College Football-Wochenendschauer: Wie wenig es zum Sieg braucht
Drei Spiele standen im Fokus des Wochenendes. Den größten Upset gab es als #7 Texas zuhause gegen UCLA 12:34 verlor. Shit happens und das wird sich natürlich im Absturz um zahlreiche Plätze im Ranking auswirken. Spannend ist aber die Frage wie sehr Texas diesmal noch von seinen guten Ruf profitieren wird – denn die Schwierigkeiten die man gegen UCLA sehen konnte, waren teilweise eine Fortschreibung aus der dritten Woche, als man mühevoll 24:14 gegen Texas Tech durchsetzte.
Das Spitzenspiel des Tages war #10 Arkansas gegen #1 Alabama und es hielt was man sich versprechen konnte. #1 Alabama konnte sich zwar nur knapp auf dem Scoreboard mit 24:20 behaupten. Dennoch können beide Mannschaften viel Honig aus dem Spiel saugen: Alabama weiß nun, dass sie in der Lage sind in der zweiten Hälfte einen anderen Gameplan auszupacken und ein 7:20-Rückstand aufzuholen. Die Razorbacks können wiederum die Niederlage an einige Fehler in der 2ten Halbzeit festmachen. Es würde mich nicht wundern wenn die Razorbacks trotz Niederlage Plätze gut machen werden.
Letzte Chance für #3 Boise State landesweit Karma-Punkte zu sammeln um am Ende der Saison im Ranking auf #2 zu rutschen. Chance genutzt. 37:24 gegen #24 Oregon State gewonnen (zum Vergleich: #6 TCU auf “neutralem” Grund 30:21 gg Oregon State gewonnen). Optimale Leistung der Offense. Die Defense muss man sich noch einmal näher anschauen, siehe unten.
Boise States größtes Problem sind derzeit #1 Alabama und #2 Ohio State, die momentan kaum Schwächen zeigen. Boise State braucht vermutlich zwei Niederlagen einer der beiden Mannschaften um sich vorbeischieben zu können. Bama hat die schwerste Hürde des Spielplans genommen. Ich sehe nur noch zwei mögliche Stolpersteine: am letzten Spieltag zuhause gegen Auburn und das SEC-Championship-Game vermutlich gegen #9 Florida oder #12 South Carolina.
Ähnlich Ohio State, wo nur die beiden Rivalries gegen #18 Penn State und #21 Michigan Upset-Potential haben – beide Spiele spielen aber die Buckeyes zuhause.
In der Ruhe liegt die Kraft: #10 Arkansas – #1 Alabama
#1 Alabama gewinnt 24:20 bei #10 Arkansas. Noch zur Halbzeit lag Alabama Crimson Tide 7:13 und später im 3ten Viertel 7:20 zurück. Entscheidend für das Comeback waren zwei Umstellungen bei den Alabama Crimson Tide in der Halbzeit und Bama hatte die Coolness auf diesen Plan B zu vertrauen statt in Panik zu verfallen.
Die Defense setzte mit Blitzes Hogs-QB Mallett verstärkt unter Druck (17Pkt in der 1ten Halbzeit, 3Pkt in der 2ten…) und in der Offense ließ man den Hogs-Pass Rush durch Screens ins Leere laufen, konnte so dem Laufspiel noch mehr Raum zur Entfaltung geben. Man blieb ruhig, legte drei lange Drives hin und punktete.
Arkansas hatte diesen Plan B nicht. Nach dem Ausbau auf 20:7 gelang den razorbacks nur noch zwei 1st Downs: ein Drive über 90 Sekunden und 5 Plays, ein Drive über 90 Sekunden und 3 Plays und ein Drive über 83 Sekunden und 5 Plays. 1 Punt, zwei Interceptions.
Hogs-QB Mallett mit 25/38 für 357passYds, theoretisch ein guter Tag, wenn da nicht die drei INTs und die schwachen letzten drei Drives gewesen wären.
Bama-RB Mark Ingram mit 24 rushes für 157rushYds, 2TDs und damit einen weitere Heisman-Trophy-Show-Tag.
Wie wenig muss man spielen um zu gewinnen? #7 Texas – UCLA
Die Überraschung des Tages war die 12:34-Niederlage der #7 Texas Longhorns zuhause gegen die UCLA Bruins. Ich weiß gar nicht was überraschender ist: das Texas verloren hat oder das Texas gegen dieses UCLA verloren hat.
UCLA hatte bislang eine grenzwertige Saison. Gegen Kansas State und Stanford wurde man brutal abgeschlachtet. Die Defense konnte kein Laufspiel stoppen und die Offense war komplett blutleer.
Die erste Halbzeit von Texas – UCLA war eine Anhäufung von Fehlern, Drops, Strafen und Turnovers auf beiden Seiten. Trotzdem war Hauptprofiteur der Schlampigkeitsorgie UCLA, die 10 Punkte zur 13:3-Halbzeitführung geschenkt bekamen. UCLA zur Halbzeit: drei 1st Downs und 70 OffenseYds. Texas machte 148 OffenseYds in 8 Drives, punktete aber nur einmal und gab den Ball viermal ab: u.a. an der eigenen 4, an der eigenen 32 und an der eigenen 41.
Die zweite Halbzeit bestand für UCLA darin, die Gameclock runterticken zu lassen. Seit dem Houston-Spiel in der dritten Woche haben OffenseCoordinator Chow und Headcoach Neuheisel an der Offense geschraubt und setzen massiv auf Laufspielzüge statt auf die (nicht vorhandenen) Passer-Qualitäten von QB Prince. QB Prince diesmal 5/8 für 27passYds, dagegen 264Yds für die Laufoffense via RB Franklin (118) und RB Coleman (94yds). Das ist schon fast Navy-esk.
Bedenklich die Zahnlosigkeit von Texas gegen verbesserte Defense von UCLA. Von der Schwäche der Laufdefense bei UCLA nicht mehr viel zu spüren: nur 85rushYds (3,7rushYds pro Lauf) zugelassen. Der Pass Rush von UCLA wirkte zwar nicht in Form von Sacks oder dem Runterziehen der Completition% von Texas-QB Garrett Gilbert aus, aber Gilbert fühlte sich einmal mehr sichtlich unwohl hinter einer kaum vorhandenen Pass Protection und zeigt bei kollabierender Pocket weiterhin die Antizipationsfähigkeit eines an der Wäscheleine aufgehängten Tofu-Steaks (30/45-264passYds-TD-INT-2Sacks).
Gilbert ist für mich Indiz für nicht in sich ruhende Texas-Offense. Mich würde dabei interessieren, wieviel Anteil gestern dabei Headcoach Mack trug, der gestern versuchte UCLA mit den Mitteln von Stanford und mit schnellen Plays (selten mehr als 30-35sek auf der Playclock verbraten) auszutricksen. War es zu schnell für die Texas-Offense?
Für Texas sieht es derzeit nach einer Saison zum Vergessen aus. Dies wird eher ein Lehrjahr für die Mannen rund um QB Gilbert.
Das sieht nach einem üblen Leistungseinbruch in der Big 12 South aus. Texas verlor, #8 Oklahoma kam gegen Cincinnati mit einem blauen Auge davon 31:29. Schon letzte Woche siegte man nur mit 3 Punkten gegen Air Force.
In der Big 12 North legte #7 Nebraska auch nur ein maues 17:3 gegen South Dakota State hin.
Landesweites Vortanzen beendet: #3 Boise State – #24 Oregon State
#3 Boise State gewann 37:24 gegen #24 Oregon State. Oregon State gelang im 1ten Viertel ein Special Team-Big Play mit einem zum TD returnierten Punt. Sieben Punkte die den Unterschied zwischen beiden Mannschaften geringer erscheinen lassen, als er sich eigentlich anfühlte.
Boise State hatte zuviele Offensivwaffen und eine zu gute OL für Oregon State. Umgekehrt konnte Oregon State in einem Highscoring-Game nicht mithalten, da Boise State das Laufspiel abwürgte (78rushYds, RB Rodgers 46rushYds). Die Beavers konnten keine Vorteile daraus ziehen, dass die Broncos in der Defense hinten keine Big Plays machen kann und in 1:1-Situationen bei Tacklings häufig schlecht aussieht. Zu häufig gelang es Boise State diese Schwäche durch puren Speed und mit einer Vielzahl von Spielern zu kompensieren.
Oregon State QBs Ryan Katz ist kein Schlechter, aber Boise State spielt ein zu gute Offense und zwingt dem Gegner damit ein Highscoring-Game auf. Boises way or no way. Die gegnerische Offense muss in der Lage sein das Tempo mitzugehen um selber 40 Punkte zu erzielen. Was Boise State an variantenreicher Offense abzieht, war wieder einmal mehr atemberaubend. Läufe, Tiefe Pässe, Screens, Scrambles, Fakes, Play Actions. Ein Feuerwerk. QB Kellen Moore bringt für mich neben QB Andrew Luck derzeit die NFL-kompatibelste Leistung aller College-QBs.
Boise State hat jetzt erst einmal das seinige getan um sich auf Platz #3 zu behaupten. Aber wie oben geschildert: dank der Ausnahmestellung von Alabama und Ohio State, sehen die Chancen auf ein weiteres Aufsteigen im Ranking derzeit schlecht aus.
Die anderen Vortänzer: SMU – #4 TCU
#4 TCU befindet sich in einer ähnlichen Situation wie #3 Boise State: Mitglied eines Mid Majors und daher mit großen Problemen so hoch im Ranking aufzusteigen, dass am Ende der Saison das Spiel um die National Championship stehen kann. #3 Boise State hat nun seine zwei landesweit übertragenen Spiele gegen Top25-Gegner gemacht. #4 TCU spielte in der ersten Woche ebenfalls gegen #24 Oregon State und gewann auf “neutralem” Grund 30:21. Daneben steht noch Anfang November ein Spiel gegen #13 Utah an.
Das Freitagsspiel gegen die Southern Methodist (SMU) ist die Austragung einer alten Rivalität und folgerichtig hatte TCU einige Probleme ehe es dann 41:24 gewinnen konnte.
Southern Methodist ist die Mannschaft von June Jones, dem Run’n’Shoot-Anhänger zu seinen NFL-Zeiten und der mit einer ähnlichen Philosophie spektakuläre Hawaii Warriors formte. Ähnliches versucht er auch bei SMU zu etablieren und sein neuestes Werkzeug soll QB Kyle Padron sein. QB Padron hinterließ aber gegen die starke Defense von TCU keinen guten Eindruck. Ihm geht in der Pocket noch komplett das Timing flöten: wann werfen, wann aus der Pocket entschwinden, Missverständnisse mit Passempfängern. Er hat einen guten Arm und ist Willens Hits zu nehmen, aber sein Weg zu einem soliden College-QB ist noch weit weg.
Jones scheint bei der Defense substantiellere Fortschritte geleistet zu haben. Während allenthalben den Kollaps der SMU-Defense gegen TCU erwartete, kam er nicht. Es ist eine schnelle Defense die TCU vor größeren Problemen als erwartet stellte.
Letztendlich war es die TCU-Defense die anzog und die SMU-Offense zum Stillstand brachte, bessere Feldpositionen und Turnovers produzierte und der TCU-Offense das Momentum schenkte. Das war nötig, denn erst Ende des dritten Viertels gelang es TCU den Abstand zu SMU auf mehr als einem Score zu vergrößern. Die TCU-Offense zeigte sich ungewohnt fehlerträchtig mit Fumbles, INTs und unpräzise Pässe. QB Dalton – wie auch gg Oregon State – wieder mit 2 INTs der eher hanebüchenen Art.
Sonstso
#19 Miami Hurricanes nimmt die Pittsburgh Panthers mit 31:3 übel auseinander. Bitte: die Canes waren nicht makellos. QB Harris warf zwei für einen Junior hirntote Interceptions.
Aber entscheidend für das Spiel war das Duell zwischen Canes-DL und Pitts-OL, das von Miami klar entschieden wurden. Laufspiel gestoppt, QB Sunseri bei 8/15 für 61yds gehalten (Backup Bostick warf bei 9 Passversuchen 2 INTs). 5 Sacks.
Bedenklich ist das schon wieder das Pitt-Laufspiel gestoppt wurde. RB Deion Lewis nur für 41yds. Ein Thema das schon in den vorigen Spielen auftauchte. Das sieht nach einer schlimmen Saison für Pitt aus.
Wenn nicht die Pitts-Defense gewesen wäre, wäre die Niederlage locker nochmal 20 Punkte höher ausgefallen – trotzdem werfe ich insbesondere Harris vor, dass er nicht jene Fehlerlosigkeit besitzt, die es braucht um einen der ganz großen Titel zu holen.
Michigan–QB Denard musste nach dem ersten Viertel gegen Bowling Green mit einer Knieverletzung raus, reichte aber trotzdem für 189yds Offense-Produktion (60passYds, 129rushYds). Weiterhin auf der Shortlist für die Heisman-Trophy.
Rekordsieg für #2 Ohio State: 73:20 gegen E.Michigan. QB Pryor mir 348yds und 6TDs.
#9 Florida mit einem Offense-Brustlöser: 48:14 gegen Kentucky. 0 Fumbles, Brantley nur mit einer INT, 0 Sacks und solider Leistung (24/35-248-TD-INT). Doch noch Hoffnung im Gators-Lande? Laufspiel ist weiterhin eher blass.
Auch aus der Abteilung “Brustlöser”: #20 USC 50:16 gegen Washington State. Na ja: USC ließ 256 PassingYds von Washington State zu, mehr Yds als Washington State von Montana State und Oklahoma State zugebilligt bekam. Also keine Entwarnung bei der Pass-Defense.
Mein Dark Horse #16 Stanford mit 37:14 bei Notre Dame.
Offene SEC nach #17 Auburns Sieg gegen #12 South Carolina 35:27.
#23 Penn State mit einem rostigen 22:13-Sieg gegen Temple, nachdem man zur Halbzeit 9:13 zurücklag.
Tennessee kann diese Saison keine Spiele einfach gewinnen. Gegen UAB musste zweifache Overtime her zum 32:29. Die Vols waren in den Wettbüros Favorit mit zwei TDs Vorsprung und lagen zur Halbzeit 23:7 in Führung.
Ole Miss kommt ins Laufen (Harhar!): 425 rushing Yards beim 55:38-Sieg gegen Fresno State. RB Molden mit 19rushes und 228rushYds, QB Masoli mit 8rushes/59rushYds und 8-12 für 153passYds-2TDs-INT
In der Big East fing sich Purdue eine böse Niederlage gegen Toledo ein: 20:31.
Die Virginia Tech Hokies nach den zwei Auftaktniederlagen gegen Boise State und James Madison nun mit dem zweiten Sieg in Folge: nach 49:27 gegen East Carolina nun 19:0 bei Boston College.
Übrigens hat sich unter der Woche die Diagnose für Houstons QB Case Keenum bestätigt: gegen UCLA erlitt er einen Kreuzbandriss und seine Karriere am College dürfte damit zu Ende sein. Houston gewann am Wochenende mit Freshman-QB Terrance Broadway gegen Tulane 42:23.
Reaktionen
Schöner Bericht, sehe ich in den meisten Spielen ähnlich.
Mein Eindruck war das Arkansas QB Mallet das Spiel weggeschmissen hat. Alabama hatte lange kein Mittel gegen die Arkansas D. Denke auch das Arkansas in den Rankings steigen wird.
Texas hat mich enttäuscht, sicher war das gegen Texas Tech keine überragende Leistung, aber es hat gereicht den Konkurenten ziemlich locker zu überwinden. Der Sieg von UCLA dürfte der gesammten PAC TEN , besonders Stanford zugute kommen.
Boise war gut, aber die Siege gegen ein in den preaseson polls overrated Virgina Tech und gestern werden nicht “impressive” genug sein für ein National Title game.
Besonders interessant wird es in meinen Augen, wenn ein PAC TEN team (Oregon, Standford) undefeated sein sollte im Vergleich zu einem SEC team mit einer Niederlage. Gerade die SEC West hat 4 potentielle Top 15 Teams in der Conference. (Ich hatte LSU nicht auf der Rechnung aber gestern mal ein ! mit dem Upset über WVU)
Die Big East dürfte der große Verlierer der ersten Wochen sein. Rutgers gg. North Carolina sowie WVU gg LSU und besonders Pittsburgh gg Miami mit bitteren Niederlagen. Am besten hatte sich da fast noch Cinci geschlagen, die nah an einem Upset gegen Oklahoma dran waren
Ansonsten wenig Überrschungen.
Meine Prognose für die Rankings diese Woche:
Vorne wird sich wenig ändern, ich sehe Oregon vor TCU, Texas sollte merklich abstürzen(14-16), Arkansas wird denke ich vor Texas, Oklahoma und Nebraska landen. South Carolina und Auburn werden wohl die Plätze tauschen.(wobei ich von beiden sehr angetan bin). Stanford sollte steigen, genauso LSU. Abschließend denke ich, dass WVU rausfliegt und dafür Misouri reinrutscht