March Madness 2006: Elite Eight
Anmerkung: Weil die USA erst nächstes Wochenende auf Sommerzeit umstellen, ist die Zeitverschiebung ab heute nacht eine Woche lang eine Stunde größer.
Runde 3 der March Madness, die Sweet Sixteen, sind nun rum und am Wochenende werden nun die Finals der vier Regions ausgespielt. Acht Mannschaften sind über, Runde #4, die Elite Eight stehen an.
Die Sweet Sixteens haben sich nur begrenzt als Stolperstein für die an #1 gesetzten Mannschaften erwiesen. Memphis, UConn und Villanova sind durch.
Duke (1) machte gegen LSU (4) einen Albtraum durch (54:62). LSU gefiel durch eine mannschaftlich geschlossene Leistung und kümmerte sich vorrangig darum Dukes Paradespieler JJ Redick und ließ die anderen Blue Devils schalten und walten. Und Redick wurde richtig der Zahn gezogen. Insgesamt 3 von 18 für 11 Punkte. Alle drei Körbe waren Dreier, 0 von 7 im Kreis. Das erste Mal wurde Redick zirka 30s vor Schluß gefoult. Redick war ein nicht nur kein Faktor, er zog das gesamte Team mit seiner Wurfausbeute runter. Duke mit 28% Shooting Pct. und Minusrekord an erzielten Punkten.
Das Duke überhaupt bis zum Schluß noch bis auf 1-2 Punkte dran war, war Shelden Williams zu verdanken, der im Alleingang die Offense am Laufen hielt: 23 Punkte, 13 REBs, 4 Blocks. Aber als er kurz vor Schluß in Foul Trouble geriet, war es um seine Herrlichkeit vorbei.
LSU machte hingegen viel Spaß. #0 “Big Baby” Glen Davis mag den Vergleich mit Shaq nicht gerne hören (und er hinkt an einigen Stellen), aber er strahlt diese gleiche massive Ruhe aus und ließ sich ebensowenig wie Freshman Tyrone Thomas durch ihren kanpp zehn Minuten währenden Foul Trouble aus der Ruhe bringen.
#12 Tyrone Thomas ist für einen Jungen im ersten Jahr erstaunlich abgezockt. Wie es der Studioanalyst bei CBS sagte: “Was? Er hat nur 5 Blocks? Es hat sich wie zehn angefühlt!”. Gerade in der Schlußphase hatte Thomas vorne und hinten eine unglaubliche Präsenz.
Gegner von LSU wird Texas sein. Die Texas Longhorns (2) schlugen die Drei-Punkt-Werfer von West Virginia Mountaineers (6) mit 74:71. Es war erstaunlich wie gut die Mountaineers trotz ihrer eindimensionalen Offense haben mithalten können. Der Sieg der Longhorns resultierte aus einem Buzzer-Beater. Die Mountaineers liegen 14Sek. vor Schluß mit drei Punkten hinten. Der ansonsten blaße #34 Kevin Pittsnogle macht den Ausgleich. Fünf Sekunden zu spielen. Völlig unüblich zieht Texas keine Auszeit, sondern treibt nach vorne und macht gegen eine völlig desorientierte Defense einen Dreier zum Sieg.
Viel Aufhebens wurde um den markanten Kevin Pittsnogle gemacht, aber ich fand ihn blaß und bin gespannt ob er in der NBA eine Chance bekommt. Er hat zwar für WVU die meisten Punkte gemacht, hat aber zu wenig aus seinen Chancen unterm Brett gemacht und hinten war er von verblüffender Körperlosigkeit und machte kaum Blocks.
Seine Leistung und die völlig verheerende Rebound-Statistik (43:15 für Texas) bedeuteten den KO in den Sweet Sixteen.
Memphis Tigers (1) – Bradley Braves (13) war letztendlich die erwartet einseitige Geschichte (80:64)
Im anderen Spiel der Oakland Region ging aber vollends die Post ab und dem CBS-Kommentator müssen sie wahrscheinlich bis heute abend ein Paar neue Stimmbänder einsetzen. Gonzaga Bulldogs (3) verliert gegen UCLA Bruins (2) 71:73 unter denkwürdigsten Umständen. Gonzaga ist eines der populärsten Teams im College Basketball. Eine kleine Uni nahe Spokane, die in den hintersten Wälders des Staates Washingtons nur einen Spaßfaktor kennt: Basketball. Und dazu einen kauzigen Star kennt: Adam Morrison, der neben JJ Redick die Schlagzeilen in dieser Saison dominierte. Morrison und Redick sind zudem die scoring leader der Saison. Und wie Redick hat sich nun auch der andere “white guy” aus dem Turnier verabschiedet.
Gonzaga hatte das Spiel absolut in Griff und führte schnell mit 10 Punkten. Der Abstand blieb lange Zeit konstant. Der Kollaps kam in den letzten 3 Minuten, als Gonzaga die Konzentration verlor, die Shotclock melken wollte und UCLA 11 Punkte in Folge erzielte.
13 Sekunden vor Schluß lag Gonzaga noch einen Punkt vorne und daddelte in der eigenen Hälfte mit dem Ball herum, Batista bekommt einen Pass, wird sofort von zwei Mann angegriffen, Batista hält den Ball hoch, macht einen Sternschritt und bekommt den Ball aus der Hand gerissen. Gordon Farmar spielt einen genialen Pass auf den unterm Korb geeilten Mbah A Moute: 72:71, die erste Führung des Spiels für UCLA. 1,9 Sekunden noch zu spielen, doch Adam Morrison kann das Wasser bereits nicht mehr halten und schlürft beim Timeout schluchzend zur Teambesprechung.
1,9 Sekunden, Gonzaga spielt einen Hail-Mary-liken Pass in den Kreis, der hünenhafte Batista kann den Ball aufnehmen und verwirft einen langen Jumper. Zeit läuft aus und bei Morrison brechen die Dämme. Er wirft sich zu Boden und zieht sich das Shirt übern Kopf.
Möglicherweise das letzte Spiel für Morrison. Er wird vielleicht vorzeitig von der Uni abgehen um in der NBA zu spielen.
Erzfeind der Gonzaga Bulldogs sind die Washington Huskies (5) die ihrerseits drauf und dran waren die #1 aus dem Washington DC-Bracket rauszuhauen: UConn Huskies. Doch UConn gewann in Verlängerung 98:92.
Es war ein enges Spiel, aber Washington lag die längste Zeit mit 10 Punkten vorne. man profitierte von UConns großer Schwäche: den zahlreichen Turnovers. UConn holte in den letzten zwei Minuten einen Sechs-Punkte-Rückstand auf, aber das Fundament wurde bereits Mitte der 2ten Hälfte gelegt, als Roy bei einer einzigen Aktion sowohl ein personal foul als auch ein technical zog und mit 4 Fouls belastet, viel Spielzeit in der zweiten Hälfte auf der Bank verbrachte. Immer wieder die Fouls: dumme Fouls brachten UConn wieder zurück und nach Ende der Overtime waren vier der fünf Spieler aus der Starting Five rausgefoult, der fünfte mit vier Fouls belastet, von der Bank ein weiterer Spieler rausgefoult und ein weiterer Spieler mit 4 Fouls belastet.
Zwei Underdogs trafen in der anderen Partie im Washington DC-Bracket aufeinander: George Mason Patriots (11) gg. die Wichita State Shockers (7) 63:55. Wichita State setzte voll auf Dreier und das ging daneben: 1 von 11 in der ersten Halbzeit. Umgekehrt bestach George Mason im dritten in Folge durch eine gute Wurfquote.
In Minneapolis gewannen die Florida Gators (3) gg. Georgetown Hoyas (7) 57:53. Die Hoyas haben es während des gesamten Spiels nicht verstanden ihre Offense in Gang zu setzen. Florida verstand es in der Defense den Kreis abzuriegeln und verunmöglichte die Laufwege und das Reinschneiden der Hoyas.
Bei den Gators sorgt der Sohn von Yannick Noah, Joakim Noah für immer mehr Aufmerksamkeit. Nachdem er im letzten Jahr eher eine Randerscheinung mit wenig Spielzeit war, verblüffend nun die Geschwindigkeit mit der er sich immer mehr in die erste Riege an College-Spielern heranspielt. So schmächtig er aussieht, so ist er z.B. ein physischerer Spieler als der Brocken Pittsnogle. Sehr quick auf den Füßen, gute Antizipation, vielseitig hinten und vorne verwendbar. Wenn der so weitermacht, haben die Franzosen in Bälde einen zweiten NBA-Star.
Villanova Wildcats (1) – Boston College Eagles (4) 60:59OT war eine Abwehrschlacht. Zu Beginn beider Halbzeiten sah es so aus, als hätte BC die Partie in griff. Doch dann schaltete Villanova einen Gang höher, provozierte viele Turnovers und machte einfache Körbe. In den Schlußphasen konnte Villanova sein Spiel durchsetzen und machte Big Plays. Der Big East-Spieler des Jahres #2 Randy Foye trieb in den entscheidenden Augenblicken seine Mannschaft voran.
Sa 22h40: Texas Longhorns (2) – LSU Tigers (4)
Atlanta Region Finals
Bei dem Spiel könnte es unterm Korb richtig rund gehen. LSU wirft kaum Dreier und Texas hatte gegen WVU von draußen ein eiskaltes Händchen. Die markanten Brocken unterm Korb: Glen Davis bei LSU und LaMarcus Aldridge bei den Langhörnern.
LSU könnte mit seiner Spaßtruppe so etwas wie das “Feel-Good”-Team der Final Four werden, während Texas, nicht zuletzt auch aufgrund einiger Trainer-Entscheidungen, bei den ganz großen Spielen unter Erwartung spielt.
Sa/So 1h05: UCLA Bruins (2) – Memphis Tigers (4)
Oakland Region Finals
Das vermutlich farbloseste Duell des Tages. Memphis hatten bislang einen recht ruhigen und souveränen Verlauf in der March Madness. Die #16 wurde mit 16 Punkten geschlagen, die #9 mit 16 Punkten und die #13 mit… genau.
UCLA wiederum, hätte gegen Gonzaga eigentlich nicht gewinnen dürfen, hat aber die sich bietende Chance der Schlußminuten dankbar angenommen. UCLA spielt gemählich, aus einer starken Defense heraus.
So 21h40: UConn Huskies (1) – George Mason Patriots (11)
Washington DC Region Finals
UConn geht als haushoher Favorit ins Spiel, nicht zuletzt weil George Mason aus einer jener kleinen Conference kommen, die unter der Saison kaum beachtet werden. Es gibt einige Faktoren die das Spiel schwer berechenbar machen.
Einerseits hat George Mason immer wieder Phasen von absurd guter Wurfquote, andererseits sind sie zimelich ungetestet gegen eine Hochgeschwindigkeitsoffense wie die von UConn.
UConns Schwäche ist aber George Masons Stärke: UConn gibt viele Turnovers ab und George Mason provoziert viele Turnovers.
So/Mo 0h05: Villanova Wildcats (1) – Florida Gators (3)
Minneapolis Region Finals
Wenn die Entwicklung von Joakim Noah so weiter geht, steht der Spieler des Tages schon fest…
Florida hat einen Vorteil: die Offenses von Villanova und Georgetown unterscheiden sich nicht sehr stark. Die Georgetown Hoyas spielen eine Princeton-Offense mit sehr agilen Spielern am Kreis, die versuchen durch viel Bewegung Mismatches zu provozieren. Die werden dann ausgenutzt um nach innen reinzuschneiden und leichte Lay-Ups zu machen. Auch Villanova spielt mit viel Bewegung am Kreis um reinzustechen, wenn auch vielleicht nicht mit ganz so starkem Drang bis unterm Korb zu ziehen.
Villanova hat allerdings die aggressivere Defense. Mal sehen wie die Gators damit zurechtkommen.
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