Tour 2007, #18: Cahors – Angoulême
[19h07] Jörg Jaksche schlägt in einem ARD-Interview vor, dass die Radfahrer zu einem bestimmten Stichtag bei Offiziellen beichten. Ohne dass sie für das Gesagte in Rechenschaft gezogen werden.
Nach dieser “Stunde Null” soll jeder Radsportler der ertappt wird bzw. bei dem auch rückwirkend Dopingfälle herauskommen, die er nicht “gebeichtet” hat, lebenslang gesperrt werden.
Mir ist nicht ganz klar was damit bezweckt werden soll. Wozu die Beichten, die erst einmal folgenlos bleiben?
[18h58] Ungefähr 8,2 auf der nach obenen Heuchelei-Skala gerade in der ARD, wo sich ein Bericht sehr süffisant mit Contador beschäftigt. Die Biographie von Contator soll auf kompatibel mit dem amerikanischen Traum getrimmt worden sein. Contador als Held herangezüchtet worden sein. Das ganze in einem sehr ironischen Ton gehalten, der sich über die Art der Berichterstattung lustig macht.
Höhö, nice move ARD. Schon mal die eigenen Filmbeiträge zu den Sauerland-Boxveranstaltungen gesehen?
[17h52] Das Peloton trifft mit 8’33” Rückstand ein.
[17h50] Casar vor Merckx vor Lefevre vor Boogerd.
[17h44] Ach, das war doch mal eine schöne Zieleinfahrt. Die Vierergruppe immer noch mit knapp zehn Minuten Vorsprung durch das Ziel gefahren.
Sandy Casar versucht knapp 2km vor dem Ziel bei einer Reihe von Verkehrsinsel in einer langgezogenen Kurve innen den Sprint anzuziehen, während die anderen drei außen an den Inseln vorbeifahren. Casar kann prompt 100m zwischen sich legen. Merckx stellt schnell die Nachführarbeit ein und es ist Boogerd der stattdessen beißt und versucht an Casar ranzukommen.
Knapp 500m vor dem Ziel ist es dann soweit das alle vier wieder beieinander sind.
Wieder ein cleverer Angriff von Casar, der es sich zu nutze macht, das Boogerd vorallem versucht den hinter ihm fahrenden Merckx im Auge zu behalten und daher einen Abstand zu Casar hält. 300m vor dem Ziel tritt Casar zum zweiten Mal an und gewinnt die Etappe.
[17h32] Erste Risse in der einheitlichen Front der drei großen Rundfahrten gegen die UCI. Laut L’Équipe will die Vuelta im Gegensatz zu Tour, von den Teilnehmern nicht die Unterschrift unter der UCI-Ethik-Carta verlangen. Man hält von dem Papier nicht und nach dem Auffliegen u.a. von Vinokourov, der die Charta auch unterschrieben habe, wäre es sowieso nur eine Farce. Stattdessen würde man auf massive Dopingkontrollen setzen.
[17h22] Ein Reporter hat in den letzten Tagen mit den Pressesprechern der Teams gesprochen. Die erzählen, dass sie inzwischen sehr deutlich eine feindliche Haltung der Journalisten ihnen gegenüber spüren. Besonders bei einigen ausländischen Medienvertretern, namentlich aus Deutschland, England und den USA, aber inzwischen auch bei den Franzosen, herrsche nur noch der blanke Zynismus wenn sie mit ihren Pressemitteilungen ankämen.
Sportliches: Die Vierergruppe verliert sukzessive an Vorsprung. Knapp 11’30” Vorsprung bei 15km vor dem Ziel. Es ist Euskatel die im Peloton Tempo machen.
[17h17] Gestern – ich hatte es vergessen zu schreiben – gab es auf France Info ein interview mit einem Mediziner der in Frankreich eine kleinere Rundfahrt für die Renn-Organisation begleitet.
Der erzählte dass er aus der Attitüde der Teams sehr gut den Stand des Antidoping-Kampfes erkennen kann. Vor Jahren fiel auf, wie die Teams immer verschlossener wurden und man kaum noch in ihre Mannschaftshotels reinkam. Es wurde immer schwerer die Fahrer zu behandeln, weil im Grunde genommen nur noch teameigene Pfleger rangelassen wurden.
Seit 1-2 Jahren habe sich das aber wieder gedreht und die Teams pflegen nun wieder wesentlich häufiger die Praxis der offenen Türen. Man würde besser mit den neutralen Medizinern kommunizieren.
[16h58] Die L’Équipe von gestern hat ein Gerücht aufgegriffen, wie es zur Durchsuchung des Teamhotels von Astana nach dem Auffliegen von Vinokourov gekommen ist.
Demnach wurde die Polizei von Journalisten von ARD und ZDF informiert, das man am Samstag morgen vor dem Einzelzeitfahren, Vinokourov in Begleitung mit einem belgischen Bodyguard in einen Wagen mit getönten Scheiben habe einsteigen sehen. Der Van hatte ein Schweizer Kennzeichen. Knapp eine Stunde später tauchte Vinokourov im Teamhotel wieder auf. Bei der Vernehmung habe Vinokourovs Bodyguard dementiert, das Vinokourov sich im Wagen eine Transfusion gesetzt habe und er habe an jenem Morgen ein anderes Begleitfahrzeug gefahren.
[16h27] Zum Renngeschehen des Tages. Eine Vierergruppe fährt knapp 50km vor Schluß stramm vorweg: fast 18min Vorsprung auf das Pelonton. In der Gruppe:
– Boogerd/RAB (16ter, 27’50” Rückstand)
– Lefevre/BTL (64ter, 2h19’00”)
– Axel Merckx/TMO (69ter, 2h25’00”)
– Sandy Casar/FDJ (76ter, 2h34’40”)
Casar ist angeschlagen. Ein Hund ist ihm in die Räder gelaufen und er fährt mit einer aufgerissenen rechten Arschbacke.
[16h14] Die Libération hat mit dem gestrigen Tage aufgehört, Klassements aus der Tour zu veröffentlichen, da deren Aussagekraft angesichts der Dopingsituation gleich null wäre.
Auch das dahinsiehende Boulevardblatt France Soir hat sich nach der gestrigen Todesanzeige entschlossen, die Tour-Berichterstattung einzustellen. Bei Jürgen Kalwa/American Arena erfahre ich nun, dass auch der Schweizer Tagesanzeiger vorgestern beschloß, seine sportive Berichterstattung einzustellen.
Die Tour de France ist zur «Tour de Farce» geworden. Niemand weiss, warum der eine Fahrer siegt und der andere verliert. Die objektiven journalistischen Kriterien, nach denen die Sportreporter berichten und kommentieren, sind ausser Kraft gesetzt, wenn sich eine Mehrheit oder eine Minderheit der Fahrer – wer weiss es schon? – dopt. Sportler werden während ihrer Wettbewerbe nach transparenten Kriterien beschrieben und beurteilt: Körperliche Konstitution, individuelles Talent, Trainingszustand, taktisches Verhalten, mentale Stärke, Zusammenarbeit im Team lauten Stichworte, nach denen sich professionelle Berichterstatter richten. In einem Wettbewerb, in dem Doping offensichtlich zur geheimen Regel geworden ist, scheitert diese Art von Journalismus. Deshalb verzichtet der «Tages-Anzeiger» darauf, den Rennverlauf der verbleibenden Etappen der Tour im Einzelnen zu rapportieren. Wir beschränken uns auf die Rangliste.
Die Berliner Zeitung, die diesen Schritt bereits vor Beginn der Tour gemacht hat, dürfte sich im Nachhinein eher bestätigt gefühlt haben.
[16h05] Der in Frankreich abgöttisch geliebte und verehrte Greg LeMond hat AFP ein saftiges Interview gegeben, in der er sich nicht erstaunt über die Dopingfälle des Jahres zeigt. Als Lackmustest nimmt er dabei die Geschwindigkeit mit der einige Fahrer die Berge raufgefahren sind.
Seine Meinung zu Contador? Contador wiegt genauso viel wie Rasmussen. Contador ist die Berge genauso schnell raufgefahren wie Contador. Das würde für ihn schon reichen um die rote Flagge zu schwenken. “Ich zeige nicht mit dem Finger auf Contador. Ich sage nur: wenn es Rasmussen erwischt, dann muss man auch seine Konkurrenten im Auge behalten”
LeMond würde es zudem bevorzugen, wenn als symbolische Geste dieses Jahr in Paris kein Gelbes Trikots, keinen Gesamtsieger geben würde.
[15h58] Erinnert sich jemand an das Gerücht das gestern mittag kurz über France Info verbreitet wurde, wonach sich der Tour-Tross erzählt, dass ein Doping-Test vom Sonntag positiv ausgefallen wäre?
Dieses Gerücht wird nun wieder von der Regionalzeitung “La Provence” aufgewärmt (via sport24.com).
Demnach soll es am letzten Sonntag einen Fahrer erwischt haben, der eine Wertung anführt. Am Sonntag waren dies: Rasmussen in Gelb, Soler im Bergtrikots, Boonen in Grün und Contador, damals “nur” in Weiß.
[15h19] Da ich bis eben bei einem Kundentermin und Mittagessen war, komme ich erst jetzt dazu die Nachrichtenlage des Tages zu sondieren.
Die 18te Etappe führt nach Angoulême, ein wunderschönes kleines Städtchen wo ich mit samt einer Studentengruppe die Ehre hatte mal knapp eine halbe Woche in der dortigen Illustrations-/Comic-Schule verbringen zu dürfen.
In Frankreich und dem Rest der Welt dürfte Angoulême tatsächlich dafür bekannt sein. Am letzten Januar-Wochenende findet dort das größte französische Comic-Festival statt. Die Stadt ist klein und verschlafen, am rande der Langweiligkeit, aber an diesen 4-5 Tagen lebt sie dieses Comic-Festival aus. Selbst das kleinste Bistro hat sich dann auf Touris eingerichtet. An diversen Plätzen finden Ausstellungen statt. Auf einem großen Platz wird eine Zeltstadt mit Ständen der Verlage aufgebaut.
Angoulême liegt an der Bahnstrecke Paris – Bordeaux und ist der letzte große Bahnhof vor Bordeaux. Die Stadt besitzt einen alten Stadtkern, der etwas erhoben vom Rest der Stadt liegt und teilweise durch eine Stadtmauer geschützt ist. Am Fuße der Stadt fließt die Charente und am Ufer liegt die Comicschule, die “École européenne supérieure de l’image”. Knapp einen Steinwurf davon, lag damals auch das Comic-Museum, das damals (1991 oder 1992) allerdings eine sturzlangweilige Ausstellung zu Morris und Lucky Luke hatte.
Reaktionen
Grippebedingt schaue ich heute mal Tour – live, bzw. habe es probiert.
Wer stellt solche Leute wie den Kluge ein? “Ich sach mal” und “Äh” sind offenbar seine Lieblingsworte (bis zu vier mal in einem Satz). Dazu so lustige Sätze wie (“hat sich wegen diesem [sic!] Stich behandeln lassen, dass der ih nicht so sehr behandelt”, “Sie wissen ja, wie das ist, wenn man es auf ein mal summen hört in der Hose”, “Die beiden, speziell X und Y”, … dieses Team liefert wirklich Sternstunden der Sportmoderation.
Als ARD/ZDF ausgestiegen sind, hat dies der Tages Anzeiger noch als Heuchelei bezeichnet. So schnell ändern sich Meinungen.
Wie gehts dir denn eigentlich, ´food? noch Bock?
Eigentlich ganz einfach: wenn ich kein Bock hätte, würd ich nix schreiben. Ich bin als Blogger in seiner superkomfortablen Position, weil ich für mich geltend machen kann, dass ich nur das schreiben kann, was ich kann und ich weder professionell noch allumfassend schreiben muss. Anders als Journalisten. Entweder hab ich kein Bock oder keine Zeit.
Ich hatte das Glück das ich mir in den letzten zwei Wochen keinen großen Kopp machen musste, weil ich zuviel Arbeit auf dem Schreibtisch hatte und deswegen etliche Etappen ausgelassen habe. Schlüsselmoment wären die Alpen gewesen, weil es da wirklich zum befürchteten Szenario gekommen ist, dass Unysmpathen und mutmaßliche Doper das Feld in Grund und Boden gefahren haben. Da ist eigentlich am massivsten das Problem aufgetaucht, dass man als Gucker mit niemanden der vorne fuhr, so etwas wie Empathie empfinden konnte. Es ging mir alles am Arsch vorbei. Wer ist da nicht alles vorne gefahren: Rasmussen, Valverde, Mayo, Contador… Meine Fresse.
Wegen der Arbeit konnte ich nicht viel dazu schreiben. Erst in dieser Woche bin ich wieder eingestiegen. Pünktlich zum thematischen Cut in der Tour. Während auf dem Rad alles wie erwartet lief (=langweilig), überstürzten sich die Ereignisse in Sachen Doping. Und ich konnte praktischerweise mit einem nichtsportlichen Schwerpunkt wieder einsteigen.
Hätte ich jetzt drei Wochen Urlaub gehabt und jeden Tag die Tour gesehen, würd ich mich mit Sicherheit anders fühlen.
Ich kann aktuell auch nicht die Frage beantworten, ob ich an Stelle der ARD nach dem Dopingfall Vinokourov oder dem Ausstieg Rasmussen aufgehört hätte. Ob das “genug” war, im Vergleich zum kleinen Fall Sinkewitz. Wahrscheinlich hätte ich trotzdem weitergemacht, wenn auch mit anderen Themenschwerpunkt.
Greg LeMond bringt es einfach auf den Punkt, wenn immer er über den professionellen Radsport spricht. De Mondenard (Dictionnaire du Dopage) hat über 4000 Dossiers von Radprofis angelegt, die die Tour gefahren sind und was mit Doping zu tun hatten. Von LeMond hat er keins. Ein 60 min Interview mit Greg LeMond bei Competitor Radio.
http://www.competitorradio.com/details.php?show=21
Auf den ersten Absatz deiner Antwort hätte ich natürlich auch selber kommen können. Bzw. bin ich eigentlich auch. Andererseits kennt man das ja von eigentlich viel zu langweiligen Fussballspielen (gerne auch in der Testphase oder so): der Abhängige redet sich gerne mehr eigene Entscheidungsgewalt ein, als er tatsächlich hat.
Nach dem Augenkrebs-Jahr mit meiner Borussia bin ich ganz froh, mir diese Tour dank nicht vorhandener Abhängigkeit nicht reinziehen zu müssen. Aber danke der Antwort.
Achso “kleiner Fall Sinkewitz”: Ich glaube, wenn für einen die Tour zu 70% aus dem Team Telekom besteht, dann ist das im Vergleich kein kleiner Fall.
Was ich der ARD natürlich nie unterstellen würde.
warum werden bei “pinkelpausen” keine proben genommen?
einfach aber wahr, oder?
Ganz kurz off topic ;-)
Ich freu mich für Casar, der ist mir schon seit langem sympathisch…
andreas burkert hat für die sueddeutsche mit christian prudhomme gesprochen. grandioses interview, weil es in ziemlicher offenheit geführt wurde und eine menge neuer informationen bringt, u.a. auch zum mutmaßlichen gewinner der diesjährigen tour:
http://www.sueddeutsche.de/,tt2m5/sport/weitere/special/329/122165/index.html/sport/weitere/artikel/685/125497/article.html
[…] Alles in allem: ein Verband, der toleriert, daß eine derart belastete Person weiterhin Nachwuchstalente trainiert und dies als Privatangelegenheit deklariert, hat die Zeichen der Zeit längst nicht erkannt. Wenn der BDR nicht in den Verdacht geraten möchte, die gesamte Antidopingarbeit doch nur höchst halbherzig zu betreiben, sollte man hier dringend umdenken. Die bislang vorgeschlagenen Konzepte sind zwar löblich, greifen aber viel zu kurz. Ein rigoroser Antidopingkurs, mit dessen Umsetzung sich der Radsport aus der selbstverschuldeten Dopingmisere befreien könnte, bestünde aus drei Komponenten: erstens dem zeitlich befristeten Angebot einer Kronzeugenregelung mitsamt einer Teilamnestie, zweitens der Erweiterung der Dopingtestpraxis durch eine sogenannte "C-Probe" und drittens durch eine staatliche Anti-Dopinggesetzgebung, die diesen Namen auch verdient. Die Frage dabei ist nur, ob man in der Riege der Funktionäre für eine solche Roßkur tatsächlich bereit ist. Wie die genannten Maßnahmen im Detail den Weg zu einem Neuanfang im Radsport begleiten können, wie die Münchhausen-Operation gelingen kann, wird an dieser Stelle ab morgen in einem zweiten Teil dargestellt… Unverständnis, Entsetzen und teilweise Belustigung über das traurige Spektakel, äußert sich hier, hier und hier auch in der Blogosphäre. Es wäre schön, wenn im nächsten Jahr die Sportfreaks weniger häufig so unerfreuliche Vokabeln wie EPO, Blutdoping und Testosteron lesen müßten. [↩] […]
So ungefähr kann ich mir vorstellen, was Jaksche hier vorschwebt. Wie er das detailliert ausgestalten will, weiß ich freilich nicht. Meinen Vorschlag für einen wirklich konsequenten Antidopingkurs werde ich morgen in meinem Blog einstellen… bis dahin gibt es nur diesen ersten Teil. Ich denke, daß auch Jaksche einen Zeitraum meint, innerhalb dessen eine Kronzeugenregelung gilt, die an eine Teilamnestie gekoppelt ist… ist aber nur ne Vermutung anhand seiner Formulierung “Stunde Null”.
Kleiner Einwurf am Rande.
Weg mit irgendwelchen Asthma und sonstigen Ausnahme Regelungen.
Wenn ich nicht schwindelfrei bin kann ich nicht Dachdecker werden und wenn ich Asthma hab kann ich eben nicht Radprofi werden.
Niemand sagt bei der Geburt das bestimmte Personen bestimmte Berufe ergreifen müssen.
@Marc: “Stunde Null” ist eine Formulierung von mir. Jaksche blieb mit seinen Aussagen unverständlich, weil er zwar dieses Beichtmodell vorschlug, aber sich gleichzeitig gegen eine Amnestie aussprach.
@Freddy7: Sowas ist in der Tat geplant. Die führenden Anti-Doping-Teams (also die 6-7 französischen und 2 deutschen) wollen die Fahrer nach solcher “Asthma-Medikation” mit einer zweiwöchigen Schutzsperre belegen. Holzcer/Gerolsteiner weist auch wiederholt darauf hin, wie extrem wenige Ausnahmegenehmigungen in seinem Team anfielen.
Meine Vermutung: er will dadurch den Offiziellen klarmachen, was sie so alles nicht sehen wollen/können/dürfen. Obs hilft? Man wüßte wenigstens was so läuft/lief/zugegeben wird. Sozusagen eine Bohrinsel, die man in den Sumpf stellt um irgendwo nen festen Halt zu haben.
Die Frage ist halt, was der offizielle mit den Angeben macht. Ich fürchte es führt zu nix falls da kein Maulwurf der Presse zuarbeitet…
Der teil in dem Artikel der SZ mit dem Investmentfond ist ja wohl auch sehr interessant. Steckt da insgesamt noch was viel größeres hinter allem?
Letztendlich greift die SZ das auf, was seit Tagen in der L’Équipe steht (und von mir hier geschrieben wird):
Verbruggen/UCI/McQuaid versuchen eine Rennserie auf die Beine zu stellen, bei denen nach Vorbild der Formel 1, sich die Rennveranstalter in den Rennkalender einkaufen müssen. Nach Vorbild der Formel 1 sollen die Rennen unter marketingtechnischen Gesichtspunkten über den Rennkalender verteilt werden.
Das hinter Verbruggen ein Investmentfond steht, ist so gesehen, eine Formalität.
Man kann davon ausgehen, dass es kein Zufall ist, dass diese Geschichten via der L’Équipe gestreut wird, die bekanntlich den Tour-Organisatoren sehr sehr nahe stehen.
Letztendlich wird damit auch das Thema aus der ProTour weiter gestrickt. Die ProTour hat den großen Rennveranstaltern überhaupt nicht geschmeckt und bestimmte Elemente wie der dichtgepackte Kalender und Rennen in Übersee oder neuen Märkten wurden von der UCI bereits da eingeführt.
Gibt’s eigentlich nen Link, wo man nachvollziehen kann, wer bei jeder Etappe zur Dopingkontrolle ausgelost wurde?
Eine flämische Sportzeitung – hln.be – meldet, dass Soler positiv getestet worden sein soll. Wenn’s stimmt, könnte der Testador in Paris viermal ganz oben auf dem Treppchen stehen: Gelb, Berg, Jungprofi und Mannschaft. Glückwunsch.
Falls Contador sauber war, hatte er auch eine grandiose Tour. Ich denke aber, das Evans ihn heute noch abfangen wird.
ah, da ist ja der wertungsführende, von dem 15.58h geschrieben wurde.
spon hats auch.
und der nächste bitte:
laut spiegel.de soll Soler positiv getestet wurden sein…
http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,496995,00.html
Ich bin erstaunt das HLN.be eine Polizeidurchung des Hotels meldet, aber in den französischen Medien nichts zu lesen ist. Noch nicht einmal bei Google News.
Die Nachrichtenlage ist weiterhin undurchsichtig. In Frankreich steigt derzeit kein Medium auf die Story ein, auch nicht das sonst sehr fixe France Info.
Die Cycling Post ist derzeit according Google News USA das einzige internationale Medium dass darüber berichtet, aber sie verweisen auf die dänische Berlingske Tidende als Quelle, auf deren Website dummerweise nix zu finden ist. Sie tut es aber mit den gleichen Infos wie sie letztendlich in der belgischen HLN zu finden sind.
So soll es um 11h vormittags eine Pressekonferenz von Barloworld geben.
Die ARD (gerade im nachtmagazin und im netz) beruft sich auf die DPA (die sich wieder auf HLN beruft) … woanders habe ich auch was gefunden, nachdem sich HLN auf die dänische Zeitung beruft – der artikel auf deren seite beruft sich aber auf HLN (http://www.bt.dk/article/20070727/sport03/707270371/) …ganz schön durcheinander alles ;)
Es kommt noch besser: eine weitere Quelle soll ein Bericht auf der Website des dänischen Senders TV2 sein. Ein Däne behauptet wiederum in einem Forum, dass der Artikel nichts anderes wiedergibt, als die Gerüchte dass letzten Sonntag ein Trikots-Träger aufgeflogen ist.
Bei einigen Sportwetten-Anbieter soll der Kurs von Soler in den letzten Stunden abgestürzt sein.
Wirklich kurios ist bei der Geschichte, dass die Hoteldurchsuchungen von französischen Medien bislang immer in Windeseile gemeldet wurden, aber nun bislang tote Hose ist.
Auch gut: die unterschiedlichen Länderversionen von EUROSPORT bzw. eurosport.yahoo.com gehen mit dem Thema unterschiedlich um. Die Briten melden es im Ticker, die Franzosen tun es nicht, für die Deutschen ist es bereits eine Topmeldung.
ich hab gerade nochmal bei SpOn nachgelesen.. heute nacht wird es wohl keine neuigkeiten mehr geben.
Laut spiegel und dpa ist die PK morgen um 11h aber von Christian Prudhomme … naja mal abwarten :)
Es gibt einen weiteren Artikel bei Berlingske Tidende (http://www.bt.dk/article/20070727/sport03/70727066/) – der auf den sich hln.be im ersten Link beruft – und der ist von gestern 19:44/19:53. So wundert es mich jetzt auch, dass die Polizeivisite noch niemand sonst unabhängig oder früher oder überhaupt gemeldet hat.
Auch in den 1h30-Nachrichten von BFM.tv keine Tickermeldung, kein nix.
Stattdessen die ARD auf ihrer Website:
Die Geschichte ist in der Tat merkwürdig. Eine polizeiliche Hoteldurchsuchung von denen französische Medien nichts wissen. Eine Dopingtest-Ergebnis welches erst nach 6 Tagen bekanntgegeben wird, aber bereits seit dann drei Tagen gerüchteweise kursiert?
Ich glaub den Dopingfall erst, wenn er am Samstag offiziell bekanntgegeben wird.
kann es sein, dass mal wieder “nur” einer vom anderen abgeschrieben hat ?
im ersten artikel von bt.dk steht ja: “Tour-skandale: Er Soler dopet?” –> wo also nix anderes als der gerücht aufgegriffen wird. Dann kommt HLN und macht aus der Meldung schnell mal den fertigen skandal, mit der Behauptung das Soler positiv getestet wurde. Jetzt greift BT wieder die geschichte auf und beruft sich auf HLN.
Laut dem EurosportForum wurde heute nach der etappe schon über den dänischen artikel berichtet.
So oder so, es ist auch schon spät und so einige sportreporter werden wohl lieber schlafen als “dem nächsten” dopingsünder hinterher zu laufen ;).
Ich warte mal die PK bzw Neuigkeiten von morgen früh ab.
vielleicht bilden clerc und prudhomme ja nur die anti-uci-front und die pressekonferenz hat mit soler gar nix zu tun.
Soler solls ja doch nicht gewesen sein:
http://www.radsport-aktiv.de/sport/sportnews_45407.htm
Zumindest bezüglich der 14. Etappe wäre dies auch gar nicht möglich, da neben Etappensieger Contador und Gesamtleader Rasmussen zufällig Alejandro Valverde (Caisse d`Epargne), Gorka Verdurgo (Euskaltel), Frank Schleck (CSC), Tadej Valjavec (Lampre), Christophe le Mevel (Crédit Agricole) sowie Staf Scheirlinckx (Cofidis) getestet worden sein sollen.
http://www.radsport-aktiv.de/sport/sportnews_45399.htm
Klöden hat der BLÖD-online ein herzerweichendes Interview gegeben…
Er habe Angst in den Knast zu kommen, weil ihm mal irgendwer was Verbotenes über den Salat kippen könnte uswusf
Interesant ist jedoch, dass er sich auch über die positiven Dopingproben äußert und sagt, dass er es sich nicht vorstellen kann, dass gerade die Leute gedopt haben sollen, die wissen, dass sie sicher getestet werden. “So dumm ist doch keiner.” Auf die Frage, wie er sich die positiven Proben ansonsten erklären könne, erzählt er was von möglichen Intrigen zwischen UCI und ASO. Er sagt, evtl gehe es darum alles kaputt zu machen und dann die Reste zu übernehmen.
Mir fehlte in diesem Interview dann allerdings noch die konsequente Schlussfrage:
Herr Klöden, glauben Sie das wirklich schon selbst?
“mir hat jemand nandrolon in die zahnpasta getan!”
Irgendwie erinnert mich der ganze Zirkus an den Zusammenbruch totalitärer Regime. Also so die Phase, wenn die Herrschaftseliten und ihre Handlanger gefangen sind zwischen dem Eingeständnis, dass das alles ganz großer Mist war mit der Politik und der Ideologie und dem Weg der Selbstverleugnung, entweder weil man Angst hat noch bestraft zu werden oder weil man so tief drin hing, dass man es selber glaubt. Gerade Klöden mit seinem Interview erinnert da sehr stark dran.
Am Ende ist es doch nur saupeinlich wie sich Erwachsene aufführen können.
@Joerre: Ich gehe mal davon aus, Du beziehst das “saupeinlich” auf Klöden. Die Möglichkeit, dass er tatsächlich clean ist oder die Möglichkeit, dass es u.U. tatsächlich auch mal einen Fall “false positive” geben kann lässt Du überhaupt nicht zu, oder?
Der kann durchaus clean sein. Aber von Verschwörungstheorien anzufangen…geht mir einfach zu weit. Ich bezieh das saupeinlich aber nicht ausschließlich auf ihn, das zieht sich doch wie ein roter Faden durch den ganzen Laden. So gut wie jeder erwischte Doper lamentiert irgendwas von fehlerhaftem Test, böser Verschwörung oder falschen Medikamenten. Wie Kinder die beim Süßigkeitenklau erwischt werden oder gerade die Scherben der Lieblingsvase von Mama aufsammeln und dann irgendwas von “ich wars nicht” stammeln.
Dass es beim einen oder anderen Fahrer tatsächlich wahr sein kann mag stimmen, aber willst Du mir erzählen, dass alle erwischten Doper Opfer der großen Weltverschwörung sind? Dann viel Spaß weiterhin mit der Tour…
Ich für meinen Teil finde es abartig. Nicht nur im Radsport.
Mal ne ganz andere Frage: wie soll ich in Zukunft reagieren wenn wieder ein (mutmaßlich & hoffentlich Hobby-)Radler im astana-Trikot vorbeifährt?
Ich meine ich bin bei gut 50 Radlern/Tag (Wochenende 4x) einiges gewohnt, selbst gelbe T-Trikots. Oder damals Ulle&Co auf Trainingsausfahrt… Aber sowas? Entweder hat der arme nix anderes anzuziehen oder keine Medien :-(