Ganz unten – ganz verzweifelt: PSG. Und andere.
Und wenn man glaubt es könne nicht mehr unterirdischer werden, kommt Paris St. Germain daher und legt es noch ein ganzes Stück tiefer. Vielleicht auch mit Konsequenzen für den HSV.
Der PSG ist am Rande des Abgrunds. Nach der 0:3-Niederlage in Caen ist man auf Platz 18 der Ligue 1 und 3 Punkte von einem Nichtabstiegsplatz entfernt, bei noch vier ausstehenden Spielen.
Die Vergangenheit
Im Gegensatz zu Hertha BSC Berlin erfüllte der PSG seine Rolle als Hauptstadtverein. 1970 gegründet, brauchte man knapp 20 Jahre um sich als Gegenpol zu den anderen erfolgreichen Fußballvereinen, Olympique Marseille und Girondins Bordeaux zu etablieren.
PSG und OM profitierten in den 90er Jahren von dem “Fernsehkrieg” zwischen dem Privatsender TF1 und dem Pay-TV-Sender Canal+. Nicht nur um den eigenen Sender zu vermarkten, sondern auch attraktivere Fußballware versenden zu können. Während TF1 mit Olympique Marseille anbändelte, wurde der PSG finanziell und personell eng mit dem Bezahlsender verzahnt. 1991 lässt Canal+ den hauseigenen Journalisten Michel Denisot zum PSG-Präsidenten küren. Als 1998 Denisot Charles Biétry als Sportchef bei Canal+ ablöst, wird jener Biétry Nachfolger von Denisot beim PSG.
Als Marseille 1993 im Zuge des Tapie-Schwarzgeldskandals von der FFF und UEFA abgestraft wird, weigert sich der PSG den franz. Meistertitel und den Champions League-Platz anzunehmen, weil man befürchtet dass die OM-Fans in Massen ihre Canal+-Abos kündigen würden.
Das macht die enge Verknüpfung zwischen Canal+ und dem PSG deutlich, aber läßt auch erahnen auf was für Ressourcen und für Öffentlichkeitsarbeit einst zurückgreifen konnte.
Anfang vom Ende
Umso größer der Absturz in den letzten 10 Jahren. Eingeleitet wird der Absturz durch Canal+. Die Saat wurde bereits 1994 gelegt, als der Präsident von Canal+ Andre Rousselet nach einer Aktionärsrevolte zurücktreten muss und Vivendi (unter ihrem alten Namen “Compagnie générale des Eaux“) einen Fuß in die Tür bekommt. Fünf Jahre später hält Vivendi die Mehrheit im Aufsichtsrat von Canal+ und besitzt mit Jean-Marie Messier einen Vorstandsvorsitzender mit Allmachtsphantasien. Vivendi, Canal+ und Universal fusionieren unter seiner Führung zu Vivendi Universal. Dabei wird das Führungspersonal von Canal+ komplett entkernt, ein Großteil der Mitarbeiter vor und hinter der Kamera die Canal+ in den 90er Jahren prägten, verließen den Sender.
Damit verlor Canal+ auch immer mehr das Interesse an den PSG. Als 2002 die New Economy zusammenbricht, führt eine andere Aktionärsrevolte zu einem Wechsel an der Spitze von Vivendi Universal und der Rendite-Gedanke trat noch stärker als schon unter Messier in den Vordergrund. Und so wie der Renditegedanke in den Vordergrund trat, sowenig wurde der PSG für die eigene Strategie noch gebraucht und im Laufe von 6 Jahren langsam, aber komplett fallengelassen.
Der PSG hatte genug mit eigenen Problemen zu kämpfen. Im Management und auf dem Trainerposten folgten eine Reihe von Flops und auf dem Spielfeld eine Reihe von teuren Fehleinkäufen. Die Bilanz in der Ligue 1 seit 1998: 9ter, 8ter, 2ter, 9ter, 4ter, 11ter, 2ter, 9ter, 9ter, 15ter.
2006 verkaufte Canal+ seine letzten Anteile an drei Kapitalgeber (Morgan Stanley, Colony Capital und Butler). Alain Cayzac, langjähriges PSG-Mitglied, Minderheitenaktionär und ehemals in den Führungsetagen von Werbeagenturen, wird zum Präsidenten gewählt.
Der Club kommt nicht zur Ruhe. Es gelingt keinem Trainer klare Strukturen zu schaffen. Spieler und Trainer werden gefeuert. Es kommt immer wieder zu Ausschreitungen der PSG-Ultras, u.a. wird Ende 2006 ein Fan von Polizisten erschossen.
Im Januar 2007 schöpft Paris Hoffnung. Paul Le Guen wird neuer Trainer des PSG. Der ehemalige PSG-Spieler Le Guen hat sich mit seiner ruhigen Aufbauarbeit zuerst in Rennes und dann in Lyon in die Topetage europäischer Trainer katapultiert. Es folgte 2006 ein halbes Jahr bei den Rangers, bei denen es überhaupt nicht lief. Konnte abgehakt werden unter Mentalitätsprobleme. Le Guen schien die optimale Lösung für den PSG zu sein.
Le Guen übernahm den Posten, als der PSG auf Platz 17 steckte, punktgleich mit Troyes ein Platz nördlich vom Strich. 16 Spieltage später stand der PSG auf Platz 15, immerhin 9 Punkte von den Abstiegsplätzen entfernt. Das wurde noch abgehakt unter “Le Guen hatte noch die Altlasten von Vorgänger Guy Lacombe zu tragen“. Nein, der eher konzeptionell arbeitende Le Guen würde erst diese Saison voll zur Geltung kommen.
Oder auch nicht.
Gegenwart
Der PSG stand von Beginn an unter Druck. Ein Sieg in den ersten 5 Spielen. Der erste Heimsieg, man glaubt es nicht, erst am 20ten Spieltag Mitte Januar!
Das Image von Paul Le Guen bekam immer mehr Risse. Der schweigsame Bretone ist nicht in der Lage Signale nach außen zu setzen. Le Guen hat versucht nach innen an einigen Fäden zu ziehen, inkl. dem zeitweiligen Rausschmiss etablierter Spieler zugunsten junger hungriger Fußballer und zeitweiliger Demontage des Altstars Pauleta um mehr Feuer ins Team zu bekommen. Nichts, aber auch gar nichts zeigte Wirkung.
Inzwischen ist die Verunsicherung auch auf Paul Le Guen übergesprungen, der taktische Systeme wechselt, wie andere Leute ihre Unterhose.
Und die Verunsicherung ist auch auf die Ultras übergesprungen, die mehrmals in dieser Saison bereits Krawalle starteten. Der Höhepunkt kam im Ligapokal-Finale gegen Lens aus Nordfrankreich, als man zur Primetime im Stade de France ein riesiges Transparent zeigte, dass Nordfranzose als Arbeitslose und Blutschänder verhöhnte. Das Innenministerium nahm die Aktion zum Anlaß um publicityträchtig gegen die PSG-Ultras vorzugehen und u.a. die Boulogne Boys zu einer verbotenen Organisation zu erklären.
Die Zukunft
Am Samstag setzte es eine 0:3-Niederlage gegen ein No-Name-Klub aus dem Mittelfeld der Tabelle. 0:3 bei Caen. Ungefähr 20 Ultras verwüsteten in der Nacht zum Sonntag Trainingsanlagen und Autos des PSGs u.a. mit Sprüchen sinngemäß wie “Wenn PSG absteigt, werden wir euch auch zu Grabe tragen“.
Direkt nach dem Spiel antwortete Präsident Alain Cayzac auf Interviews, dass er zu Paul Le Guen stehe. Le Guen würde bis zum Saisonende bleiben, ein Trainerwechsel mache vier Spieltage vor Ende der Saison keinen Sinn. Es ist allerdings bekannt, dass das Verhältnis von Cayzac und Le Guen seit Januar von Woche zu Woche kühler wird. Angeblich soll Cayzac letzte Woche intern bereits einmal die Entlassung von Le Guen vorgeschlagen haben.
Sébastien Bazin, Vertreter des Hauptaktionärs Colony Capital, ist am Samstag außer sich gewesen und drängt auf Reaktionen.
Am Sonntagnachmittag kam es zu einer Krisensitzung, die Paul Le Guen eine Stunde früher als die anderen Beteiligten verließ. laut France Info mit sehr blassen Gesicht. Es ist bislang nichts aus der Krisensitzung durchgesickert. Gemeinhin wird aber geglaubt, dass es noch bis Trainingsbeginn heute nachmittag um 17h zu einer offiziellen Erklärung kommt.
Was dabei verkündet wird, ist nicht klar. Eine Option scheint zu sein, den ehemaligen PSG-Trainer und Lautsprecher Luis Fernandez an der Seite von Paul Le Guen als “Pseudo-Sportdirektor” zu installieren. Eine Option die lt. L’Équipe gestern nachmittag auf der Sitzung abgesägt wurde, u.a. auch weil Cayzac mit Fernandez “nicht kann“.
Eine zweite Option, von L’Équipe und dem öffentlich-rechtlichen Radio France verbreitet, wäre eine Verpflichtung – Grüße an den HSV – von Gerald Houllier, der eng mit Präsident Alain Cayzac befreundet ist. Houllier ist dabei nicht nur als Sportdirektor, sondern auch als Präsident in Nachfolge von Cayzac angedacht. Cayzac ist von der Situation sehr mitgenommen und agiert am Rande der Erschöpfung. Houllier und Cayzac sollen im Laufe des Samstags miteinander telefoniert haben.
Dritter Name ist Christophe Chenut, als Houllier-Alternative. Auch er ein Bekannter von Cayzac und Bazin, derzeit in der Geschäftsführung von Lacoste und zuvor Präsident bei Stade Reims gewesen.
Wird der PSG handeln und heute seine Entscheidung bekanntgeben, oder wird man zusehen wie der Verein in die zweite Liga abrutscht? In Frankreich blickt die Fußballszene heute um 17h nach Paris.
Bei Olympique Lyon
In einem Interview mit der Montagsausgabe der L’Équipe äußert sich der Vorsitzende von Olympique Lyon Jean-Michel Aulas sehr zufrieden mit seinem jetzigen Trainer Alain Perrin, führt allerlei Argumente an, warum diese Saison eine gute gewesen ist und warum es zeitweilig Probleme für Perrin gegeben hat. Das Ende des Interviews hat es aber in sich. Auch wenn Aulas als Schwätzer gilt, der sich gerne reden hört, sind seine Antworten am Ende ein kaum verkappter Trainerabschuß Schnusenbergsche Dimension:
Heute bin ich mit Alain Perrin zufrieden, selbst wenn ich mehrere male korrigierend eingreifen musste. Ich bin zufrieden. Aber das bedeutet nicht, dass man das Abenteuer nächste Saison verlängert […]
[Wir haben noch einige Titel zu holen und einige Turniere bis Juli zu spielen] und da ist es wichtig, dass jedermann mitarbeitet. Danach, nach der Zusammenarbeit, ist der Präsident gefragt. Aber bereits heute zu sagen, dass wir wissen wer nächste Saison unser Trainer wird, ist falsch. Wenn wir unsere Ziele definiert haben, werden wir uns erklären.
Neben Rémi Garde, Ex-OL-Spieler mit exzellenten Verbindungen zu den sehr starken clubinternen Machtzentren, wird derzeit vorallem Didier Deschamps gehandelt, der mächtig mit Lyon flirtet. Eine Liebe die nach Ansicht der L’Équipe aber nicht auf Gegenseitigkeit beruht.
Nächste Baustelle: Valencia
Nach der Riesenklatsche von 1:5 in Bilbao hat sich der FC Valencia der Abstiegszone bis auf zwei Punkte angenähert. Bei fünf ausstehenden Spielen könnte sich der FC Valencia auch gezwungen fühlen, die Reißleine zu ziehen, auch wenn es ein Eingeständnis des Valencia-Präsident wäre, mit Koeman den falschen Mann verpflichtet zu haben. Mal sehen was u.a. Guardians Sid Lowe zu der Situation schreiben werden.
Reaktionen
PSG-Präsident Alain Cayzac hat heute seinen Rücktritt angeboten. Die PSG-Teilhaber haben den Rücktritt heute nachmittag angenommen. Meldung von 15h21 bei France Info und Équipe.
Nachdem Cayzac noch gestern sich in Interviews kämpferisch gab, könnte der Rücktritt von Cayzac auf gravierende Änderungen im Trainerstab hindeuten. Entweder eine Entlassung von Le Guen, die Cayzac am Samstag noch expressis verbis ausschloß, und/oder eine Verpflichtung von Luis Fernandez, den Cayzac nicht mag.
Live-Bericht von France Info vom Trainingsplatz des PSG: als heißestes Gerücht wird derzeit gehandelt, dass Cayzac zurücktrat, weil die Hauptaktionäre heute Michel Moulin(sp?) als Sportdirektor installieren wollen. Moulin wird als Intimus von Luis Fernandez gehandelt. Es wird damit gerechnet das bei einer Installation von Moulin auch Le Guen den Brocken hinschmeißt.
Michel Moulin ist eben offiziell als Sportdirektor benannt worden. Moulin ist zuletzt Geschäftsführer einer Pressegruppe (Hersant) gewesen. Quelle: France Info und L’Équipe
In einer Erklärung an die Presse gibt Ex-Präsident Cayzac bekannt, dass sein Rücktritt erfolgte, weil ohne Absprache mit ihm Michel Moulin als neuer Sportdirektor installiert wurde.
Einigen Medienberichten zufolge (sport365.fr), soll Le Guen Trainer bleiben.
Der PSG bestätigt in einer offiziellen Pressemitteilung die Veränderungen: Rücktritt von Präsident Cayzac, Installation von Michel Moulin als Sportdirektor und Verbleib von Paul Le Guen als Trainer.
Livebericht von BFM: das Trainingsgelände des PSG liegt etwas ab vom Vereinsheim. In der Regel treffen sich die Spieler im Vereinsheim um mit Kleinbussen zum Trainingsgelände zu fahren.
Heute um 17h haben sich die Spieler getroffen und sind in die Kleinbussen eingestiegen. Vor dem Vereinsheim warteten mehrere hundert Ultra-Fans und eine Hundertschaft Polizisten. Die Ultras randalierten und “griffen die Busse an”, sie klopften gegen die Busse, schrien die Spieler in den Bussen an. Die Busse konnten dank der Polizisten raus fahren. Die Stimmung bleibt also trotz des Revirement angespannt.
Andere Baustelle: Valencia. Heute um 18h trifft man sich zu einer Krisensitzung zusammen um über eine mögliche Entlassung von Koeman zu beratschlagen. Angeblich sollen Oscar Fernandez und Mauricio Pelligrini als Interimslösung bereitstehen.
nette aussagen von aulas. es geht auch gedämpfter und giftiger :-)
im heuten spiegel gibt es ein interview mit michael ballack, unter anderem auch zum thema avram grant, der ihn bekanntlich mehr oder weniger konzeptionslos herumschubst, ihn am einen tag zum kapitän macht, um ihn im wichtigsten spiel der saison dann trotz guter leistung gegen arsenal in der 70. vom platz zu nehmen – und dann wieder in anderen spielen 8 minuten vor schluss zu bringen.
SPIEGEL: Stimmt es, dass Avram Grant, Ihr israelischer Trainer bei Chelsea, im Mannschaftkreis “Average Grant” genannt wird?
BALLACK: Average wie Durchschnitt? (LOL, rubbing it in) Habe ich auch schon gelesen.
(…)
SPIEGEL: Ist die Mannschaft trotz ihres Trainers erfolgreich?
BALLACK: Geht das? Genügend Klasse hätte die Mannschaft.
Keine Ahnung, ob das wirklich O-Töne sind oder ob daran Herr Becker “gearbeitet” hat. Falls nicht, habe ich es jedenfalls noch nicht erlebt, dass ein Trainer derart mit dem Florett erledigt wurde :-)
Faszinierend: der sid meldet seit einer halben Stunde die Entlassung von Koeman (Interimstrainer wird Salvador Gonzalez Marco). So zu lesen beim Focus, ZDF und… und …
Damit ist der sid derzeit aber alleine. Nichts bei Marca, El Pais, Reuters UK, Google News.com, Google News Spanien
Spreche leider kein spanisch, aber ich verstehe den Text auf der Hauptseite von Marca.es genauso.
La junta directiva del Valencia está reunida para anunciar la destitución de Ronald Koeman tras pasarse el presidente del club
bedeutet doch wohl
Die Vereinsführung hat die Bekanntmachung der/ die Entlassung einstimmig beschlossen.
Ich kann weder mit meinen Französisch-Kenntnissen (sic!) noch Google-Translator eine Bestätigung finden, das die Entlassung bereits offiziell bekanntgegeben wurde (dann würde die Marca Homepage auch etwas anders aussehen). Google Translator sagt:
Etwas weiter unten erklärt auch ein Juan Sanchez dass er auch als Interims-Coach zur Verfügung steht. Nirgends steht der Name Salvador Gonzalez Marco.
Ah, ich seh grad, kleine Korrektur: “Voro” ist der Spitzname für Salvador Gonzalez Marco.
Freut mich für Koeman. Die Trikot-Szene ist ja unvergessen! Jetzt kann er sich ja ein Valencia-Shirt hinten durchziehen.
Jetzt schreibt auch as.com, dass Koeman raus ist (Koeman, despedido).
Nochmal nachgefragt, weil es mir schon als ich hier das erste Mal davon las, nicht ganz eingeleuchtet hat: Wieso wird die Sache mit dem Plakat “Nordfranzosen sind arbeitslos und machen Inzest” eigentlich so extrem hoch gehangen?
Es ist sicher keine besonders nette Sache zu sagen, aber der Verband hat eine drastische Geldstrafe verhängt (noch ok) und mit lebenslange Stadionverbot gedroht. Wenn man sich überlegt, wie oft ich schon in einem deutschen Stadion “Hey, hey, eure Eltern sind Geschwister!” gehört habe… Aus deutschem Rechtsverständnis kann das nie im Leben ein Vereinsverbot rechtfertigen. Sogar eine einzelne Strafbarkeit für den Plakatersteller wegen Beleidigung würde ausscheiden, weil man davon ausgeht, dass sich die Vorwürfe in der großen und nicht abgrenzbaren Menge der Beleidigten (alle Nordfranzosen) quasi verlaufen.
Ich bin bekanntermaßen kein Ultras-Freund, aber hier mit Vereinsverboten zu kommen, scheint mir kaum verhältnismäßig. Oder ist hier ein besonderes französisches kulturelles Element im Spiel, wonach Inzestvorwürfe ein ganz besonderes Tabu darstellen?
Sorry, aber ihr ‘Fußballfans’ habt doch wirklich alle einen an der Waffel :-O
@Adonis: Auf den Transparenten wurde nicht das Wort “Nordfranzosen” verwendet, sondern “Les Ch’tis”, ein Slangausdruck der aktuell “in aller Munde” ist, weil es derzeit einen überraschenden Kassenerfolg in den Kinos gibt: “Bienvenue chez les Ch’tis”. Die Low-Budget-Komödie, der inzwischen alle Rekorde gebrochen hat, handelt von einem Postbeamten aus der Provence, der ins kühle Nordfrankreich versetzt wird und dort überraschend glücklich wird.
Nordfrankreich wird in der französischen Öffentlichkeit ähnlich unwirtlich wahrgenommen wie hierzulande Ostdeutschland. Kalt. Dunkel. Depressive Menschen. Verlassene Industrien, hohe Arbeitslosigkeit, große Sozialprobleme.
Das Transparent wurde beim Ligapokal gegen Lens gezeigt, auf die theoretisch so ziemlich alle Klischees der Nordfranzosen passen: ehemals der Ruhrpott Frankreichs.
Die Sprüche sind also schon zielgerichteter gewesen, als einfach gegen eine diffuse Menge. Das ist ungefähr so wie wenn man bei einem UEFAcup-Spiel Dortmund – Galatasaray ein Transparent zeigen würde “Kanacken sind alles Mutterficker”.
Ein weiterer Background der bei der Geschichte mit reinspielt, sind rassistische Ausschreitungen beim FC Metz einigen Wochen zuvor. Die Geschichte war noch übler: ein schwarzer Spieler wurde von Fans vom FC Metz permanent beleidigt. Der Spieler wollte entnervt das Spielfeld verlassen und einigen Fans das Maul polieren. Er konnte nur mit gutem Zureden dazu gebracht werden auf dem Feld zu bleiben und bekam zu allem Überfluß dafür auch noch die gelbe Karte.
Es hat daraufhin sogar einen Punkt Abzug für Metz gegeben, was eh wurscht war, da sie quasi abgestiegen waren.
Aber jetzt diese Geschichte nur wenige Wochen später hat eine starke Reaktion von Politik und Verband verlangt.
Es hat übrigens keine Stadionverbote gegeben, sondern richtige Verbote per Erlass des Innenministeriums der entsprechenden Gruppierungen gegeben (die Boulogne Boys sind die bekanntesten französischen Ultras). Darüber hinaus wurde versucht per Videokamera einzelne Individuen zu verfolgen.
Naja, Koeman als Trainer steht in den NL auf einer Stufe mit Loddar oder auch van Basten. Das sind alles flachpfeifen.
Es gibt sehr wenige, die sich aus dieser Generation gemacht. U.a. Auge, der leider zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war. Selbst Doll oder von Heesen halte ich für ne solide Trainer. Leider waren Dolls bisherigen Stationen Teams, die mehr vom Größenwahnsinn gelebt haben (wie z.B. BVB) als statt der Realität ins Auge zu blicken.
PSG-Präsident Alain Cayzac ist gerade bei Canal+ im Magazin “Le Grand Journal”. Fragesteller witzigerweise einer seiner Vorgänger, oben erwähnte Michel Denisot.
Aus der Sendung: im Gegensatz zu dem was in den Nachrichten behauptet wurde, ist die Lösung “Houllier” nicht am Veto der Mehrheitsaktionäre gescheitert, sondern daran das Houllier bereits einen Job hat (als Techn. Direktor beim FFF)
Es war als Alternative angedacht worden Pauleta zum Spielertrainer zu machen oder Mourinho für 5-6 Wochen zu verpflichten, was finanziell seiner Ansicht nach auch machbar gewesen wäre.
Nach Ansicht von Cayzac wäre er besser schon im Sommer zurückgetreten, weil er nach der letzten schlechten Saison physisch völlig fertig war.
@psg-ultras: ich finde allerdings die reaktion vom staat bei dieser geschichte absolut übertrieben. es absolut unschön und beleidigend sowas auf ein transparent zu schreiben. das ist klar und sehe ich ein.
aber es wird auch keine person direkt beleidigt (wie zb bei dem vorfall von metz). natürlich wird jemand aus der region nicht viel von halten oder ist sogar kurzzeitig (verständlicherweise) sauer, aber es wird nicht irgendwelche großen unruhen oder ähnliches im land deshalb geben. da muss man doch dann auch solche filme verbieten, weil die leute durch einen 90 min. kinofilm eher beleidigt werden könnten als durch ein transparent das man 10 sec. im bild hat.
man muss ja auch mal die reaktion der ultras und fans aus lens bei dem spiel dazu sehen: die haben es zwar wahrgenommen, aber sind jetzt nicht wütent und mit schäumenden mund randallierend durchs stadion gezogen.
nur der verein hats hochgespielt, weil die (lächerlicherweise) eine chance auf ein wiederholungsspiel sahen.
man muss doch nur nur mal hierzulande gucken bei einem fussballspiel wenn eine mannschaft aus den ruhrgebiet irgendwo zu gast ist. die werden fast überall mit sprüchen wie “ruhrpottkanacken” begrüßt.
jede region eines land hat bestimmte positive wie neagative aspekte, die dann beim sport durch leute aus anderen regionen dankend entgegengeworfen werden.
ich glaube der staat hat aus zwei gründen so gehandelt:
1. das spiel war im nationalen tv. die aktion hat dadurch großes aufsehen in der presse und bei den leuten verursacht.
2. die psg-ultras sind sehr unbeliebt bei staat, verband etc. so konnte man die situation nutzen um gegen sie stärke zu zeigen.
ist aber für mich quatsch die reaktion. sie verbieten eine der größten und ältesten ultra-gruppierungen aus frankreich wegen eines transparentes. damit werden sie aber nicht den mitgliedern verbieten können ins stadion zu gehen. und bei mehreren hundert mitgliedern sind das nicht gerade wenig.
außerdem ist es ein ziemliches eigentor. denn bei psg gibt es zwei fankurven. einmal die virage boulogne und einmal virage auteuil. die boulogne ist die ältere kurve. hier stehen seit eh und je auch eine hohe anzahl an nationalisten und rassisten und sehr wenig schwarze oder araber. viele der hool und ultragruppen auf der tribüne sind früher durch rassistische aktionen aufgefallen. die boulogne boys haben sich aber nicht an den aktionen beteiligt und da sie als größte gruppe der kurve auch mehr oder weniger die kontrolle über die kurve hatten, haben solche aktionen auch stark abgenommen, da sie praktisch den deckel über die kurve halten konnten.
in der andere fankurve sieht es da ganz anders aus. hier sieht man in den ultra gruppen auch viele schwarze oder arabischstämmige jugendliche. deshalb gab und gibt es vorallem bei auswärtsspielen immer wieder (zum teil gewaltätige) probleme zwischen den gruppen aus der auteuil und denen aus der boulogne. vor ein paar jahren hat sich deswegen die gruppe tigris mystic (auteuil) zürckgezogen.
dadurch, dass die führende gruppe also aufgelöst wurde aus der boulogne könnten die radikaler eingestellten fans aus der kurve jetzt versuchen ihr “gedankengut” wieder vermehrt zeigen zu können bzw. mehr einfluss erlangen.
es wurde übrigens schon angekündigt, dass man eine neue gruppe gründet.
die trainingsplatz geschichte: kann ich absolut verstehen, dass man so reagiert. auch wenn es nicht in ordnung ist sachen zu zerstören oder sogar die spieler tätlich anzugreifen.
aber die leute gehen jede woche ins stadion. investieren unmengen an geld und zeit in ihren verein und müssen dann ansehen wie ein haufen zusammengekaufter huren ihren verein praktisch zerstört.
die leute werden auch in der 2.liga zum club gehen. ein großteil der spieler wird dann schon über alle berge sein mit einem neuen millionenschweren vertrag.
man will damit vielleicht versuchen den letzten im kader aufzuwecken und zu zeigen was sie anrichten.
ist zwar fraglich, dass die spieler dadurch mehr investieren werden, aber man kann nicht bis zum ende tatenlos zu sehen.
die spielen nicht für den club, weil es ihr hobby ist oder weil sie ihn so lieben, sondern weil er ihnen unsummen an geld dafür gibt. soviel wie viele menschen ihr ganzes leben nicht verdienen werden. und dann ist es nur vertändlich, dass die fans, die wiederum massig geld ausgeben müssen um den herren profis beim kicken zuzusehen, reagieren werden wenn sie das gefühl haben, dass diese ihre aufgabe nicht erfüllen