Liverpool – Chelsea 0:1
Die Partie begann müde, mit vielen Fehlpässen im Mittelfeld. Liverpool wartete mit einer etwas defensiveren Aufstellung auf, u.a. Hamann für Mellor. Die Partie entwickelte sich erst im Laufe der ersten Halbzeit zu einem sehr ansehnlichen Spiel, als Liverpool begann mehr Druck auszuüben.
Chelsea steht hinten recht wacker, mit einem omnipräsenten John Terry, aber das Mittelfeld verliert zu viele Bälle. Lampard ist ein Schatten seiner selbst, inzwischen durch einige Schiedsrichterentscheidungen enerviert. Vorne kriegen die Offensiv-Spieler wie Duff, Robben und Gudjohnsen so gut wie keine Bälle ab. Pools Dudek wurde zweimal durch Fernschüsse geprüft.
In der Schlußviertelstunde der ersten Halbzeit dreht Liverpool das Dampfrad auf und machte viel Druck mit phasenweise 80% Ballbesitz. Dabei gelingt es des Reds immer wieder über die Flügel, links wie rechts, bis zum Strafraum durchzukommen und zu Flanken.
So druckvoll das ganze ist, was Liverpool zu einer Spitzenmannschaft fehlt, ist ein Vollstrecker, ein adäquater Stürmer. Die Flanken aus dem freien Spiel heraus, werden kaum verwertet. Die gefährlichsten Chancen resultieren derzeit aus Standardsituationen die gefährlich in den Strafraum geschlagen werden und u.a. zu einer elfmetereifen Situation führte, als der Ball an Tiagos Hand sprang.
Mourinho wird nicht gefallen wie Chelsea sich hat hinten reindrücken lassen und zum Schluß das Mittefeld fast komplett aufgegeben hat. Auch die Defensive ist diskurswürdig (Johnson, Ferreira), da sie zuviele Vorstöße über die Außenseiten zulassen.
In die Halbzeit ging es aber trotz Liverpools Sturm und Drang mit einem 0:0.
Desaströse Nachricht für Liverpool: Xabi Alonso, der in der ersten Halbzeit wegen Verletzung ausgewechselt wurde, hat sich ersten Informationen nach den Knöchel gebrochen.
Interessante Fakten vom englischen Kommentator, die im Kontrast zu meiner Behauptung über das unattraktiv-spielende Chelsea spielen: Letztes Jahr blieb Arsenal in den ersten 20 Spielen ungeschlagen. Dieses Jahr wurde Chelsea bis zum gleichen Zeitpunkt zweimal geschlagen, hat aber trotzdem mehr Punkte als Arsenal im Vorjahr und das bei weitem bessere Torverhältnis.
[15h41] 2te Halbzeit
Die erste Halbzeit versprach aufgrund ihres rasanten Endes viel, die zweite Halbzeit konnte es aber leider nicht halten. Der Regen schien Liverpools Elan abgekühlt zu haben.
Beide Mannschaften kamen personell unverändert aus den Kabinen, aber den Reds gelang es nicht Druck aufzubauen. Viele Ballverluste im Mittelfeld und dazu kaum noch Aktionen über die Flügel. Gerrard, auch heute ein grandioser Spielantreiber, blieb in der Mitte und Riise rückte kaum noch nach vorne, von rechts kam nichts mehr.
Chelsea schien sich auf das Halten einer sauberen Bude verlegt zu haben, machten ihrerseits nicht allzuviel nach vorne, was sich auch später mit der Hereinnahme von Drogba und Cole nicht änderte.
Joe Cole wurde einst als größtes englische Talent gefeiert, hat aber unter Mourinho aufgrund mäßiger Disziplin nur noch selten einen Startplatz. In der Hinrunde kam er gegen Liverpool für den verletzten Drogba rein und schoß den entscheidenden Treffer zum 1:0-Sieg an der Stamfrod Bridge.
Heute ist er reingekommen, nimmt eine Kopfball-Ablage von Johnson an der Strafraumgrenze volley, Carragher fälscht mit der Hacke ab, 1:0 für Chelsea, 81te Minute.
Die limitierte Kreativität von Liverpool in dem Fach Ball-in-Kasten-reinhauen machte sich in den restlichen 12 Spielminuten bemerkbar. Überhastet und von einem Kopfball abgesehen, nicht wirklich ernsthafte Prüfungen für Cech. Eine unverdiente Niederlage von Liverpool, die sich aber aufgrund der verschenkten zweiten Halbzeit nicht von einer Schuld freisprechen können.
Chelsea gewinnt damit an der Anfield Road 1:0, von seinen 16 Siegen ist es der 7te 1:0-Sieg. Die Blues setzen damit die gleich spielenden Arsenal und ManU in Sachen Punkteabstand unter Druck.
Aufatmen in Everton und Middlesbrough, denn Liverpools Angriff auf den vierten Championsleague-Platz ist erstmal verschoben. Liverpool hat ganz andere Probleme an den Backen. Mit Alonso fällt für Liverpool ein wichtiger Spielmacher aus, über die Schwere von Riises Verletzung ist noch nichts bekannt.
Ich bin von Liverpools Bemühungen angenehm überrascht, von der einstigen Lethargie ist nicht mehr viel zu sehen. Aber um an die Top 3 ranzukommen, muss Benitez noch ganz dicke Bretter durchbohren, denn der Spielaufbau ruht derzeit noch zu sehr auf den Schultern von Gerrard. Von Abwehr und Angriff kommt diesbezüglich zu wenig.
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