Die CFL 2009 im Westen
Die CFL-Saison 2009
Ging es am Mittwoch um die CFL-Mannschaften der East Division, soll es heute um den Stand der Mannschaften des westlichen Kanadas nach den ersten drei Spieltagen gehen.
Stand Saskatchewan nach den ersten zwei Spieltagen noch ungeschlagen und dominant im Westen da, hat es am letzten Wochenende eine derartige 10:43-Kloppe gegen Montreal aus dem Osten gegeben, dass schon gefragt wird, ob die Teams im Westen diese Saison irgendeine wichtigere Rolle spielen können. Saskatchewan wird es dank seiner Defense vielleicht können, aber vorallem Calgary sollte man nicht abschreiben.
Hoffen auf die Zukunft – Saskatchewan Roughriders
Wenn man Hamilton mit Pittsburgh als NFL-Pendant vergleicht, dann liegt bei Saskatchewan Green Bay nahe. Ähnlich am Arsch der Welt, ähnlich provinziell (179.000 Einwohner) und ähnliche Besitzverhältnisse: die einzige Profimannschaft im Bundesstaat Saskatchewan gehört nämlich kleinen Anteileignern. Die Roughriders als CFL-Knuddelmannschaft.
Ansonsten erleben sie gerade eine ihrer besseren Phasen. 2007 gewannen sie den Grey Cup und 2008 wiederholten sie ihre Vorjahresbilanz von 12-6. Trotz neuen Headcoaches. Kent Austin folgte dem Ruf seiner Alma Mater und wurde dort OffCoord. Nachfolger wurde OffCoord. Ken Miller. Einiges hat Miller aus der Austin-Ära beibehalten. So zum Beispiel den aggressivsten Pass-Rush der Liga. Auch 2009 steht man mit 11 Sacks nach drei Spielen oben. Mit Chick, Adams und Schultz spielen drei von vier Spielern der DL schon seit der 2007er-Saison zusammen.
Die Offense rund um gute Wide Receiver war auch nicht schlecht, litt aber zusehends unter inkonstante Quarterbacks. Nach dem Abgang von QB Kerry Joseph nach der 2007er-Saison ergab sich auf der Position ein Vakuum, das nicht richtig gefüllt werden konnte: QB Crandell, QB Jyles, QB Durant, QB Bishop. Alle vier mit mehr Ambitionen als Konstanz. Und das obwohl Headcoach Kent Miller noch aus seinen Argonauts-Tagen ein Ruf als guter QB-Coach vorauseilt.
Von diesem Quartett sind ausgerechnet die beiden Namenloseren übrig geblieben: QB Darian Durant und QB Steven Jyles. Dazu QB Dalton Bell. Das Ergebnis konnte man an den ersten drei Spieltagen sehen. Durant gegen BC mit 18 von 32 für 313yds und 3INTs. Durant wurde dann nach nur 112 PassingYds am Wochenende gegen Montreal im 4ten Viertel gegen Jyles ausgetauscht. Insofern kein Wunder, dass sich Saskatchewan nun QB Graham Harrell ausgeguckt hat, der die letzten Spielzeiten bei Texas A&M gemeinsam mit WR Crabtree alle Rekordbücher in Grund und Boden geworfen hat und über 5.000 Yards geworfen hat.
Und mit Fantuz, Clermont und Dressler hat Saskatchewan die entsprechenden WR-Waffen von denen ein Harrell profitieren könnte, wenn er die Umstellung auf die CFL schnell genug hinbekommt. Wann Harrell aber für Saskatchewan starten wird, steht völlig in den Sternen. Er wurde von den Roughriders gestern auf einer injured list gesetzt und könnte demnach erst in 9 Wochen, Anfang Oktober starten. Es gibt aber Spekulationen, dass Harrell gar nicht verletzt ist, sondern es sich nur um ein Salary Cap-Trick handelt. Trotzdem: Harrell stünde dann erst für die letzten sechs Spieltage zur Verfügung.
Die schlechte Pass-Offense und Verletzungsprobleme in der OL ziehen derzeit auch das Laufspiel rund um Charles und Cates in Mitleidenschaft (Cates mit 34yds gg Montreal), so dass derzeit die komplette Offense sehr lau aussieht.
Bei der Defense muss man für eine Beurteilung abseits des Pass Rushs noch warten. Die Laufdefense war an den ersten zwei Spieltagen die beste der CFL. Dann kam Montreals Cobourne, lief schlanke 145yds und katapultierte Saskatchewan auf den vorletzten Platz der CFL-Statistik für Laufverteidigungen.
Vieles bei Saskatchewan wirkt an den ersten Spieltagen noch nicht aussortiert. Ich habe den Eindruck, dass es ausreichen würde, wenn das Passspiel zu “funktionieren” anfängt, um auch in den anderen Mannschaftsteilen wieder die Balance zu finden. Aber ob das vor dem Einsatz von Harrell im Oktober der Fall sein wird, bezweifel ich. Die Roughriders hängen bis dahin von ihrer Defense ab.
Übellaunig – Edmonton Eskimos
Headcoach Danny Maciocia ist in der Offseason nach vier Jahren als Headcoach zurückgetreten und hat sich selbst auf den GM-Posten gehievt – um mehr Zeit für seine Familie zu haben. Seinen Move derart interpretiert, gibt Punkte fürs Karma-Heftchen und eine Extra-Portion Weihnachtsgebäck von Frau und Kinder. Vielleicht hat Maciocia aber auch geahnt was diese Saison kommen könnte und hat sich nur auf einen etwas sicheren Posten verschanzt…
Nachfolger ist der erste schwarze Headcoach bei den Eskimos: Richie Hall. Maciocia hat einfach seine QBs gefragt, wer der toguheste Def.Coordinator wäre, gegen den sie spielen mussten. Die Antwort lautete unisono Richie Hall, der prompt aus Saskatchewan losgeeist wurde.
Mit der Ernennung von Richie Hall wird nun allgemein erwartet, dass die Eskimos wesentlich defense-lastiger als unter Maciocia werden.
Als zweite Schlüsselpersonalie galt die Verpflichtung von RB Jesse Lumsden, dessen Vater ein populärer Eskimo-Spieler war. Alle Pessimisten die auf die permanenten Verletzungsprobleme von Lumsden hinwiesen, sollten recht behalten. Am ersten Spieltag musste Lumsden bereits im 1ten Viertel wegen einer Schulterverletzung raus. Lumsden wurde auf die injury list gepackt und wird nicht vor Anfang Oktober zurückkehren.
Dabei handelt es sich nicht nur einfach um einen RB, der ausfällt. Die Fangsicherheit von Lumsden sollte ein essentieller Bestandteil der Eskimo-Offense werden, schlag nach unter “Screen Pass”. Sein Backup RB Arkee Whitlock ist aber ungleich fangschwächer. Whitlock wurde nach seinem Debüt am 2ten Spieltag gegen Montreal (16:50) von der Öffentlichkeit für seine fallengelassenen Bälle und einen Fumble zerschreddert.
50 gegnerische Punkte? Das hat weh getan und derart missmutig gestimmt, hat das Heimpublikum dann die eigene Mannschaft am dritten Spieltag, bei einem 22:40 gegen BC komplett in der Luft zerrissen. Angefangen von QB Ricky Ray, der keinerlei Bindung zum Spiel fand, über RB Whitlock, der mit 39rushingYds wieder nur eine laue Vorstellung bot, über den Pass Rush der nur zwei Sacks anbringen konnte, bis hin zur Secondary, die von BCs-Backup-QB Jackson demontiert wurde und nahezu jedes 1:1-Duell in der Manndeckung gegen WR Simon und WR Jackson verlor. Die Defense darf sich damit 90 gegnerische Punkte aus den letzten zwei Spielen ans Revers heften.
Es stimmt also bei den Edmonton Eskimos weder in Offense noch in Defense. Die Stimmung bei den eigenen Fans ist bereits nach dem zweiten Heimspiel am Boden. Es gibt sehr viele Baustellen für den neuen Coach…
Titelverteidiger mit Aussetzer – Calgary Stampeders
Die Stamps sind nur mühsam in die Saison gekommen. Zwei Niederlagen gegen Montreal (27:40) und Winnipeg (30:42) folgte ein deutlicher Sieg gegen Toronto 44:9. Den große Unterschied zwischen den beiden Niederlagen und dem Sieg machte die Defense. Der aggressive Pass Rush fabrizierte in Toronto sechs Sacks und in drei Touchdowns der Defense. Die Veränderungen in der Aufstellung waren marginal. Auf der rechten Seite der Defense Line kamen #77 Johnson und #49 Jackson neu in die Mannschaft für Kashama und Simpson.
Die Defense, vorallem die seit Jahren notorisch schwache Pass-Defense, galt auch als größere Baustelle in der Offseason, während die Offense fast identisch mit der Vorjahres-Offense ist, wo man den Grey Cup geholt hat. QB Burris ist, wenn er die Zeit und den Platz bekommt, ein begnadeter Passer für die weiten Distanzen. RB Reynolds ist seit vier Jahren nonstop in den Top-3 der CFL-RushingYds drin. Das WR-Quartett Rambo, Lewis, Copeland und Ralph war letzte Saison das beste in der Liga.
Die Ingredenzien für eine gute Saison sind also weiterhin da bzw. bzgl. der Pass-Defense am letzten Wochenende aufgetaucht. Es spricht eigentlich nicht viel dagegen, dass die Calgary Stampeders wieder zurückkommen werden.
Vor dem Umbruch – BC Lions
Bei den BC Lions habe ich seit 1-2 Jahren das Gefühl, das ein Umbruch Not täte, aber der Mut zum Umbruch scheint nicht vorhanden zu kommen. Möglicherweise auch wegen der “Magath-Konstellation“: Wally Buono ist Headcoach und GM in Personalunion und so richtig will niemand dem verdienten Coach weh tun, solange er nur noch eine Handvoll Siege braucht, um den Rekord von Don Matthews von 231 regular season-Siege einzustellen. Buono hat derzeit 228 Siege, was er nach zwei Niederlagen zu Saisonbeginn (24:28 gg SSK, 28:31 gg HAM) einem 40:22 in Edmonton verdankt.
Die Probleme fangen für mich auf der QB-Position an, wo BC zum zweiten Jahr in Folge, mit dem wenig überzeugenden Duo QB Buck Pierce und QB Jarious Jackson startet. Der eine ist ein Arbeiter der nur selten inspirierend spielt, aber bestenfalls wenig Fehler produziert. Der andere ist ein Gang-Ho-QB, der am liebsten den ganzen Tag die Bälle ans andere Ende des Spielfeld dübeln würde. An guten Tagen massakriert er die gegnerische Defense – so z.B. am Wochenende, als er in Edmonton für den ausgeknockten Pierce im 1ten Viertel ins Spiel reinkam. An schlechten Tagen kann er der Defense den Ball gleich in die Hand drücken.
Die Offense hat noch nicht zu sich gefunden. Das lag bei den ersten beiden Spielen nicht nur an QB Pierce, der mit insgesamt 4INTs und 4FUM für teure Turnovers sorgte. QB Pierce war schlichtweg vogelfrei: sage und schreibe 9 Sacks gegen Saskatchewan.
Die Pass Protection wird BC vielleicht noch im Laufe der Saison hinbekommen, immerhin sind drei Starter aus der letzten Saison dabei. Aber die beiden QBs stellen für mich bei BC immer noch eine Sollbruchstelle dar und RB Mallett hat nicht das Format um das zu kompensieren.
Übersicht über die CFL-Saison 2009
Die Teams aus der East Division
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Reaktionen
Es muss mal gesagt. Großartige Analyse, sehr informativ. Ok eigentlich wie immer. Danke dogfood!