Screensport am Mittwoch

Hach – heute vor einem Jahr, an einem lauen Sommerabend in Deutschland, geschah in Belo Horizonte gar erstaunliches. So ein Spiel, das vergisst du nicht.

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Wegen dem etwas größeren Screensport Zwo-Anteil heute, nur kurz ins Tagesprogramm gehüpft: Wimbledon mit den Viertelfinals der Männer ab 14 Uhr, u.a. den Top4 der Setzliste: Djokovic, Federer, Murray und Wawrinka.

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Von der gestern begonnenen U20-EM im Basketball der Männer und der Frauen (die schon ein paar Tage früher begonnen haben) produziert die FIBA Liveübertragungen via Youtube: youtube.com/user/FIBAWorld. Aus Zeitgründen kann ich erst einmal nur den Spielplan für heute eingeben. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen geht es um 14h15 bzw 14h los.

NFL goes free

Gestern stellte ProSiebenSat.1 auf einem Screening in Hamburg das 2015/16er-Programm für seine TV-Sender vor und es wurde wahr, was seit einigen Wochen als Gerücht erzählt wird: P7S1 steigt massiv in die NFL-Übertragungen ein.

Für den Free-TV-Sender ProSieben MAXX (nicht zu verwechseln mit ProSieben FUN oder DMAX) wurden 43 NFL-Spiele eingekauft. Man wird an jedem Spieltag am Sonntag um 19 Uhr und 22 Uhr je ein Spiel live zeigen (= 34 Spiele) und dazu kommt die ProBowl (1 Spiel). Um auf 43 Übertragungen zu kommen, bleiben darüber hinaus noch Playoff-Spiele und vielleicht auch zwei der Thanksgiving-Spiele.

In seiner Pressemitteilung vermeidet P7S1 das Wort “exklusiv”, weswegen der Verdacht nahe liegt, dass das Pay-TV-Paket noch auf dem Markt ist. Zudem nennt P7S1 auch keine Laufzeit des Vertrages.

Karten auf dem deutschen Sportrechtemarkt – neu gemischt

Es hat sich in den letzten Wochen viel ereignet und es stehen noch einige fette Pötte auf dem Markt. Ich habe jetzt noch ca. 40 Minuten Zeit bis zum Kundentermin das ganze zusammenzufassen. Ich versuche es.

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Durch Fusionen, Übernahmen und Führungswechsel befindet sich die deutsche (Sport-)TV-Landschaft in einem Umbruch. Gepaart ist das ganze, mit einigen wichtigeren Rechtepaketen die auf dem Markt sind – bis hin zum Hauptgewinn “Bundesliga-TV-Rechte” die im ersten Quartal 2016 massiv in den Fokus rücken werden. Das was bislang als Rechteausschreibung der DFL durchgesickert ist, sieht mir nach einem weiteren Versuch der DFL aus, einen kleineren Wettbewerber anzufüttern. Nehme ich die neue Konstellation auf dem TV-Markt hinzu, würde ich auf einen Gang Richtung “englische Verhältnisse” tippen: Ein “kleinerer” Sender wie z.B. Eurosport wird mit einem kleineren Paket bedacht (aktuell sollen u.a. zwei 30-Spiele-Pakete in der Ausschreibung drin sein).

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Die aktuelle Rechtevergabe der NFL an einen Free-TV-Sender ist vor dem Kontext zu sehen, dass die NFL nach “Eroberung” des britischen Marktes, nun in Deutschland versucht Fuß zu fassen. Die Gerüchte rund um die Austragung eines regular season-Spiels in einer deutschen Stadt, sind massiv gestiegen und für so eine Veranstaltung sucht die NFL einen Medienpartner, der hier im Land für so eine Veranstaltung den Boden bereiten kann – dazu gehört nicht nur die Zuschauer auf Football anzufixen, sondern auch die einheimische Wirtschaft anzubohren um adäquate Werbepartner zu finden, aber auch die Liga soweit hier zu verankern, dass die bereits vorhandenen NFL-Sponsoren einen Mehrwert an Spiele in Deutschland haben. Kurz: es braucht jemanden, der über Monate hinweg, für richtig viel Buzz sorgen kann.

So was erreichst du nicht mit einem Sport-Spartensender wie SPORT1 US. Und sowas erreichst du nicht mit drei Spielen auf SAT.1. Gesucht wird ein Medienpartner. Ein Partner der Reichweite generieren kann und strategisch arbeiten will. Dafür kamen eigentlich nur drei Konzerne in Deutschland in Frage. Axel Springer fehlt (noch) das TV-Standbein, SKY Deutschland wäre aufgrund von Synergieeffekten mit der britischen und italienischen Schwester nicht uncharmant (und da das Pay-TV-Paket noch nicht vergeben ist, ist diese Idee auch noch nicht tot). Bleibt P7S1, die ihre strategische Denke u.a. dadurch gezeigt haben, dass sie in den letzten Jahren am Thema NFL dran geblieben sind und es von Jahr zu Jahr sukzessive ausgebaut haben. Was ist mit RTL? Sie hätten auch die Reichweite, sind aber in dem Thema überhaupt nicht drin und bleiben erst einmal bei ihrer Sport-Leuchtturm-Politik. Formel 1, Nationalmannschaft. Klitschko. Und gut ist.

Und wegen diesem Medienpartner P7S1 springt die NFL sogar über ihren Schatten und lässt den europaweiten Satellitenempfang von NFL-Spielen um 19h und 22h zu – okay, nur auf deutsch und nur in SD (HD ist via HD+ verschlüsselt). Aber das verdeutlicht, dass die Dimension dieses Deals über das hinausgehen muss, was da in der Presseerklärung drin steht – über das bloße Versenden von 43 NFL-Spielen hinaus. Da ist größeres geplant, das sich nicht nur auf das Fernsehen beschränkt.

Übrigens scheint bei den gestrigen Screenings trotz des NFL-Deals “ran+” weiterhin nicht von den Toten auferstanden zu sein.

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Der offensichtliche Verlierer beim NFL-Deal ist SPORT1 US. Das Pay-TV-Paket scheint noch auf dem Markt zu sein, dürfte aber durch die Ausstrahlung von 19h- und 22h-Spielen im Free-TV entwertet worden zu sein. Das macht für SPORT1 US das Paket nicht komplett sinnlos. Erst einmal senkt es die Rechtekosten für S1US, wofür der Sender vielleicht sogar dankbar ist. Entscheidend wird nun sein, was S1US für das Paket bietet und was die NFL gewillt ist, als Preis zu akzeptieren. Damit ist es erst einmal weiterhin nur eine ganz normale Verhandlung.

Bei der Beurteilung der Situation von SPORT1 US sollte man im Hinterkopf behandelt, dass S1US nicht direkt durch die Zuschauer bezahlt wird, sondern über Einspeisungsgebühren der Plattformbetreiber wie Kabel Deutschland oder SKY. S1US ist dabei nur ein Bestandteil eines größeren Digitalpaketes das als Abo verkauft wird. Das schwächt das Durchschlagen des Verlustes von zwei Spielen (oder die Exklusivrechte an zwei Spielen) enorm ab. Dazu kommt: die S1US-Zuschauer dürften eher Hardcore-Kundschaft sein, die nicht zwingend abspringen werden, weil sie nun sonntags um 19 Uhr auf ProSieben MAXX Jan Stecker in SD für lau bekommen.

Eine weitere Stellschraube ist die Qualität der Spielauswahl, die eigentlich i.d.R. von der NFL vorgeben wird. Wenn man bei ProSiebenMAXX auf Reichweite setzt, dann erreicht man damit auch eine Zuschauerschaft, die recht schmerzfrei reagiert, wenn sie JAX – TB statt PIT – BAL bekommt.

Auf Twitter wurde zudem als mögliche Alternative für S1US der Einkauf des “RedZone Channels” für den Sonntag erwähnt – eine Art Konferenz-Kanal für die NFL am Sonntag, in einem irrwitzig hohen Tempo produziert.

Was aber die Situation für S1US unangenehm macht, ist der Umstand dass anscheinend auch die NBA-Rechte ausgelaufen sind (ich dachte sie würden noch bis Sommer 2016 bei SPORT1 liegen, habe aber gestern dafür keine Belege gefunden – weswegen ich von Sommer 2015, abgeschlossen im Sommer 2013, ausgehen muss).

Also, vorausgesetzt die NBA-Rechte sind auch ausgelaufen: An diesem Punkt wird es kritisch für SPORT1 US. Der eigentliche Kunde sind die Plattformbetreiber, denen Gegenüber der Sender als Anlaufstelle Nr. 1 für US-Sport verkauft wurde. Wenn aber die zwei wichtigsten Sportarten rausgebrochen werden, kommst du in Argumentationsprobleme bei den Kabelnetzbetreibern – zumal die Schlagzahl der anderen US-Ligen im Programm auch eher homöopathisch ist. Dann ist der Punkt erreicht, wo sich SPORT1 fragen könnte, ob das Betreiben eines solchen Senders noch sinnvoll ist. Die Lage bei den anderen US-Sport-TV-Rechten zeigt eine klare Sollbruchstelle im Sommer/Herbst 2016.

Umgekehrt: wenn du als Konkurrent zu SPORT1 auf dem US-Sport-Sektor zuschlagen willst, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen (auch die Spox.com-NBA-Rechte für den Sonntagabend sollten IMHO auf dem Markt sein)

Den Fokus weiter aufgespannt: während Dieter Hahn von der DFL das bekommen hat, was er sich seit Jahren in Interviews gewünscht hat, nämlich kleinere Rechtepakete die auch kleinere Sender wie SPORT1(+) erwerben können, riskieren ihm gerade seine Pay-TV-Sender an anderer Front auszubluten.

SPORT1 US: siehe oben. SPORT1+: die Rechte für die Serie A und Ligue 1, und damit das Fußball-Standbein des Pay-TV-Senders, sind ausgelaufen und es wird gerüchtelt, dass diese auch schon von einem Unternehmen ungleich Constantin Medien erworben sein sollen – wobei unklar ist, was der betreffende Anbieter mit jenen Rechten machen will. Sublizenzierung nicht ausgeschlossen.

Die Investitionen von SPORT1 der letzten ca. zwei Jahre, wandern schwerpunktmäßig in Richtung Free-TV. Selbst dort wo genügend Sendestunden abspringen würden, um auch SPORT1+ zu bedenken, Stichwort “European Games”, wird dies kaum getan. Bei SPORT1 hat man einiges an Geld reingepumpt, siehe auch den Erwerb der Europa League. Aber bei SPORT1+ müsste es nach Verlusten zB der MotoGP netto eher Verluste im Programm-Portfolio gegeben haben – wenn man die Parallelausstrahlungen von SPORT1-Übertragungen mal raus rechnet.

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Was macht SKY bei alledem? Sportchef Burkhard Weber und Ex-Sportchef und jetziger CEO Carsten Schmidt sind eher Vertreter einer Leuchtturm-Politik statt in die Breite zu gehen. Mit Handball hat man sich jetzt an einer neuen Programmfarbe versucht, aber der Fortschritt geht dort eher langsam. Im Fußball schaltet man derzeit anscheinend in Richtung Talks und Dokus, ohne das man wirklich brauchbare Programmplätze dafür etablieren konnte. Größere Formel 1-Plänen sollen sich zerschlagen haben, weil RTL den Zuschlag für weitere Jahre Formel 1 im Free-TV bekommen haben soll.

Dazu kommt der große Kloß “Bundesliga-Rechte” mit der Vergabe 2016, der einen großen Brocken Geld belegt.

Auf der anderen Seite müssen sich Weber und Schmidt fragen, ob das neue Auftreten von Eurosport unter der neuen Mutter Discovery, zuletzt mit dem Erwerb der europaweiten Olympiarechte, nicht auch auf ihrer Seite einen aggressiveren Marktauftritt bei den Sportrechten verlangt.

Überhaupt Eurosport. Die große Unbekannte. Mit dem Erwerb der Olympiarechte ist klar: ja, sie werden Geld in die Hand nehmen. Aber unklar ist, wie sich die Sender verändern werden. Wie paneuropäisch werden sie bleiben? Wie “gesichtslos” werden sie bleiben oder wird man verstärkt auf nationale Strecken mit nationalen Moderatoren und Studiostrecken setzen?

Wie wird man in den Märkten mit Partnern umgehen? In Deutschland ist die Partnerschaft zwischen Eurosport und SKY eine Symbiose, bei der Eurosport von den Kanälplätzen und der Vermarktung profitiert und SKY vom Programmangebot, das teilweise nur exklusiv via SKY zu sehen ist (Optionskanäle, EURO2 HD). Aber wie wird diese Partnerschaft bei einem ambitionierter werdenden Eurosport aussehen – für Sky durch Großbritannien und Italien ja auch immer eine Drei-Länder-Frage.

Und schließlich eine weitere Unbekannte: eine mögliche Fusion oder Übernahme von P7S1 durch Axel Springer. P7S1 ist auf dem Sportsektor noch nicht der allergrößte Player, aber gebündelt mit der Sportmeinungsmacht und den Streamplattformen im Hause Axel Springer, dazu die P7S1-Vermarktung von Plattformen wie tennis.de und in Bälde vielleicht sportdeutschland.tv, würde ein neuer großer Player entstehen.

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Es ist bezeichnend für den Zustand des deutschen Sport-TV-Marktes, dass man aktuell aus dem kleinen Ereignis “Vergabe der NFL-TV-Rechte ans Free-TV” schnell hoch eskalieren kann und sehr schnell in komplett spekulative Bereiche kommt, weil die Szene nicht nur opak ist, sondern sich auch massive Änderungen abzeichnen, deren Zusammenspiel und damit deren Ausgang, von außen nicht zu erkennen sind.

Und so werden wir auch in den nächsten Monaten nichts anderes tun können, als die weiteren Puzzleteile hinzuzufügen. Was passiert mit den NFL-Pay-TV-Rechten. Was wird aus der NBA. Wo wandern die TV-Rechte der Serie A, Ligue 1 und Primera Division hin. Wie verteilen sich die Bundesliga-TV-Rechte. Wieviel Lust auf Formel 1 hat SKY noch.