maßnahme wurde in UK notwendig, nachdem Sky mehrere Ausschreibungsperioden in Folge keine ernsthafte Konkurrenz hatte. Möglich wäre es, aber ich glaube nicht, dass das Kartellamt dies angesichts der tatsächlich funktionierenden Konkurrenzsituation ernsthaft in Erwägung zieht. Meinen Infos nach ging die Ausschreibung beim letzten Mal über mehrere Runden – kein Zeichen für mangelnde Konkurrenz. Dies wird die DFL dem Kartellamt gegenüber vermutlich offen legen und dann war es das.

Käme sie, würde sie mit einem Schlag richtig Bewegung in den Sportsender-Markt bringen. Im Moment haben wir Premium-Sky und dann ganz viel Resterampe. Es gibt nichts dazwischen. Würde ein – wenn auch kleines – Bundesliga-Paket an einen Konkurrenten gehen, der hiermit ein isoliertes Pay-Angebot startet (also nicht so wie derzeit SPORT1+ im Paket bei diversen Anbietern), wird dieser auch andere Rechte bieten müssen. Auftritt Perform mit ihren Sublizenzen.

Möglich ist bei der Ausschreibung alles. Aber ein großer, weißer Ritter wird nicht kommen. Aber meine Prognose ist, dass Constantin zusammen mit Perform für ein relevantes Paket bietet und bei Erfolg ein neues Pay-Angebot startet, in dem SPORT1+ und SPORT1 US aufgehen.

Frage: Welchen Sportarten traust du das größte Wachstum auf dem deutschen Sportmedienmarkt zu?
Basketball ist dank des Einstiegs von Bayern in der BBL und vieler kluger Entscheidungen bei der Liga stark am kommen. Wenn man jetzt die Quadaratur des Kreises hinbekommt und noch irgendwie mehr breitenwirksame Relevanz erhält, kann man sich als Sportart Nr. 2 festsetzen. Wenn z.B. Schalke mittelfristig auch hochkommt, dann sprechen wir zusammen mit den Hamburg Towers von einem Produkt, was richtig Potential hat, nationale Relevanz zu entwickeln. Wenn dann noch die Nationalmannschaft mit Achtungserfolgen mitzieht, ist es ein Selbstläufer. Die Hoch-Zeit mit Nowitzki wurde leider versemmelt.

Da Deutschland ja immer ca. 10 Jahre hinter anderen Märkten hängt, würde ich auch hier MMA/UFC noch nennen. Natürlich gibt es hier den Sonderfall der juristischen Probleme. Diese neigen sich aber dem Ende zu, so dass es mit viel Glück Ende 2016, spätestens 2017 wieder ins TV gehen könnte.

Ich halte das Wachstum von Basketball seit einigen Monaten für fraglicher als noch letztes Jahr. Es gibt mir inzwischen zuviele Fronten: FIBA gegen Ligen, ULEB gegen kleinere Ligen. Ich halte es für komplett offen, wie sich der neue Rahmenterminkalender der FIBA bzgl. der Länderspiele, auf den Ligabetrieb auswirken wird und ich halte sowohl die FIBA- als auch ULEB-Pläne für den Euroleague-Nachfolger für ein großes Desaster – und bei beiden Fragen hat die BBL noch nicht das Kampfgewicht, um sich einmischen zu können.

Nur nationale Liga alleine wird für Wachstum nicht reichen. Es muss zusätzlich durch internationale Erfolge auf Klub- oder Nationalmannschaftsebene angefüttert werden und ich fürchte, dass die aktuellen Entwicklungen dies nachhaltig beschädigen können.

Die DEL sehe ich nicht aus ihrem Dilemma rauskommen, dass sie zur Finanzierung des Spielbetriebs eigentlich mehr Ligaspiele austrägt, als es der Attraktivität des Sports gut tut. Mit Spannung kann man in den nächsten Jahren beobachten, wie sich die DEL mit Etablierung von Auf- und Abstieg weiterentwickelt – ob es sich überhaupt um einen reelen Auf-Abstieg handelt oder ob die Rahmenbedingungen dies nur zu einer Scheinregelung machen, wie bei der BBL.

Ich sehe inzwischen im Handball wieder mehr Musik drin. Nicht zuletzt weil der Handball mit HBL, CL und Nationalmannschaft über drei solide Säulen verfügt und diese auch gut und regelmäßig bespielt. Wenn der Handball jetzt einen strategischen TV-Partner finden würde, der sich etliches von Telekom Basketball abguckt…

Die UFC sehe ich auch im Kommen – nicht zuletzt weil Boxen töter als tot ist. Wenn es eine Sportart so notwendig hat, ein Talent wie Feigenbutz derart mies orchestriert nach vorne zu schieben, ist das eine Bankrotterklärung. Und Huck als Klitschko-Nachfolge? Puh… Boxen macht damit Raum für die UFC frei und das ganze ist wie maßgeschneidertes Timing für P7S1.

Beim Motorsport frage ich mich, ob die Formel 1 nicht hart gen Kollaps zusteuert und nur noch von Ecclestone mühsam am Leben erhalten wird. Einen Formel 1-Nachfolger sehe ich derzeit weit und breit nicht.

Rugby hat 2015 in Deutschland ein gutes Jahr gehabt – wie immer wenn Rugby-WM ist und alle erstaunt über die positive Resonanz sind. Das pfannenfertige Wachstumspotential für Rugby ist nicht sehr groß. Zu vorderst sind die Six Nations zu nennen. Die Übertragungszeiten sind nicht überragend, aber okay. Je mehr die Bundesliga ihr Produkt durch zusätzliche Anstosszeiten verwässert, desto weniger problematisch wird es, 15h30-Rugby gegen eine schlappe Bundesliga-Konferenz zu stellen.

Südhalbkugel-Rugby bietet kostengünstige Ergänzung zu Randzeiten (morgens bzw. im Falle Argentiniens: späte Prime Time). Vereinsrugby halte ich nicht für vermittelbar.

Aber auch das ist so eine Geschichte, über die ich mal länger nachdenken wollen würde: wieviel müsste ein TV-Sender investieren, um sich mit dem Deutschen Rugby-Verband zusammenzutun und zu sagen: wir begleiten euch und wollen versuchen, die deutsche Rugby-Nationalmannschaft 2023 bei der WM (in Frankreich, Irland, Italien oder Südafrika) dabei zu haben. Deutschland war nur vier Spiele von einer Qualifikation für 2015 entfernt (20:31 gegen Russland verloren, Russland setzte sich danach 23:15 gg Simbabwe durch, gewann das Hinspiel gegen Uruguay, verlor aber das Rückspiel zu hoch). Wirtschaftlich vielleicht keine validen Überlegungen – ich kann mich trotzdem nicht ganz von der Faszination eines solchen Projektes losreißen.

Auf den ersten Blick richtig interessant, aber das ist dann ein Invest mit länger als 2023 – denn selbst wenn eine deutsche Rugby-Nationalmannschaft das 2023 schaffen würde, wäre der Auftritt bei der WM dann eher so konkurrenzfähig wie Japan oder Samoa. Wobei, wenn man Japan anschaut ….

Aber auch Italien und Argentinien kamen nicht von jetzt auf gleich einigermaßen “konkurrenzfähig” (im Sinne von “verlieren nicht jedes Spiel mit 50 Punkten Unterschied). Das war auch eher Marathon als 10.000 Meter Lauf.

Wie war 2015?

Frage: Welcher Sport oder welches Sportevent hat 2015 den größten Sprung gemacht?
Auch hier ganz klar: Basketball bzw. die BBL. Durch Telekom Basketball schafft man eine verlässliche Größe, eine verlässliche Produktionsqualität, Bayern hat sportlich und emotional Schwung reingebracht.

Dicht dahinter die NFL mit dem Glücksfall ProSieben Maxx. Twitter ist voll mit dem Thema – nicht nur positiv, aber all news is good news. Hierdurch wurde der Boden bereitet für ein regular season Spiel in Deutschland, was es ohne diesen Erfolg auf absehbare Zeit nicht gegeben hätte.

Frage: Deine Lieblings-Sport-Kommentatoren und Moderatoren?
Heikle Frage. Marcel Reif finde ich immer noch hochintelligent, polarisierend und qualitativ herausragend. Zudem sorgt er für die “big game athmosphere”. Reif ist am Mikro, man weiß, da muss es um was gehen. CL-Finale ohne Reif? Für mich undenkbar. An schlechten Tagen merkt man ihm aber auch seine Bocklosigkeit an. Nun gut.

Zudem bin ich Vorsitzender meines eigenen, kleinen Karsten-Petrzika-Fanclubs.

Abseits des großen Sports muss ich eine lobende Erwähnung loswerden. Sebastian Hackl, der die WWE kommentiert. Ich hätte nie gedacht, dass ein deutscher Kommentar mal das Produkt besser machen würde – früher ging es nur darum, dass sie nicht zu sehr nerven. Doch er hat es geschafft.

Bei den Moderatoren finde ich die Entmachtung von Jan Henkel bei der Champions League immer noch bedauerlich. Sebastian Hellmann macht wenig falsch, ebenso Matthias Opdenhövel. Letzteren sehe ich zu selten, sonst wäre er wahrscheinlich meine Nummer 1.


Morgen erscheint meine kleine persönliche 2015er-Bilanz.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp