2h vor der Rugby-WM: die Mannschaften
Die Situation bei der Rugby-WM stellt sich anders dar als man es von der Fußball-WM kennt. Dort würde man schnell auf ein bis zwei Handvoll Favoriten kommen. Die Klassenunterschiede sind bei Rugby ungleich krasser – in Ansätzen vielleicht vergleichbar mit Handball, bei der die WM auch eine zu sehr aufgeplusterte Geschichte mit zuvielen Nationen ist.
Rugby ist keine Sportart die für Zwergenaufstände anfällig ist, weil inzwischen die Physis viel zu stark in den Vordergrund getreten ist und Physis etwas ist, was nur unter Profibedingungen antrainiert werden kann.
Die Situation ist inzwischen so übel geworden, das über ein Schrumpfen des Rugby World Cups zurück auf 12 oder 16 Nationen nachgedacht wird und das Auslagern der kleinen Mannschaften in eine B-WM mit Auf- und Abstieg.
Im Falle dieser Weltmeisterschaft fürchtet man sogar um die Gesundheit der portugiesischen Spieler, die im zweiten Gruppen Spiel gegen Neuseeland antreten und im Gedränge den All-Blacks um mindestens drei Klassen unterlegen sind.
Für den Zuschauer ist eine derart aufgeblähte WM nicht wirklich ansehnlich. Viele Spiele in der Gruppenphase werden Packungen mit Punktedifferenzen von 30 bis 80 Punkten.
Ein Favorit
Um nochmals den Vergleich zur Fußball-WM zu bemühen: selbst wenn Brasilien den Ruf als Übermannschaft hat, keiner wird so leichtsinnig sein und nur eine Mannschaft als Favoriten nennen. Im Rugby ist die Hackordnung anders. Die Dominanz Neuseelands ist zu groß. Sie können den Weltmeistertitel eigentlich nur selber verlieren. Eigentlich…
Die “eigentlich auch”-Favoriten
Frankreich
Der Name der hinter Neuseeland am häufigsten fällt, ist der von Frankreich. Und überraschend selten wird “Heimvorteil” als Grund genannt. Betrachtet man die Spiele, so ist Frankreich über einen Zeitraum von 2-3 Jahren die dominierendste europäische Mannschaft gewesen.
Als ich früher die französische Rugby-Mannschaft gesehen habe, dann waren das die kleinen Flitzer, mit den steilen Läufen und den Ballübergaben. Genie und Wahnsinn lagen nahe beieinander. An einem Tag konnten sie die Neuseeländer spielerisch auseinandernehmen, um am nächsten Tag gegen Argentinien eine Klatsche zu bekommen.
Mit der Professionalisierung des Club-Rugbys in Frankreich und dem sehr methodischen Ansatz von Trainer Bernard Laporte hat das französische Rugby sein Gesicht verändert. Besser: seinen Körper. Solche Brocken wie sie jetzt im Kader stehen, hat es früher nicht gegeben. Die französische Mannschaft hat die physische Aufrüstung des Top-Rugbys mitgemacht. Die Kraft spielt inzwischen eine größere Rolle. Zu Ungunsten von Geschwindigkeit und Technik. Immer mehr Beobachter des internationalen Rugby sind unzufrieden damit, dass die spielerische Komponente in den Hintergrund tritt. Was keiner sagt, aber viele denken dürften: wo Muskeln eine derartige Rolle spielen, dürfte auch Doping nicht sehr weit sein, auch wenn das Thema bislang keine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielt.
Doch auch hier hat die Tour de France ihr übrigens getan: in Frankreich ist man inzwischen etwas sensibilisiert und die L’Équipe hat z.B. die Dopingkontrollen des Rugby-Weltverbandes hinterfragt. So wird es bei dieser WM zwei Kontrollen pro Spiel geben (zufällig ausgeloste Spieler) sowie unangekündigte Kontrollen in den Trainingcamps geben.
In einem weiteren Konzept ähnelt die französische Mannschaft den Neuseeländern: die Tiefe des Kaders. Auch Laporte kann durchrotieren lassen ohne substantiellen Verlust zu erleiden.
Frankreich wird heute abend das Eröffnungsspiel gegen Argentinien bestreiten. Argentinien ist so etwas wie der Angstgegner der Franzosen. Fünf Spiele, vier Niederlagen. Der einzige Sieg rührte vom letzten November durch einen Drop-Kick in der letzten Spielminute.
Die Aufstellung von Laporte wird gemeinhin so interpretiert, dass er mit einer sehr kraftaufwändigen Auseinandersetzung mit Argentinien rechnet. Er hat die Startaufstellung physisch dezent geschwächt um nach einer Stunde neue Kräfte bringen zu können. Die Argentinier gelten als Mannschaft die Gedränge auf Gedränge auf Gedränge folgen lassen.
Für Verwunderung sorgte die Nominierung des Mannes auf der Position #15 Cedric Heymans, der auf dieser Position als “letzter Mann” nur selten in der Nationalmannschaft gespielt hat und sonst eher auf den Flügeln spielt.
Eine Unbekannte bleibt für die Franzosen: sie spielen in der Gruppe D. “D” wie “Death”, Todesgruppe. Neben Frankreich dürfen sich Argentinien und Irland Hoffnungen auf den einen Playoff-Platz machen. Einer ist zuviel.
Die “Nicht ganz so Favoriten”-Favoriten
Südafrika
An dritter Stelle wird Südafrika genannt, die den Neuseeländern zumindest eine Stunde lang Kopfschmerzen bereitet haben und in einer langen, abgeschiedenen Vorbereitung ihr Manko an Kondition vielleicht beheben konnten. Sie haben in ihrem Kader mit Bryan Habana einen Spieler, der das Zeug zum WM-Star hat. Habana spielt auf den Flügeln und ist vielleicht der schnellste Mann den es derzeit im Rugby gibt. Er ist nicht nur in der Offensive stark, sondern ein ausgezeichneter Tackler und aufgrund seiner Geschwindigkeit in der Lage Lücken bei Gegenangriffen zu stopfen.
Australien
Platz vier im Vor-WM-Ranking gebührt den Australiern, die bei dieser WM unterhalb des Radarschirms fliegen. Sie werden nicht häufig genannt, haben aber im Sommer die Südafrikaner auf eigenem Grund am Rande einer Niederlage gehabt und in Melbourne die Neuseeländer mit 20:15 besiegt.
Die Australier gelten als überaltert und körperlich nicht auf gleicher Ebene wie Frankreich oder Neuseeland, aber gleichzeitig als abgewichste Truppe.
Nur in die Playoffs, mehr nicht
Irland
Hinter Frankreich gilt Irland derzeit als bestes europäisches Team. Seit zwei Jahren bereiten sie den Franzosen bei den Six Nations Kopfschmerzen und können die anderen Spiele relativ leicht gewinnen. Ein Problem der Iren dürfte ihre körperliche Unterlegenheit sein, die sie vorallen in Partien gegen die großen Drei der Südhalbkugel benachteiligen wird. Das zweite Problem, hängt damit zusammen, ist die fehlende Tiefe des Kaders. Sobald die Iren auf Bankdrücker zurückgreifen müssen, geht es mit dem Niveau bergab.
England
Ein Name der überhaupt nicht in Verbindung mit dem WM-Titel gebracht wird, ist der des Titelverteidiger Englands. Wurde der WM-Titel 2003 noch mit großem Pomp gefeiert und der schöne Wilkinson nicht nur zum Held sondern auch zur Werbeikone, so ist vier Jahre später nicht viel davon geblieben.
Der WM-Titel leitete einen gnadenlosen Absturz ein und bei den Six Nations haben die Englander seitdem Jahr für Jahr nur 2 oder 3 Siege bei den fünf Spielen des Turniers geholt.
Wilkinson hat durch eine Aneinanderreihung von Verletzungen in den letzten vier Jahren so gut wie kein Spiel bestritten. Er gilt dennoch als wichtige moralische Figur für das Team… und wird in der Auftaktpartie gegen die USA fehlen und ist für die zweite Partie gegen Südafrika fraglich. Wegen Verletzung. Klar.
Die nichtenglischen Briten
Im Ranking schätzt man Wales stärker als Schottland ein. Die Waliser spielen in Gruppe B die kleine Unbekannte, da das Losglück ihnen das Spiel gegen Australien auf heimischen Grund einbrachte. Diese Partie hat vielleicht das größte “Upset”-Potential in der Gruppenphase.
Beide Länder stehen an einem Scheideweg, denn es zeichnet sich eine Richtungsentscheidung in der Verbandspolitik ab. Entweder man begnügt sich mit der Rolle der zweiten Geige in Europa oder aber der Verband schafft Strukturen um einheimische Spieler gezielt in die englischen und französischen Topligen zu entsenden und so ein Nationalteam aus Legionären aufzubauen, sozusagen der “argentinische” Weg.
Die Aufsteiger
Italien und Argentinien sind zwei Nationen die eine immer größere Rolle spielen. Die Italiener profitieren davon, dass sie seit dem Jahr 2000 sich mit den besten Mannschaften im Six Nations-Turnier vergleichen konnten. Gab es lange Zeit Riesenklatschen, schaffen es die Italiener inzwischen Wales und Schottland zu schlagen.
Großen Krach gibt es im Rugby-Weltverband wegen Argentinien. Die Organisatoren der TriNations haben den argentinischen Aufnahmeantrag bis 2010 (oder 2011) abgelehnt. Wie viele finden: unter scheinheiligen, formalen Gründen. Ohne Aufnahme ins TriNations-Turnier fehlt es den Argentinier an regelmäßigen Vergleichsmöglichkeiten und Einnahmequellen.
Die Argentinier zehren davon, dass sie recht viele Spieler in Profiligen haben (und ebenso wie Italien auch recht lax mit der Vergabe der Staatsbürgerschaft sind).
Die “Minnows”
Völlig in den Hintergrund sind die kleinen Inseln aus Ozeanien getreten. Waren Samoa, Fiji oder Tonga früher noch für Überraschungen gut, sind sie völlig von der Kommerzialisierung des Rugbys auf der Südhalbkugel ausgeklammert worden und haben nicht mehr die Resourcen um noch mitzuhalten. Wenn der Weltverband IRB nicht bald gegensteuert, geht dem Rugby ein Stück Tradition flöten.
Japan gehört nicht zu Ozeanien, aber sie sind mit schöner Tradition bei der WM dabei, wo sie zwar in den Anfangsminuten wie wild aufdrehen, aber dann schnell auf Normalmaß gestutzt werden und bislang bei den WMs noch nicht einmal an die ozeanischen Vertretern rankamen.
Die Staaten des früheren Ostblocks haben noch zu Zeiten des Kalten Krieges eine eigene kleine Rugby-Historie aufgebaut, namentlich Georgien und Rumänien. Dort zählt Rugby zu den populäreren Sportarten und man bekommt öfters fünfstellige Zuschauerzahlen in den Stadien. Viel Aufbauarbeit leistete Frankreich, die sich aus historischen Gründen mit den beiden Ländern verbunden fühlen. Um aber die Qualität beider Mannschaften zu verorten: sie sind unterhalb der Pazifikinseln einzuschätzen, ungefähr auf gleicher Augenhöhe wie Japan.
Reaktionen
Zumindest im Siebenerrugby sind die Pazifikstaaten allerdings noch immer vorn dabei — bei der Sevens World Series auf den Plätzen 2 und 3.
http://en.wikipedia.org/wiki/2006-07_IRB_Sevens_World_Series
Diese Brocken von Männer und trotzdem bei der Hymne Pipi in den Augen. Unglaublich.
[…] Und nur weil die Deutschen da nicht mitmachen dürfen, heißt das nicht, dass die ganze Veranstaltung nicht über sechs Wochen fesselnd sein kann. Ich kann mich noch an die letzte WM vor 4 Jahren mit England als Titelträger erinnern (England! Einen Titel!) Faszinierender Sport und großes Kino. Versucht mal die langweiligen EM Qualispiele und die Bundesliga in der Frühphase zu vergessen und lasst Euch auf Rugby ein. Eine gute Einführung in die Thematik gibt es hier bzw. hier. Und für alle, die es populistisch mögen. Mal wieder ein Sportereignis für ganze Kerle in hautengen Trikots. Geschrieben am September 7, 2007 in und sonst…. […]
3:0 für die Argis…
wie hier b.w hier. Wo denn nun ? Link vergessen ?
@Kilian Meller:
So, irgendjemand muss sich ja mal opfern.
1) Du stellst Dich hier andauernd furchtbar dämlich an. Als ob Du erst vor zehn Tagen deinen Internetanschluss bekommen hättest.
2) Du gibst zu allem deinen Senf dazu, auch wenn jeder sofort merkt, dass Deine Kompetenz oftmals nicht die beste ist.
3) Deine Kommentare sind oftmals sehr provokant und beleidigend formuliert, auch gegen andere Personen hier.
4) Das hier ist keine Forum, sondern ein Blog. Schon alleine deshalb ist das hier etwas anderes.
5) Das da oben ist ein Pingback, sozusagen ein Link eines anderen Bloggers, der zu einem Eintrag hier in dogfoods Blog in seinem eigenen verlinkt hat. Der dort enthaltene Text ist ein Teil dieses Eintrags im anderen Blog. Die Links, die hier “fehlen”, sind dort zu finden.
6) Nimm Dich mal ein bisschen zurück, deine Kommentare werden hier von der Mehrheit eher nicht als Bereicherung angesehen.
So, sorry für das Abschweifen, aber langsam geht’s mir auf den Geist.
@ RealityCheck:
Danke für deine Worte, das war mal wirklich notwendig!
Gerade mal fuer 20min weggewesen und erst einmal gedacht mein Radio und mein Internet waeren kaputt. 6-17? Huch?
Was ich ganz toll finde, ist, dass man den Schiri hören kann. Ist nicht nur unterhaltsam, sondern hilft auch, die Regeln noch besser zu verstehen. Wäre das klasse, gäbe es das auch in der Bundesliga.
Zurück zur Sache:
Beeindruckende Gesichter der Argentinier bei der eigenen Hymne. Spieler, Betreuer und Zuschauer waren dermaßen ergriffen, wie ich bei sportlichen Anlässen noch nie gesehen habe. Einerseits wild entschlossen, andererseits zutiefst berührt.
Wo bleibt eigentlich Herr Chabal?
Ich schaue heute Abend mein aller erstes Rugby-Spiel. Erster Eindruck: Sehr positiv. Renner und der Experte kommentieren auch so, dass zumindest in Ansätzen auch Laien dem ganzen gut folgen können. Und ansonsten ergibt sich das meiste ja fast schon von selbst: Einsatz, Leidenschaft, Härte und fairer Kampf. Vielleicht werde ich ja doch noch ein Freund des Rugby-Sports. Und zu den Hymnen ist ja alles gesagt;)
Argentinien haut sich rein, als ob es kein Morgen gibt… ;)
Wo bleibt eigentlich Herr Chabal?
Da isser ja. :)
Ich glaub die Franzosen können das noch drehen!!!!
Der arme Sprecher bei Five Live, der verliert gerade vor Aufregung seine Stimme. Ist sowas von einer Berufsunfaehigkeitsversicherung gedeckt?
Respekt, hätte ich so nicht erwartet.
war eben mit meiner mannschaft im irish pub das spiel schauen. unsere franzosen haben noch vor dem spiel die marseillaise mitgeschmettert. in der halbzeitpause wurden sie immer leiser. jetzt hängt ganz viel von dem spiel gegen irland ab. man stelle sich vor, frankreich fliegt bei der eigenen WM in der gruppenphase raus. catastrophe!
Dann reihe ich mich mal in der Reihen derer mit Rugby-Ersterfahrungen ein. Auch ich war sehr gut unterhalten und habe mir vorgenommen, alles was ich bei dieser WM sehen kann auch weiter zu verfolgen.
Bemerkungen:
1. Rugby dürfte der einzige Sport sein, bei dem man den Schiedsrichter mehr reden hört als den Kommentator. Übrigens auch eine echte Bildungsklippe bei Länderspielen: Jeder Nationalspieler muss zumindest so gut Englisch können, dass er den Schiri auch versteht; denn wie ich das gehört habe gab der ja auch ganz spezifische Kommandos an einzelne Spieler, was diese gerade zu tun oder zu lassen haben.
Lothar Matthäus hätte also keine große Karriere im Rugby machen können. ;-)
2. Die Franzosen schienen den nationalen Erwartungsdruck statt in Motivation ausschließlich in ziemliche Nervosität umzusetzen. Gerade mit zwei leicht vergebenen Kicks und vielen Vorwürfen und Fehlpässen in der Anfangsviertelstunde. Irgendwie fand ich auch die Körpersprache die ganze Partie über bei den Argentiniern viel kraftvoller und entschlossener.
3. Chabal ist echt ein Tier. Mit ihm wurde Frankreich nochmal deutlich druckvoller. Er wurde aber wie ich fand erst sehr spät in die Partie gebracht.
4. Aus der Regelperspektive: Das Sanktionensystem ist schon ziemlich hart. Selbst ein relativ leichter, eher technischer Regelverstoß wie den Ball zu lange zu halten ergibt einen Straftritt des Gegners und damit in Endzonennähe relativ sichere drei Punkte für ihn.
Mal sehen was morgen die Neuseeländer reißen, nachdem die Mannschaft, die ihnen am ehesten Konkurrenz bieten sollte, gepatzt hat…
@adonis: Punkt 4 stimme ich zu (als langjähriger Interessent, ohne im entfernesten mit allen Feinheiten vertraut zu sein. Da beharken sie sie wegen ein paar Meter im Wortsinn bis aufs Blut und plötzlich gibt es wegen einer (vermeintlichen) Nichtigkeit drei Punkte. Mir hats trotzdem großen Spaß gemacht und danke dogfood für die umfassende Information. Tierisch schade, dass diese Sportart in D so gar nicht auf die Beine kommt.
Rugby ist großer Sport. Aber sie sollten sich nicht größer machen als sie sind. Im Rugby können maximal 5 Nationen Weltmeister werden. Das ist verglichen mit anderen Sportarten kein doller Wettbewerb. Das Interesse konzentriert sich auf zwei Handvoll Länder. Wo da das drittgrösste sportliche Weltereignis herkommen soll, ist mir schleierhaft. Vermutlich hat sogar die Tischtennis-WM mehr Zuschauer. Die Entwicklung im Rugby ist hervorragend, leider nur in ein paar Ländern. Bei der WM sollten nur die 9 nations teilnehmen. Die ersten 4 Wochen sind…ja was eigentlich? Ich würde mich freuen, wenn die all blacks endlich mal wieder die WM gewinnen würden. Irgendwie mag ich es, wenn ein von sportlichen Komplexen geplagtes Land ab und zu mal im Licht steht. Ein schöner Artikel übrigens bei wikipedia unter “Original All Blacks”. Ansonsten…tolle Scheinwerfer auf diesen Sport dogfood!
Im Rugby können maximal 5 Nationen Weltmeister werden. Das ist verglichen mit anderen Sportarten kein doller Wettbewerb.
Und wieviele sind in den letzten 80 Jahren Fussballweltmeister geworden?
7.
Zwei davon nur auch nur ein einziges Mal.
3 davon sind seit 20 Jahren nicht mehr Weltmeister geworden, 2 davon sogar seit 40 Jahren.
So furchtbar gross scheint mir da der Unterschied nicht zu sein.
Rugby mit Fussball zu vergleichen bringt doch nichts. Das bringt keinem Sport was. Fussball ist der Weltsport, alles andere ist anders. Rugby ist eher so ne Commenwealth-Sache plus Frankreich und Südafrika. Von der Bedeutung nichts anderes als Cricket oder Hockey oder Golf. Nicht falsch verstehen, ich mag Rugby. Ich finde es nur albern, dass die sich in irgendwas reinhypen wollen, was ihnen nicht zusteht.
Eigentlich hätte mich die Rugby-WM nicht sonderlich interessiert, aber der Arte Themenabend hat mich gefesselt, so dass ich mir gestern das Spiel ansah. Es hat mir tatsächlich gefallen, nur muss ich unbedingt noch die Regeln etwas lernen.
Schon gewusst, dass sich fußball aus Rugby entwickelt hat ?, und zwar auch in England, hab das mal zufällig in “Informationen zur politischen Bildung” gelesen.
fußball ist praktisch nur eine kultivierte Form davon, früher spielte man Rugby über ganze dörfer und mit (wie man sich denken kann ) noch wesentlich weniger zimperlichen Methoden. also warum sollte eine Sportartnicht auch mal aufsteigen können. Das Potenzial ist fraglos vorhanden, obwohl wenn man diese Bullen da rumlaufen sieht ( der coolst war der mit der 18 gestern mit den langen Haaren)…
Der Favoritenkreis ist beim Rugby meiner Meinung dahingehend eingeschränkt, dass sich Underdogs nicht hintenrein stellen können, wie zb beim Fußball. Nur auf Verteidigung zu spielen ist beim Rugby einfach nicht möglich, da es eben auch die Kicks gibt, um Punkte zu erzielen. Es gibt kein Tor, dass man “zumauern” könnte.
Wenn eine Mannschaft physisch stärker ist als die andere, wird sie schon ganz früh zu Punkten kommen. Catenaccio also nicht anwendbar ;)
Spannend ist beim Rugby auch immer die Tagesform und die Kadergröße. Turniere wie das 6-Nations verschleißen schon so einige Spieler und während der sechswöchigen WM dürfte es auch einige Verletzte geben.
Zu dem Spiel gestern: Argentinien war in der ersten Hälfte natrüclih klar überlegen und in der zweiten haben sie gut verteidigt. Man hat gesehen, dass es heutzutage schon oft vorkommt, dass eine Mannschaft in einem Spiel garkeinen Versuch legt, sondern alle Straftritte setzt und somit nur jeweils drei Punkte erzielt. (eine andere Möglichkeit wäre, den Straftritt ins Aus zu kicken, dann bekommt man dort eine Gasse->Raumgewinn, evtl Versuch). Skrela hat 2 Kicks vorbeigetreten und Frankreich hat mit 5 Punkten Unterschied verloren (genau 1 Versuch) – sie konnten im ganzen Spiel Argentinien nur einmal wirklich hintenreindrücken (5 oder 6 offene Gedränge in Folge direkt an der Mallinie). Die Pumas waren physisch stärker aber die Dreiviertelreihe von Frankreich hat ja mal garnix auf die Reihe gekriegt-angefangen bei Mignoni und Skrela bis hin zu katastrophalen Handlingfehlern.
Dass Schiris die Spiele quasi kommentieren ist auch auf Amateurebene in Deutschland üblich und auch nötig. Vor allem im offenen Gedränge kommt es oft vor, dass man selbst garnicht weiß, dass man gerade einen Regelverstoß begeht.
Ich spiele selbst Rugby (RC Mainz, 2. Bundesliga Süd) und bin schon länger Fan von AAS. Schön, dass das Thema hier so ausführlich behandelt wird. Freu mich auf Informationen und Diskussionen während der WM.
Ein kleiner Nachtrag: Hätte Argentinien den Kick in den letzten Minuten noch verwandelt, hätte Frankreich jetzt null Punkte. So haben sie einen, da sie nicht mit sieben Spielpunkten Abstand verloren haben. Könnte ganz wichtig gewesen sein…
Schon gewusst, dass sich fußball aus Rugby entwickelt hat ?, und zwar auch in England, hab das mal zufällig in “Informationen zur politischen Bildung†gelesen.
Jein. So vereinfacht wuerde ich das nicht sagen. Fussball und Rugby haben sich aus “Mob Football” entwickelt, mehr oder weniger regellosen Spielen die einen Ball der getreten und/oder getragen werden durfte beinhalteten. Da sind dann im Laufe der Jahre (Association) Football und Rugby Football draus entstanden.
Wobei man vielleicht auch noch anmerken muss dass auch Rugby nicht gleich Rugby ist. Das gibt’s ja auch wieder zwei Versionen von, Rugby Union und Rugby League.
fußball ist praktisch nur eine kultivierte Form davon, früher spielte man Rugby über ganze dörfer und mit (wie man sich denken kann ) noch wesentlich weniger zimperlichen Methoden
Solche Spiele gibt es heute noch. Teilweise zwischen Doerfern oder zwischen Teilen einer Kleinstadt. Die gehen teilweise ueber mehrere Tage. Ein Beispiel ist Royal Shrovetide Football. In verschiedenen Staedten Schottlands wird das “Ba game” gespielt, z.B in Kirkwall auf Orkney zwischen den Uppies und den Doonies
@fabs:
Der Favoritenkreis ist beim Rugby meiner Meinung dahingehend eingeschränkt, dass sich Underdogs nicht hintenrein stellen können, wie zb beim Fußball. Nur auf Verteidigung zu spielen ist beim Rugby einfach nicht möglich, da es eben auch die Kicks gibt, um Punkte zu erzielen. Es gibt kein Tor, dass man “zumauern†könnte.
Wenn eine Mannschaft physisch stärker ist als die andere, wird sie schon ganz früh zu Punkten kommen.
Da ist was dran. Grunsätzlich ist klar zu erkennen, dass Fußball mit seinen vielen “1-0”-Siegen dazu tendiert, die “ungerechteste” Sportart der Welt zu sein. Im Fußball hat der Underdog in 8 von 10 Fällen immer ‘ne Chance, sich mit Taktik und Glück ein beachtliches Resultat zu erschummeln / erkämpfen (je nach Betrachtungsweise). In anderen Sportarten, besonders in denen mit hoher Punktefrequenz und vielen Zweikämpfen wird dieses Risiko minimiert.
Was aber auch zur Attraktivität des Fußballs beiträgt… ;)
Das gute an “gerechten” Sportarten ist, dass man damit kein Geld beim Wetten verliert. Wenn man beim Handball oder Rugby auf den haushohen Favoriten setzt, ist das leicht verdientes Geld. Sensationen sind völlig ausgeschlossen. Beim Fussball ist das viel schwieriger. Punktefrequenz alleine reicht aber anscheinend nicht, sonst müsste Basketball der leichteste Sport sein. Ist aber meiner Meinung nach schwieriger als Handball oder Rugby, aber besser als Football. Am ungerechtesten sind Individualsportarten, ich glaube hier wird sehr viel verschoben. Das nervt mich fast noch mehr als Doping. Am gerechtesten scheinen Mannschaftssportarten mit hoher Punktefrequenz ohne salary cap zu sein.
@ McP:
Naja, man muss ja doch wohl noch unterscheiden zwischen einem Außenseitersieg und “Verschieben” eines Ergebnisses.
Oder habe ich dich da missverstanden?
Klar muss man unterscheiden. Aber Einzelsportarten mit hoher Punktfrequenz wie Tennis sind normalerweise ne sichere Sache. Wenn hier der hohe Favorit verliert ist das ne Sensation, verliert er zweimal ist das Schiebung. Ich denke Wettbetrug ist zu Unrecht nicht ganz so im Fokus wie Doping. Ungerecht verlieren wollen ist nicht besser als ungerecht gewinnen wollen. Ich könnte mir vorstellen, dass da in Kürze mehr Fälle auftauchen. Es kursieren ja mittlerweile Newsletter von Sportereignissen die “sicher” sind, wobei ich nicht weiß, wie “seriös” diese Informationen sind.
@Armin: Wohnst du in UK oder hast du ne Möglichkeit gefunden die Spiele auf Five Live von Deutschland aus übers Internet zu hören?
Crash, ich wohne in Suedwestengland (im wunderschoenen Swindon, Home of the Magic Roundabout, Swindon Town FC, Melinda Messenger und nicht viel mehr) und habe daher den Luxus Five Live auf DAB hoeren zu koennen.
Mir ist keine Moeglichkeit bekannt Five Live und andere UK only streams in Deutschland zu hoeren bzw zu sehen. Aergert mich jedes Weihnachten wieder wenn ich bei meinen Eltern bin und die Weihnachtspiele nicht hoeren kann.
Einziger Tip der fuer ein paar bestimmte Spiele zu funktionieren scheint: BBC Radio Scotland ist wohl auch in Deutschland verfuegbar (war es zumindest waehrend des Celtic – Moskau Spieles), ist aber natuerlich nur fuer Spiele mit schottischen Mannschaften. Aber soll ja Leute geben die das interessiert ;-)
@Armin: Danke für den Tipp. Leider sind auch auf Radio Scotland die Spiele nur in UK hörbar. Muss ich mich also doch mit den Übertragungen von DSF und TV5 zufrieden geben…