Green Bay – Minnesota 9:7 und wie man Journalistenfeindschaften pflegt
Eine weitere unansehnliche Partie aus der NFC North, ein Shoot Out zwischen zwei 6-8er-Mannschaften für einen letzten Schuß auf einen Wild Card-Platz.
Grundthema der Partie war der möglicherweise letzte Auftritt von QB #4 Brett Favre im Lambeau Field, aber es mehren sich die Stimmen die sagen: Favre macht weiter.
Green Bay mühte sich drei Viertel lang gegen eine solide Vikings-Defense und einem kalten Abend mit leichtem Eisregen. Laufspiel war erfolglos, also wurde gepasst. Favre mit 33 Würfen in Halbzeit 1, aber nur 6 Punkten durch zwei FGs. Es war der Abend der fallengelassenen Bälle. Es wurde im Kommentar nicht erwähnt, aber ich führe es wirklich auf die schlechten äußeren Bedingungen zurück. Kalte, klamme Finger, ein Ball der sich, trotz zahlreicher Ersatzbälle, im Laufe der Zeit mit Feuchtigkeit und Matsch vollsaugt. Wenn es für die Packers nach vorne ging, dann meistens mit kurzen Pässen zwischen den Hashmarks.
Green Bay brachte immerhin einige Yards und einige Punkte zustande, aber von der Minnesota-Offense kam gar nichts. Erster Start für den jungen QB #8 Tarvaris Jackson. In der ersten Halbzeit die Vikes mit einem 1st Down und 38yds Offense. In der zweiten Halbzeit gar mit zwei 1st Downs.
Mitte des dritten Viertels fühlte sich das Spiel wie ein Verbrechen an den zahlenden Zuschauer im Stadion und auf den Mattscheiben im Fernsehlande an. Die letzten zwanzig Minuten sollten dann aber für einiges entschädigen.
Es fing damit an, das Favre wieder eine seiner absoluten Idioten-INTs wirft. Von der eigenen 40yd-Linie, CB Smoot nimmt dankend an und rennt in die Endzone. Und aus dem Nichts (besser: nichtser als Nichts) gehen die Vikings plötzlich mit 7:6 in Führung. Typischer Favre: dicker Hals, Adrenalin auf 100, erster Wurf nach dem TD: Wieder WR Jenkins überworfen, wieder Interceptions, straight in die Arme von Sharper. Diesmal bleibt aber der Return aus.
Die folgenden Drives bringen nichts, es geht ins vierte Viertel und die Nervösität in Lambeau Field wächst. Erster Drive der Packers im 4ten Viertel. Favre setzt wieder das zuvor vernachlässigte Mittel der Kurzpässe in die Mitte rein ein. Von der Vikings 9 ein Kurzpass auf TE Bubba Franks, der sich zur Endzone durchwälzen will, gefällt wird und dabei den Ball verliert. Vikings Ball an der eigenen 1yd-Linie.
Die Packers kommen mit 4’47 nochmal in Ballbesitz. Die Kurzpässe ziehen die Passverteidigung näher ran und schaffen Platz um weite Pässe einzustreuen. 36yd-Pass auf Martin. Doch dann schießen sich die Packers wieder zweimal ins Knie. Ein False Start treibt sie von der Vikings-29yd-Line fünf Yards zurück. Und dann ein Screen-Pass auf Green, der bis an Vikes-4yd-Linie kommt, aber wegen einem völlig überflüssigen Holding von TE Bubba Franks auf die Vikes-27yd-Linie zurückgelegt wird. Rayner tritt mit 1’38 auf der Uhr, zum FG an. hatte zuvor zwei FGs versiebt und einen ähnlich weiten Schuß verwandelt. Rayner trifft zum 9:7.
Die Packers spielten angesichts ihrer Dominanz viel zu ineffizient. 9 Punkte sind ein Witz, wenn man derart alle Stats gegen die Vikings dominiert. Aber diese Dominanz kam weniger aus eigener Stärke, als aus Schwäche der Vikings-Offense: drei 1st Downs, 14 Drives und 11x “Three’n’Out”, 104yds Offense, 68yds Raumstrafen.
Das Problem der Vikings-Offense: sie schienen keinen Masterplan zu haben, wie man den jungen Jackson ins Spiel kommen lässt. kein Go-To-Guy, keine Rückversicherung. Jackson machte keinen richtig dicken Bolzen, konnte aber in einer mediokren Mannschaft aber auch nicht glänzen.
Mit 6-9 haben sich die Vikings endgültig aus dem Playoffrennen verabschiedet (so wie man Jackson ins Spiel geworfen hat, hat man es bewusst in Kauf genommen). Die Packers stehen bei 7-8, bräuchten nächste Woche einen Sieg in Chicago und Niederlagen von zirka 4, 5 Teams. Nicht unmöglich, aber ich würde nicht darauf wetten wollen.
NFL Networks
Meine dritte Übertragung des NFL Networks, meine dritte Übertragung mit Bryant Gumbel. Der Quasi-Seiteneinsteiger (seit Jahren aus dem Play-by-Play-Business draußen gewesen) bringt mitunter frische Ansätze, aber seine phlegmatische Art und Weise Spielhöhepunkte wie Nebensächlichkeiten zu kommentieren (“Das Field Goal ist drin”) versaut einem jede Empathie für das Spiel.
Über Chris Collinsworth brauche ich nicht weiter zu reden. Mein persönlicher Lieblingsanalyst, schon zu “NFL on NBC”-Zeiten Ende der 90er.
Raiders Pissing Contest mit NFL Networks
Kleines unterhaltsames Highlight war die Halbzeit-Show in der GB – MIN-Übertragung des NFL Networks. NFL Network-Korrespondent Adam Schefter, den ich bislang als sehr zuverlässigen und gut verdrahteten NFL-Journalisten schätze – wiederholte eine Story aus der Pregame-Show: ein ranghohe Raiders-Quelle habe ihm gesagt, dass die Raiders ihren Headcoach Art Shell zum Saisonende feuern werden. Al Davis wäre unzufrieden mit diversen Aspekten wie Shell den Job gehandhabt hätte, u.a. die WR-Situation mit Porter und Moss. Schefter sagte dies ziemlich erregt und es wurde auch klar warum:
Host Rich Eisen las eine beinharte Presseerklärung der Raiders zu Schefters News vor (auch im Original in Großbuchstaben!):
STATEMENT REGARDING ADAM SCHEFTER REPORT:
ADAM SCHEFTER HAS ALWAYS BEEN A FALSE RUMOR MONGERER WITH RESPECT TO THE RAIDERS AND ANTI-RAIDER BASED UPON HIS RELATIONSHIP WITH DENVER AND WITH MIKE SHANAHAN.
NO DECISIONS HAVE BEEN MADE RELATIVE TO THE 2007 OAKLAND RAIDERS NOR WILL THEY BE MADE FOR SOME TIME.
ADAM SCHEFTER COULD NOT HAVE GOTTEN HIS INFORMATION FROM A “RELIABLE SOURCE†BECAUSE THERE’S ONLY ONE RELIABLE SOURCE AND HE DOESN’T TRUST ADAM.
Die Presseerklärung spielt auf Schefters Zeit als Broncos-Reporter an und die Intimfeindschaft zwischen den Broncos und den Raiders. Schefters gehässige Antwort: wo denn das Dementi sei, das Shell nicht gefeuert werden wird?
Die Raiders spielen am Samstag gegen Kansas City. Broadcaster: NFL Network. Vermutlich auch wieder mit Adam Schefter vor Ort. Hehehehe.
Reaktionen
Hellseher, anyone?
Die erste INT geht nach Ansicht von mir und den Kommentatoren auf Jenkins der die Falsche Route gelaufen ist. Bei einem Timing pattern muss sich der QB drauf verlassen können das der Receiver dahin läuft wo er hinwerfen will.
In der Wiederholung der zweiten INT sah man das, wie der verkabelte Favre seinem Trainer sagt, Jenkins erst durchstartet wie bei einem Fly Pattern dann aber abstoppt und leicht curlt. Dennoch muss man Favre bei seiner zweiten INT zumindest eine Mitschuld geben weil Jenkins, egal was angesagt war, die riesige Lücke zwischen Safty und Corner, scheinbar ein missratenes cover2, auszunutzen versucht indem er den Fly pattern abbricht und einfach in der Zone zwischen den Verteidigern sitzen bleibt und auf den Pass wartet(ich habs mal ins deutsche zu übersetzen versucht). Favre hingegen ist wie wman es bei ihm kennt so auf den tiefen Pass fixiert,dass er weder bemerkt das sein receiver die route ändert noch das Jenkins total frei ist. 30 Yards sind besser als eine Interception. Aber das wird Favre nicht mehr lernen.
Dennoch hochverdienter Sieg der Packers, weil die Offensivleistung der Vikings wirklich nicht NFL würdig war.
Wenn man einen beweglichen QB ins Spiel schickt muss man vielleicht auch ab und zu ein play callen, dass diese Vorzüge anspricht.
Aber irgendwie haben die Trainer in der NFL scheinbar den Hang Rookie QBs schützen zu wollen, indem sie verhindern dass die Rookies Fehler machen.
Das ist mir letztes Jahr schon bei den Jets aufgefallen, als sie Bollinger fast keine Möglichkeiten gaben mal ein Play zu machen sondern nur verhinderten, dass er beim Versuch ein Play zu machen einen Fehler begeht.
Wenn man den QB wechelt sollte man überzeugt sein von dieser Maßnahme und nicht das Playbook für den neuen so verkleinern, dass keine fehler passieren.
Hiermal Hut ab vor Jeff Fisher und seinem Team, was an Anfang wie eine verschenkte Saison aussah hat sich zu einem sehr erfolgreichen Crash Kurs für Vince Young entwickelt.
Buck/Aikman sind einfach die BESTEN!
Sie waren es, sind es und werden es immer sein.
Das Offense-Playcalling einiger Coaches hat dieses Jahr verblüfft. Rams, Giants, Falcons. Da ist vieles verbesserungswürdig. Auch wenn Bulger durch starke Statistiken in diesem Jahr wieder glänzen konnte. Die Rams haben trotz Top-Offense Playern so gut wie nichts gebacken gekriegt. Das Coaching hat dort wochenlang völlig versagt. Viele Male versuchte man bei mindestens 3&15 mit einem Lauf das First Down zu erreichen, während die Rams bei 2 oder 3 Yard zum First Down, bis zum Abwinken versuchten, durch tiefe Pässe was zu reissen… das kostete in diesem Jahr einige Siege. In der NFC wird zuwenig auf die Situation eingegangen. Sicherheit steht an erster Stelle und so verliert man die Möglichkeit, die gegnerische Defense zu irritieren und dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Folgedessen viel zu viele kurze Drives, trotz weniger no-huddles. Hufnagel von den Giants zB. spult stur seinen Gameplan runter. Emotionslos. Das Laufspiel eindimensional auf Tiki Barber zugeschnitten, obwohl man einen sehr sehr starken zweiten RB mit Jacobs hat, der ja auch Barber eigentlich nach dessen Karriereende im nächsten Jahr “ersetzten” soll. Aber er wurde fast ausnahmslos für die letzten Yards eingesetzt. Irgendwann merkt es auch der letzte Gegner..
Jeremy Shockey wurde im Passing-Spiel der Giants, trotz des Ausfalls von Toomer wochenlang ignoriert. Viel zu spät reagierten die Coaches auf Shockeys Qualitäten. Wo ich gerad bei Qualitäten bin…Giants HC Tom Coughlin, der für seinen Disziplin-Fetisch ja mehr als berüchtigt ist, hat es in diesem Jahr kaum geschafft ein “echtes Team” zu formen. Da war mächtig viel unnötiges Theater während und nach der Siegesserie der Giants. Wenig Disziplin bei Coughlin selbst. Und aus einem fast sicher geglaubten Divisions-Titel wird kurz vor Schluss noch richtig gestolpert. Schlechtes Coaching auch wenn man die vielen verletzten Starter berücksichtigt.
Wenn Manning das Playcalling durch no-huddle Drives durchzog, waren das fast immer die Momente in denen die Giants-Offense sehr gut aussah und punktete. Dies geschah in dieser Saison einige Male…leider aber fast immer, wenn die Giants weit abgeschlagen waren. Da fehlt bei den Coaches einfach der Mut zum Risiko und das gewisse Vertrauen auf ihren jungen QB. Folgedessen schleppende Weiterentwicklung junger QB´s. Romo z.B. hatte seine “Phase” genau im richtigem Moment. Mehrere Wochen hintereinander spielten die Cowboys gegen “schwächere” Defense-Teams. So kamen Romo und die gesamten Cowboys richtig gut in Fahrt und zeigten erstmalig in dieser Saison wo die Schwächen der Colts-Defense sind. Seit ein paar Wochen sieht es anders aus. Romo kommt gegen starke Defense-Teams mächtig unter Druck. Spätestens in den Playoffs wird man sehen, ob die Nominierung Romo´s ins NFC-ProBowl Team berechtigt ist….
Hätte ja vor der Saison nicht zu träumen gewagt, dass die Packers vor dem letzten Spieltag noch eine Chance (okay, sie ist sehr theoretischer Natur) auf die Wildcard-Games haben. Da spielt es für mich auch keine Rolle, gegen wen die Siege eingefahren wurden.