Conference Finals Preview: Broncos, Steelers, Seahawks, Panthers

Letzte Runde in den NFL-Playoffs: die “Meisterschaftsspiele” der beiden Conferences.

Die diesjährigen Conference-Finals haben eine Besonderheit: obwohl die Wettanbieter beide Heimmannschaften – die Denver Broncos und Seattle Seahawks – mit knapp 3 Punkten favorisieren (3 Punkte ist die übliche Line für ausgeglichene Spiel in der dann der heimvorteil entscheidet), neigen schätzungsweise 80% der Kommentatoren, Blogger und Analysten dazu, auf beide Auswärtsmannschaften – die Pittsburgh Steelers und Carolina Panthers – zu tippen.

Ich weiß gar nicht ob es schon einmal so einen Super Bowl gegeben hat: eine an Nummer 6 gesetzte Mannschaft gegen eine Nummer 5.

Die Gründe für die Bevorzung der Steelers und Panthers sind aber leicht zu sehen: beide Mannschaften haben einen Lauf und sich nun bereits zweimal auswärts durchgesetzt, während Denver und Seattle nur mäßig überzeugen konnten.

Denver Broncos – Pittsburgh Steelers

Das Duell der bärtigen QBs.

Ein Grund warum die Broncos bei vielen keine Favoritenstellung einnehmen, dürfte der Umstand sein, den ich letzte Woche erwähnte: es waren mehr die New England Patriots selber, die sich in ihr Schwert stürzten, als dass die Broncos das Spiel gemacht hätten: 17 von 27 Broncs-Punkte wurden durch Pats-Turnovers eingeleitet. In der Offensive hatte man 140yds weniger als die Pats produziert und profitierte von einer wesentlich besseren Feldposition (durchschn. Start des Drives: eigene 44, Pats: eigene 17)

Da sind die Steelers in Indianapolis größtenteils dominanter aufgetreten als die Broncos im eigenen Hause: durch aggressive Blitzing-Schemes hielt man die Colts unterm Deckel, während man selber phasenweise eine gut abgehangene Offense zeigte.

Das Spiel läßt sich auf das Duell der beiden Quarterbacks und der beiden Coaches reduzieren.

Welcher der beiden QBs bleibt fehlerfreier? Plummer hat wesentlich mehr Spieljahre auf den Pads als Roethlisberger, aber in Sachen Playoffs sind beide fast genauso unbeleckt. Plummer ist zwar agiler als ein Manning, aber sein Verhalten in solchen Spielen und unter starken Druck eines Pass-Rushs ist ziemlich unbekannt. Möglich dass er eine Art “coming out” feiert und zum gelobten, bärtigen Beißer wird – das Aussehen dazu hätte er bereits – oder dass er das Ding Favre-like überreißt und eine Orgie an Turnovers abliefert.

Die Steelers sind diese Situation schon eher gewohnt: man hat zwei Playoff-Auswärtsspiele auf dem Buckel und stand auch während der Saison mehrere Male kurz vor dem Aus bzgl. der Postseason.

Beide Offenses sind ähnlich gelagert: viel und gutes Laufspiel und immer wieder Pässe die etwas tiefer als gewöhnlich gelten. Das ist die neue Dimension der Steelers 2005/06: unter Roethlisberger wird so tief gegangen, wie seit langem nicht mehr.

Das Spiel wird auch zum Kopfduell der beiden Headcoaches Shanahan und Cowher. Der eine hat seit Elways Tagen in den Playoffs nicht mehr gewonnen und der andere gilt sowieso als notorischer Playoff-Verlierer. Beiden ist zueigen, dass sie mitunter das Spiel aus der Hand geben. Der eine weil er sich in eine fixe Idee verrennt und Mutlosigkeit zeigt, der andere weil er früh auf Nummer sicher geht, damit das eigene Paßspiel aus dem Verkehr nimmt und den Gegner mangels Pass-Rush zur Entfaltung bringt.

Es ist wieder so ein schwer zu tippendes Spiel und ich versuche abzuwägen: halte ich die Pass-Protection der Broncos für so gut um die Blitzes aufzuhalten und wird Plummer keinen Unsinn machen? Ich sage ja. 10-Punkte-Sieg für die Broncos.

Seattle Seahawks – Carolina Panthers

Weiter oben sprach ich davon, dass am letzten Wochenende mehr die Patriots das Spiel verloren, als die Broncos gewonnen haben. Bei diesen beiden Mannschaften ist es noch krasser: die Seahawks kamen gegen ein schwaches Washington nicht so in die Gänge wie man es erwartete. Sinnbild war RB Shaun Alexander. Jeder erwartete ein MVP-würdiges auftreten, stattdessen Schlag gegen den Helm, Gehirnerschütterung, Ende des Arbeitstages. Der Rest der Mannschaft würgte sich mit drei eigenen Turnovers gerade noch so zum Sieg.

Anders die Carolina Panthers, die Mannschaft mit dem derzeit stärksten Lauf. Die Mannschaft läßt sich leicht reduzieren: QB Delhomme Pass auf WR Steve Smith. Das Erstaunliche: es ist keine Neuigkeit. jeder weiß es. Die Giants wussten es und verloren trotzdem zuhause mit 0:23. Die Bears wussten es und verloren trotzdem zuhause. Next up: Seattle. Keine Mannschaft konzentriert sich so auf einen Receiver wie Carolina. Und trotzdem ist kein Duo derzeit erfolgreicher als Delhomme und Smith. Und nun geht es nach Seattle, seit Jahren für eine eher lauwarme Secondary bekannt.

Es gibt noch Punkt an dem man die Unterschiede beider Mannschaften festmachen kann: die Headcoaches. Seattles Mike Holmgren war zwar zu Green Bay Zeiten sehr erfolgreich, aber in Seattle hat er den Ruf die wichtigen, entscheidenden Spiele nicht gewinnen zu können. Carolinas John Fox hat seit dem Erreichen des Super Bowls vor zwei Jahren einen ganz anderen Ruf: er schafft es aus recht wenig Qualität eine gute, solide Mannschaft zu formen. Auffällig: ihm gelingt es extrem gut Verletzungsausfälle zu kompensieren. So war es vor zwei Jahren, als ihm die Running Backs auszugehen drohen und so könnte es dieses Jahr wieder kommen. Nach dem Knöchelbruch von DeShaun Foster am letzten Wochenende und der verletzung von Stephen Davis vor vier Wochen, gehen die Panthers nun mit ihrer Nummer drei an den Start: Nick Goings.

Also: eigentlich sind die Panthers in der Offense leicht auszurechnen. Eigentlich haben die Seattle Seahawks mit QB Hasselbeck, RB Alexander und einer Gruppe von 6-7 WRs die vielfältigere Offense. Aber im Zweifel ziehe ich eine Mannschaft vor, die schon häufig gezeigt hat, dass sie auch unter widrigen Umständen gewinnen kann, den von Holmgren gecoachten Seahawks vor.

Carolina gewinnt mit drei Punkten, weil die Panthers im Patriots-look-a-like-Contest ganz weit vorne liegen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich hab mich mal in meiner Vorschau nur zu einem Auswärtserfolg entschieden: Bei den Panthers sehe ich einfach die Problematik, dass ihr Gegner schon damit ins Spiel gehen kann einfach nur Steve Smith auszuschalten. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Panthers-Offense so (ohne DeShaun Foster) in Schwung kommen kann.

    Und auch beim anderen Spiel muss ich energisch wiedersprechen… Es wär mal wieder Zeit für die Steelers in den Superbowl einzuziehen. Und überhaupt: Bettis in seiner wohl letzten Saison in einer Hall of Fame-Karriere MUSS doch einfach in a) seinen ersten Superbowl in b) seiner Heimatstadt kommen…. Ok, sportlich betrachtet: Die Steelers-Laufdefense wird die Partie meines Erachtens entscheiden.

  3. Die NY Times hat zufällig heute die entsprechende Statistik gebracht:

    Noch nie ist ein sixth-seeded Team in den Super Bowl gekommen.

    Nur zwei fifth-seeded Teams haben den Super Bowl erreicht und beide Male verloren.

  4. und welchen einfluß hat die höhenlage von denver auf den spielausgang?
    geht den steelers irgendwann die luft aus?

  5. an und für sich, hat die höhenlage keine konditionellen auswirkungen. zumindest habe ich darüber keine großflächige diskussionen in den letzten 15 jahren mitbekommen. im übrigen auch nicht auf die flugeigenschaften des balls beim passwerfen.

    was immer wieder diskutiert wird, sind kicks und FGs, nicht zuletzt die monster-FGs von jason elam, dessen rekord glaube ich bei 63yds liegt