CFL 2009, #4: Winnipeg und BC tiefer in die Krise
Der vierte Spieltag der Canadian Football League (CFL) wurde von blutleeren Offenses dominiert. Winnipeg und BC haben sich tiefer in die Krise reingespielt, während Montreal ungeschlagen bleibt und das einzige Team über .500 ist.
Montreal Alouettes – Hamilton Tiger Cats 21:8
Das Aufeinandertreffen der beiden besten Mannschaften in der East Division (Montreal 3-0, Hamilton 2-1) wurde eine fade Geschichte. Freuten sich die Hamilton Tiger Cats noch darüber, dass sie die sonst schnell startenden Montreal Alouettes bei 0 Punkten und 0 rushing yards halten konnten, sollte das zweite Viertel bereits die Entscheidung zugunsten der Alouettes bringen.
Montreals QB Anthony Calvillo änderte seine Spielweise und warf verstärkt die tiefen Bomben, u.a. einen TD auf WR Richardson. Der schwache Pass Rush Hamiltons wurde von Montreals OL ausgeschaltet. Es war eigentlich nur den etwas unpräzisen langen Pässen von Calvillo zu verdanken, dass dieser kleine Zwischenspurt von Montreal nur eine 18:6-Halbzeitführung brachte. Für Hamilton war aber dieser Rythmuswechsel schon der Genickbruch.
Montreal zeigte einmal mehr, dass sie die derzeit beste Laufdefense der Liga haben und legten das Laufspiel von Hamilton komplett an die Kette. In Sachen Pass zeigte sich bei Hamilton ein ähnliches Bild wie in den Vorwochen: QB Quinton Porter ist kein schlechter Mann und könnte mit seiner Athletik der Offense eine zusätzliche Dimension geben. Aber irgendwie… wie in der Vorwoche kam QB Kevin Glenn im 3ten Viertel für Porter rein, ohne dass er ein Offense-Feuerwerk entfachen konnte. Hamilton machte in der zweiten Halbzeit nur noch 2 Punkte, während Montreal mit langen Drives die Uhr herunterlutschen konnte.
Das schnelle und kurze Pass-Spiel Hamiltons braucht ein eingespieltes Team. Auch wenn Coach Bellefeuille bereits während der letzten Saison ans Ruder kam, spielt diese Offense de-facto erst seit dieser Saison zusammen. Ich habe das Gefühl das ligaweit in den Offenses das blinde Verständnis fehlt, sofern man nicht wie die Alouettes seit Jahren zusammenspielt. Das könnte darauf hindeuten, dass die Preseason in der CFL zu kurz ist. Insofern schreibe ich Hamilton noch nicht ab und wäre nicht überrascht, wenn sie sich in der zweiten Saisonhälfte mit montreal einen harten Fight liefern.
MTL-QB Calvillo mit 30 von 39 für 404yds, 2TDs und 1INT.
HAM-QB Porter mit 12 von 21 für 155yds, 1INT, 7 Rushes für 37yds
HAM-QB Glenn mit 12 von 19 für 198yds
HAM-RB Cobb nur mit 7 Rushes für 16yds
Hamilton mit 5 Passfänger mit 46 und mehr Yards und mindestens 3 Catches.
Winnipeg Blue Bombers – Toronto Argonauts 5:19
Die Partie war prototypisch für den vierten Spieltag, mit schwachen Leistungen der Offenses von Winnipeg (1-2) und Toronto (1-2).
Toronto versuchte seine Turnover-Probleme in Griff zu bekommen. Vergeblich. Beim zweiten Play des Spiels wurde ein Pass von QB Kerry Joseph abgefälscht und dann abgefangen. Unterm Strich gab es 2 Interceptions und einen Fumble gegen Toronto. Das es trotzdem zu einem Sieg reicht, lag vor allem an der unfassbar schwachen Leistung der Blue Bombers-Offense vor eigenem Publikum. QB Lefors in der ersten Halbzeit mit nur einem einzigen 1st Down. Lefors mit 7 von 11 für 30yds und 1 INT. Headcoach Mike Kelly hatte zur Halbzeit die Schnauze voll und brachte QB Byron Randall diesmal schon zur Halbzeit. Seine Stats: 1 von 5 für 6yds und 1 INT. Über diesen Flop derart verzweifelt, brachte Kelly im 4ten Viertel gar den third stringer QB Richie Williams. Was soll man sagen: 3 von 10 für 30yds.
Die desaströse Offense wird dann noch durch RB Fred Reid komplettiert. 12 Läufe für 32yds. Insgesamt 136yds Offense-Produktion. Das toppt an Schlechtigkeit sogar die 260yds gegen Hamilton in der Vorwoche.
Bessere Werte für Toronto. QB Kerry Joseph nicht brilliant: 14 von 28 für 144yds, 2INTs plus 5 rushes für 36yds. RB Robertson immerhin mit 24 rushes für 101yds, 1 TD und 1 Fumble.
Winnipeg-Headcoach Mike Kelly kündigt an, die komplette Offense auf den Prüfstand zu stellen. Aber was für Alternativen hat der Mann aktuell? Die drei QBs und der RB sind nicht in der Lage das Spiel alleine an sich zu reißen. Die zu Saisonbeginn stark umgebaut Offense Line hat nun das vierte Spiel in Folge in unveränderter Formation gespielt, scheint aber Teil des Problems zu sein. Mike Kelly hat zu Saisonbeginn mit dem absichtlich herbeigeführten Umbruch hoch gepokert und hat nach vier Spieltagen eigentlich bereits seine komplette Rhetorik verpulvert. Gibt es am nächsten Samstag in Toronto eine ähnlich erbärmliche Vorstellung der Offense, ist Kelly eigentlich nur noch dead man walking.
Für Toronto ist es zu früh zur Entwarnung. Es dürfte nicht sehr viele Gegner in der CFL geben, bei denen 19 Punkte trotz dreier Turnovers und vier Sacks zum Sieg reichen. Unter der Woche wurde WR Arland Bruce vom neuen Coach Bart Andrus wegen verächtlicher Kommentare gegenüber QB Joseph suspendiert. Die Qualität des Spiels trug nicht dazu bei Andrus und QB Joseph gegenüber der Kritik von Bruce zu stärken.
BC Lions – Calgary Stampeders 10:48
Die BC Lions (1-2) und Titelverteidiger Calgary Stampeders (1-2) gingen als Problemkinder in den vierten Spieltag. Meine Eindrücke, dass es sich dabei bei Calgary nur um temporäre Probleme handelt, während die Karre bei BC wesentlich tiefer im Dreck steckt, haben sich am Freitag bestätigt.
Auch diese Spiel begann mit einem sehr schaumgebremsten ersten Viertel in dem die Defenses dominierten. BC konnte 7:4 in Führung gehen. Das war es aber auch schon mit der BC-Dominanz. Calgary gelang es als erste Mannschaft die Offense zu etablieren und ging mit einer 21:7-Führung in die Halbzeit. Es war ein Abtausch von Feldpositionen, dass von Calgary klar gewonnen wurde: dank Laufspiels von RB Reynolds (17 rushes, 131yds, Calgary mit insgesamt 219yds aus dem Laufspiel), dank Turnovers (BC mit 2INTs und 1FUM), dank schlechtem Spiel des BC-Special Teams und dank vier QB-Sacks von Calgary.
Der verdiente aber alternde BC-Coach Wally Buono versucht mit dem Austausch des QBs zur Halbzeit neue Impulse zu setzen. Doch der Wechsel von QB Jarious Jackson gegen Buck Pierce bringt im Gegensatz zur Vorwoche, diesmal so wenig, dass Buono Pierce wieder aufs Feld bringt. Ist eh egal, denn beide Quarterbacks wurden vom Heimpublikum gnadenlos ausgebuht.
Das Offense-Elend von BC in Zahlen:
BC-QB Buck Pierce mit 8 von 18 für 97yds, 1 INT. Dazu 4 rushes für 29yds
BC-QB Jarious Jackson mit 2 von 8 für 6yds, 1 INT und 1 FUM. Dazu 2 rushes für 9yds und TD.
RB Mallett mit 5 rushes für 36yds.
Insgesamt also 177yds Offense für die BC Lions.
Wieder 4 Sacks bekommen. Die pass protection bleibt in BC ein Problem. Die Lions gehen ganz schweren Zeiten entgegen. Wenn der Umschwung nicht kommt, wird dies die letzte Saison von Wally Buono sein.
Saskatchewan Roughriders – Edmonton Eskimos 33:38
Das letzte Spiel des Spieltages war gleichzeitig das beste Spiel der Woche und letztendlich eine sehr unglückliche Niederlage für Saskatchewan (2-1) gegen Edmonton (1-2). Zwei etwas andere Schiedsrichterentscheidungen bei der Positionierung des Balls im vorletzten Roughriders-Drive die nach dem 3rd down statt in einer turnover on downs in ein neues 1st down resultiert hätte oder den Catch im letzten Drive gut gegeben statt incomplete – Saskatchewan zuletzt ohne Auszeiten, hat ergo keine challenge mehr ziehen können – die Roughriders hatten ihre Chancen das Spiel noch zu drehen.
Edmontons Headcoach Richie Hall hat unter der Woche vielleicht am stärksten aus der CFL an der Offense geschraubt. Nach der Verletzung des fangsicheren RB Jesse Lumsden und dem wenig überzeugenden Ersatz durch RB Arkee Whitlock, baute Richie Hall die Startformation um. Mit FB Mathieu Bertrand wurde im Backfield explizit ein Vorblocker und Mann für die pass protection hingestellt. RB Whitlock teilte sich die Einsatzzeit fast Fifty-Fifty mit RB McCarthy. McCarthy war bei den Catches effizienter als Whitlock und machte zwei Lauf-TDs. Dafür hatte Whitlock den ästhetischeren TD mit einem 18yds-Tanz durch die Roughriders-Defense durch, der Edmonton im 4ten Viertel wieder in Führung brachte und letztendlich das Endergebnis darstellte.
Im Spiel hatte Saskatchewan den besseren Start. Edmonton zeigte suizidöse Tendenzen mit zwei Turnovers (Fumble und Interception) die zu 14 Punkten für Saskatchewan führte. 15:0-Führung für die Roughriders nach dem ersten Viertel. Edmontons QB Ricky Ray sah so schlecht aus, dass der TSN-Analyst schon seine Auswechslung gegen Jason Maas forderte.
Edmonton gelang es bereits im 2ten Viertel zumindest die Chemie der Partie zu verändern, auch wenn sich das noch begrenzt im Ergebnis auswirkte und Saskatchewan mit einem 25:13 in die Halbzeit ging.
Edmonton hielt an seinem Rezept fest und ging im 3ten Viertel in Führung: lange Drives, viel Zeit von der Uhr nehmen, das Laufspiel rund um McCarthy und Whitlock etablieren und zwischendurch für Entlastung mit Screens von Ray auf die beiden RBs oder mit tiefen Pässen auf WR Peterson und WR Rector sorgen. Nach dem 3ten Viertel stand es prompt 30:25 für Edmonton.
Saskatchewan riß aber im 4ten Viertel noch einmal das Spiel an sich. Vorallem QB Darian Durant zeigte Leaderqualitäten. Ausgangs des 3ten Viertels legte er einen exzellenten Drive über 75yds hin, der nach nach 2:26 Minuten Länge zu Beginn des 4ten Viertels abgeschlossen wurde, mit drei Pässen auf Bagg, Walker und Clermont sowie zwei kurzen Läufen von Cates und Szarka. Das brachte die zwischenzeitliche Führung ehe Edmonton noch zurückschlagen konnte. In den Schlußminuten – siehe oben – hatte Saskatchewan noch zwei erfolgversprechende Drives. Der erste Drive wurde 3:20 vor Spielende an Edmontons 20 bei einem fragwürdigen turnover on downs gestoppt. Der zweite wurde 76 Sekunden vor Schluß an Edmontons 44 per fragwürdigen incomplete beendet.
Saskatchewan schien in dieser Saison nur von seiner Defense leben zu wollen. Mit QB Durant gibt es das erste Lebenszeichen in der Offense. Durant leidet aber darunter, dass er keine Entlastung durch das Laufspiel bekommt.
Die Tabelle
Montreal ist die einzige Mannschaft in der kompletten CFL mit mehr Siegen als Niederlagen und mit 4-0 noch ungeschlagen Tabellenführer im Osten.
Im Osten folgen mit Toronto und Hamilton zwei Mannschaften und im Westen stehen Calgary, Edmonton und Saskatchewan drei Mannschaften bei 2-2.
Im Osten steht Winnipeg mit 1-3 am Tabellenende. Im Westen ist es BC mit 1-3.
Woche 5
Am Donnerstag wird zuhause das aufgefrischte Laufspiel von Edmonton beim Besuch von Montreal einer Belastungsprobe durch die gute Laufdefense der Alouettes unterzogen. In Woche #2 verlor Edmonton in Montreal 16:50.
Am Freitag befindet sich BC in Hamilton erneut auf der Suche nach einem Funken Hoffnung für eine einigermaßen tauglichen Saison. Hamilton gewann in Woche #2 in BC 31:28.
Am Samstag treffen aus dem Osten Toronto – Winnipeg aufeinander. Winnipeg denkwürdig schwach, aber auch Toronto hat diese Woche beim Spiel in Winnipeg (19:5) nicht wirklich souverän gespielt. Kurz: Not gegen Elend.
Die vielleicht interessanteste Partie findet im Westen statt: Calgary, das wirklich immer besser in Schwung zu kommen scheint, gegen Saskatchewan, die nur unglücklich zuhause gegen Edmonton unterlagen.
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