NFL 2007/08, #6: Preview

Und wenn es die Baseball-Playoffs nicht gäbe, würde man in den USA heute nur ein Thema kennen: das Treffen der beiden ungeschlagenen Mannschaften Dallas Cowboys – New England Patriots.

Die Partie wird seit Tagen medial angeheizt. Später mehr.

Das war Week #5

Souveräner 34:17-Sieg der New England Patriots gegen die Cleveland Browns. Nach dem Spiel gab es Ärger als Browns-Spieler Pats-LB Mike Vrabel vorwarfen keine “Klasse” zu besitzen. Vrabel zog bei einem Spike der Browns 11 Sekunden vor Schluß seinen Pass Rush gegen Joe Thomas und QB Derek Anderson voll durch, obwohl längst abgepfiffen war. Die NFL kam zur gleichen Ansicht und belegte Vrabel mit 5.000 US$ Strafe. Ein weiteres Puzzleteil für die New England Patriots die anscheinend seit geraumer Zeit alles tun um sich ein dirty image anzulachen. Fehlt eigentlich nur noch dass Belichick Frauen anderer Männer ausspannt… Ach nee, Moment mal, das hatten wir ja auch schon.

Im New York-Derby gewannen die NY Giants gegen die NY Jets 35:24. Unterschiedlicher konnten die beiden QBs nicht aus der Partie kommen. QB Chad Pennington, seit der Offseason von der Öffentlichkeit mit QB Kellen Clemens unter Druck gestellt, sorgt mit 4th Quarter-Interceptions für 14 Giants-Punkte frei Haus und ist noch schwerer beschädigt. QB Eli Manning ist hingegen ein strahlender Held der das Giants-Comeback in der zweiten Hälfte startete.

Chad Pennington – immerhin schon 8 Jahre in der NFL, kinderwiediezeitvergeht – ist anscheinend in ein tiefes Loch gefallen und mit ihm die NY Jets, die mit einem record von 1-4 alles andere als die von mir erwarteten Patriots-Verfolger geworden sind. Pennington wird vorallem vorgeworfen nach seinen zahlreichen OPs nicht mehr der Alte zu sein und einen fragwürdigen Wurfarm zu besitzen.

Kansas City Chiefs – Jacksonville Jaguars 7:17 – Weiterhin eine ätzende Saison von den Chiefs, die nur von einem TD in der letzten Sekunde vorn einem Shutout bewahrt wurden. Das Laufspiel ist nur noch als absurd zu bezeichnen: RB Larry Johnson in 9 Rushes für 12yds.

Tennesse Titans – Atlanta Falcons 20:13 – Glücklicher Sieg für die Titans. Alleine die Defense und drei verschossene FGs (53yds, 48yds, 50yds) hielten die Titans gegen schwache Falcons in Front. Nichts Neues von der Falcons-Front: die Saison klebt nach der Nummer mit Schaub und Vick weiterhin an der Wand. QB Joey Harrington mit 16 von 31 für sage und schreibe 87yds! Im Schnitt pro Completion 5kommaIrgendwas yds. Im Grunde genommen prima Werte um den Backup einzusetzen doch QB Byron Leftwich auch nur mit 2 von 8 und einer INT. QB Harrington wird daher vermutlich auch im Monday Night Game starten. Aber was für eine Saison der Falcons (1-4).

Pittsburgh Steelers – Seatle Seahawks 21:0 – Dieser sehr dominante Sieg der Steelers – ohne einige Schlüsselspieler in Offense und Defense – hat sie im Power Ranking der meisten Beobachter ganz weit nach vorne gebracht, direkt hinter Dallas, Indy und den Patriots. Bei den Seahawks wird immer mehr die Leistung von RB Shaun Alexander in Frage gestellt, der – angeschlagen – zu soft spielen soll.

In New Orleans ist es QB Drew Brees der immer mehr ins Fadenkreuz kommt. Nach zwei weiteren INTs bei der Niederlage gegen die Carolina Panthers (13:16, per 52yds-Field Goal bei auslaufender Spielzeit) hat er nun 9 INTs aus den letzten vier Spielen. Zum Vergleich: 11 INTs während der kompletten letzten Saison! Die Saints sind weiterhin in der Offense eine Ansammlung von fundamentalen Fehlern wie INTs, fallengelassenen Pässen oder verschossene FGs. K Olindo Mare, der mit Leistenproblemen durchspielen muss, liegt bei FGs unter .500 und es werden Rufe laut, die seine Auswechslung verlangen. Die Panthers können sich derzeit trotz bescheidener Leistung durch die Saison schummeln, sind 3-2.

St. Louis Rams – Arizona Cardinals 31:34 – Die Probleme die sich die Cardinals mit der QB-Rotation angelacht haben (Einsatz von QB Kurt Warner in der No-Huddle-Offense, Beschwerde von QB Leinart das er dachte er wäre “das Pferd auf das die Franchise gen Zukunft reiten wolle“) hat sich von ganz alleine gelöst: Leinart brach sich das Schlüsselbein und fehlt für den Rest der Saison. Ein weiterer Beleg für die These: Kacke nie auf dein Karma. Keine Rotation mehr, aber dafür sind die Cardinals exakt eine Gehirnerschütterung von einer toten Saison entfernt. Wo ein Kurt Warner ist, ist jene Gehirnerschütterung nie fern.

Bei den Rams zog man die Notbremse und ließ den angeschlagenen QB Marc Bulger (zwei gebrochene Rippen) pausieren und QB Gus Frerotte spielen. In den zahlreichen Power Rankings bilden die Rams derzeit den Bodensatz. 0-5 nun der record, Franchise RB Steven Jackson weiterhin verletzt und nun bleiben auch die Zuschauer fern.

Zwei Mannschaften die man noch nicht verorten kann: Washington Redskins – Detroit Lions 34:3. Die Lions zwar mit einer Bilanz 3-2 aber alles deutet weiterhin auf eine katastrophale Defense hin: 117 Punkte bekam man in den letzten drei Spielen aufgetischt. Das kann eine der statistisch besten Pass-Offense der Liga nicht in jeder Partie wieder rausreißen. Die Washington Redskins wirken derzeit in der Offense auch noch nicht rund. QB Jason Campbell legt eine grundsolide Saison hin, aber dem Laufspiel ist trotz Clinton Portis die Dominanz abhanden gekommen.

Houston Texans – Miami Dolphins 22:19 – Zwei Männer standen im Blickpunkt. bei den Texans war es Kicker Kris Brown der das Spiel durch seine FGs, drei davon über 50yds, entschied. Bei den Dolphins war es QB Trent Green. War die Verpflichtung vom alten Green schon umstritten, dürfte seit letzten Wochenende eher “Desaster” das richtige Wort sein. Green wurde beim Versuch für das Laufspiel zu blocken, ausgeknockt und musste ins Krankenhaus geliefert werden. Texans DT Travis Johnson schimpfte in Verkennung der Lage auf den bewusstlosen Green ein, da es ein übler Block gegen seine Knie gewesen sein soll. Angesichts Greens Patientenblatt – einer Ansammlung mit diversen Gehirnerschütterungen – fordern viele Green nun aus gesundheitlichen Gründen aus dem Verkehr zu ziehen. Womit die Dolphins den Rest der Saison mit QB Cleo Lemon auskommen müssten.

Indianapolis Colts – Tampa Bay Buccaneers 33:14 – Gutes Spiel von den Colts, die sogar den Verlust von RB Joseph Addai durch Kenton Keith kompensieren konnten. Anders die Lage auf der RB-Position der Bucs. Nach den Verletzungen von RB Mike Alstott, Cadillac Williams und Michael Pittman wurde nun Zack Crockett von den Bucs aus Aushilfe verpflichtet.

San Francisco 49ers – Baltimore Ravens 7:9 – Furchtbare Offensiv-Ausbeute der 49ers mit 163yds. SF mit QB Trent Dilfer nachdem Alex Smith für längere Zeit verletzt ausfallen wird. Auch bei Baltimore lief nicht alles rund. Zwar wurden viele Yards gemacht, aber nur drei FGs. In der Red Zone war dann Ende.

Denver Broncos – San Diego Chargers 3:41 – Die Broncos schleppten eh eine schlechte Heimserie mit sich herum, aber diese Klatsche fiel beängstigend aus. 41 Punkte Offenseproduktion, das tut der geschundenen Chargers-Seeler gut, allen voran Headcoach Norv Turner, dem der Kollaps der Offense angelastet wurde.

Green Bay Packers – Chicago Bears 20:27 – Die Packers hätten dieses Spiel niemals verlieren dürfen. Man hatte die Bears eine Halbzeit lang in Offense und Defense unter Kontrolle. Und dann kam die Halbzeit und die Packers spielten auf einmal soft, das Laufspiel wurde an die Kette gelegt und alles vertraute auf Brett Favres Arm.

Buffalo Bills – Dallas Cowboys 24:25 – Auch wenn es exakt nullkommanull Menschen erwartet hatten, war es die amüsanteste Partie der Woche. Es gilt ähnliches wie das oben gesagte: die Bills hätten dieses Spiel nicht verlieren dürfen. QB Tony Romo mit 5 INTs und einem Fumble und in den Schlußsekunden konnten die Cowboys das Spiel per FG noch umreißen.

Es spricht für Romo und die Cowboys, dass sie anscheinend das Kurzzeitgedächnis derart ausknipsen können. Die Frage ist nur, was eine “richtige” Mannschaft aus so einer Steilvorlage wie 5 INTs gemacht hätte?

Week #6

Wenn man sich die Spiele, bzw. vorallem die Übertragungen ansieht, ist es kein Wunder das Dallas – New England derart herausragt und gehypt werden. Atlanta gegen die Giants als Monday Night? Seahawks – Saints als Sunday Night? Come on! Ich verlange die sofortige Einführung des Flex-Schedulings bereits zu Saisonbeginn.

NY Jets – Philadelphia Eagles

So 19h – FOX mit Matt Vasgerian, Daryl Johnston und Tony Siragusa

Bitte zu Beginn der Partie nicht verzweifelt nach dem Sender suchen: ja, es sind wirklich die NY Jets die da in Blau und Gold spielen, nicht die St. Louis Rams. Die Jets spielen heute in “Throwback Jerseys“, also historischen Jerseyfarben. Die Jets gehen dabei zurück zum Anfang der 60er Jahre, als die NY Jets noch die NY Titans hießen.

Beide Mannschaften brauchen Siege um Mumm zu tanken, da beide unter ihre Erwartungen geblieben sind.

Dallas Cowboys – New England Patriots

So 22h15 – CBS mit Jim Nantz und Phil Simms

Diese Hype-Partie zwischen den beiden ungeschlagenen Mannschaften halten einige für das Spiel des Jahres und einen Vorgeschmack auf den SuperBowl 2008. Im Vorfeld wurde soviel über die Partie gesprochen, dass Cowboys-WR #81 Terrell Owens entnervt einen Zettel an seinem Spind kleben ließ, dass er für keinerlei Reporterfragen über die “andere” #81 Randy Moss zu Verfügung stünde.

Dann wurde ein Zitat von Cowboys-Headcoach Wade Phillips kolportiert, der bezüglich “Spygate” von der “beschmutzten” Arbeit Bill Belichicks sprach, vom Makel der über der Belichick-Ära liegen würde. Habe er so gar nicht gesagt, dementierte Phillips, der weiß das Belichick aus so etwas Honig zur Motivation seiner Mannschaft ziehen kann.

Die Dallas Cowboys werden derzeit als bestes Team der NFC gehandelt und es wird interessant sein, wie sie DIE aktuelle Meßlatte der AFC nehmen werden. Vorallem als “Reifeprüfung” für QB Tony Romo, der zum ersten Mal gegen die Pats-Defense spielt. Sein Hang eher zuviel zu machen sowie sein vielleicht etwas junges Auge das mit dem Tarnen und Täuschen der Defense nicht zurecht kommt, könnten heute fatale Folgen haben.

Seattle Seahawks – New Orleans Saints

So/Mo 2h15 – NBC mit Al Michaels und John Madden

Zwei “Underperformer“, wobei die Saints definitiv in den größeren Problemen sind, zumal die San Diego Chargers, bis zuletzt ähnlich gelagertes Elend, letzte Woche mit dem Kantersieg in Denver den Anker geworfen haben. Kein Ende der umfangreichen Malaise in New Orleans zu sehen, wobei das Augenmerk sich immer mehr auf die Offense Line und QB Drew Brees richtet.

Die Seahawks gehören zu den aggressiveren Mannschaften (viele Sacks). Während man viele Yards zuläßt, erzielt der Gegner nur wenig Punkte. So schwach wie die OL der Saints ist, wird das ein Sackfest für die Seahawks.

Kansas City Chiefs – Cincinnati Bengals

Mo 16h als Tape– CBS mit Kevin Harlan und Rich Gannon

Eine weitere Partie aus der Abteilung “Pest gegen Elend” oder “Not gegen Cholera”. Wo es interessant wird: die Chiefs haben mit Abstand die schlechteste Lauf-Offense der Liga. Wenn was geht, dann über den Pass, wo sie immerhin Durchschnitt sind. Die Schwächen der Pass-Defense der Bengals sind hinlänglich bekannt. Neben der Schwächen der Pass-Defense ist aber auch die Bengals-Laufdefense eine der schlechtesten der Liga. Was wird Herman Edwards also machen? Wird er das was geht, machen, oder wird er die Chance nutzen und versuchen mit Gewalt das Laufspiel um den einstigen 1700yds-Rusher RB Larry Johnson zu etablieren? Wenn nicht jetzt, wann dann?

Arizona Cardinals – Carolina Panthers

Mo 18h30 als Tape – FOX mit Ron Pitts und Tony Boselli

Das Spiel der Reserve-QBs. Mit QB Matt Leinart, der wegen gebrochenem Schlüsselbein fehlt, und QB David Carr, der wegen Rückenprobleme “nur” questionable ist, ist es gut möglich dass heute auf beiden Seiten Backups antreten. bei den Cards und … man höre und staune, der fast 44jährige Vinny Testaverde bei den Panthers. Die Verpflichtung von Testaverde war notwendig, nachdem mit Jake Delhome der etatmäßige Starting-QB mit einer Ellenbogen-Verletzung für den Rest der Saison ausfällt und Backup David Carr in New Orleans am Rücken erwischt wurde. Rookie-QB Matt Moore gilt noch nicht als bereit. Die Verpflichtung von Testaverdy hat trotzdem für allseitige Verwunderung gesorgt, denn an und für sich ist der QB-Markt groß genug als das man einen 43jährigen verpflichten muss, der bei seinen letzten Backup-Einsätzen bei den Pats und Jets nicht zu überzeugen wusste.

Atlanta Falcons – NY Giants

Mo/Di 2h30 – ESPN mit Mike Tirico, Tony Kornheiser und Ron Jaworski

Was für eine schlimme, schlimme Wahl als Monday Night Game. Der Verantwortliche bei ESPN darf inzwischen nur noch den Getränkeautomaten in der ESPN-Kantine auffüllen… Die NY Giants sind mäßig gestartet, aber die Defense scheint immer mehr in Schwung zu kommen und QB Eli Manning zeigt trotz des großen Mißtrauen ihm gegenüber in der Stadt NYC immer wieder lichte Momente.

Aber die Atlanta Falcons sind das erwartete Desaster ohne QB Michael Vick geworden. Inzwischen mehren sich die Indizien dass Headcoach Petrino die Kontrolle über das Team verliert. Die QB-Situation befindet sich weiterhin in der Sackgasse. Harrington bringt es nicht und Leftwich passt von seinem Profil als immobiler Pocket Passer nicht und noch weniger wenn er sich – wie diese Woche geschehen – den Knöchel anknackst.

Die Falcons starten mit zwei neuen Offensive Tackles (Gandy und Weiner sind verletzt) und riskieren von den entsprechenden Defensive Ends #92 Strahan und #72 Umenyiora überrollt zu werden.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich befürchte heute auch einen ganz ganz langen Abend für Tony Romo. Die Patriots wollen bestimmt in einem solchen Spiel ein Zeichen setzen und dafür fehlt es ihm doch noch an Erfahrung…

  3. Störer NFL!!!!!

    Cowboys gegen Pats hält alles, was es vorher versprochen hat. Spannung (zumindest bis jetzt, Mitte drittes Viertel), trickreiche QBs (Romo und Brady praktisch fehlerlos). Okay – Puristen werden vielleicht die Abwehrleistungen bemängeln, aber was solls. Klar das beste Spiel der Saison, das ich bis jetzt gesehen habe. So muss Football sein und einen solchen Super Bowl würde ich mir mal wünschen (und nach diesen Leistungen halte ich diese Begegnung nicht für die unwahrscheinlichste).

    Pats offensiv klar besser als in der vergangenen Saison – der Moss-Faktor wirkt sich aus.

  4. Ich kann das Spiel leider nicht sehen, muss also mit dem Internet vorlieb nehmen. Aber von den Stats her würde ich sagen: Brady ist ein Tier!

    Ich hoffe auch auf einen Superbowl zwischen den beiden (da Seattle sowieso keine Chance hat), schon alleine damit ich mich nicht zu sehr wegen heute Abend grämen muss.

  5. Moss allein macht nicht den Unterschied im Passspiel, es ist das gesamte Paket.
    Beängstigend ist die aussicht, dass Stallworth nach einer Verletzung noch nicht bei 100% ist. Mit Welker Moss und Stallworth bringst du jeden Defensive coordinator ins Schwitzen.
    Aber vielleicht wird ja das Laufspiel zum Stolperstein, denn nun ist auch Morris noch verletzt.

  6. Leider reisst einen dieses Jahr die sonntägliche Spielauswahl von NASN auch kaum vom Hocker.

    Gruß alexander