Screensport am Mittwoch

Auf meinem Zettel für heute steht eigentlich nur das Rückspiel im Copa Libertadores-Finale River Plate – UANL Tigres.

Das Hinspiel war ein eher freudloses 0:0. River machte das, was sie gut können: defensiv sicher stehen und den Ball sicher in den eigenen Reihen halten. Im Hinspiel haben sie derart alle Räume und Passwege abgeschottet, dass die offensiven Tigres schon nach einer Viertelstunde ratlos waren, was sie machen sollten. Man schob sich in hinten in der Abwehrkette mit Schulterzucken den Ball gegenseitig zu. Der erste der die Nerven verlor, hat das Ding dann weit auf irgendeinen Außenspieler geschlagen – wo der Ball dann schnell von einem River-Spieler abgenommen wurde.

Tigres war einfallslos, während River einzig darauf aus war, hinten keine Bude zu kassieren. Bewegung im Spiel war nur in den ersten Minuten, als Tigres noch Elan und Feuer hatte und in der Schlussphase, als sich Tigres-Verzweiflung mit Abbau der Kondition bei River Plate vermischte.

Für das Rückspiel geht River als haushoher Favorit. Die Quoten stehen bei 1.7 für Sieg River, 5.2 für Sieg Tigres und 3.4 für Unentschieden. Für den Pokalsieg stehen die Quoten bei 1.3 für River und bei 3.2 für Tigres.

Sportdigital überträgt ab 3 Uhr.

Screensport Zwo

SPORT1 – Die Ligue 1 ist bei SPORT1+ aufgeschlagen. Drei Tage vor Saisonbeginn hat SPORT1+ gestern nachmittag erste Ligue 1-Spiele ins Programm genommen. Es gibt (noch?) keine offizielle Mitteilung von SPORT1+ über den Rahmen des neuen TV-Vertrages oder einer etwaigen Sublizenzierung. Faktisch sind derzeit für die nächsten beiden Wochenenden jeweils zwei Übertragungen (drei von den vier Spielen live) aus der Ligue 1 eingetragen.

Es beginnt am Samstag mit einem Tape um 23h05 von Nice – Monaco. Am Sonntag um 17h live Girondins – Stade Reims. Ebenfalls neu im TV-Guide: Sonntag ab 13h30 ein SPL-Spiel mit Celtic und ab 19h15 auf der Jupiler League Charleroi gegen FC Brügge.

NHL – Die NHL verlässt nach sieben Jahren den Streamingdienstleister NeuLion und geht zu MLBAM (MLB Advanced Media). Es wurde ein Vertrag für sechs Jahre abgeschlossen. Die Streaming-Tochter der MLB wird dabei sowohl die Websites der 30 Teams, die Streams der Übertragungen als auch den Sender NHL Network produzieren.

Die Vermarktung des NHL GameCenter in den USA und den meisten internationalen Märkten (also: weltweit außer Kanada und Skandinavien) wird von MLBAM übernommen. Die NHL-Websites sollen im Januar 2016 relaunchen. Die TV-Studios für das NHL Network werden zum TV-Komplex des MLB Networks nach New Jersey wandern – die NHL aber “full editorial control across all plattforms” behalten.

Nach Schätzungen von SportsbusinessDaily ist der Deal für die NHL 1,2 Mrd US$ wert. MLBAM zahlt 100 Mio US$ Lizenzgebühr pro Saison. Die NHL spart 20 Mio US$ an Aufwänden und bekommt on the top 7-10% Anteile an MLBAM, deren Wert derzeit auf irgendwas zwischen 3 und 5 Mrd US$ geschätzt werden.

Dieser Deal ist nach dem Gewinn des Etats für das Streaming von HBO, ein weiteres Zeichen einer aggressiveren Wachstumsstrategie der MLB für MLBAM. Nach Informationen von Re/Code steht die MLB kurz davor MLBAM als eigenständiges Unternehmen mit dem Namen “BAM Tech” auszulagern und Investoren anzubieten.

Nach Informationen von Re/Code besitzt das Streamingangebot der NHL, der NHL GameCenter, ca. 200.000 Abonnenten.

Die härteste technische Nuss die MLBAM für die NHL lösen soll, ist automatisches Spieler- und Pucktracking. Erste Versuche der NHL per Chip im Puck beim letzten All-Star-Game erwiesen sich als zu störungsanfällig und zu teuer – jeder Puck mit Chip kostet ca. 200 US$. Langfristig will aber die NHL via MLBAM und per App ein ähnliches Statistik-Wunderland anbieten, wie mit “MLB at Bat“.

Qu: SportsBusinessDaily, Re/Code, SportsNet.ca, NHL Pressemitteilung

Euroleague – Die Euroleague und der Streaming-Dienstleister livesport.tv/livebasketball.tv gehen kurzfristig getrennte Wege, meldet ballineurope.com (Hat-Tip: @MaxBbg).

Beide Partner sind sehr schweigsam über die Hintergründe und so kann nur darüber spekuliert werden, ob dies eine der Auswirkungen des derzeit aufflammenden Streits zwischen Weltverband FIBA und dem europäischen Ligenverband ULEB ist.

Bei diesem Streit geht es um, nennen wir es “Kompetenzstreitigkeiten”. Die ULEB veranstaltet Euroleague und Eurocup, während die FIBA die EuroChallenge, quasi die dritte Liga der europäischen Vereinswettbewerbe, veranstaltet.

Die FIBA wiederum will nun par ordre de mufti die europäischen Wettbewerbe neu strukturieren und aus drei Wettbewerben nur noch zwei machen. In einem ersten Schritt will sie die drittrangige EuroChallenge durch einen neuen Wettbewerb ersetzen. Sie geht außerdem mit dem neuen Qualifikationsmodus für WM und EM auf Konfrontationskurs mit den Terminplänen der europäischen Klubs. Wie sich diese Saison die europäischen Klubwettbewerbe strukturieren werden, wird man erst noch sehen müssen.

Faktisch hat livebasketball.tv durch das Streichen der Euroleague ein stark reduziertes Angebot, quasi ausschließlich auf FIBA-Welt- und Kontinentalmeisterschaften beschränkt.

Der Frontverlauf im Streit zwischen FIBA und ULEB ist interessant. Da gibt es die Perform-Tochter livebasketball.tv, die keine ULEB-Euroleague mehr bringt und nur noch FIBA zeigt, während es die Perform-Tochter spox.com gibt, die erst im März eine umfassende Medienpartnerschaft mit der ULEB-Euroleague unterzeichnet hat.

Zeilensport

ProFootballTalk hat das 172seitige Protokoll der Anhörung von Tom Brady vor der NFL in Sachen “Deflategate” Ende letzten Juni, veröffentlicht (knapp 50 Seiten des PDFs nimmt der Index ein, der sämtliche verwendeten Vokabeln indiziert).

Bei Deflategate geht es um die Frage inwieweit New England Patriots-QB Tom Brady es veranlasst hat, beim AFL Championship Game gegen die Colts die Spielbälle mit einem geringeren als erlaubten Luftdruck zu versehen. War ursprünglich, insbesondere aufgrund von ESPN-Meldungen, von elf der zwölf Spielbällen die Rede, die deutlich zuwenig Luftdruck hatten, war es am Ende nur noch ein Ball. Die NFL hat Brady für vier Spiele suspendiert und das Strafmaß nach dieser Anhörung noch einmal bestätigt. Tom Brady und die Spielergewerkschaft gehen nun vor einem New Yorker Gericht.

Eine zweite Front hat sich geöffnet: die New England Patriots gehen inzwischen massiver gegen das Medienhandling der NFL vor. So wurde ESPNs Chris Mortensen von der NFL mit Informationen von angeblich reihenweise falsch aufgepumpten Bällen versorgt – obwohl die Patriots seit Februar bei der NFL um eine korrekte Darstellung baten, gab es kein Dementi der NFL.

The Big Lead hat knapp einen Monat vor Start der College Football-Saison eine Umfrage unter 27 Medienschaffenden durchgeführt und sie Favoriten, bedrohte Coaches, beste TV-Persönlichkeit und Lieblingsstadion benennen zu lassen. Die Auswertung ist in “The Big Lead 2015 College Football Media Survey“ zu lesen.