Resterampe vom Freitag: The Ashes, Basare, Kickoff, Bob Feller

The Ashes: England reißt die Latte

Nach dem gestrigen ersten Tag des dritten Test-Cricket-Matches zwischen Australien und England schien es so, als würden die Australier heute auf die Schlachtbank geführt werden. Sie mussten gestern als erste Mannschaft schlagen und legten nur enttäuschende 268 Runs vor. Der schnelle Boden des WACA gilt zwar als Vorteil für die Werfer – aber 268 schien gegen die bislang schlagstarken Engländer zu wenig zu sein.

Pustekuchen. Heute vormittag gab es nach dem zweiten Tag allenthalben entsetzte Gesichter bei der englischen Mannschaft. Die “Tourists” rissen die niedrige Vorgabe der Australier. Die Engländer kollabierten gleich zweimal. Nach einem recht glatten Auftakt fiel das erste Wicket erst nach knapp einer Stunde. Cook nach 78 Runs. Cooks Niedergang startete aber gleich eine ganze Serie von Wickets durch Australiens Bowler Johnson: Trott und Pietersen nach vier weiteren Runs und Strauss und Collingwood kurze Zeit später. Binnen 20 Runs verloren die Engländer fünf von zehn Wickets. 98-5 der Zwischenstand.

Nach der Mittagspause schien man sich zu stabilisieren. Prior wurde mit dem sechsten Wicket bei 145 Runs rausgeschmissen. Aber knapp anderthalb Stunden nach der Mittagspause zerbröselte es die restlichen vier Wickets zwischen den Runs 181 und 187: Swann, Bell, Tremlett und Anderson. Zwei dieser Wickets wurden wieder durch Johnson gefällt. Mitchell Johnson wurde mit sechs Wickets auch Mann des Tages. England nach seinem ersten Innings nur mit 187 Runs und damit 81 Runs Rückstand auf die Australier.

Das schnelle Ausscheiden der Engländer führte dazu, dass die Australier am zweiten Tag bereits ihr zweites Innings anfangen konnten. 119 Runs bei 3 Wickets, ein ansprechender Schnitt, der sich aber im Rahmen der Erwartungen befindet, wonach der schnelle Boden im Laufe der vier, fünf Tage an Tempo verlieren wird und damit den Battern entgegenkommen wird.

Der Basar von Sportdigital

Heute vormittag schneite eine Pressemeldung von Sportdigital.TV herein: man hat sich die TV-Rechte für die Serie A gesichert. Es werden “mindestens” zwei Spiele pro Spieltag gezeigt werden.

Die Übertragungen beginnen bereits diese Woche mit zwei Knallern: Milan – Roma am Samstag und am Sonntag das intensive Derby della Lanterna zwischen dem FC und Sampdoria aus Genua (jeweils 20h45).

In einem cleveren Schachzug wird Sportdigital.tv ab 6.1. eine “Clear Window”-Promotion machen: ein Spiel pro Woche wird für alle SKY Sport-Abonnenten freigeschaltet. Keine Ahnung ob diese Aktion von SKY subventioniert wird – immerhin böte dies die Chance aggressiv Serie A-Spiele zu vermarkten. Doch die Liebe von SKY zu Sportdigital scheint nur begrenzt zu sein, wenn man sich ansieht, wie sehr die zubuchbare Option “Sportdigital TV” bei SKY versteckt ist.

Was aber immer noch als Haupthindernis für viele SKY-Kunden bleibt, sind die Abobedingungen von Sportdigital TV. Sportdigital TV zeigt zwar beim Erwerb von TV-Rechten inzwischen die Flexibilität eines orientalischen Teppichhändlers – aber fünf Euro pro Monat bleiben viel Holz für eine Mindestlaufzeit von 12 Monaten. Die jetzt erworbenen TV-Rechte von Sportdigital.TV laufen in der Regel nicht über die Saison hinaus, so dass der Abonnent mit einem SD.TV-Abo die Katze im Sack kauft. Was wird im nächsten Herbst bei Sportdigital.tv laufen? Zumal mit SPORT1+ ein Konkurrent mit ähnlicher Ausrichtung auf den Markt gekommen ist.

Ich halte Sportdigital TV zugute, dass sie viel mehr Standvermögen bewiesen haben, als ich es erwartet hätte. Das Vertrauen, das SDTV auch im nächsten Herbst ein interessantes Sportpaket zusammenstellen kann, ist gewachsen.

Aber es gibt ein K.O.-Argument das mich davon abhält Sportdigital.TV zu abonnieren: SKY-Kunden können den Sender nur im Zusammenhang mit einem Laufzeit-Neustart ihres kompletten SKY-Vertrages abonnieren. Angesichts der horrenden Schwierigkeiten die ich im Herbst mit dem Paketänderungen hatte, werde ich mit Sicherheit den bestehenden Vertrag vor dem nächsten Sommer nicht mehr anfassen. Der Laufzeitneustart für das Hinzubuchen eines 5,–-Zusatzabos ist für mich ein absolutes No-Go.

Der Basar der Formel 1

Am Mittwoch machte es als unbestätigtes Gerücht die Runde. Am Donnerstag wurde es per Pressemitteilung offiziell bestätigt: SKY und die Formel 1 gehen in die Verlängerung und absolvieren 2011 eine Ehrenrunde. Recht schmallippig wird die Kommunikationsabteilung wenn nach der Vertragslaufzeit gefragt wird.

Ich sehe keinen Sinn eine längere Vertragslaufzeit nicht zu kommunizieren, daher gehe ich davon aus, dass man sich “auf die Schnelle” nur darauf einigen konnte, den Status Quo für ein weiteres Jahr zu wahren und 2011 weiter zu verhandeln.

Dies könnte für beide Partner eine gute Idee sein. Bis heute hat es zum Beispiel die Formel 1 nicht geschafft, ihr Paket für 2011 zu kommunizieren: werden HD-Produktionen dabei sein oder nicht? Die Fernsehanstalten wie die BBC machen Druck, aber nach dem letzten Zurückrudern von Seiten Bernie Ecclestone würde ich darauf tippen, dass die Formel 1 für 2011 keinen Regelbetrieb in HD anbieten wird.

Sollte die Formel 1 aber zum Beispiel erst für 2012 ein größeres Update des Angebotes planen, zum Beispiel mit Regelbetrieb in HD und 3D, dann ist es sinnvoll den Pay-TV-Partner SKY für ein Jahr im Boot zu halten, um dann für 2012 dieses große Paket auf den Verhandlungstisch zu stellen und bei den Goodies wie Webstreaming, Freies Training, Qualifying o.ä. RTL und SKY gegeneinander ausspielen zu können.

Auch für SKY könnte diese 2011er-Ehrenrunde eine gute Idee sein. Wenn das Szenario von Carsten Schmidt bzgl. der mangelnden Anziehungskraft der F1-Rechte, nicht simple Verhandlungstaktik war (immerhin wird die jetzige Vertragsverlängerung plötzlich wieder als “erfolgreiche Partnerschaft” verkauft), kann SKY 2011 bei den ersten Rennen einige neue Ideen ausprobieren, um zu versuchen wieder mehr Zuschauer ins Auto zu holen.

Auch wenn Carsten Schmidt bzgl. der mangelnden Attraktivität Recht hätte, gäbe es noch einen guten Grund, um die Formel 1-Rechte zu einem sinnvollen Preis einzukaufen: die schlichte Quantität an Programm. Wenn SKY im Sportbereich verstärkt auf Magazinsendungen wie Samstag LIVE setzt, um sein Programm zu promoten, muss es überhaupt noch ein zu promotendes Programm haben. Und zwanzig Rennwochenenden mit jeweils neun Sendestunden Programm sind ein Paket von dem das anämische SKY-Sportprogramm zehren kann.


Ebenfalls diese Woche als Gerücht tauchte die Meldung von Crash.net auf, wonach die BBC einen Wechsel auf dem Kommentatorenplatz vornehmen wird. Demnach soll der Vertrag mit dem TV-Kommentator Jonathan Legard nicht verlängert worden sein und David Coulthard nachrücken. Crash.net meldet dies wohlgemerkt als Fakt, dass nur noch der Bestätigung durch die BBC harrt.

Legard ist nach Erwerb der TV-Rechte durch die BBC 2009 vom Radiokommentator (BBC 5live) zum TV-Kommentator aufgestiegen und wurde schon nach den ersten Rennen heftig von den Zuschauern kritisiert, als jemand, der schnell den Überblick verlieren würde. Insofern ist es durchaus möglich, dass die BBC eine Änderung vornimmt. Aber dass Coulthard oder Analyst Martin Brundle neuer “Color Commentator” werden soll, rückt für mich die Meldung ins Unglaubwürdige.

Kritik: Kickoff Special

Am Mittwoch bzw. Donnerstag gab es auf ESPN America ein einstündiges Special zur Eröffnung des Themenjahres “Quarterback” bei ESPN: “Kickoff Special”

Das Special wird bis auf weiteres erst einmal nicht mehr wiederholt, was schade ist. In der Sendung wurden eine Stunde lang Statements von ehemaligen und aktuellen Quarterbacks aus High School, College und NFL hintereinander geschnitten. Es wurde ein sehr hohes Tempo an den Tag gelegt – ein zu hohes Tempo, denn es gab nicht genügend Zeit über das Gesagte zu reflektieren. Man bekam stattdessen bereits den nächsten Clip mit entsprechend aufgebrezelter Musik um die Ohren gehauen.

Umso erstaunlicher, dass die Sendung es geschafft hat, mich eine Stunde lang in den Bann zu ziehen. Das lag zum einen an der Dramaturgie. Als roter Faden diente der normale Werdegang eines Quarterbacks, mit den Anfängen in der High School, dem Durchkämpfen bis zum Starting-QB im College und dem Durchsetzen in der NFL – bis hin zum Karriereende, wenn der Körper nicht mehr dem Kopf folgen will.

Die ausgewählten Interviewpartner waren wohltuend bunt durchgemischt. Neben den bekannten NFL-Quarterbacks und ehemaligen Legenden, auch die kommenden Stars aus dem Collegebereich und Jungspunde aus der High School. Dazu Stars wie Burt Reynolds (RB bei Florida State), Mark Harmon (NCIS, QB bei UCLA) oder Peter Berg (Schauspieler/Regisseur u.a. Friday Night Lights), die andere Aspekte beisteuern konnten.

Die Sendung war ein einstündiger Statement-Eintopf, bei dem es manch erhellenden Satz gab, vorallem bezüglich der Reifungsprozesse eines Quarterbacks in High School und College – was etwas ist, was man als Europäer mit einem völlig anderen Schul- und Sportsystem nicht auf Anhieb erfassen kann.

Was mit einem Tag Abstand hängen geblieben ist:

  • Die Ausnahmestellung des Quarterbacks, die schon in der High School beginnt. Bereits dort wohnt der Position ein Glamour bei, der auch auf Lehrer oder Nachbarn wirkt.
  • Negativ betrachtet, ergibt sich aus der Ausnahmestellung auch eine permanente Beobachtung. Ein High School-Quarterback sprach davon, dass er sich vorstellt, er würde permanent von einem imaginären Fernsehteam begleitet, um sich die ganze Zeit bewusst zu sein, dass er keine Scheiße bauen darf, weil es sonst sofort sehr hoch gehängt wird.
  • Der immense Leistungsdruck unter denen die QBs bereits in der High School spielen. Nicht umsonst ein Punkt der von Peter Berg, dem Regisseur von “Friday Night Lights”, vorgebracht wurde.
  • Der harte Cut zwischen High School und College. Bereits in der High School zählen die meisten Spieler die Spiele herunter “die letzten drei Football-Spiele meines Lebens”, “die letzten zwei Football-Spiele meines Lebens”, “das letzte Football-Spiel meines Lebens”. Weil Football eben kein Sport wie Fußball ist, wo man auch im fortgeschritteneren Alter bei den zweiten Herren einen Ligabetrieb nachgehen kann. Mit dem Abgang von der High School haben die meisten Schüler ihr letztes Football-Spiel im Leben gespielt. Ja, es gibt Flag Football u.ä., aber der Look’n’Feel unterscheidet sich vom originären Football stärker als es beim Fußball der Fall ist.
  • Burt Reynolds sprach vom Hollywood-Spruch des “Gang wie ein Quarterback”, auch gespeist aus der Leuchtturm-Funktion die ein Quarterback für das Team hat und nach außen verkörpert.
  • Eine Qualität des Quarterbacks ist die mentale Stärke. Auch nach vier Interceptions in der ersten Halbzeit aus den Kabinen rauszukommen, das Team antreiben und so zu werfen, als sei nichts geschehen.

Das Karriereende wurde dagegen nur recht kurz angerissen und vorallem bei Troy Aikman war noch sehr viel Schmerz über das plötzliche Loch danach zu spüren – obwohl Aikman mit seinen TV- und Webeinsätzen eher zu den viel beschäftigten Profis gehören dürfte.

Also: sollte das Feature noch irgendwann mal wiederholt werden: es sei hiermit empfohlen.

RIP Bob Feller

Am Mittwoch ist Bob Feller im Alter von 92 Jahren gestorben. Ein Name der bislang völlig an mir vorbeigegangen ist, der aber als einer der ganz großen MLB-Legenden gilt – vielleicht als bester Pitcher den die MLB je hatte.

Joining the Indians in 1936, Feller became baseball’s biggest draw since Babe Ruth, throwing pitches that batters could barely see — fastballs approaching 100 miles an hour and curveballs and sinkers that fooled the sharpest eyes. He was Rapid Robert in the sports pages. As Yankees pitcher Lefty Gomez was said to have remarked after three Feller pitches blew by him, “That last one sounded a little low.”

aus: “Bob Feller, Whose Fastball Dazzled, Dies at 92”, Richard Goldstein, NY Times, 16.12.2010

Seit Beginn der Baseball-Zeitrechnung 1876 ist es nur fünf Pitchern gelungen, in ihrer Laufbahn mehr als zwei No-Hitter zu werfen. Bob Feller war einer von ihnen (drei No-Hitter). Mit 107,5 Meilen pro Stunde (173kmh) soll er den zweitschnellsten, jemals gemessenen Wurf getätigt haben. Bei anderer Gelegenheit warf er schneller als ein Motorrad fahren konnte.

Zur weiteren Lektüre über das Wirken von Bob Feller:

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Interessant, dass Sky in der eigenen PM davon spricht, dass das eine Spiel der Serie A pro Woche “für alle Abonnenten von Sky Sport” zu sehen sein wird. Das heißt auch im Kabel, also wird es auf Sky Sport 1 oder 2 bzw. als Option gezeigt – und nicht bloß Sportdigital zeitweise freigeschaltet.

  3. @RC
    Oder es ist ein Zeichen das sportdigital.tv, in naher Zukunft, ins Sport Paket eingegliedert wird.

  4. Nein, denn dann sähen alle Sport-Abonnenten nicht nur ein, sondern mindestens zwei Spiele pro Woche.

  5. wiedermal eine großartige ashes-kolumne!
    can’t wait to see the h/l.

  6. Bei mir ist Sportdigital-tv ja im KabelDigitalHome-Paket von KDG enthalten.Und ich gebe gerne zu, daß ich auch nach minutenlangem Homepagestudiums nicht wirklich herausgefunden habe, wie SD-tv bei SKY integriert werden kann.

    btw: mit Euro/Euro 2/sport1/sport1+/sportdigital-tv hat man als Kabelnutzer so manchen Abend fünf Liveübertragungen aus fünf verschiedenen Sportarten. Basketball, Volleyball, Handball, Eishockey, Snooker, und was weiß ich — ESPNamerica mal ganz außer Acht gelassen

    und so manchen Abend habe ich schon bei mir gedacht: und wieso brauche ich heute eigentlich das Sky Sportpaket?

  7. “Weil Football eben kein Sport wie Fußball ist, wo man auch im fortgeschritteneren Alter bei den zweiten Herren einen Ligabetrieb nachgehen kann.”

    Das kann man auch auf die anderen Profi-Sportarten in den USA erweitern. Es fehlt ja insgesamt ein Amateur-System, bei dem es eine breite Abdeckung der Leistungsvermögen von Amateurspielern gibt. Entweder ist man Profi oder man muß sich in Hobbyligen engagieren, die aber nicht wirklich mit den Amateurligensystemen der europäischen Sportverbände vergleichbar sind.

  8. Das nicht, aber sowohl im Baseball als auch im Eishockey gibt es nicht professionelle Ligen die weit über das Nieveau Thekenmannschaft herausragen.

  9. und so manchen Abend habe ich schon bei mir gedacht: und wieso brauche ich heute eigentlich das Sky Sportpaket?

    Weil so mancher eben doch nicht Volleyball oder Eishockey aus der russischen Steppe sehen will, sondern Champions League. ;)

    Ich finde es immer wieder bedauerlich und unverständlich, wieso man die Breite des Programms gegen die Spitze ausspielen muss.

    Sky will gar nicht so breit aufgestellt sein, das ist ein anderes Konzept. Im Gegensatz können sich die genannten Sender allesamt nicht mal zusammen die Rechte leisten, die Sky bietet.

  10. Weil es aberwitzig ist mit sieben Sportsendern der eigenen Marke sowenig Sportprogramm zu zeigen? Stichwort Tumbleweeds.

    Re: Serie A als SKY Sport 1/Sport 2 aufgeschaltet.
    Hätte ich nicht geglaubt (auch aufgrund der Formulierung der SDTV-Pressemitteilung), ist aber so inzwischen in den EPGs drin.

  11. an so manchem Abend … implizierte natürlich: an den Abenden, an denen eben kein CL oder EL oder PL oder Buli läuft