Zum Start der NHL-Saison 2010/11: der Osten.

Heute abend startet die NHL ihre Saison mal wieder mit Spielen in Europa. Minnesota und Carolina treffen in Helsinki aufeinander. Mal sehen was die neue Saison so bringt. Es ist eine wichtige Saison, da die TV-Verträge auslaufen und erneuert werden sollen. In dem imaginären Masterplan wähnt sich die NHL erstmals nach der ausgefallenen Saison 2004/05 wieder in einer so guten Position, dass sie bei TV-Verträgen wählerisch sein kann. ESPN soll Interesse gezeigt haben. Versus kommt nach der Übernahme von NBC durch die Mutter Comcast wieder größere strategische Bedeutung zu. Mit den Blackhawks und dem Winter Classic ist es der NHL gelungen sich wieder ein Stück mehr Präsenz in den US-Medien zurückzuholen. Jetzt muss nur noch die Saison 2010/11 die Erwartungen erfüllen…

Aus deutscher Sicht darf man (beziehungsweise der geneigte SKY-Satellitenzuschauer …) sich auf ESPN America HD freuen, das ab Ende Oktober startet und die NHL dann auch in hochauflösend zeigt. Der Umfang der Übertragung bleibt im Bereich der letzten Jahre: “über” 250 Spiele plus das Magazin “NHL on the fly“. Aufgrund eines neu abgeschlossenen Sublizensierungsvertrages wird zudem auch SKY zumindest kurze Zusammenfassungen aus der NHL z.B. in den Drittelpausen der DEL zeigen können.

Beim ESPN Player kann man sich einen Tages-, Monats- oder Saisonpass holen (10,–, 15,– bzw 80,– EUR bis zum 20.10.) um Spiele live und on demand anzusehen. Die mobile Version des NHL Game Center liegt derzeit nur für Android und Blackberry vor. Versionen für iPhone, iPad und Nokia sollen folgen.

Was man als Einschätzung über die Teams liest, unterscheidet sich nicht stark von der letzten Saison. Die Favoriten der letzten Saison werden auch für Favoriten in dieser Saison gehalten. Den Teams denen Untergang, Sodom und Gomorrha vorhergesagt wurde, haben auch diese Saison weiterhin minimum die Krätze am Hals. Und den Cinderellas traut sowieso keiner über den Weg – irgendwann schlägt es Zwölf.

Southeast

Als eine der Titelaspiranten sind die Washington Capitals konsensfähig. Dabei könnte man die Texte aus dem letzen Jahr kopieren. Eine Offense die es richtig krachen lässt und eine Defense die als “gut genug” zu bezeichnen ist. Wie es in eine der Vorschauen stand: dank einer schwachen Division ist es eh egal was die Capitals in der Regular Saison zusammenspielen. Das ist nur Schaulaufen. Entscheidend ist was in den Playoffs herumkommt. Letzte Saison sind die Capitals nach einem Offensivfeuerwerk in der regulären Saison als #1 im Osten in der ersten Playoffrunde gegen die #8 Montreal und seinem Goalie Halak in sieben Spielen gescheitert.

Nachdem sich die Caps in der Offseason nicht sonderlich verstärkt haben, richtet sich das Augenmerk darauf, inwieweit sie in der Lage sind, in den wichtigen Spielen nicht nur mit Feuerkraft, sondern auch mit Hirn zu spielen, um so ein Desaster wie in den letzten Playoffs zu vermeiden.

Es rechnet niemand damit, das in der Southeast Division jemand die Capitals gefährden kann. Ein gewisses “Cinderella-Potential” wird aber den Tampa Bay Lightning zugetraut. Nach dem Verkauf der Franchise an Jeffrey Vinik im letzten Winter, wurde nach der Saison aufgeräumt und mit Steve Yzerman eine Legende als General Manager installiert. Jener Yzerman verpflichtete als neuen Coach Guy Boucher vom AFL-Team Hamilton Bulldogs. Yzerman hat unter den NHL-Connaisseuren einen kleineren Speichelfluss ausgelöst. Geht es nach den Erwartungen, sollte Boucher alle Puzzleteile zusammen haben, um aufbauend auf Forechecking, eine gute Defense zusammenzubekommen.

Keine Erwartungen an die Florida Panthers, die mit der Verpflichtung von GM Dale Tallon hoffen, den Architekten des Blackhawks-Erfolges geholt zu haben. Junges Team.

Noch weniger war von den Carolina Hurricanes zu hören. Der Tabellenelfte aus dem Osten der letzten Saison, hat sich in der Offseason kaum bemerkbar gemacht. Ein alternder Rod Brind’Amour ging in Rente.

Auch bei den Atlanta Thrashers gab es einen “Reset”. Neuer General Manager (Rick Dudley), neuer Coach (Craig Ramsey). Aus Chicago wurde ein Schwung von Spielern, u.a. D Dustin Byfuglien verpflichtet. Steile These im Pass it to Bulis-Blog: inzwischen haben sich in Atlanta knapp ein Fünftel aller schwarzen NHL-Spieler versammelt. Versucht das neue Management zur Erschließung von neuen Zuschauern im “schwarzen” Atlanta (remember Michael Vick) eine “schwarze” NHL-Franchise aufzubauen?

Atlantic

Als Favorit marschieren die Pittsburgh Penguins stramm vorweg, auch wenn auch in diesem Sommer ein weiteres Stückchen des Pens-Nukleus das Team verließ: aus Salary Cap-Gründen ließ man Verteidiger Sergej Gonchar ziehen. Einer der kleinen Nebenschauplätze der Saison wird sein, wie gut Evgeni Malkin mit dem Weggang seines Buddys klar kommt. Der Weggang von Gonchar wird Umstellungen im Power Play-Spiel nach sich ziehen.

Angekündigt wurde zudem ein zeckigeres Spiel. Man will mehr dahin gehen, auch die dreckigen 2:1-Siege mitzunehmen. Es wird auch die erste Saison des neuen Consol Energy Centers sein, eine Arena mit 18.087 Zuschauern Fassungsvermögen – in Anlehnung an Crosbys #87.

Selten mit den Favoriten genannt, aber letzte Saison um den Stanley Cup gespielt: die Philadelphia Flyers. Die Offseason stand mehr unter dem Motto “Feintuning”. Aus Salary Cap-Gründen hat man einige Spieler ausgetauscht und dabei versucht die Defense etwas zu verstärken. Im Nachhinein erwies sich der Trainerwechsel auf Peter Laviolette im Dezember 2009 als goldrichtig.

Für mehr Schlagzeilen sorgten die NJ Devils mit ihren Rentenvertrag von Ilya Kovalchuk, der erst im zweiten Anlauf von der NHL durchgewunken wurde. Der alte Coach Jacques Lemaire hat im Sommer seinen Ruhestand genommen und wurde durch John MacLean ersetzt – der vierten Coach in fünf Jahren. MacLean soll einen Spritzer mehr Offensive in den teuflischen Defensivmix reinbringen, nachdem man letzte Saison in der ersten Playoffrunde in vier der fünf Spiele zusammengenommen vier Tore schoss. Mann der Franchise bleibt weiterhin Goalie Martin Brodeur, 38 Jahre alt.

Die anderen beiden Mannschaften im Großraum New York starten mit offenen Baustellen in die Saison. Bei den NY Rangers fehlt es am letzten Quentchen Defense und am letzten Quentchen Offense und das hat letzte Saison letztendlich den Playoff-Platz gekostet. Die Neuzugänge in der Offseason scheinen die Probleme nicht wirklich angegangen zu sein.

Als Zocker könnten sich jedoch die NY Islanders erweisen. Hinter einer schwachen Defense geht man viel Risiko auf der Torhüterposition ein, wo man als Ersatzmann für den extrem verletzungsanfälligen Rick DiPietro den 40jährigen Dwayne Rolison verpflichtet hat.

Northeast

In der “kanadischen” Division des Ostens könnte es diese Saison eng werden. Die Boston Bruins und Buffalo Sabres werden zum erweiterten Favoritenkreis gezählt. Wie letzte Saison gelten die Boston Bruins noch als sehr junge Truppe, die eine gute Defense spielt. Kein Spielraum unterm Salary Cap bedeutet auch, dass man sich nicht großartig verstärken konnte um die Offense aufzujazzen. Die Bruins rund um die Deutschen Marco Sturm und Dennis Seidenberg schleppen einen Rucksack mit sich herum, spätestens wenn die Playoffs beginnen: das Ausscheiden in der ersten Playoffrunde gegen Philadelphia, nachdem man 3-0-Spiele und im vierten Spiel 3:0 vorne lag.

Die Buffalo Sabres präsentieren sich als recht rundes Team. Eine gute Offense mit dem Deutschen Jochen Hecht und eine Defense um einer der besten Rookies des letzten Jahres Tyler Myers, die als “gut genug” gilt. Ähnliches Problem wie in Boston: die finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt, weswegen man auch hier nicht allzuviel am Kader basteln konnte.

Die beiden kanadischen Teams die vorne mitmischen könnten, haben etwas freakartiges. Die Realität konnte nicht mit den Ansprüchen mithalten. Die Montreal Canadiens versuchten es letzte Saison mit einem Neuaufbau. Diverse “schwierige” Spieler wurden rausgeschmissen. Die Leistungen in der Saison waren inkonstant, überwiegend mau. Es gab Gerüchte von teaminternen Streitigkeiten. Aber irgendwie konnte man sich in die Playoffs durchschlawinern, kam als #8-Seed und dank grandioser Leistungen von Goalie Halak drei Runden weit.

Es ist die erste Offseason des neuen General Manager Pierre Gauthier, der im letzten Februar Nachfolger von Gainey wurde und Gauthier geht Risiko: der in Montreal extrem populäre Goalie Jaroslav Halak wurde an die St. Louis Blues abgegeben. G Carey Price hatte letzte Saison immer wieder Schwächephasen und Dan Ellis schaffte es in drei Jahren nicht Starter in Nashville zu werden. Auf dem Transfermarkt wurde man kaum tätig. Nur der Unruheherd Kostitsyn wurde abgegeben. Hauptaufgabe von Jacques Martin dürfte es sein, mehr Stabilität in das Team reinzubekommen. Vielleicht gelingt es, wenn die Habs von einer Verletzungsseuche wie in der letzten Saison verschont bleiben. Aber wenn beide Torhüter wackeln, werden die Habs-Fans eher schnell ihre Unzufriedenheit Ausdruck verleihen.

Die Ottawa Senators haben wie Montreal auch ein potentielles Torhüterproblem. Auch in dieser Preseason konnten sich weder Leclaire noch Elliott als klare Nummer #1 auszeichnen. Der Paradetransfer der Sens in der Offseason, war die Verpflichtung von Sergej Gonchar aus Pittsburgh. Stichwort: Stärkung der Defense. Neben Montreal war man die einzige Mannschaft die mit einem negativen Torverhältnis in die Playoffs einzog. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass den Sens die Zeit davon läuft. Das mache ich an Daniel Alfredsson fest, der für mich die Verkörperung der Sens ist und bei dem mit 37 Jahren sich die Laufbahn langsam dem Ende entgegen neigt.

Komplettiert wird die Northeast Division durch den “Bodensatz” Toronto Maple Leafs. Jahr 2 oder 3 des Reformprojektes Maple Leafs. Obwohl letzte Saison die erste volle Saison des GM-Gurus Brian Burke gewesen ist, hat es nur wenige Wochen in der Saison gedauert, bis alle zirka 21 Millionen NHL-Fans der Wirtschaftsmetropole Toronto das Lamento über die schwachen Leistungen anfingen. Die Änderungen des Duos Burke und Coach Wilson zündeten nicht.

Problem: der sehr teure Transfer Phil Kessel hat lange, lange Monate gebraucht, bis er an die Erwartungen anknüpfen konnte – trug aber längst den Stempel des Flops. Problem: man bekam die Torhüterposition rund um den desaströsen Toskala erst im Februar durch den Transfer von Giguere aus Anaheim gefixt. Problem: obwohl die Defense Potential hatte, spielte sie katastrophal, hatte das schlechteste Penalty Killing der NHL. Besserung kam hier ebenfalls erst im Ende Januar durch die Verpflichtung von Dion Phaneuf aus Calgary.

Das Reformprojekt Leafs war letzte Saison als schlechtestes Team im Osten längst nicht so weit, wie man es sich im letzten Oktober noch erhofft hatte. Die Ansagen in diesem Oktober sind aber nun die gleichen: jetzt hat man wirklich, wirklich eine gute Defense zusammen. Echt jeez. Nur an der Offense, das wird in Toronto offen zugegeben, wird es hapern. Weswegen man diese Saison zufrieden wäre, wenn man ein Stückchen aus dem Keller rauskommt. Mit einem Playoffplatz rechnet man nicht wirklich.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Vielen Dank für die Vorschau :)

  3. schöne Vorschau!

    Finde aber schon, dass die Bruins sich zumindest auf dem Papier in der Offense recht gut verstärkt haben. Horton und Seguin hören sich doch schon mal gut an, auch wenn abzuwarten bleibt, ob Seguin schon weitesgehend NHL-ready ist.

  4. Mal wieder eine tolle Ubersicht, die man sonst vergebens sucht! Klasse!

  5. Hab mich noch nicht näher mit der neuen Saison beschäftigt muss aber sagen, dass ich fürchte der Dustin Byfuglien Deal ist für beide Teams schlecht. Ich sehe Buff nicht mehr als Defensman. Die Rolle die er letztes Jahr in Chicago gespielt hat scheint ihm auf den Leib geschneidert. Und da sehe ich das Problem. In Atlanta werden ihm die Nebenleute fehlen, die ihm die Scheibe vorm Tor servieren können während er dort parkt. Die Blackhawks hingegen werden genau diese unheimliche physiche Präsenz im gegnerischen Drittel vermissen.

  6. Die Iphone App ist auch seit heute draussen. Haben den Preis nochmal erhöht auf knapp 16€.

  7. Irgendwie haben die die Qualität des ESPN-Players bei den NHL-Spielen offensichtlich verschlimmbessert. Bei mir jedenfalls.

    Natürlich muss ich mich wieder über die Kameraperspektive im neuen Penguins Console Energy Center aufregen. Steht zu tief, immerhin kann man aber noch dem Spiel folgen und Tore erkennen, was bei der Übertragung aus Finnland beim Opener (für mich jedenfalls) nicht der Fall war. Traurig, dass das Spiel dadurch total langsam und unübersichtlich wird und keinen Spaß macht.

    Der Penguins Opener funktionierte auch bis Mitte des 2. Drittels nicht. Klasse. *nörgel*

  8. Wo findet man denn als (einsteigender) Gelegenheitsgucker eine Erklärung des Spielmodus mit den ganzen Staffeln? Ein popliges jeder-gegen-jeden ist dem US-Sport ja immer zu einfach.

  9. Boston hat nicht in Spiel 4 3-0 geführt, sondern viel schlimmer in Spiel 7 und dann noch verloren.

  10. Die Teams spielen 6 x gegen Divisionsgegner, gegen den Rest aus der eigenen Conference 3 bis 4 mal und gegen die andere Conference 1 bis 2 mal (glaub ich).

  11. @Tommy. Danke!

  12. @Nummer Neun

    Ich würde mal hier nachschauen:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Season_structure_of_the_NHL

    Die Non-Conference-Spiele rotieren von Jahr zu Jahr. Die NHL-Teams spielen zwar jedes Jahr immer gegen jede Mannschaft mindestens einmal, gegen drei von diesen (jedes Jahr wechselnden Gegnern) wird pro Saison zweimal gespielt.

  13. großartiger vorschau. danke dogfood!

  14. Wie eigentlich immer absolut großartige Vorschau (Dein Tag hat aber mehr als 24 Stunden, oder?)
    Ich werds dieses Jahr wieder mit Boston halten, mit Chicago (war ich mal!!) und nachdem auf spox.com eine ziemlich gute Analyse des kanadischen Eishockeys zu lesen war (seit Menschen Gedenken hat kein kanadisches Team mehr den Stanley Cup gewonnen) werde ich auch die kanadischen Mannschaften meine beiden Daumen drücken
    und träume ein bischen von NH in HD über KD!!!!

  15. Super. ESPN America spielt nach dem Sharks-Blue Jackets Spiel als Überbrückung bis zum nächsten LIVE-Event einen Flashback des Caps-Penguins Playoff-Spiels mit den beiden Hattricks von Crosby und Ovechkin ein. Das nenn ich doch mal Service. Nicht mehr irgend einen langweiligen Mist.

  16. Danke, @Hausherr.